Die LEGO Gruppe hat die Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2024 bekanntgegeben. Neben einem umfassenden Einblick in die finanzielle Entwicklung geht die LEGO Gruppe im Bericht auch auf die Nachhaltigkeitsbemühungen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 ein. LEGO selbst zieht ein sehr positives Fazit, kann sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zweistellige Wachstumsraten vermelden und hat die Entwicklung des Spielwarenmarktes insgesamt deutlich übertroffen. Wir haben uns die Ergebnisse in Ruhe angeschaut und für euch aufgearbeitet.
Die Ergebnisse umfassen den Zeitraum vom 1. Januar 2024 bis zum 30. Juni 2024 und wurden bereits vorgestern, am 28. August 2024, im Rahmen einer Pressemitteilung veröffentlicht. Wir kommen nun endlich dazu, euch die Zahlen hier nochmal im Detail vorzustellen. Die darin aufgeführten Benchmarks sind leider nicht so umfangreich wie im Bericht über das gesamte Jahresergebnis, sodass wir einige Vergleiche, etwa hinsichtlich der Marge, erst wieder mit dessen Bekanntgabe Anfang 2025 anstellen können.
Inhaltsverzeichnis
Umsatz und Gewinn steigen deutlich
Zu den relevantesten Kennzahlen für die LEGO Gruppe zählen natürlich der Umsatz und der Gewinn, die beide deutlich zweistellig gewachsen sind. Der Vergleichszeitraum für das jetzt veröffentlichte Halbjahresergebnis ist das 1. Halbjahr 2023, das mit einem stagnierenden Umsatz und gesunkenen Gewinnen eher zu den schwächeren Zeiträumen bei LEGO gezählt hatte.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz um 13% gestiegen, nämlich von 27,4 Mrd. DKK (3,67 Mrd. Euro) auf 31,0 Mrd. DKK (4,16 Mrd. Euro). Der Gewinn ist hingegen sogar um 26% gestiegen: Während er im 1. Halbjahr 2023 noch bei 6,4 Mrd. DKK (0,86 Mrd. Euro) lag, sind es nun 8,1 Mrd. DKK (1,09 Mrd. Euro). Damit liegt das Ergebnis sogar etwas höher als im 1. Halbjahr 2021.
Durch die weiterhin hohen Investitionen von LEGO, etwa in neue Fabriken in Vietnam und in den USA, den Ausbau vorhandener Fabriken sowie ein neues Distributionscenter in Belgien, beläuft sich der Free Cash Flow im 1. Halbjahr 2024 auf 3,0 Mrd DKK (0,4 Mrd. Euro).
- Umsatz: 31,0 Mrd. DKK (4,16 Mrd. Euro): +13%
- Operativer Gewinn: 8,1 Mrd DKK (1,09 Mrd. Euro): +26%
- Nettogewinn: 6,0 Mrd DKK (0,8 Mrd. Euro): +17%
- Verbraucherverkäufe: +14%
- Cash Flow aus operativen Geschäften: 7,5 Mrd DKK (1,0 Mrd. Euro): +59%
- Free Cash Flow: 3,0 Mrd DKK (0,4 Mrd. Euro): +172%
Marktanteile deutlich gewachsen
Auch im 1. Halbjahr 2024 baute LEGO die Marktanteile im gesamten Spielwarenmarkt deutlich aus. Insgesamt konnte sich der Markt (nach einem recht starken Einbruch im 1. Halbjahr 2023) in der ersten Jahreshälfte 2024 mehr oder weniger stabil halten – so berichtet es zumindest das auf Konsumverhalten spezialisierte Beratungsunternehmen Circana, das vergangenes Jahr aus IRI und der NPD-Group hervorgegangen ist. Über die G12-Staaten hinweg (also Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Mexiko, Niederlande, Spanien, United Kingdom und die USA) ist der Umsatz des gesamten Spielwarenmarktes nur noch um rund 1% gegenüber der Vergleichsperiode gesunken, woraus Circana positive Schlüsse zieht.
LEGO hat mit seinem Umsatzwachstum von 13% also den leicht schrumpfenden Spielwarenmarkt deutlich übertroffen, was im Umkehrschluss gestiegene Marktanteile bedeutet.
Spannend ist hierbei allerdings die folgende Aussage von Circana: Der größte Treiber im gesamten Spielwarenmarkt seien demnach Bauspielzeugsets gewesen, die insgesamt in den G12-Staaten um starke 20% gewachsen seien – und damit mehr als der Umsatz bei LEGO. Leider sind die Daten von Circana und LEGO selbst aber nur begrenzt vergleichbar, da LEGO sich auf den Gesamtmarkt bezieht (also beispielsweise auch das schwächelnde Geschäft in China berücksichtigt), während das Beratungsunternehmen nur ausgewählte Märkte betrachtet. Welchen prozentualen Anteil LEGO an den von Circana beobachteten Bauspielzeugsets hat und welche Marken in dieselbe Kategorie fallen, ist bedauerlicherweise nicht bekannt.
Insgesamt wird in jedem Fall aber sichtbar, dass die LEGO Gruppe sich weiterhin bedeutend besser entwickelt als der weltweite Spielwarenmarkt und damit einen Trend fortsetzt, der schon seit vielen Jahren anhält und LEGO mit weitem Abstand größtes Spielwarenunternehmen der Welt bleiben lässt. Wie der Marktanteil von LEGO sich im Vergleich zu anderen Klemmbausteinherstellern entwickelt, lässt sich den Daten leider nicht entnehmen.
Die beliebte(ste)n Themenwelten
Wieder einmal hat LEGO im Rahmen der Finanzergebnisse auch fünf „populäre Themenwelten“ bekanntgegeben, sich dabei aber erneut nicht darauf festgelegt, ob es sich tatsächlich um die fünf populärsten Produktgruppen oder eben nur um eine beliebige Auswahl handelt. In welcher Reihenfolge diese Top-Themenwelten zum Umsatz beitragen, ist ebenfalls nicht bekannt.
Einige der erfolgreichsten Themen waren eine Mischung aus selbst entwickelten und lizenzierten Themen wie LEGO Icons, LEGO City und LEGO Technic sowie LEGO Star Wars und LEGO Harry Potter.
Bei Circana jedoch wird abermals LEGO Icons als Teil der wichtigsten „Properties“ im gesamten Spielwarenmarkt genannt. Die Vermarktung von LEGO Sets an Erwachsene geht bei LEGO also offenbar weiterhin voll auf. In den Niederlanden war LEGO Icons laut Circana sogar insgesamt die erfolgreichste IP und ließ damit Marken wie Hot Wheels und Pokémon hinter sich.
Fortschritte bei der Nachhaltigkeit
LEGO gibt an, dass die Quote des aus Recycling-Quellen stammenden „Harzes“ für die Produktion – wir gehen davon aus, dass LEGO sich damit vor allem auf die Rohstoffe für das ABS bezieht – nach dem Massenbilanz-Prinzip auf 30% angewachsen sei. Im Gesamtjahr 2023 habe man noch bei 18% gelegen und wolle bis zum Jahr 2026 die Schwelle von 50% überschreiten. Insgesamt stamme damit aktuell ein Anteil von durchschnittlich 22% aller für die LEGO Elemente verwendeten Rohstoffe aus nachhaltigeren Quellen und nicht mehr aus Erdöl.
Die Kosten für solche nachhaltigeren Rohstoffe sind laut einem Bericht von Reuters um 70% höher als die für erdölbasierten Kunststoff, wobei LEGO selbst angibt, die Kosten nicht an die Kunden weitergeben zu wollen. Ob LEGO dieses Versprechen halten kann, wird sich in der Realität leider nur schwer überprüfen lassen. Die Quelle für die Ausgangsmaterialien sind laut Reuters unter anderem Öle und Fette aus der Nahrungsmittelindustrie sowie Recycling-Materialien.
Bemühungen, LEGO Elemente aus Recycling-PET herzustellen, hatte LEGO im vergangenen Jahr gestoppt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Nachbearbeitung des Recycling-PETs den Energiebedarf und damit die CO2-Bilanz eher verschlechtert als verbessert hätte.
Die Bemühungen von LEGO hin zu mehr Nachhaltigkeit sind zwar insgesamt unbedingt positiv zu bewerten, aber dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch alternative Rohstoffe für Plastik (also abseits von Erdöl) nicht ohne Umweltschäden hergestellt werden können. Genau wie bei der Herstellung von beispielsweise „Bio“-Treibstoffen wird hierfür letztlich Ackerland für die Ausgangsmaterialien benötigt. Dadurch gibt es nicht nur einen massiven Flächenbedarf, sondern auch eine Konkurrenzsituation mit der Lebensmittelherstellung.
Es bleibt also spannend zu beobachten, wie das Streben zu mehr Nachhaltigkeit bei LEGO vorangeht und ob sich in Zukunft auch der Recycling-Anteil weiter erhöhen lässt – ein Vorhaben, das bisher vermutlich hauptsächlich an der fehlenden Verfügbarkeit von Recycling-ABS in der nötigen Qualitätsstufe scheitert.
Fazit zu den Geschäftszahlen
Die Geschäftszahlen lassen für das 1. Halbjahr 2024 kaum einen anderen Schluss zu, als dass LEGO sich weiter auf Erfolgskurs befindet. Vor allem dann, wenn man den gesamten Spielwarenmarkt als Grundlage heranzieht, lässt LEGO die Konkurrenz weiter hinter sich.
Darüber, inwiefern LEGO sich relativ gesehen besser oder schlechter als andere Klemmbausteinhersteller entwickelt hat, geben die Geschäftszahlen zum Halbjahr keinen genaueren Einblick. Insgesamt muss die LEGO Gruppe sich aber mit einem stark gestiegenen Umsatz und Gewinn sowie nach wie vor großartigen Margen wohl vorerst keine Sorgen machen.
Wie lange der mutmaßliche Wachstumsmotor der erwachsenen LEGO Fans solche traumhaften Ergebnisse noch ermöglicht und ob bzw. wann die auf individueller Ebene bereits bei einigen Fans auftretenden Sättigungserscheinungen sich in großer Zahl auf die Verkaufszahlen auswirken werden, kann allerdings erst die Zukunft zeigen. Man LEGO hier aber zugestehen, dass beispielsweise auch wir hier im Blog schon seit Jahren infrage gestellt haben, wie lange LEGO diese hervorragenden Wachstumswerte beibehalten kann und ob eine Übersättigung nicht schon eingetreten ist – bisher haben uns die Finanzergebnisse immer wieder eines Besseren belehrt.
Was denkt ihr über die Finanzergebnisse der LEGO Gruppe im 1. Halbjahr 2024? Gibt es bestimmte Details daran, die ihr besonders interessant findet, oder könnt ihr den Finanzergebnissen von Großkonzernen so gar nichts abgewinnen? Haben wir aus eurer Sicht spannende Punkte hier nicht zur Genüge besprochen? Und was denkt ihr über das Thema „Übersättigung“? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus und stellt eure Fragen, falls ihr welche habt. 🙂
Falls ihr nochmal eine umfangreichere Analyse des Gesamtjahres 2023 lesen wollt, möchte ich euch hier unbedingt nochmal Olivers äußert umfangreichen Artikel zum Jahresergebnis 2023 ans Herz legen:
Am 12. März 2024 wurde das LEGO Jahresergebnis in Form des Geschäftsberichts für das Jahr 2023 veröffentlicht und wir informierten euch natürlich sofort über die wichtigsten Punkte. Inzwischen ist etwas Zeit verstrichen und wir hatten […]