Ein Eldorado zum Plündern: Baubericht eines Blauröcke-MOCs

Die Pirate-Tage bei StoneWars anlässlich der Neuauflage der LEGO Eldorado Festung (10320) sind in vollem Gang. Während wir euch in den vergangenen Tagen die Review der originalen Black Seas Barracuda und der Pirate Bay nochmal nahegelegt haben, wollen wir heute die Seiten wechseln und euch erneut einen Artikel von David präsentieren, der ursprünglich im September 2021 erschien: Der Baubericht eines modifizierten Eldorado-MOCs von Rebrickable.

Während LEGO sich bei der eigenen Neuauflage dazu entschied, die Größe des Klassikers beizubehalten und auf eine etwas modernisierte, mit moderneren Teilen umgesetzte Interpretation des originalen Sets setzt, schöpft die hier von David gebaute Version des Gouverneurkastells aus dem Vollen und lässt sich daher nur bedingt mit der offiziellen Version vergleichen: Rund 6.500 Teile kommen hier zum Einsatz, wobei die (in diesem Artikel nochmal erweiterte) Anleitung auf etwas weniger als 5000 Teile kommt. Würde man versuchen, die Teile (ohne großen eigenen Vorrat) zusammen zu kaufen, landet man mittlerweile bei über 1000,- Euro.

Wir wünschen allen, die Lust haben sich ein wenig in der Piratenwelt zu verlieren, viel Spaß beim (erneuten) Lesen!


Was ist ein Pirat ohne einen vergrabenen Schatz, von dem er träumen kann, ohne eine Galleone voller Gold, die er verfolgen kann – und ohne eine reiche Festung, über deren rauchenden Überresten man sich ein Hühnchen rösten kann? Doch wehe, wenn man statt unermesslicher Schätze die kalten Katakomben und den hölzernen Galgen aus der Nähe betrachten muss… Heute möchte ich mir mit euch eine moderne Interpretation der berühmten 6276 Eldorado Fortress genauer anschauen, Fallstricke beim MOC-Nachbau aufzeigen – und das Ganze am Ende auch beleuchten.

Als im April 2020 die 21322 Piraten der Barracuda-Bucht herauskamen (lest hier gern noch einmal Jens’ fantastisches Review nach), schlug als Kind der 90er mein Herz höher – und nicht nur meines, wie es scheint. Die zahlreichen Stunden, die ich in das Modden dieses Ideas-Sets gesteckt habe, sollen Thema eines späteren Artikels sein. Doch da wir weiterhin auf ergänzende Sets warten, mit denen unsere Piraten gegen mehr als nur vertrocknete Knochen kämpfen können, ist mir schnell klar geworden, dass ein Gegengewicht zur Bucht nur in Form eines MOCs Einzug finden kann.

Hinweis: Für alle kommenden Bilder muss ich darauf hinweisen, dass ich trotz mehrerer Feudel-Einsätze nicht für Staubfreiheit garantieren kann und durch die Beleuchtung sowie die Bespielung durch im Haushalt freilaufende Kinder möglicherweise nicht jeder Stein perfekt angedrückt ist.

Liebe auf den ersten Blick

Als ich dann im Sommer 2020 auf Instagram über eine Neuinterpretation des Sets 6276 Eldorado Fortress stolperte, das ursprünglich im Jahr 1989 erschien und im Deutschen “Gouverneurkastell” genannt wurde, war ich hin und weg. Ich, das Ost-Kind, habe einige Sets dieser sagenumwobenen ersten Piratenwelle bekommen, als die LEGO Sets über die gerade gefallene Mauer hüpften, und besitze sie noch heute – auch wenn es die großen Sets, sei es die alte Barracuda oder die Festung, nie in mein Kinderzimmer geschafft haben. Urheber dieses schönen MOCs ist übrigens ZeRadman, einem amerikanischen LEGO Bauer, über den es wenig zu erfahren gibt und der auf den üblichen Plattformen (Rebrickable, Flickr, Instagram) eine eher überschaubare Präsenz pflegt.

Eldorado AltEldorado Neu

Ich bin ohnehin ein großer Fan von neu interpretierten alten Modellen, die mit moderner Detailverliebtheit, elaborierteren Bautechniken und neuen Teilen die Ideen von damals in eine Ästhetik (und leider auch Preisstruktur) von heute überführen. Denn trotz aller Nostalgie finde ich die alten Modelle mit ihren dreidimensionalen Grundplatten und wenigen Teilen dann doch nicht mehr so attraktiv, dass ich sie mir heute noch als Diorama hinstellen würde. Aber ich mag auch einige Sets der 2015er Piratenwelle, insofern: Was weiß ich schon …

Also kaufte ich kurzentschlossen die Anleitung auf Rebrickable für 10,- Euro. Die MOC-Werbung versprach mir immerhin, dass ich mit einigen wenigen Teilen aus der Barracuda Bay, dem günstig zu schießenden 70435 Hidden Side Newburys verlassenes Gefängnis und schlappen 4000 weiteren Teilen diese Festung zusammenbauen könnte:

Eldorado 02

Mir gefiel schon auf den ersten Blick die dem Original nachempfundene Gesamtarchitektur – der Pfad den Hügel hinauf bis zum Tor, die mehrstöckigen Gebäude, die Schiffsanleger, die Kanone(n) hinter den Wehrmauern, der Lastenzug zum einfachen Löschen der Schiffsladung und das unterirdische Gefängnis – und das alles in einem Maßstab, der in meinen Augen gut zur Piratenbucht passt, auch wenn beim genauen Hinschauen klar wird, dass ein gekentertes Schiff nicht so groß wie eine ganze Festungsanlage sein kann. Aber gerade diese Form von spielerischer Minifig-Scale, die einerseits zur Größe der Figuren passt und doch keine gänzlich realistische Raumaufteilung erzeugt, mag ich sehr gern. (Freilich muss ich zugeben, dass von realistischeren Maßstäben, wie sie beispielsweise RogueBricks bei der Bricking Bavaria 2018 gezeigt hat, nicht weniger aus dem Sessel geschleudert werde.) Auch die im MOC verbauten Sandbänke und (nicht unumstrittenen) azurblauen Eckplatten orientieren sich stark am Ideas-Piratenset.

Schauen wir uns kurz die Daten zum MOC an:

  • Rebrickable-MOC-Nummer: 49155
  • Name des MOCs: Eldorado Fortress – Pirates of Barracuda Bay
  • Anzahl Teile: 4982 (laut Anleitung; in der hier gezeigten Variante wahrscheinlich ca. 6500)
  • Preis (Anleitung): 10,00 US-Dollar
  • Preis (Teile): ca. 700,- Euro laut Rebrickable
  • Preis/Teil: 14 Cent
  • Maße (H x B x T): 40 cm x 50 cm x 51 cm

Teilemäßig machte ich mir zudem Hoffnungen, dass ich meinen angefangenen Nachbau des (mittlerweile leider gescheiterten) Ideas-Entwurfs “Soldier Imperial Golden Fort” gut als Teilespender für meine neue Liebe nutzen könnte. Zeitweise wollte ich diese Idee auch mit einer erweiterten Achterbahn kombinieren – aber all diese Träumereien waren mit der Entdeckung dieses MOCs Makulatur.

Also Anleitung auf und losbauen, oder? Oder?!

Vorsicht vor der Anleitung

Leider stieß ich in der PDF-Anleitung auf ein Problem, das bei MOCs aus dem Netz regelmäßig eine Gefahr darstellt – die Anleitungen unterliegen (natürlich) nicht der rigorosen Qualitätskontrolle von LEGO, und selbst dort schleichen sich ja noch Fehler ein. Wenn Modelle nur digital gebaut werden, entstehen selbst bei den besseren MOCer:innen teilweise Fehler, was Verbindungen, Stabilität oder schlicht Einsehbarkeit der Bauschritte angeht – davon kann ich selbst ein Lied singen.

Zum Zeitpunkt meines Kaufs allerdings war die Anleitung zur Festung gelinde gesagt eine Katastrophe – die über 400 Schritte zeigten offenbar zufällig irgendwelche Teile, die wild in der Gegend herumflogen und irgendwann ein Ganzes bildeten; keine Chance, hiernach zu bauen wie bei einem offiziellen LEGO Set.

Eldorado 20
Beispielseite der Original-Anleitung

Allerdings hatte ZeRadman neben der PDF-Anleitung auch eine Stud.io-Datei mitgeliefert, und so fing ich an, mich von unten durch diese Datei zu arbeiten. Da ich sonst gern auch mal MOCs von Fotos her nachbaue, war das Herumfliegen durchs Modell und schichtweise Bauen eine nahezu leichte Übung.

Hinweis: Kurz nach meinem Aufbau und als Reaktion auf einige enttäuschte Kommentaren von Käuferinnen und Käufern hat der MOC-Bauer übrigens auch nachgelegt und sowohl eine funktionierende Anleitung herausgebracht als auch die meisten strukturellen Schwierigkeiten behoben.

Selbst beim Bauen aus der Stud.io-Datei heraus zeigte sich aber, dass es in der Felsenlandschaft Stabilitätsprobleme gab, weil gerade der unterirdische Teil, der von großen BURPs umrahmt wird, viel zu wenig abgestützt wurde, als dass die großen Platten des Marktplatzes und die Gebäude darauf hätten halten können. Also tat ich das, was wir als brave LEGO Bauende von den Besten gelernt haben: Ich öffnete meine Kiste mit klassischen 2×2 und 2×4 Steinen und verbaute die schönste Farbexplosion dort, wo man sie später nicht sehen konnte.

Weil ich schon ahnte, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder an die Eingeweide herankommen wollte, verbaute ich auf diesen Steinen und BURPS dort, wo die großen Platten aufliegen würden, teilweise Fliesen, um klare Sollbruchstellen zum Abnehmen zu definieren, ohne dass die Konstruktion selbst wackelig würde.

Lieblingsecken

Schauen wir uns doch das MOC, wie es am Ende bei mir geworden ist, einmal genauer an. Wenn ihr die obigen Original-Renderings mit den Fotos vergleicht, werdet ihr sehen, dass ich mir gerade bei der Innenausstattung ein paar Freiheiten genommen habe.

Hinweis: Ich habe meine Blauröcke-Armee, meine Händlerinnen und Zivilisten, meine eingesperrten Piraten usw. auf den Fotos noch nicht platziert, weil ich mich in diesem Artikel eher auf die Architektur konzentrieren und auf Wimmelbilder und “Wo ist Rotbart?”-Rätsel für den Moment verzichten wollte.

Die Festungsinsel erreicht man über zwei von Möwen bewachte Stege – wahrscheinlich weniger, indem man die Galeonen direkt dort ankert, sondern durch das Übersetzen mit einem Ruderboot. Über den kleineren Steg kommt man auf eine mit Holz beplankte Steintreppe, die zum großen Eingangstor der Festung führt.

Hier gelangt man in eine kleine Prunkhalle, wo vier sandfarbene Statuen an berühmte historische Blauröcke erinnern.

Darüber findet sich ein musikalisch oder religiös angehauchtes Zimmer mit einer Orgel, die die Blauröcke wahrscheinlich aus dem 10273 Haunted House in die Neue Welt verschifft haben. Dieser Raum ist einer von mehreren, aus denen man durch bunte Bleiglasfenster hinausblicken kann; die durchsichtigen 1×1 Rundplatten sind hierbei in dem unteren Teil eines 2×2 Drehtellers befestigt, der überzeugend die Glasfassungen andeutet. (Treppen gibt es in diesem Eldorado übrigens nicht, die Minifiguren müssen in guter LEGO Tradition von Ort zu Ort fliegen.)

Von der Prunkhalle kommt man auf den Marktplatz, der von einem tiefen Brunnen und einem prominent platzierten Galgen dominiert wird. Hier ist eine Spielfunktion eingebaut, die AFOL-Kinder weniger verstört als strangulierte Freibeuter und eine schöne Hommage an die Action-Features aus Spielsets darstellt: Statt ins Jenseits werden die Delinquenten nämlich eine Etage nach unten befördert, aber dazu später mehr.

Der Marktplatz ist von einer etwa brusthohen Mauer mit zinnenartigen Erhöhungen eingefasst und wird von zwei Kanonen bewacht, von denen eine etwas höher gesetzt ist und in direkter Nachbarschaft zu einigen gestapelten Kanonenkugeln steht; diese werden durch Technic-Kugelgelenke dargestellt, sind unten durch Jumper-Platten etwas versetzt angeordnet und anschließend mit ruhiger Hand gestapelt worden.

Vom Marktplatz gelangt man zum mittleren Gebäude, das im unteren Teil bis auf einige Fliesen und Hocker recht schmucklos ist; es ist wohl ein Wachraum, in dem sich die Soldaten die Zeit vertreiben, die die Katakomben bewachen.

Eine Etage weiter oben findet man ein kleines Schlafzimmer mit zwei Betten im zeitlosen Blaurock-Stil sowie ein opulentes, wenn auch etwas beengtes Esszimmer mit reich gedecktem Tisch und anständig gefüllter Hausbar.

Direkt angrenzend findet man einen Stall, der eine Kuh, zwei Pferde, Schweine und Hühner beherbergt – direkter Zugang zur Eier- und Fleisch-Selbstbedienung plus ressourcenschonende (wenn auch etwas müffelnde) Heizung, wenn es mal etwas kälter in der Karibik wird.

Ohne weitere Tür, nur mit einem Gatter abgetrennt, schließt sich hier das letzte Gebäude an, das unten eine kleine Schmiede und oben einen Löschkran beherbergt, mit dem (wie beim originalen Kastell) Boote oder Barken rasch entladen werden können.

Dem Kran habe ich eine Zahnradkonstruktion spendiert, die wenig Wirkung hat, mir aber optisch gut gefällt – denn was ist schon cooler als ein paar sich gegeneinander drehende Zahnräder in Bewegung?

Zwei der drei oberen Etagen – das Orgelzimmer und das Schlaf/Ess-Appartment – lassen sich im Stile der Modularhäuser abheben, weil sie nur mit wenigen Noppen befestigt sind und sonst auf Fliesen liegen, und lassen so Umbauaktionen für erwachsene Wurstfinger oder Reparaturen problemlos zu.

Und dann gibt es noch die Ebene der Katakomben unter der Stadt: Von dem längeren der beiden Stege kommt man per Boot durch einen geheimen Tunnel (versteckt hinter ein paar Spinnenweben) zum Gefängnistrakt, in den vermeintlich nur die Stufen aus dem Wachraum führen – und natürlich die Falltür des Galgens, denn wird diese ausgelöst, geht es über eine vor allem aus Friends-Sets bekannte Rutsche und ein paar glatte Steine direkt ins Verlies.

Glücklicherweise ist der Zellenschlüssel ausbruchsfreundlich angebracht, und falls die Retter dicke Finger haben, lässt sich die Gefängnistür nicht nur öffnen, sondern sogar mitsamt Rahmen zur Seite schieben. Dann steht einer nächtlichen Flucht nichts mehr im Wege – oder sogar einem Überraschungsangriff durch den Tunnel direkt ins Herz der Festung!

Besondere Bautechniken

Die Festung ist in meinen Augen mit konventionellen Bautechniken erdacht worden – es gibt wenig exzentrische und dadurch vielleicht wackelige Konstruktionsweisen. Höchstens die Lampenkonstruktionen in der Statuenhalle, die nur an einer seitlichen Noppe hängen, löst sich bei ungeschicktem Hantieren manchmal.

Auf zwei Aspekte will ich hier aber noch eingehen: Zum einen gefiel mir die ursprüngliche Dachkonstruktion mit den 1×1 Rundsteinen nicht so gut; in meiner Fantasie sehe ich da weniger Schindeln, sondern eher Maiskolben… Deshalb habe ich mich für Käseecken entschieden, die auf einer simplen (wenn auch etwas auftragenden) Plattenunterkonstruktion sitzen, und dann durch Hinge Bricks etwas gekippt werden. Das klappt erstaunlich gut.

Zum anderen will ich hier noch die Konstruktion der Bleiglasfenster zeigen, die wie beschrieben maßgeblich durch einen Teil der 2×2 Turntables gewuppt werden. Mit Brackets an den Fenstern halten sie erstaunlich sicher.

Ein Ozean aus Fliesen

Ich bin nicht der größte Fan der azurblauen Dreiecksplatten der Ideas-Piratenbucht, obwohl ich auch kein Baseplate-Jünger bin und die etwas organischere Form dieser Grundkonstruktion insgesamt sogar mag. Für meine Piratenbucht hatte ich mich aber bereits für eine Konstruktion aus den transparenten blauen Fliesen entschieden, die es regelmäßig in der “Pick-a-Brick”-Wand der LEGO Stores und damit recht kostengünstig in größeren Mengen gibt (zu meinen Veränderungen an der Bucht folgt noch ein separater Artikel), und so stand für mich fest, dass ich auch das Eldorado-MOC auf eine Grundplatte umsetzen würde. Die unterschiedliche Wassertiefe habe ich dafür mit einer Zwischenebene aus weißen, sandfarbenen, hellgrauen und schließlich blauen Platten erzeugt, ein zum Beispiel auch in der Ninjago City und den Folgesets (mit andersfarbigen Wasserfliesen) gern eingesetzter Kniff. Die darüberlaufenden transparenten Fliesen erzeugen dann auch hier einen ganz schönen organischen Tiefeneffekt.

Bei den Baseplates habe ich übrigens zwei 50 x 42 Noppen große, sandfarbene Grundplatten von einem Mitbewerber namens “Strictly Briks” verbaut. So ist auch noch genügend Wasserfläche für eventuelle kleine Boote übrig – und die Festung nimmt damit fast exakt fünfzig Prozent eines horizontal gelegten Ikea KALLAX-Regals mit 2 x 4 Fächern ein. Nachteil der knackig mit Platten belegten Baseplates ist allerdings der bekannte Effekt, dass diese durch die Spannung der Bauteile in eine leichte Krümmung kommen.

Den Umbau auf die Baseplates mit den zwei Ebenen Wasserplatten und -fliesen habe ich allerdings erst begonnen, als das MOC schon großenteils stand, was zu einem nervenreibenden Umsetzen der Gesamtkonstruktion in einzelnen Teilabschnitten, Wiederaufbauten und Reparaturen geführt hat. Wenn ihr die MOC-Rendering mit meinen Fotos vergleicht, werdet ihr sehen, dass ich bei der Gelegenheit die ganze Festung auf Sandbänke gesetzt habe, wie sie bei den Piraten der Barracuda Bay verwendet werden. Das gefiel mir einfach viel besser als die ursprünglich vom MOC-Bauer erdachten, etwas eckigen Platten, die irgendwann ins Meer laufen. Allerdings führen die Rundungen des Strandes zu einigen baulichen Herausforderungen, wenn mehrere Sandbänke ineinanderlaufen oder Achitektur darauf stehen soll.

Mehr Licht!

Als dann die letzten BrickLink-Bestellungen angekommen waren, das Wasser sich friedlich gegen die Insel kräuselte und endlich wieder alle Steine übereinandersteckten, stand der nächste logische Schritt an: Wieder großflächig das Modell auseinandernehmen … Denn ich wollte mich an einer Beleuchtung versuchen.

Dafür hatte ich mich bei einer guten Rabattaktion bei dem chinesischen Anbieter Lightailing mit zwei Beleuchtungssets von BRIKSMAX für die Barracuda Bay eingedeckt (Vorsicht, es gibt dort und auch beim deutschen Amazon Beleuchtungskits der Eigenmarke von Lightailing, mir wurden aber aus dem Umfeld der StoneWarane damals die BRIKSMAX-Sets ans Herz gelegt). Diese bieten eine gute Auswahl verschiedener kleiner Punktlichter, Fernbedienung, RGB-Streifen usw., greift aber für meinen Geschmack dann doch zu tief in die Farbkiste. Eine tolle Ergänzung kann es daher sein, z.B. das BRICKSMAX-Beleuchtungsset für den Volkswagen T1 mehrfach zu kaufen und auszuschlachten, hier gibt es regelmäßig starke Rabatte bei Amazon.

Darüber hinaus habe ich mir beim deutschen Importeur Illuminate your bricks einige spezielle Teile vom australischen Anbieter Light my bricks geholt, u.a. ein Flicker-Effektboard (das drei Anschlüsse für zeitlich versetztes, wenn auch nicht hyperrealistisches Kerzenflackern bietet) und Verbindungskontakte zur Etagentrennung (aktuell nicht mehr im Sortiment), sodass an einzelnen Stellen der Strom auch ohne Kabel zu den verschiedenen Gebäudeteilen gelangt und diese wie gezeigt abgenommen werden können.

Ich empfinde es als gar nicht so leicht, LEGO Modelle ansprechend zu beleuchten, ohne unabsichtlich die bekannte Festbeleuchtungsszene aus dem Film “Schöne Bescherung” nachzustellen. Ob es mir gelungen ist und euren Geschmack trifft, müsst ihr entscheiden – ich habe jedenfalls außen nur die Laternen mit Punktlichtern ausgestattet und im Inneren entweder Kerzen ebenfalls mit kleinen LEDs hinterleuchtet oder mit etwas breiteren Leuchtstreifen von der Decke die Innenräume erhellt. Das Licht, das dann durch die bunten Bleiglasfenster in die Nacht fällt, finde ich ausgesprochen heimelig. Etwas verspielter bin ich dann in der unteren Ebene geworden; hier leuchtet eine Laterne blau und auch der restliche Teil der Katakomben ist durch drei RGB-Streifen in dunkles Blau getaucht, ebenso scheint ein weißes Punktlicht (kaum sichtbar) durch die blauen Fliesen, die ganz unten im Brunnen den Grundwasser-Abschluss bilden.

Das Flackermodul habe ich am Ende ausschließlich beim Feuer in der Esse eingesetzt, denn bei diesem Effekt ist ein weiteres Mal weniger mehr – und ja, ich habe es ausprobiert, alle Laternen an dieses Modul zu hängen, und bin knapp einem epileptischen Anfall entgangen …

Die verbauten LED-Kabel sind dünn genug, um zwischen Noppen und Platten entlanggeführt zu werden, und überleben trotzdem auch Menschen mit Hang zur Grobmotorik – allerdings lässt sich, wie auf meinen Fotos zu sehen, nicht immer vermeiden, dass gewisse Spalte bleiben. Ich zumindest habe irgendwann für mich an einem Punkt entschieden, dass ich weder Steine anbohren noch den vollen Perfektionismus fahren will. Wer das technische Know-how hat, kann sich natürlich auch von Tobias an die Hand nehmen lassen und sich selber eine Beleuchtung mit feinsten Drähten zusammenlöten.

Ich habe zumindest versucht, ein sinnvolles Verteilungssystem zu etablieren; jedes Gebäude ist an einen separaten Mini-Stromverteiler angeschlossen, von dem aus die einzelnen Kabel in die Lichtquellen führen, manchmal sind in einzelnen Räume  zusätzliche Verteiler unter einem Bett oder in einer Kiste versteckt. Jeder dieser Verteiler führt dann unterirdisch zum Marktplatz, der auf viel umbauter Luft steht und insofern reichlich Platz für überlange Kabel bietet. Hier führt alles in eine Steuerungseinheit, die per Fernbedienung angefunkt werden kann und nicht nur die gewünschte Farbe an die RGB-Panels weitergibt, sondern auch die LED-Punktlichter dimmen kann; meistens reguliere ich diese sogar auf den niedrigsten, in der Menge aber immer noch wirkungsvollen Wert.

In einem Loch im Gestein, das genau zwei Steine breit ist, liegt der weibliche Anschluss des USB-Kabels, das den gesamten Aufbau mit Strom versorgt. Das von der Steckdose kommende männliche Ende des USB-Kabels ist vom Beobachter abgewandt; weil ich dazwischen noch einen kleinen, preiswerten Schalter geklemmt habe, muss das Kabel nicht regelmäßig abgezogen werden, stattdessen schalte ich den gesamten Stromfluss mit einem satten analogen “Klick”.

Fazit

Für mich persönlich verbindet das Nachbauen von MOCs viele Dinge, die ich beim LEGO Bauen besonders mag: Ich werde beim Bauen ein wenig an die kreative Hand genommen, und doch sind die Anleitungen (wenn sie nicht gerade chaotisch sind) nicht auf dem manchmal für bauerfahrene Erwachsene etwas zu leichtem Niveau originaler Sets; ich baue dadurch auch länger an den Modellen, sodass ich pro Baustunde weniger Volumen erzeuge, das ich in meinen begrenzten Ausstellungsplatz quetschen oder bald wieder abbauen muss; ich nehme zudem die MOC-Anleitungen mehr als Serviervorschlag und baue hier lieber weiter und um als in offiziellen Sets, bastle Beleuchtung dazu usw.

Aber natürlich hat das MOC-Bauen auch seine Tücken. Man braucht manchmal eine gewisse Frustrationstoleranz, wenn die Anleitung nicht so verständlich oder die Bautechniken nicht so stabil sind, wie man es vielleicht von LEGO Sets gewohnt ist. Außerdem sollte man je nachdem, wie groß der eigene Baustein-Vorrat ist, den finanziellen Aspekt nicht unterschätzen: Bei einem MOC kommt man selten an die berühmten 10 Cent pro Stein heran, an denen wir gern offizielle Bausätze messen – einfach mal eine Bricklink-Bestellung für 4.000 Steine auszulösen, kann da schnell ins Geld gehen. (An dieser Stelle kann ich sehr die Hinweise der Kollegen Timo und Nando empfehlen, die das Steinesammeln für MOCs anhand von Brickative-Gebäuden detailliert zeigen.) Ich konnte durch meine vorherigen MOCs ähnlicher Ästhetik und dem langsamen Teilesammeln über fast ein Jahr hinweg diese Ausgaben etwas strecken. Auch das Bestellen von dazugehörigen Minifiguren und vorkonfektionierter Beleuchtung kann einen nicht zu verachtenden Kostenpunkt darstellen.

Trotzdem bereue ich keinen Schritt dieser Reise. Ich freue mich, dass mein KALLAX-Regal nun eine Blauröcke-Festung und die Barracuda-Bucht zusammenbringt – auch wenn Piratinnen und Soldaten jetzt nur einen Bausteinwurf voneinander entfernt sind und ich mir einen zusätzlichen Bereich offenen Meeres mit zugehörigem Schiff noch vorstellen könnte. Wenn abends dann ein fahles Licht aus den Gebäuden scheint und die neuinterpretierten und doch nostalgischen Plastikkulissen auf dem trans-dark blue Wasser glitzern, aber auch wenn meine Tochter die Festung attackiert, weihnachtlich schmückt oder mit ihren Freundinnen die Etagen erkundet und Freibeuter ins Gefängnis wirft – dann bin ich stolz auf das Gebaute und froh, dass diese Plastiksteine meine Kindheit und die unseres Nachwuchses zusammenzubringen vermögen.

Nun interessiert mich eure Meinung: Baut ihr nur offizielle Sets, kauft ihr manchmal MOC-Anleitungen oder baut ihr lieber allein kreativ? Habt ihr selbst positive oder negative Erfahrungen mit MOC-Anleitungen gemacht? Wie steht ihr zur Beleuchtung von LEGO Kreationen? Schreibt uns gern in die Kommentare!

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Über David 23 Artikel
Mitte 30, arbeitet in einer bayerischen Kulturinstitution und erkundet mit zwei Kindern die Welt. Hat 2016 durch DUPLO zurück zu LEGO gefunden und 2019 StoneWars entdeckt. Nun baut er die Blauröcke-Festungen und Piraten-Schlupfwinkel, von denen er als Kind geträumt hat.
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