
Anschauliche Wissenschaft verzauberte die Ideas-Community: Heute knackte der Entwurf „Working Orrery“ die kosmische Grenze von 10.000 Stimmen. Die Idee zieht damit als 9. Kandidat ins 2. Review 2022 ein und möchte ab September das Ideas-Team in der Begutachtung überzeugen. Wir stellen euch alle wichtigen Details vor und versuchen die Chancen zu bewerten.
Den aktuellen Entwurf verdanken wir LEGO Monkey aka Joshua Whitehouse, der in Südafrika zu Hause ist. Der TFOL (17 Jahre) wurde vermutlich im Dezember 2017 auf Ideas aktiv und erweist sich als kreativer Geist. In seinem Konto können wir viele Wettbewerbs-Teilnahmen erkennen. In zwei Fällen verfehlte er nur knapp den Hauptgewinn, erhielt aber immerhin den Titel „Runner-Up“. Zwei weitere Projekte wurden sogar zum Sieger gekürt: Im April 2021 gewann er in der Kategorie Architecture mit den Beitrag „Kasteelberg“ einen Ausstellungsplatz im LEGO House und im Dezember 2021 belegte er beim Contest „The LEGO Ninjago & 1-Button Game Challenge“ in der Rubrik „Behavior Bricks“ mit der Idee „Moonwalk“ den ersten Platz.
Auf Ideas ist er ebenfalls kein Unbekannter: Fast 20 Modelle schickte er bereits ins Rennen. Den bisher größten Erfolg konnte er mit dem „Fantasy Castle“ feiern, als er in das 1. Review 2021 einzog, aber von LEGO keine Produktionsfreigabe erhielt. Die Grundidee für den aktuellen Beitrag hatte Joshua schon seit einigen Jahren. Ein kleines Modell reichte er bereits im Februar 2018 als Beitrag zum Wettbewerb „LEGO Moments in Space“ ein und präsentierte es im September 2018 auf Ideas, wo es nicht beachtet wurde.
Drei Jahre später können wir eine komplett überarbeitete und vergrößerte Version bewundern. Damit konnte er auch die Herzen der Fans überzeugen: Nach rund drei Wochen konnte Joshua die ersten 1.000 Stimmen verbuchen und im Dezember war die Hälfte des Weges absolviert. Der zweite Einzug in eine Reviewrunde war schließlich nach 252 Tagen perfekt. Genau der richtige Zeitpunkt, um uns jetzt dem Modell zu widmen.
Die Grundidee war ein Modell von Sonne, Erde und Mond zu entwerfen. Dabei kam es Joshua nicht auf die präzise wissenschaftliche Umsetzung an, sondern vielmehr um die prinzipielle Beziehung der drei Himmelkörper zueinander und ein ansprechendes Design. Herausgekommen ist ein farbenfroher Mix aus Technic-Elementen und Standard LEGO Steinen. Insgesamt verbaute der TFOL ca. 1.200 Teile und kommt in der Planung ohne Minifiguren aus.
In der Mitte sehen wir natürlich unser Zentralgestirn, die Sonne, die auf einem dekorierten 24×24 Noppen messenden Sockel thront. Die gelbe Kugel ist über eine Technic-Konstruktion mit dem Sockel verbunden und wird mit Hilfe eines Motors in Bewegung gesetzt. Der Antrieb wiederum wurden vom Fandesigner geschickt im Sockel verbaut, so dass die Optik nicht getrübt wird.
Am äußeren Ende des Auslegers, der aus Stabilitätsgründen wiederum aus Technic-Teilen hergestellt wird, gelangen wir zum Modell unser Erde mitsamt Mond. Der Planet wird auf einem drehbaren Gestänge befestigt, womit die Erddrehung um sich selbst dargestellt werden kann. Dabei kreist die Erde auf dem Ausleger um die Sonne. Als Ergebnis erhalten wir ein einfaches, aber sehr anschauliches Modell. Unter Berücksichtigung der Kreisbahn werdet ihr diesen Platzbedarf benötigen: Länge ca. 35 cm, Breite ca. 18,5 cm und Höhe ca. 28 cm
Wir können euch nur empfehlen, das nachstehende Video kurz anzuschauen. Hier könnt ihr euch einen Eindruck von dem real gebauten Modell verschaffen.
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Mehr InformationenWie schon erwähnt, ist für den kreativen Kopf hinter dem Entwurf die wissenschaftliche Genauigkeit nicht das Hauptaugenmerk. Laut Wikipedia ist ein Orrery eine Planetenmaschine, die die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne veranschaulichen soll. Der Sonderfall, dass nur Sonne, Erde und Mond gezeigt werden, wird auch als Tellurium bezeichnet. Die Modelle verwenden zur Vereinfachung nur Kreisbahnen.
Die Erde befindet sich jedoch auf einer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne. Dabei schwankt – je nach Position – der Abstand Erde Sonne zwischen 147 Mio. und 152 Mio. Kilometern. Die Distanz legen die Sonnenstrahlen in Lichtgeschwindigkeit zurück und erreichen unsere Erde im Mittel nach 499 Sekunden, also 8 Minuten und 19 Sekunden.
Die Erkenntnis, dass sich die Erde nicht kreisförmig um die Sonne bewegt, sondern auf einer elliptischen Bahn, verdanken wir dem deutschen Astronom Johannes Kepler, der 1609 seine Arbeiten unter dem Titel „Astronomia Nova“ veröffentlichte. Kernbestandteil dieses Werks waren die sogenannten Planetengesetze (Keplerschen Gesetze), die die Grundlage für die modernen Weltraummissionen legte.
Die weiteren Bilder könnt ihr euch in unserer Galerie ansehen:
Übersicht aller Ideen im 2. Reivew 2022:
Ich mag den Entwurf. Hier passt einfach vieles zusammen: Das Design ist meiner Meinung ansprechend und das Modell bietet eine gute Grundlage, um sich näher mit der Astronomie auseinander zu setzen. Dabei wurde bewusst auf die letzte Präzision verzichtet, was sich angenehm auswirkt. Der Entwurf ist nicht überladen und lenkt den Blick aufs Wesentliche. Der Antrieb wird sehr elegant versteckt, so dass die Idee auch in der Vitrine eine gute Figur machen könnte. Der einzige, kleine Schwachpunkt ist im Video erkennbar: Die Mechanik arbeitet noch etwas hakelig. Das sollte jedoch vom LEGO Designteam verbessert werden können. In meinen Augen eine gute Idee und eine gute Realisierung.
Wie könnte LEGO diese Idee einordnen? – Dazu sehen wir uns zuerst die Ideas-Historie an. Die Themenreihe hat bisher schon einige Space-Themen realisiert. Dabei standen jedoch immer bestimmte Missionen (Mars, Apollo Rakete) oder Oberthemen (NASA-Frauen, Forschungsinstitut etc.) im Vordergrund. Himmelskörper oder unser Sonnensystem war noch kein Thema. Einzig der Entwurf „Clock Work Solarsystem“, der im 3. Review 2021 gerade von LEGO begutachtet wird, behandelt diesen Aspekt.
Im normalen LEGO Sortiment finden wir diverse Space-Sets, aber ein Modell, das sich mit den Himmelskörpern im Allgemeinen auseinandersetzt, suchen wir vergeblich. Neben dem LEGO Ideas 21110 Forschungsinstitut können wir vor allem im BL-19007 „Science Tower“ aus dem ersten BrickLink AFOL Designer Progam (ADP) einen konkreten Bezug zur realen Wissenschaft entdecken.
Das könnten gute Voraussetzungen sein, zumal auch andere wichtige Aspekte erfüllt sind, die Ideas in einem zukünftigen Set sehen möchte: Sowohl optisch als auch bautechnisch wirkt der Entwurf durchdacht und kann zusätzlich motorisiert werden. Im Gegensatz zum wesentlich anspruchsvolleren „Clock Work Solarsystem“, liegt im aktuellen Modell die Teileanzahl viel niedriger, was zu einem moderateren Preisschild führen könnte.
Der reale Entwurf vereint viele Anforderungen an ein Ideas-Set und hat die Funktionen auch schon in der Realität bewiesen. Unter der Annahme, dass die Konkurrenz-Idee aus dem 3. Review 2021 keinen Zuschlag erhält, schätze ich eine Umsetzung für möglich ein.
Was sagt ihr zu dem Entwurf? Spricht euch das Modell an oder findet ihr es zu simpel? Reicht euch die Darstellung aus oder habt ihr höhere Ansprüche? Seht ihr den Entwurf als Display oder als Spielset? Gefällt euch die Motorisierung oder würdet ihr eine Kurbel bevorzugen? Würde die Idee auf eurer Wunschliste landen? Wie schätzt ihr die Chancen ein? Schreibt uns eure Ansichten gerne in die Kommentare.