Die Ideas-Fans wählten gestern den Entwurf „Sea Turtle“ als 41. Idee in das 2. Review 2022. Bis zum Start der Begutachtung im September gilt es nun wieder zu Kräften zu kommen, damit das Ideas-Team überzeugt werden kann. Bis es soweit ist, stellen wir euch die Idee mit allen Details vor und geben unsere Einschätzung ab.
Den Meeresbewohner verdanken wir dem Ideas-User LEGOverwatch. Der junge Baumeister wohnt im US-Bundesstaat Kalifornien und beschreibt sich selbst als Fan der Pixar Studios und des Computerspiels Overwatch. Das große Ziel ist irgendwann einmal ein LEGO Designer zu werden. Einen ersten Schritt hat er mit seiner Anmeldung bei Ideas im März 2020 bereits absolviert. Zusammen mit seinem Ideas-Freund Laserbearaar möchte er seine Schaffenskraft ausleben und vielleicht wird man auch in Billund auf die beiden aufmerksam.
Die ersten Entwürfe wurden ab Juni 2021 ins Rennen geschickt. Mittlerweile zählen wir 18 aktive Ideen, wovon 4 Modelle mehr als 5.000 Unterstützer zählen. Vor einem Monat konnte mit der „Great Wave off Kanagawa“ erstmals ein Review erreicht werden.
Die Schildkröte erblickte im Oktober 2021 das Licht der Welt und passierte zum Jahreswechsel die Halbzeit, nachdem das Ideas-Team das Bauwerk als „Staff Pick“ hervorhob. Die magische Schwelle von 10.000 Stimmen wurde nach 307 Tagen erreicht und stellt den zweiten Eintrag im „10k Member Club“ dar.
LEGOverwatch verrät uns in der Beschreibung, dass er Meeresschildkröten sehr mag und deshalb ein LEGO Modell entwerfen wollte. Schnell stellte sich heraus, dass es sich um ein anspruchsvolles Projekt handelt. Insbesondere die Struktur des Panzers bereitete Schwierigkeiten. Nach vielen Versuchen und einigen Berechnungen fand sich zum Glück eine Lösung, die wir nun vor uns sehen. Insgesamt 1.744 Teile wurden verbaut und das Display-Modell soll ohne Minifiguren auskommen.
Die Schildkröte wird vorwiegend mit mit slope curved gebaut, um die harmonische und rundliche Erscheinung optimal darzustellen. Vorne sehen wir den markanten Kopf, an dem sich der eigentliche Körper inklusive des Panzers anschließt. Das vordere Flossenpaar dient dem Vortrieb und ist wie beim echten Vorbild stärker ausgeprägt. Mit Hilfe der hinteren Flossen kann die Schildkröte die Richtung bestimmen. Der untere Panzer enthält eine kleine Öffnung, so dass ihr das Tier auf dem Standfuß befestigen könnt.
Der Standfuß wird uns als kleines Korallenriff präsentiert. Hier haben die unterschiedlichsten Kreaturen ein zu Hause in der Unterwasserwelt gefunden und sorgen gleichzeitig für ein farbenfrohes Display. Auf der linken Seite ist aus Technic-Elementen die Befestigung der Schildkröte vorgesehen und auf der rechten Seite sehen wir die eigens für dieses Modell designte Plakette im Stile der UCS-Sets.
Lasst euch von den Bilder nicht täuschen: Die Meeresschildkröte ist eine stattliche Erscheinung. Anhand der Bilder taxieren wir das Geschöpf auf ca. 40 cm Länge, 33 cm Breite und rund 11 cm Höhe. Die Display-Einheit würden wir mit etwa 38 cm Breite,13 cm Tiefe und inklusive der Technic-Halterung auf eine Höhe von 14 cm schätzen.
Auf der Plakette erfahren wir, dass es sich um die grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) handelt, die in tropischen bzw. subtropischen Gewässern beheimatet ist. Ausgewachsene Exemplare können zwischen 40 und 50 Jahre alt werden, erreichen eine Länge bis zu 150 cm und können 200 kg auf die Waage bringen. Nach etwa 10 bis 15 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif und legen ca. 100 Tischtennisball große Eier pro Gelege. Bis der Nachwuchs schlüpft, dauert es in der Regel weitere 2 bis 3 Monate. Das Geschlecht des Geleges wird von der Umgebungstemperatur bestimmt. Bei 28 Grad schlüpfen männliche Nachkommen aus den Eiern und bei 32 Grad werden Weibchen erwartet.
Die grüne Meeresschildkröte kehrt zur Eierablage stets an den eigenen Geburtsstrand zurück. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Tiere sich am Erdmagnetfeld orientieren können und der Geburtsort dauerhaft verankert wird. Seit 1988 steht die Gattung durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen unter internationalem Schutz. Die zunehmende globale Temperatur könnte allerdings dafür sorgen, dass vermehrt Weibchen auf die Welt kommen und für ein starkes Ungleichgewicht innerhalb der Population führen können. Erste Nachweise enthält bereits ein Bericht von National Geographic aus dem Jahr 2018.
Die weiteren Detailbilder könnt ihr wie gewohnt in unserer Galerie ansehen:
Übersicht aller Entwürfe im 2. Review 2022:
Mir gefällt die Meeresschildkröte richtig gut. Ich finde die Proportionen sehr ansehnlich und auch die Präsentation sagt mir zu. Leider fehlt im Beschreibungstext ein Hinweis, ob die Flossen und der Kopf beweglich sind. Das wäre wirklich toll. Ein paar Sorgenfalten bekomme ich, wenn ich an die Stabilität der Display-Halterung denke. Hoffentlich können die Technic-Elemente die recht große Schildkröte halten. Trotz allem meiner Meinung nach ein rundum gelungenes Modell.
Wie könnte LEGO den Entwurf bewerten? – Erste Hinweise wollen wir im Ideas-Archiv suchen. Eine Meeresschildkröte können wir zwar nicht finden, aber im 1. Review 2021 war das „Marine Life“ präsent und im 2. Review 2020 kam im Rahmen der „Terry Prachttes Scheibenwelt“ eine Schildkröte im Motiv vor. Beide Projekte konnten das Ideas-Team jedoch nicht überzeugen.
Im LEGO Hauptsortiment finden wir das Motiv eher selten oder im kleinen Rahmen. Zum Anfang des Jahres kündigte LEGO zum Beispiel die LEGO Creator 3-in-1 31128 Delfin und Schildkröte oder der LEGO Friends 41697 Schildkröten-Rettungswagen an. Darüber hinaus gab es noch ein Polybag oder Beilagen zu LEGO Magazinen, aber eine Darstellung in dieser Größenordnung würde ein Novum darstellen.
Unter den Meereskreaturen bekommen die Schildkröten recht wenig Aufmerksamkeit: Der Fokus liegt ganz eindeutig auf den großen Fischen. Zu meinen Erstauen liegt die Meeresschildkröte in etwa auf dem gleichen Niveau wie der Clown-Fisch. Gerade mit Blick auf den Kinofilm „Findet Nemo!“ (2003) hätte ich ein anderes Ergebnis erwartet. Der damalige Kinofilm schafft heutzutage gerade mal den Faktor 2,5 im Verglich zur Schildkröte.
Allerdings könnte LEGO mit diesem Entwurf auch ein Zeichen für mehr Umweltschutz setzen. Die Voraussetzungen wären nicht schlecht: Immerhin haben LEGO und „National Geographic“ einen Vereinbarung geschlossen, die Kinder für die Umweltprobleme sensibilisieren soll. Warum das Projekt nicht auf die Ideas-Reihe ausweiten?
Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass LEGO bereit wäre die Kooperation auch auf die Ideas-Reihe auszuweiten. Zielgruppe sollen vorrangig Kinder sein, mit Ideas will LEGO das Publikum 18+ ansprechen. Ferner habe ich meine Zweifel, dass die Meeresschildkröte genug Emotionen hervorrufen kann, um als Ideas-Set zu überzeugen. Daher entschließe ich mich die Umsetzung als unwahrscheinlich einzustufen.
Wie gefällt euch der Entwurf? Wurden die Proportionen gut getroffen oder findet ihr etwas unförmig? Sehr ihr das Modell als Display-oder Spiel-Set? Sagen euch die Korallen auf dem Display-Stand zu oder habt ihr eine andere Idee? Würdet ihr euch die Meeresschildkröte kaufen? Wie schätzt ihr die Chancen ein? Wir freuen uns auf eure Kommentare.