Kombiniere, die Ideas-Community will einen Detektiv als Ideas-Set sehen. Das Rätsel war sehr einfach zu lösen, denn gestern Abend erhielt der Entwurf „Sherlock Holmes – 221B Baker Street“ die notwendige Unterstützung, um als 16. Kandidat ins 1. Review 2022 einzuziehen. In Billund wird es noch bis Anfang Mai dauern, bis die Akten zur Machbarkeit genau studiert werden. Wir stellen euch heute schon die Details näher vor.
Die Heimat von Sherlock Holmes wurde von DreamnBricks aka Luigi aus Italien umgesetzt. In seiner Kurzbeschreibung bezeichnet er sich als überzeugten Fan und MOC-Baumeister. Zur Ideas-Plattform fand er im April 2021 und kann bisher auf diesen Entwurf zurückblicken, der kurz vor Weihnachten ins Rennen geschickt wurde.
Die Ideas-Community zeigte sich sehr angetan und sorgte binnen einer Woche für die ersten 1.000 Stimmen. Bereits Mitte Januar 2022 passierte die Baker Street den halben Weg und nach 58 Tagen kann Luigi auf die erste Idee im Review blicken, die ihm die Bezeichnung „10k Member Club“ beschert.
Als Vorlage für den Entwurf diente die fiktive Adresse von Sherlock Holmes in London: Die Baker Street 221B. Auf einer Grundfläche von 16×32 Noppen erbaute Luigi aus 2.200 Teilen die Heimat des berühmten Meisterdetektivs. Neben Sherlock und seinem Assistenten, Dr. Watson, erhält noch Mrs. Hudson und der große Widersacher Professor Moriarty einen Auftritt als Minifigur, sodass wir insgesamt 4 Figuren zählen können.
Sehen wir uns ein bisschen in der Detektiv-Zentrale um: Das Erdgeschoss ist relativ zweckmäßig gestaltet. Nachdem wir Einlass erhalten, stehen wir in einem kleinen Empfang. Im Nachbarraum haben die Spürnasen eine Bibliothek eingerichtet und daneben befindet sich noch eine Küche. Über eine Treppe erreichen wir dann die erste Etage, die über einen großen Kamin verfügt. Am offenen Feuer können Sherlock und Dr. Watson ihre scharfsinnigen Gedankengänge austauschen und versuchen durch Kombinatorik die Fälle zu lösen.
Wenn die reine Kraft der Gedanken nicht ausreicht, begibt sich das Duo in die zweite Etage. Hier steht ein ganzes Labor für ausgiebige Experimente zur Verfügung und darüber hinaus finden wir auch das offizielle Büro, wobei ein vertrautes Gespräch mit einem Klienten vor dem Kamin mit Sicherheit die angenehmere Atmosphäre sein dürfte.
Das Gebäude wird als Fassade umgesetzt, das heißt, dass die Rückseite offen zugänglich ist und zum Spielen einlädt. Die einzelnen Etage könnt ihr ganz einfach abnehmen und jeden Winkel des Bauwerks problemlos erreichen. Als kleines Highlight spendiert Luigi Sherlock und Dr. Watson eine Kutsche, mit der das Ermittlungs-Duo bequem durch London der Arbeit nachgehen kann. Haltet beim genauen Inspizieren der Szene die Augen offen. Der Fandesigner hat einige Easter-Eggs platziert. Könnt ihr sie entdecken?
Die Geschichten von Sherlock Holmes stammen vom britischen Autor Arthur Conan Doyle, die 1887 erstmals veröffentlicht wurde. Als Spielort suchte sich Doyle, der zum Debüt hauptberuflich als Arzt arbeitete, die britische Hauptstadt aus. Die Anschrift Baker Street 221B gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern wurde erst um 1930 geschaffen. Doyle störte sich seinerzeit an der Struktur der damaligen Kriminal-Geschichten, die meist durch Zufall geklärt wurden oder gar keinen Grund zur Lösung des Falls nannten. Seine Hauptfigur bestach im Gegensatz dazu durch ein extrem analytisches Vorgehen, innovativen Ermittlungsmethoden und einer klaren Logik, die wir heute als Forensik bezeichnen.
Die regelmäßigen Kurzgeschichten stellten für Doyle bald eine enorme Belastung dar. Um sich aus dieser Verpflichtung zu befreien forderte er immer höhere Honorare, die aber aufgrund des Erfolgs gewährt wurden. Der Druck wurde so groß, dass sich Doyle im Jahr 1893 entschloss den Helden in der Story „The Final Problem“ sterben zu lassen. In seinem Tagebuch schrieb der Autor dazu „Wenn ich ihn nicht getötet hätte, hätte er sicherlich mich getötet.“ nieder.
Erst 1901 wurde Doyle auf die Legende eines Geisterhunds aufmerksam und beschloss seinen Helden wiederzubeleben. Der große Erfolg von „Der Hund von Baskerville“ und das Verlagshaus motivierten Doyle weitere Geschichten zu schreiben. Insgesamt verfasste der Autor bis 1927 vier Romane sowie 56 Kurzgeschichten und lieferte damit auch die Vorlage für diverse Theaterstücke, Kinofilme aber auch Brett- und Computerspiele.
Hier könnt ihr euch die weiteren Detailbilder ansehen:
Diese Entwürfe sind im 1. Review 2022 qualifiziert:
Der Entwurf holt mich persönlich nicht ganz ab. Irgendwie will der Funke nicht so richtig überspringen, obwohl der Fandesigner an viele Details gedacht und sogar einige Easter-Eggs versteckt hat. Die Etagen sind meiner Meinung nach gut eingerichtet und spiegeln auch die Arbeitsbedingungen der beiden Ermittler angemessen wider. Die Minifigurenwahl ist für die Spielszene absolut ausreichend und mit der Kutsche lassen sich die Abenteuer auch gut in eine LEGO Stadt einfügen.
Versuchen wir uns nun an einer Einordnung und blicken zunächst in das Ideas-Archiv. Dort entdecken wir im Herbst-Review 2013 mit „Sherlock Holmes“ schon einmal den Versuch, dem Meisterdetektiv ein Ideas-Set zu widmen. Das Ideas-Team lehnte die Idee damals jedoch ab.
Bei LEGO im Hauptsortiment durfte der Meisterdetektive noch nicht ermitteln. Eine Suche nach „Sherlock Holmes“ blieb erfolglos. Eine Erweiterung auf den allgemeinen Begriff „Detektiv“ bringt das LEGO 10246 Detektivbüro zu Tage und in der Minifiguren Serie 5 aus dem Jahr 2011 entdecken wir einen Detektiv. Weitere Ähnlichkeiten zum Hauptsortiment können wir nicht ersehen.
Die meisterhafte Spürnase ist in der ganzen Welt bekannt und gefragt. Die vielen Theaterstücke und Filminszenierungen sorgen für ein globales Interesse, dem wir auch keine spezielle Schwerpunkt-Region zuordnen können. Für Ideas sollte das Absatzpotential ausreichend sein, denn im Vergleich zur in der Ideas-Reihe umgesetzten TV-Sitcom „Seinfeld“ wird etwa 50% mehr Traffic registriert.
Ein Problem könnte eventuell bei der Rechtenutzung entstehen, denn das Lizenzthema wird offenbar gerade von einem Konkurrenten genutzt, der das Set erst 2021 im Markt einführte. Ob das wirklich zu Schwierigkeiten führt oder eine Parallel-Nutzung bzw. eine Rechtenutzung in 2023 bzw. 2024 möglich wäre, entzieht sich unser Kenntnis.
Hinsichtlich Bespielbarkeit und Detailreichtum kann der Entwurf überzeugen und auch die Absatzmärkte sollten ein gutes Potential aufweisen. Bei LEGO selbst war das Thema zwar kaum vertreten, aber ausgerechnet bei den Modular Buildings war ein Detektiv-Thema im Sortiment. Hinzu kommt noch, dass „Sherlock Holmes“ einmal abgewiesen wurde und das aktuelle Modell sehr nahe an den Modulars designt ist. Mit Blick auf eine mögliche Lizenzproblematik sehe ich nur sehr wenige Chancen und schätze die Umsetzung als unwahrscheinlich ein.
Jetzt seid ihr gefragt! Wie findet ihr die Idee? Stört ihr euch an der Fassade oder wird dadurch erst das Spielerlebnis geschaffen? Ist die Baker Street ansprechen gestaltet oder würdet ihr andere Schwerpunkte legen? Würdet ihr dem Widersacher Professor Moriarty mehr Gewicht geben oder reicht euch die Minifigur? Wie schätzt ihr die Chance für einen Umsetzung ein? Schreibt uns das Ergebnis euer Kombinatorik in die Kommentare.