Zieht eure wärmsten Mäntel an, RogueBricks hat wieder ein riesiges LEGO Gemeinschaftsprojekt umgesetzt, das auf über 100 Grundplatten eine bergige Wild-West-Landschaft darstellt. Wir stellen euch das Modell mit ganz vielen Bildern vor und geben einen Einblick, wie es in den letzten drei Jahren entstanden ist. Macht es euch gemütlich, denn es gibt sehr viel zu entdecken, von einer Westernstadt über eine gesprengte Eisenbahnbrücke bis hin zu einem Fort.
In unserem Bericht von der letzten Bricking Bavaria LEGO Fan-Ausstellung 2022 konntet ihr bereits den ersten Blick auf das neue „Rogue Frontier“-Projekt werfen und heute möchte ich euch noch einmal in Ruhe das fast 8m² große Modell von vorne bis hinten zeigen, für das ich auch ein Modul beisteuern durfte.
Vielen Dank an Michael, Hannes, Martin, Rauy und Johannes, die uns zusätzlich noch ihre Fotos zur Verfügung gestellt haben, und den Vorstellungsartikel auf RogueBricks, damit wir möglichst jeden Blickwinkel von diesem besonderen Modell einfangen können.
Inhaltsverzeichnis
Die Collab-Idee
Gemeinsam ein großes Modelle zu bauen, hat bei RogueBricks Tradition, sodass in den vergangenen Jahren schon Dioramen zu Piraten und Dieselpunk gebaut wurden. 2021 wurde es karibisch mit den Adventure Islands auf der Bricking Bavaria die wir euch hier im Blog im Detail mit vielen Bildern vorgestellt hatten. Nachdem feststand, dass die BB auch 2022 wieder in Fürth stattfinden würde, begannen die ersten Überlegungen für ein neues Rogue Collab. Dafür wurde eine Idee wiederbelebt, zu der es bereits seit 2019 erste Pläne gab, die aber bisher noch nicht umgesetzt werden konnten: eine weitläufige Wild-West-Landschaft!
Aber nicht klischeehaft in der Prärie, wie man es aus vielen Western-Filmen kennt, sondern stattdessen eine bergige Szenerie, die an die Pionierzeit Kanadas erinnert. Untergebracht werden sollten unter anderem ein großer Fluss mit Eisenbahnbrücke, ein Fort, eine Westernstadt und natürlich viele schneebedeckte Nadelbäume. Nachdem die vorherigen Kollaborationen eher flach waren und auf einfache Modulübergänge durch Wasserflächen zurückgriffen, sollte das neue Layout über die ganze Länge ansteigen, was eine akribische Planung voraussetzte und neue Herausforderungen bedeutete. Als Grundlage diente diese Skizze von Johannes alias Vaionaut, die maßgeblich das finale Erscheinungsbild prägen sollte:
Rogue Frontier
Nach drei Jahren Planung und Verschiebung durch die Corona-Pandemie war es dann endlich so weit und das „Rogue Frontier“-Projekt konnte erfolgreich umgesetzt und im November 2022 auf der Bricking Bavaria in Fürth ausgestellt werden.
Insgesamt ist das Modell 4,35 m lang, 1,80 m breit und reicht im Gebirge über 70 cm in die Höhe. Zur Umsetzung haben 24 Baumeisterinnen und Baumeister mit ihren Modulen beigetragen, aus denen sich die riesige Landschaft zusammensetzt:
- Andrea: Angler mit kleiner Hütte an der Küste
- dbodky: Kirche mit umzäunten Friedhof
- Speedyhead und Boba1980: Großes Fort mit einer ganzen Kompanie von Soldaten
- MGibarian: Ein Modul mit dichter Vegetation zwischen Fort und Wasserfall
- Vaionaut : Straße zur Kirche hoch mit zwei Stadthäusern
- Jonas: Indianisches Dorf und schneebedeckter Berg mit Tropfsteinhöhle
- YgrekLego : Ein Stück Wald mit einem Trupp Jägern und Holzfällern
- steentje: Goldmine am Fuß des Berges
- Nando: Gleise und Wasserturm in der Stadt
- Felix-the-Builder: Sich bewegende Sägemühle. Zusätzlich weitere Lichter und Bewegungen wie das Kanu, das seine Runde dreht
- jrx: Technic-Brücke, die zusammenfallen kann und sich danach mittels Seilzug wieder aufrichtet
- Rauy: Verschneite Trapper-Hütte in den Bergen
- rolli: Linke Hälfte des Bergmassivs und den mehrstufigen Wasserfall im Fluss
- Luca s projects: Bahnhof mit Gleisen und Holzbauarbeiten inklusive beweglicher Säge
- Robo Block: Steilklippe mit verschlungenem Pfad in die Westernstadt und dort zwei Gebäude, unter anderem das Sheriff-Büro
- Disco86: Rechte Hälfte des Berges mit in den Stein gehauenen Köpfen und dunkelblauer Dampflokomotive
- Marshal_Banana: Unterer Teil der Stadt mit Lagerhaus am Hafen und zweistöckigem Hotel
- Phil_DeLaGhetto: Zahnarzt-Kutsche auf der Brücke und Schwarzbrennerhütte mit Anlegestelle.
- Marcel V: Felsiger Übergang vom Fort zum höher gelegenen Wald mit vielen Bäumen
- Skywalter: Zwei große Schiffe im Hafen, inspiriert von der Franklin-Expedition in die kanadische Arktis
- Sylon: Holzfällerlager am oberen Ufer des Sees
- Brixe: Hütte direkt an der Küste inmitten einer felsigen Landschaft
Gewidmet haben wir unser Collab Ben Tritschler. Denn Ben war maßgeblich an der Planung beteiligt und wollte ursprünglich selbst ein großes Modul beitragen. Leider hat er im vergangenen Sommer seinen Kampf gegen den Krebs verloren.
Das Projekt war exklusiv für diese eine LEGO Ausstellung geplant und wird ansonsten in seiner Gesamtheit nicht mehr zusammenfinden. Deswegen haben wir zahlreiche Fotos gemacht, die euch durch das Modell führen. Nehmt euch also gerne die Zeit, durch die Bilder zu klicken und die vielen kleinen Szenen und Details zu entdecken, die überall zu finden sind. Neben der bergigen Landschaft gab es bei diesem Collab auch vermehrt Beleuchtungen von Feuern oder Hütten und auch mehrere Bewegungen, wie Sägen, ein Kanu und die kollabierende Brücke.
Westernstadt
Auf dem rechten Flussufer liegt die kleine Stadt direkt am Hang und hat sich an die bergige Landschaft angepasst. Zu den Häusern kommt man zum Beispiel übers Wasser, wo man im kleinen Hafen anlegt. Die steile Straße hinauf geht es, vorbei an einem sandblauen Lagerhaus und einem grünen Hotel, in die Stadt.
Die Häuser der Westernstadt ziehen sich bis an die Steilküste, darunter auch ein dunkelrotes Gebäude für den Sheriff im Dorf. Einige sprengfreudige Ganoven sind gerade dabei, ihren Kumpanen aus der Zelle zu befreien.
Im Stadtzentrum ist ein kleiner Bahnsteig mit Gleisanbindung, weiteren Häuschen und regem Treiben auf der Straße zu finden.
Den Abschluss der Stadt in Richtung Landesinnere bildet die Kirche, neben der auch ein kleiner Friedhof liegt.
Versteckt zwischen den Bäumen steht eine Hütte mit Schwarzbrennerei, was sich aber unter den Dorfbewohnern, die sich hier tummeln, scheinbar schon rumgesprochen hat. Sie bemerken dabei nicht, dass sie aus dem schneebedeckten Berg beobachtet werden.
Indianisches Dorf
Denn im Schatten des Berges hat sich ein kleines Dorf von den indigenen Bewohnern Nordamerikas angesiedelt. Eines der Wigwams steht genau auf der Grenze des Modells, sodass man ins feuerbeleuchtete Innere schauen kann.
Ein Blick in den Berg lässt eine Tropfsteinhöhle zum Vorschein kommen, die sich die indianischen Bewohner erschlossen haben, um die Westernstadt im Auge zu behalten.
Auf dem Fluss dreht ein Kanu einsam seine Runden, welches tatsächlich dank eines Magneten von unterhalb der Wasseroberfläche in Bewegung gesetzt werden konnte.
Wasserfall & Holzbrücke
Von der Stadt führt eine Holzbrücke über den rauschenden Wasserfall und verbindet die beiden Flussufer. Sie wird gerade von einer Zahnarztkutsche überquert, die man vielleicht aus einem Tarantino-Film wiedererkennt.
Fort
Auf dem linken Flussufer liegt das hölzerne Fort, in dem eine Kompanie untergebracht ist.
Weiter Richtung Küste befindet sich noch eine abgelegene Fischerhütte.
Schiffe
Zwei Segelschiffe von beachtlicher Größe haben gerade in der Bucht angelegt und sind dabei, einen Teil ihrer Mannschaft in kleinen Ruderbooten überzusetzen. Die Zweimaster sind inspiriert von der Franklin-Expedition, die 1845 zum letzten Mal in die kanadische Arktis startete.
Wald und Sägemühle
Weiter im Landesinneren ist ein großes Waldgebiet, in dem Arbeiter auf die Suche nach neuen Ressourcen gehen. Bäume werden gefällt und treiben den Fluss hinab zur Sägemühle, wo sich dank eines versteckten Motors das Sägeblatt bewegt.
Trappergruppen pirschen durchs Unterholz auf der Jagd nach neuer Beute.
Ein Mineneingang lockt mit der Hoffnung, Gold und andere Kostbarkeiten aus dem Fels zu holen.
Gebirge mit Eisenbahnbrücke
Landeinwärts steigt das Gelände an und zwischen den dichten Nadelbäumen liegt eine verschneite Blockhütte, die den Jägern als Unterschlupf dient.
Die Landschaft erhebt sich dann zu einem gewaltigen Gebirge, das beeindruckend in die Höhe ragt. Oben auf dem Kamm verläuft eine Bahntrasse, eine Eisenbahnbrücke spannt sich über den Fluss.
Doch die Brücke ist nicht mehr sicher, denn Banditen haben Sprengladungen angebracht, sodass die Konstruktion gesprengt werden kann, die Schienen in die Tiefe stürzen und sich die Brücke dann langsam mittels Seilzug selbst wieder aufbaut.
Auf der rechten Berghälfte findet sich die Hütte eines abgelegenen Einsiedlers und darüber wurden einige Minifigurengesichter im Fels des Mount Roguemore verewigt.
Planung
Die Planung der Rogue Frontier Gemeinschaftsanlage lief über drei Jahre und wurde vor allem von Ben, Markus und Johannes koordiniert. Als Grundlage diente zunächst die Skizze von Johannes, auf deren Grundlage ein Micromodell erstellt wurde, um die verschiedenen Höhenlevel zu visualisieren.
Aus den Modulen konnten sich dann alle Teilnehmer:innen einen Bereich aussuchen, der zu ihrem Steinevorrat passt.
Durch das bergige Gelände liegen der gesamte obere Abschnitt des Flusses und die umliegenden Module bereits auf einer Höhe von 22 Steinen. Damit nicht jeder sein eigenes Modell so weit aufbocken muss, wurde das direkt bei der Planung berücksichtigt und ein Collab-übergreifender Unterbau vorgesehen. Dafür ist jedes Modul auf der Karte mit der entsprechenden Zahl gekennzeichnet, auf welcher Höhe es beginnt. Als größte Herausforderung hat sich deswegen die Absprache zwischen den Modulnachbarn herausgestellt. Während sich Wasserflächen sehr einfach aneinanderfügen, sind organische Übergänge zwischen unebenen Landschaften deutlich schwieriger zu koordinieren.
Modulstandard
Als Referenz wurde ein Standard für die Module entworfen, der grundlegende Bautechniken wie die Wasseroberfläche, das Ufer und den schwarzen Rand vorgab. Auch die verwendeten Farben, die sich vor allem auf Olivgrün, Sandgrün, Dunkelgrün und Dark Tan beschränken, waren festgelegt, damit sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Durch die entsättigten Farbtöne und die Kombination mit weißem Schnee sollte das MOC möglichst kalt und rau wirken.
Wichtig für das Gesamtbild war auch die Bautechnik der Bäume. Die hatte Thorsten Bonsch, dessen LEGO Herr der Ringe Vignetten wir zuletzt hier präsentiert hatten, mit seinen Nadelbäumen inspiriert. Wenn wir uns nicht verzählt haben, stehen auf dem gesamten Anlage 83 Nadelbäume, die aus gut 4500 Blattelementen gebaut sind.
Aufbau und Unterbau
Am Donnerstag, den 17. November, startete der Aufbau auf der Bricking Bavaria in der Stadthalle Fürth. Die Organisatoren hatten uns freundlicherweise einen freistehenden Tisch zur Verfügung gestellt, damit man am Ende um das Collab herumlaufen konnte. Grundlage bildeten 119 Grundplatten 32×32, auf die dann der stetig höher werdende Unterbau gesetzt wurde. Der bestand vor allem aus blauen 2×4 Steinen, von denen circa 10.000 Stück zu Türmen verbaut wurden.
Trotz der vielen netten Helfer, die beim Stapeln halfen, dauerte es den halben Tag, bis endlich die Unterkonstruktion fertig gestellt war. Danach konnten die Module aufgesetzt und die Seiten verkleidet werden, sodass am Ende nichts mehr von den Stützen zu sehen war.
Fazit
Das „Rogue Frontier“-Projekt ist großartiger geworden, als ich es mir im Vorhinein vorstellen konnte! Durch die bergige Landschaft und die individuellen Modulübergänge war es bis zuletzt spannend, ob alles so zusammenpasst wie geplant, aber auch umso beeindruckender, als dann das riesige Modell fertig auf dem Ausstellungstisch stand. Ich finde, dass alle Teilnehmer sehr viel Liebe in ihre Module gesteckt haben. Überall gibt es etwas zu entdecken und zusammen ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild.
Auch den Besuchern der Bricking Bavaria gefiel unser Gemeinschaftsprojekt, sodass Rogue Frontier sowohl beim Publikum als auch den AFOLs den 1. Platz belegen konnte.
Ich hoffe, die kleine Führung durch unser Western-Diorama und seine Entstehung hat euch gefallen! Klickt euch gerne nochmals durch die Bildergalerien, denn es gibt wirklich unglaublich viel zu entdecken auf den Modulen. Manch einer munkelt sogar, dass sich irgendwo eine Hobbit-Höhle versteckt hat.
Wie gefällt euch das 2022er Wild West Collab von RogueBricks? Welche Details sind euch besonders aufgefallen und sagt euch die Szenerie im verschneiten Kanada zu? Schreibt gerne eure Gedanken in die Kommentare, denn die Erbauer der Module lesen mit im Blog und freuen sich über euer Feedback!