Heute Vormittag hat LEGO die Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2022 per Pressemitteilung veröffentlicht und bekannt gegeben, dass der Umsatz im Vergleich zum 1. Halbjahr des Vorjahres um 17% gewachsen ist. Insgesamt hat sich das Wachstum der LEGO Gruppe gegenüber dem extrem starken Vergleichszeitraum aber deutlich verlangsamt – wir wollen euch die wichtigsten Geschäftszahlen von LEGO hier kurz vorstellen.
LEGO selbst zeigt sich im Rahmen der Pressemitteilung vollständig zufrieden mit den frisch veröffentlichten Halbjahresergebnissen, die den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2022 umfassen. Wir wollen im Folgenden die Pressemitteilung analysieren und gehen noch auf einige Aussagen im Rahmen einer Präsentation ein, die heute vor einigen Medienvertretern vom CEO und CFO der LEGO Gruppe gehalten wurde.
Inhaltsverzeichnis
Umsatz gestiegen, Gewinne stabil, Wachstum verlangsamt
Der Umsatz der LEGO Gruppe ist von 23,036 Mrd. DKK (3,1 Mrd. Euro) im 1. Halbjahr 2021 auf 26,988 Mrd. DKK (3,63 Mrd. Euro) gestiegen, was einem Wachstum von knapp über 17 Prozent entspricht. Allerdings sind hier auch 4 Prozentpunkte an Währungseinflüssen enthalten, sodass das Umsatzwachstum währungsbereinigt bei 13 Prozent liegt. Schuld daran ist vor allem der starke US-Dollar.
Die Verbraucherverkäufe von LEGO stiegen um 13 Prozent an, was laut LEGO weit vor der Spielwarenindustrie im selben Zeitraum liegt – der Markt sei nämlich laut NPD Group lediglich um 1% gewachsen. Das Wachstum ist laut LEGO vor allem auf die starke Nachfrage in Europa, Amerika und und Asien zurückzuführen.
Dem gegenüber stiegen die Ausgaben allerdings von 15,085 Mrd. DKK (2,03 Mrd. Euro) auf 19,046 Mrd. DKK (2,56 Mrd. Euro) und damit um mehr als 26 Prozent. Dadurch schrumpfte der operative Gewinn minimal von 7,951 Mrd. DKK (1,069 Mrd. Euro) auf 7,942 Mrd. DKK (1,068 Mrd. Euro). Der Nettogewinn schrumpfte sogar von 6,322 Mrd. DKK (0,850 Mrd. Euro) auf 6,154 Mrd. DKK (0,828 Mrd. Euro).
Auch der Free Cash Flow des Unternehmens ging stark zurück und sank aufgrund von stark angestiegenen Investitionen in die Produktion und in eine bessere Verfügbarkeit der eigenen Produkte um 35 Prozent von 5,814 Mrd. DKK (0,781 Mrd. Euro) auf 3,775 Mrd. DKK (0,507 Mrd. Euro). Gerade die Aufstockung des Inventars, das aktuell 770 Produkte umfasst, war eines der Hauptziele in diesem Halbjahr, was die Zahlen natürlich auf dem Papier negativ beeinflusst.
Im 1. Halbjahr 2022 hat die LEGO Gruppe 66 neue Stores eröffnet, sodass nun 833 Stores weltweit geöffnet seien, von denen sich 349 in China befinden – demnach sind 42% aller LEGO Stores in China aktiv. Außerdem habe man die digitalen Kapazitäten extrem aufgestockt und alleine im 1. Halbjahr das Personal in diesem Bereich um 40% angehoben, sodass man nun insgesamt 1.800 Kollegen an den Digital-Standorten Kopenhagen, Billund, London und Shanghai beschäftige. Darüber hinaus befinden sich gerade zwei neue, CO2-neutrale Fabriken (in Vietnam und den USA) im Bau, die 2025 eröffnen sollen und natürlich massive Investitionen (jeweils rund 1 Mrd. US-Dollar) darstellen.
Die LEGO Gruppe selbst sieht das Ergebnisse im Rahmen der Pressemitteilung positiv und spricht davon, “zufrieden mit dem Ergebnis” zu sein, nachdem das Jahr 2021 “außergewöhnlich” gewesen sei.
Hier noch einmal die wichtigsten Zahlen aus der Pressemitteilung im Überblick (Übersetzung durch StoneWars):
- Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 27,0 Milliarden DKK
- Der Verbraucherumsatz stieg um 13 Prozent
- Das Betriebsergebnis war mit 7,9 Milliarden DKK stabil. Der Nettogewinn betrug 6,2 Milliarden DKK
- Der freie Cashflow betrug 3,8 Mrd. DKK
- Marktanteilsgewinne weltweit und auf den größten Märkten
- Die LEGO Stiftung setzt ihr Versprechen fort, bedürftige Familien zu unterstützen und die Entwicklung von Kindern durch spielerisches Lernen zu fördern
Präsentation vom CEO und CFO
Wir waren zu einer digitalen Präsentation der Ergebnisse der LEGO Gruppe eingeladen und haben uns hier eine Präsentation von Niels B. Christiansen (CEO) und Jesper Andersen (CFO) angehört, die nochmals durch die Zahlen geführt haben. Vorab wurde uns versprochen, dass es möglich sein sollte, anschließend via Chat Fragen zu stellen. Die Chatfunktion war aber leider deaktiviert (was offenkundig niemandem aufgefallen ist), sodass wir leider unsere geplanten Nachfragen nicht loswerden konnten.
Zusätzlich zur Pressemitteilung wurde in der Präsentation vor allem klar, dass die Kosteninflation vor allem auf Rohmaterialien, Energiekosten und Frachtkosten basiert. Außerdem hat LEGO in der Präsentation mehrfach betont, das man sehr zufrieden damit sei, den Gewinn gegenüber den “unglaublichen Wachstumsraten im letzten Jahr” stabil gehalten zu haben. Der CEO bedankte sich bei den Mitarbeitern, die dies möglich gemacht hätten und gab einige Einblicke in die gestiegenen Gehälter und Unterstützungen für die Arbeit im Homeoffice während der Pandemie. Zusätzlich zu den diversen Gehaltserhöhungen sollen ab dem 1. Oktober 2022 die Gehälter um weitere 3,5 Prozent steigen.
Im Rahmen der Präsentation wurde außerdem verraten, das ab dem 2. Halbjahr die Umstellung von Plastikbeuteln hin zu Papierbeuteln in den LEGO Sets stattfinden soll – bisher ist davon allerdings wenig zu sehen. Mit LEGO Star Wars, LEGO City, LEGO Technic, LEGO Icons, LEGO Friends und LEGO Harry Potter sind einige der üblichen Verdächtigen unter den Top-Themenwelten zu finden. Außerdem wurde für die Metaverse-Zusammenarbeit von LEGO mit Epic Games angekündigt, dass es zu der Investition in Milliardenhöhe im kommenden Jahr erste Neuigkeiten geben werde.
Insgesamt sei die LEGO Gruppe extrem zufrieden mit den Zahlen und will mit der Investition in die eigenen Geschäfte im Sinne eines langfristigen Wachstums fortfahren. Außerdem erwarte man im 2. Halbjahr 2022 eine starke Nachfrage nach den eigenen Produkten und für die Zukunft, dass sich das Wachstum graduell normalisiere und die Investitionsausgaben weiter ansteigen werden.
Einordnung der Ergebnisse
Der Vergleichszeitraum für dieses Halbjahresergebnis macht es der LEGO Gruppe nicht leicht: Während im ersten Halbjahr 2021 die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch deutlich zu spüren waren, was eine extrem starke Nachfrage nach Beschäftigungen von Kindern und Erwachsenen innerhalb der eigenen vier Wände und damit eben auch bei LEGO zur Folge hatte, ist das Umsatzwachstum nun im ersten Halbjahr 2022 eingebrochen. Trotzdem sind die Umsätze noch deutlich zweistellig angestiegen, was aber die stärker wachsenden Kosten nicht vollständig kompensieren konnte.
Da das 1. Halbjahr 2021 aber selbst laut LEGO “unglaublich” gewesen sei, sind die neuen Zahlen wohl aktuell in Billund kein Grund zur Sorge und man zeigt sich sehr zufrieden, selbst wenn die Gewinne minimal eingebrochen sind. Insgesamt haben sich die Geschäftszahlen der LEGO Gruppe extrem gut entwickelt, vor allem gemessen an der aktuellen Entwicklung des unter Druck stehenden Marktes.
Die gestiegenen Kosten und die dadurch stagnierenden Gewinne dürften allerdings der Hauptgrund für die Preiserhöhung bei LEGO im September 2022 sein: Da die LEGO Gruppe und deren Anteilseigner auf steigende Gewinne setzen und zahlreiche, kostspielige Investitionen tätigen, werden die Preise angehoben, um die gestiegenen Kosten aufzufangen. Ob dieser Plan letztendlich aufgehen wird, oder ein geringeres Wachstum der Nachfrage den höheren Erlösen entgegen steht, wird die Zeit zeigen. Zu großen Teilen werden wir die Auswirkungen sicherlich schon im Jahresergebnis für 2022 sehen.
Wie seht ihr die Geschäftszahlen für 1. Halbjahr 2022? Welche Aspekte aus dem aktuellen Halbjahresergebnis findet ihr besonders interessant? Und sind noch Dinge unklar geblieben? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus und wir bemühen uns um eine Klärung von eventuell offenen Fragen.