LEGO Technic 42113 Bell Boeing Osprey V22 wird definitiv nicht erscheinen: Statement von LEGO

LEGO Technic 42113 Bell Boing Osprey V 22 erscheint nicht

Update (21. Juli, 17:40 Uhr): Nachdem LEGO gestern die LEGO Technic 42113 Bell Boeing V-22 Osprey schon aus dem LEGO Online Shop entfernt hat, kommt nun das offizielle Statement von LEGO: Das Set wird tatsächlich nicht auf dem Markt erscheinen. LEGO gab soeben ein Statement an die Händler und auch an die Fanmedien heraus, dass wir euch hier trotz der für viele enttäuschenden Nachricht gerne übersetzt bereitstellen wollen:

Die LEGO Technic Bell Boeing V-22 Osprey wurde entwickelt, um die wichtige Rolle des Flugzeugs bei Such- und Rettungseinsätzen hervorzuheben. Während das Set deutlich zeigt, wie eine Rettungsversion des Flugzeugs aussehen könnte, wird das Flugzeug nur vom Militär eingesetzt. Wir verfolgen seit langem die Politik, keine Sets mit echten Militärfahrzeugen zu erstellen, daher wurde beschlossen, dieses Produkt nicht auf den Markt zu bringen.

Wir verstehen, dass einige Fans, die sich auf dieses Set gefreut haben, enttäuscht sein könnten, aber wir halten es für wichtig, dass wir unsere Markenwerte aufrechterhalten.

Die Nachricht an die Händler enthält zudem noch die Bitte, alle eventuell auf Lager liegenden Exemplare zurück zu schicken. Damit ist klar: Die Osprey wird nicht erscheinen. Zumindest nicht in naher Zukunft in der Form, wie LEGO es geplant hatte.

Das dafür alleine der Verein der DFG-VK die Schuld trägt, ist wohl auszuschließen. Die vom Verein gestartete Petition hat bisher kaum Zuspruch gefunden und auch das Medienecho war (außerhalb der LEGO Welt) eher gering. Wahrscheinlich hat der Protest bei LEGO die letzten Schalter umgelegt, die es noch gebraucht hat, um sich gegen ein Release des Sets zu entscheiden. Denn heiß diskutiert wurde das Set schon seit seiner Ankündigung auf der Spielwarenmesse im Januar.

Es tut uns leid für alle Fans, die sich auf die LEGO Technic V-22 Osprey gefreut hatten! Wir hoffen sehr, dass die LEGO Gruppe die Gelegenheit nutzt die eigenen Regeln entweder zu konkretisieren oder vollständig zu überdenken. Damit könnte in Zukunft ein solches Ereignis ausgeschlossen werden. Und: Hoffentlich bringt LEGO das Set in nicht all zu ferner Zukunft in anderer Form heraus. Denn bei einer Sache sind wir uns sicher: Als LEGO Technic Set hatte es einige Vorzüge, die viele Fans gefreut hätten. Vielleicht geht das auch in Form eine nicht-militärischen Kipprotorflugzeuges in einigen Monaten.


Update (20. Juli, 12:15 Uhr): LEGO hat anscheinend bereits reagiert und die LEGO Technic 42113 Bell Boeing Osprey V22 aus dem LEGO Online Shop entfernt! Vieles sieht aktuell danach aus, dass das Set tatsächlich in dieser Form nicht wie geplant erscheinen wird. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Ich habe mittlerweile eine kleine Podcast-Folge zum Thema aufgenommen! Die dauert unter 30 Minuten und ihr könnt sie hier kostenlos anhören.


Originalbeitrag (20. Juli, 10:31 Uhr): Gegenwind für eines der kommenden LEGO Technic Modelle: Heute hat der Verein der DFG-VK eine Protestaktion gegen die bald erscheinenden LEGO Technic 42113 Bell-Boeing V-22 Osprey gestartet. Der Grund: Die Kooperation mit den Rüstungsunternehmen Boeing und Bell. LEGO hat uns gegenüber bestätigt, die Markteinführung des Sets prüfen zu wollen.

Auf der Website Love Bricks – Hate War stellt die DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V.) einige Materialien bereit und erklärt damit aus seiner Sicht die Problematik am neuen Modell: Zwar hat LEGO schon immer (meist fiktive oder zeitgeschichtlich ältere) Modelle rund um das Thema Krieg veröffentlicht (woran sich der Verein auch nicht so sehr zu stören scheint), bringt nun aber erstmalig ein lizenziertes Modell eines in aktuellen Kriegen rein militärisch genutzten Flug- bzw. Fahrzeuges auf den Markt. Das bedeutet auch: Es fließen (vermutlich) Lizenzkosten in unbekannter Höhe an die beiden Rüstungsunternehmen Boeing und Bell.

LEGO Technic 42113 Bell Boing Osprey V 22 (1)

Mit jedem Kauf unterstützten LEGO Fans also indirekt auch zwei Rüstungsunternehmen, so der Verein. Und das verletze eine von LEGO selbst veröffentlichte Vorschrift für das eigene Unternehmen, die aus dem englischsprachigen Fortschrittsbericht von 2010 (S. 26) stammt:

Das grundlegende Ziel ist es, realistische Waffen und Militärausrüstung zu vermeiden, die Kinder aus Brennpunkten auf der ganzen Welt kennen könnten, und bei der Kommunikation von LEGO-Produkten von gewalttätigen oder beängstigenden Situationen abzusehen. Gleichzeitig soll die Marke LEGO nicht mit Themen in Verbindung gebracht werden, die Konflikte und unethisches oder schädliches Verhalten verherrlichen.

In einem kurzen Trailer-Video fasst der Verein seine Forderungen zusammen:

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Um dagegen ein Zeichen zu setzen und die LEGO Gruppe zum Umdenken aufzufordern hat die DFG-VK zum einen eine Petition auf change.org gestartet und ruft zum anderen an drei Terminen in großen deutschen Städten zum Protest vor deutschen LEGO Stores auf:

  • 20. Juli 2020, 11 Uhr, LEGO Store Berlin
  • 21. Juli 2020, 10 Uhr, LEGO Store Hamburg
  • 22. Juli 2020, 13.30 Uhr, LEGO Store Frankfurt

Es wäre nicht das erste mal, dass ein Verein gegenüber LEGO eine Veränderung fordert: Im Jahr 2014 konnte Greenpeace LEGO dazu bewegen, die eigene Kooperation mit Shell aufzukündigen, da auch diese die selbst gesetzten Firmenwerte verletze.

Ich habe mir über das Wochenende die gesamte Argumentation der DFG-VK in Ruhe durchgelesen und muss sagen, dass ich sie nachvollziehbar geschrieben finde. Es geht demnach nicht darum, dass LEGO generell keine Spielzeuge mehr mit einem irgendwie gearteten Bezug zum Krieg auf den Markt bringt, sondern sich an seine (selbst gesetzten) Regeln hält, kein modernes Kriegsgerät als Spielzeug zu verkaufen. In jedem Fall sollen damit keine Rüstungsunternehmen in Form von Lizenzkosten unterstützt werden. Und dass bei der Osprey beides in Kombination stattfindet (aktuelles, reales Kriegsgerät plus Lizenzkosten) ist meines Wissens nach ein Novum bei LEGO und die bisher deutlichste Verletzung der eigenen Richtlinien.

Auf Nachfrage hat die Presseabteilung von LEGO Deutschland uns folgendes Statement zukommen lassen:

Das LEGO Technic Set Bell Boeing V-22 Osprey wurde von uns bezogen auf Einsätze des Flugzeugs bei Rettungsaktionen entwickelt. Vorwiegend wird das Flugzeug jedoch militärisch genutzt. Wir verfolgen bereits seit langem den Grundsatz, keine Sets mit Militärfahrzeugen zu gestalten. In diesem Fall haben wir uns nicht strikt an unsere eigenen Richtlinien und hohen Standards gehalten und werden daher die Pläne zur Einführung des Produkts am 1. August überprüfen.

Das Statement von LEGO zeigt zumindest, dass man dort die Vorwürfe ernst nimmt und die Markteinführung überprüfen will. Wie diese Prüfung letztlich ausgehen wird, wird sich wohl in den kommenden Tagen zeigen.

Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte von LEGO, dass diese selbst auferlegten Regeln rund um Waffen und Kriegsgeräte diskutiert werden und es wird mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal sein. Die Grenze zwischen “akzeptabel” und “nicht akzeptabel” ist bei LEGO (z.B. auch bei LEGO Ideas) oft fließend. Es wird sich zeigen, wie LEGO mit diesem Gegenwind letztlich umgeht und wie die Kunden darauf reagieren werden.

Wir werden die Petition und die Protestaktion dazu natürlich für euch im Auge behalten. Sollte die DFV-VK tatsächlich Erfolg mit der Aktion haben, dürfte das dem einen oder anderen LEGO Technic Fan sicherlich auch sauer aufstoßen, denn was wir bisher zur Osprey an ersten Eindrücken und Reviews mitbekommen haben, macht insgesamt einen durchaus positiven Eindruck.

Wie seht ihr die Kontroverse rund um die Bell Boeing Osprey-V22? Könnt ihr die Sichtweise der DFG-VK verstehen, oder findet ihr das nicht nachvollziehbar? Gerne darf (friedlich ?) in den Kommentaren über “Love Bricks – Hate War” und die Osprey diskutiert werden.

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Über Lukas Kurth 2116 Artikel
LEGO Liebhaber und Star Wars Fan seit der frühen Kindheit. Begeisterungsfähig und immer Kind geblieben. 32 Jahre alt, studierter Maschinenbauingenieur und der Mensch und Gründer hinter StoneWars.de
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