Ganz ohne technische Hilfen oder Algorithmen erhielt heute die Idee „Women of Computing“ den notwendigen Support der Ideas-Fans. Die Würdigung der Forschungsleistung qualifiziert sich als 11. Vorschlag des zweiten Review 2021 zur Begutachtung durch die LEGO Designer. In Billund wird man die Idee ab Mai auf Her(t)z und Nieren prüfen und über die weitere Zukunft entscheiden. Wir nehmen euch jetzt schon mit auf eine Reise in die Welt der IT-Basis und stellen das Projekt im Detail vor.
Nach einer langen Pause können wir heute die nächste Kreation von 20tauri aka Maia Weinstock bewundern. Die in den USA lebende Autorin, die auch am MIT (Massachusetts Institute of Technology) arbeitet, eröffnete bereits vor sieben Jahren ihr Ideas-Konto. Mit ihrem dritten Entwurf sorgte sie vor fünf Jahren für Aufsehen, als ihr Entwurf „Women of NASA“ in nur zweieinhalb Wochen das 2. Review 2016 erreichte. Die Idee wurde vom Ideas-Team ausgewählt und war die Vorlage für das offizielle LEGO Ideas 21312 Women of NASA. Nach einer langen Schaffenspause stimmten die Fans das neuste Projekt erneut innerhalb kurzer Zeit ins Review. Also richten wir unseren Blick auf ihren Entwurf.
Die Idee besteht aus fünf Einzelszenen, die die Arbeitswelt von sechs bedeutenden Frauen aus der Welt der Technologie darstellen, deren Leistungen wir euch noch im Laufe des Artikels vorstellen werden. In den Szenen wird natürlich jede Dame durch eine Figur repräsentiert, so dass wir 6 Minifiguren zählen. Da Maia im Beschreibungstext auf eine Angabe der Teilezahl verzichtet, schätzen wir anhand der Bilder, dass etwa 800 Teile zum Einsatz kommen sollten. Damit wir die Vignetten richtig verstehen, werden wir euch die Szenen mit dem entsprechenden Hintergrund einzeln vorstellen.
Auf dem ersten Bild ist Ada Lovelace (1815-1852) mit ihrer Katze Mrs. Puff vor der „Analytical Engine“ zu sehen, die sie zusammen mit dem Mathematiker Charles Babbage entscheidend weiterentwickelte. Das Gerät gilt heute als eine der ersten Rechenmaschinen, die gleichzeitig auch Grundlage der heutigen Computer war. Erstmals kam eine Art Programmierlogik zum Einsatz, die ebenfalls weiterentwickelt wurde und heutige Programmiersprachen beeinflusste. Die „Analytic Engine“ wurde jedoch nie richtig fertiggestellt, da die englische Regierung die Fördermittel 1837 nicht bewilligen wollte.
Aufgrund der umfangreichen englischen Übersetzung von Ada Lovelace, wird sie auch „erste Programmiererin“ in der Geschichte genannt. Die Analytical Engine könnt ihr euch auch heute noch im Londoner Wissenschaft-Museum ansehen. Falls euch die genaue Funktionsweise näher interessiert, empfehlen wir euch die ausführliche Beschreibung der Freien Universität Berlin nachzulesen.
Die zweite Abbildung zeigt uns Grace Hopper (1906-1992), die für die US-Marine tätig war und während ihrer Schaffensphase federführend an Weiterentwicklungen der Computertechnologie mitgewirkt hat. Besonders hervorzuheben ist zum einen das Projekt „Mark I“, das von der US-Marine für ballistische Berechnungen genutzt wurde und als eines der ersten turingmächtigen System gilt. Darüber hinaus entwickelte sie 1952 den ersten Complier (A-O) und leistete mit der Programmiersprache FLOW-MATIC (1957) einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung der Programmiersprache COBOL.
Ihr Schreibtisch zeigt uns viele Anspielungen an ihre Tätigkeit bei der Marine. So sehen wir zum Beispiel eine Piratenflagge, die US-Flagge und weitere maritime Elemente. Viele bringen auch heute noch das Wort „Bug“ mit ihr in Verbindung.
Die dritte Vignette stellt uns Betty Holberton (1917-2001) und Jean Jennings Bartik (1924-2011) bei ihrer Forschungsarbeit am Electronic Numerical Integrator and Computer (ENIAC) vor. Der ENIAC war der erste elektronische Universalrechner und wurde von der University of Pennsylvania ins Leben gerufen. Das System diente dem US-Militär ebenfalls bei der Berechnung von ballistischen Kurven. Beide Frauen gehörten einem 6-köpfigen Programmteam an.
Während sich Bartik Ende der Vierziger Jahre ins Familienleben zurückzog, arbeitete Holberton weiter in der aufkommenden IT-Branche. Sie erarbeitete das statistische Analyse-Verfahren der US-Volkszählung von 1950 und war 1959 als Chefin der Programmierforschungsabteilung für die Schiffsversuchsanstalt und David W. Taylor Model Basin tätig. Darüber hinas wirkte sie erheblich an den Revisionen der Programmiersprache Fortran 77 und Fortran 90 mit. 1997 wurde sie mit den IEEE Computer Pioneer Award ausgezeichnet und wurde in die Women Technology International Hall of Fame aufgenommen.
In der vierten Szene können wir den Arbeitsbereich von Annie Easley (1933-2011) miterleben. Ihr Karriere begann 1955 bei der NACA, einem Vorgänger der NASA. In über 30 Arbeitsjahren für die amerikanische Raumfahrtorganisation war sie unter anderem ein führendes Teammitglied zur Entwicklung der Raketenoberstufe Centaur. Ihre Arbeit im Centaurprojekt legte die technologische Grundlage für die spätere Entwicklung von Space Shuttles und Satelliten. Wir sehen Easley hier bei ihrer Arbeit im zentralen Kontrollraum des Lewis Engine Research Building der NASA. Passend zu ihren herausragenden Leistungen ist im Hintergrund ein Modell einer Titan-Rakete mit Centaur-Oberstufe positioniert.
Auf dem fünften Bild sehen wir Gladys Mae West (1930-) bei der Arbeit. Sie begann ebenso wie ihren Kolleginnen ihre berufliche Laufbahn beim US-Militär. Sie ging schnell dazu über, Computer zu programmieren und lieferte dabei wichtige Ergebnisse für die Berechnung von Umlaufbahnen. Später nutzte sie komplexe Algorithmen, um Berechnungen für ein präzises Modell der Erde zu programmieren, das die Schwerkraft, die Gezeiten und andere Kräfte berücksichtigt.
Diese Arbeit war die Grundlage für das, was schließlich die Umlaufbahn für das Global Positioning System (GPS) wurde. Das GPS-Programm wurde mit der Gründung des Joint Program Office im Jahre 1973 gestartet offiziell mit einem militärischen Fokus gestartet. Im September 1983 kündigte der US-Präsident an, das System auch vollständig für die zivile Nutzung freigegeben. Gladys West wurde 2018 außerdem in die Hall of Fame der United States Air Force aufgenommen, eine der höchsten Auszeichnungen des Air Force Space Command. Die Vignette zeigt sie folgerichtig vor ihren Berechnungen der Umlaufbahnen und mit einer Weltkugel, die von Satelliten umspannt ist.
Ähnlich wie der Entwurf „Women of NASA“ traf auch diese Bauidee den Nerv der Zeit. Auf Ideas brauchte der Entwurf 70 Tage um in die Umlaufbahn des zweiten Review zu gelangen. Ob die Berechnungen im Billunder Kontrollzentrum auch einen Weiterflug in die Verkaufsregalen vorsehen, werden wir voraussichtlich Mitte Oktober erfahren.
Alle Ideen des 2. Reviews 2021 in der Übersicht:
Nr. | Bild | Entwurf | Fan-Designer | Tage bis 10.000 | Lizenz |
---|---|---|---|---|---|
1 | Imperial Island Fortess | Brick Hammer | 349 | Nein | |
2 | Movie Set | Castor-Troy | 63 | Nein | |
3 | Lifeguard´s Shack | adwind | 724 | Nein | |
4 | A-Frame Cabin | Norton74 | 41 | Nein | |
5 | Spaceballs | Bricktory Lab | 270 | Ja | |
6 | Costume Shop | Bricky_Brick | 165 | Nein | |
7 | BTS Dynamite | JBBrickFanatic | 30 | Ja | |
8 | Boston Dynamics Spot | WalkCrawlRun | 127 | Ja | |
9 | Medieval Tavern | LEt.sGO | 64 | Nein | |
10 | Tavern Under Snow | Lego_Is_Art | 166 | Nein | |
11 | Women of Computing | 20tauri | 70 | Nein | |
12 | Working Minigolf Course | LEGO Paradise | 42 | Nein | |
13 | Brick Walk | leprapego | 416 | Nein | |
14 | Medieval Harbor | Namirob | 747 | Nein | |
15 | Floating Island | Seb_E | 427 | Nein | |
16 | Scooby Doo Mystery Machine | Let Them Fly | 194 | Ja | |
17 | Aircraft Engine Workshop | Stephanix | 132 | Nein | |
18 | Airport Firetruck | redera00 | 438 | Ja | |
19 | Gamestop Classic Store | MCHLN | 3 | Ja | |
20 | Traditional German Cottage | sNICKers77 | 104 | Nein | |
21 | Outer Solar System Expansion | Geroditus | 469 | Nein | |
22 | Knight Rider: Kitt and the Flag Mobile Commad Unit | HenkvdL05 | 39 | Ja | |
23 | Jaws | Diving Faces | 249 | Ja | |
24 | Nyhavn Copenhagen | Mathias Julin | 546 | Ja | |
25 | Basement & Sewerage | MOCingbird | 330 | Nein | |
26 | Johns Medieval Watermill | Mind the Brick | 78 | Nein | |
27 | Carls House | Yang Yang | 388 | Ja | |
28 | The Nanny | Castor-Troy | 321 | Ja | |
29 | Minas Tirith | GJC15344 | 531 | Ja | |
30 | The Apartement | Bricky_Brick | 640 | Nein | |
31 | The Medieval Fortress (Castle) | LEt.sGO | 54 | Nein | |
32 | House of Time | KevinTimeHouse | 282 | Nein | |
33 | The A-Team: Van and Crew | HenkvdL05 | 57 | Ja | |
34 | Log Cabin | Galaxy333 | 115 | Nein |
Mir persönlich Gefallen Bauideen, die ein bisschen zum Nachdenken anregen und neugierig auf die Geschichte hinter dem Entwurf machen. Bei der Recherche zu diesem Artikel bin auch auf manche Erkenntnis gestoßen, die mir bisher unbekannt war. Rein optisch sind die Vignetten ebenfalls gut umgesetzt und zeigen die starken und meist medial unsichtbaren Frauen in ihrer Arbeitsumgebung. Insbesondere die „Analytic Maschine“ finde ich gut getroffen.
Kommen wir zu der Frage, wie LEGO diese Idee einordnen könnte. Dafür richten wir zuerst den Blick auf die Ideas-Vergangenheit und stellen dabei fest, dass die Vigenetten-Idee natürlich schon einmal mit den LEGO Ideas 21312 Women of NASA umgesetzt wurde. Darüber hinaus setzte LEGO auch schon mit den LEGO Ideas 21301 Birds und den LEGO Ideas 21320 Dinosaurier-Fossilien weitere Vignetten-Konzepte um. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die grundlegende Idee willkommen ist.
Weiterhin merken wir an einigen Stellen, dass LEGO auch großen Wert auf die Gleichstellung der Frauen legt. Im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht wird zum Beispiel über den Fortschritt der Gleichstellung im Unternehmen berichtet und zum Frauentag 2021 gab es sogar eine Pressemitteilung, die auf die Stellung der Frauen aufmerksam machte. Darüber hinaus scheint sich dieser Gedanke auch in den Produkten widerzuspiegeln. Ich verweise dabei nur auf das LEGO 40450 Amelia Earhardt GWP.
Vor diesem Hintergrund könnte der Entwurf gut zur Firmenpolitik passen, aber auch die Historie von Ideas fortführen. Bei geschätzten 800 Teilen wäre die Idee ein Kandidat für das gemäßigte Preissegment und ebenfalls von dieser Überlegung in die Produktpalette passend. Daher komme ich zu dem Schluss, dass der Entwurf realistische Chancen hat und glaube, dass eine Umsetzung möglich ist.
Was denkt ihr? Sagen euch die Vignetten zu oder findet ihr sie nicht ansprechend? Sagten euch die Namen der vorgestellten Frauen etwas oder waren sie euch unbekannt? Wie gefallen euch die Motive? Sind die Arbeitsbereich gut getroffen oder würdet ihr etwas anders gestalten? Glaubt ihr, dass ein Vignetten-Konzept noch mal ein Chance hat? Wie schätzt ihr die Umsetzung ein? Schreibt uns eure Gedanken gerne in die Kommentare.