
Soeben hat LEGO das Jahresergebnis für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht und gibt damit ein weiteres Mal einen umfassenden Einblick in die finanzielle Entwicklung des Unternehmens. Und nachdem im vergangenen Jahr das Ergebnis etwas getrübter war, stellt LEGO in diesem Jahr neue Umsatz- und Gewinn-Rekorde auf, muss sich dafür aber weiter mit sinkenden Margen auseinandersetzen. Wir haben die Zahlen für euch angeschaut und werfen in diesem Beitrag gemeinsam einen Blick darauf.
LEGO hat die Zahlen für 2024 wie gewohnt per Pressemitteilung veröffentlicht. Wir haben die Geschäftsberichte genauer unter die Lupe genommen, um die wichtigsten Fakten für euch zusammenzufassen.
Inhaltsverzeichnis
Überblick über die Zahlen
Besonders beeindruckend ist der stark wachsende Umsatz, der gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gewachsen ist. Außerdem ist auch der operative Gewinn um satte zehn Prozent gewachsen (hier musste LEGO im Vorjahr einen Rückgang um fünf Prozent hinnehmen) und die Verbraucherverkäufe legten um zwölf Prozent zu. Die einzige negative Entwicklung, die sich bei LEGO fortsetzt, sind die Margen, die zum wiederholten Male gesunken sind, sodass die Nettomarge bei „nur noch“ 18,6 Prozent liegt – ein immer noch sehr guter Wert für die schwächelnde Spielwaren-Industrie. Die wichtigsten Zahlen und die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr haben wir nachfolgend für euch zusammengestellt.
- Umsatz: 74,3 Mrd. DKK (9,96 Mrd. Euro): +13 %
- Operativer Gewinn: 18,7 Mrd. DKK (2,5 Mrd. Euro): +10 %
- Nettogewinn: 13,79 Mrd. DKK (1,85 Mrd. Euro): +5 %
- Verbraucherverkäufe: +12 %
- Cash Flow aus operativen Geschäften: 19,15 Mrd. DKK (2,57 Mrd. Euro): +24 %
- Free Cash Flow: 10,19 Mrd. DKK (1,37 Mrd. Euro): +47 %
- Operative Marge: 25,2 % (2023: 26,0 %)
- Nettomarge: 18,6 % (2024: 19,9 %)
- Anzahl Mitarbeiter weltweit: 31.282: +9,7 %
- Brand Stores weltweit: 1069: +3,7 %
Eine kurze Begriffserklärung: Unter Verbraucherverkäufen versteht LEGO den Verkauf von Waren über Läden und Onlineshops an den Endkunden, während der Umsatz der Erklärung von LEGO zufolge auch weitere Positionen wie beispielsweise den Verkauf von Waren an Einzelhändler umfasst.
LEGO wächst schneller als der Markt
Auch im Jahr 2024 hat sich LEGO wieder deutlich besser als der gesamte Spielwarenmarkt entwickelt, was bedeutet, dass die LEGO Gruppe hier weiterhin Marktanteile gewinnen kann. Dies betont LEGO auch im Rahmen der Pressemitteilung wieder deutlich und zeigt sich damit als krisenfester als viele andere Spielwarenfirmen.
Laut Circana ist der Umsatz im Spielwarenmarkt im Jahr 2024 in 12 globalen Märkten (Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Mexiko, die Niederlande, Spanien, dem Vereinigte Königreich und den Vereinigten Staaten) um etwa 0,6 Prozent gesunken, nachdem er in 2023 sogar um sieben Prozent eingebrochen war. Hier zeigt sich deutlich, wie viel besser sich LEGO als der gesamte Markt entwickelt hat, auch wenn die Analyse von Circana natürlich nicht den gesamten weltweiten Markt abbilden kann. Im gesamten Spielwarenmarkt gilt Pokémon laut Circana als die meistverkaufte Spielwarenmarke der Welt, wobei hingegen die LEGO Botanicals als umsatzstärkstes Produkt genannt werden.
Spannend ist ein Blick darauf, dass laut Circana „Baukästen“ (was weitgehend Klemmbausteine sein dürften) das fünfte Jahr in Folge gewachsen sind und ein Umsatzplus von 14 Prozent erreichen konnten. Daraus kann man vorsichtig folgern, dass der gesamte Klemmbausteinmarkt (ein weiteres Jahr infolge) minimal stärker wächst als LEGO. Vor dem Hintergrund der insgesamt marktbeherrschenden Stellung von LEGO ist das aber kein Wunder, da kleinere Firmen prozentual natürlich ein deutlich höheres Wachstumspotential aufweisen.
Die erfolgreichsten Themenwelten
Wie jedes Jahr hat LEGO im Zuge der Jahresergebnisse 2024 wieder die erfolgreichsten Themenwelten bekannt gegeben, die genau mit denen vom vergangenen Jahr übereinstimmen. Überraschungen bleiben also aus, und die Reihenfolge ist erneut zufällig gewählt. Zudem ist die Formulierung so gewählt, dass die genannten fünf Themenwelten lediglich zu den erfolgreichsten gehören, aber nicht zwangsläufig die tatsächlichen Top fünf darstellen.
- LEGO Icons
- LEGO Star Wars
- LEGO Technic
- LEGO City
- LEGO Harry Potter
Neben diesen erfolgreichen Themenwelten nennt LEGO nur wenige Details zu anderen Themenwelten. Ganz deutlich hervorgehoben wird die LEGO Botanical Collection, die vor allem unter den Teenagern und Erwachsenen für Neukunden gesorgt haben soll. Außerdem nennt LEGO das 25. Jubiläum von LEGO Star Wars und das fünfjährige Jubiläum von LEGO Monkie Kid. Kurz angeschnitten werden auch LEGO Friends und LEGO Fortnite sowie die kommende Kooperation mit Nike und der bereits gestarteten Kooperation mit der Formel 1.
Erstaunlich still ist es um das letzte „Big Bang“ Theme, denn mit keinem Wort nennt die Themenwelt von LEGO Dreamzzz, die man im Vorjahr (fälschlicherweise) als erste hauseigene Themenwelt seit fünf Jahren bezeichnet hatte. Erste Informationen darüber, wie gut die Themenwelt bei LEGO läuft, sucht man weiterhin vergebens, was vermutlich kein gutes Zeichen für den Fortbestand der kreativen Traum-Themenwelt ist.
Marge sinkt weiter, Investitionen in Nachhaltigkeit steigen
Schon im vergangenen Jahr haben wir in unserer Analyse der Geschäftszahlen einen Blick auf die gesunkene Marge geworfen, da wir diese gerade im Hinblick auf die (mal real, mal gefühlt) steigenden Preise bei LEGO für einen interessanten Indikator halten. Und auch 2024 ist die Marge wieder (deutlich) um 1,3 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent gesunken, nachdem sie schon 2023 auf dem niedrigsten Stand seit über 10 Jahren war. Hier lohnt sich ein Blick in die Vorjahre, denn 2023 lag die Nettomarge bei 19,9 Prozent, 2022 bei 21,3 Prozent, 2021 bei sogar 24 Prozent. Hier zeigt sich, dass LEGO trotz der steigenden Preise nicht alle steigenden Kosten der vergangenen Jahre auf den Verbraucher umlegen kann (oder will).
LEGO gibt weitere Ausgaben für nachhaltige Materialien und Investitionen in strategische Initiativen (hier sind wohl vor allem digitale Technologien und Kooperationen gemeint) als Gründe für die sinkenden Margen an. Gerade im Bereich der nachhaltigen Rohmaterialien hat LEGO die eingekaufte Menge mehr als verdoppelt. Die Gesamtausgaben für Nachhaltigkeit haben sich gegenüber dem Vorjahr um 68 Prozent erhöht und im Vergleich zu 2022 mittlerweile verdreifacht. Auch die Anzahl der Mitarbeiter ist einen Blick wert, denn die ist 2024 weltweit um beinahe zehn Prozent gestiegen.
Nachhaltigkeit weiter im Fokus
Wie gerade angedeutet hat LEGO die Ausgaben für Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen nochmal deutlich angezogen und im Vergleich zum Vorjahr um 68% gesteigert, wobei LEGO im Jahresbericht 2023 noch angab, die Zahl bis 2025 verdoppeln zu wollen. Demnach dürften uns auch in diesem Jahr weiterhin stark steigende Ausgaben in dem Bereich erwarten. Wie auch in den vergangenen Jahren hat LEGO einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht im Rahmen der Pressemitteilung veröffentlicht, den wir euch bei Interesse ans Herz legen wollen.
LEGO selbst gibt an, mittlerweile die Hälfte der genutzten Materialien aus nachhaltigen Quellen zu beziehen, wobei hier größtenteils das Massenbilanz-Prinzip genutzt wird. Das ist gegenüber den Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2024 ein deutlicher Anstieg. Die Kosten für solche nachhaltigeren Rohstoffe sind laut einem Bericht von Reuters um 70% höher als die für erdölbasierten Kunststoff, wobei LEGO selbst damals angab, die Kosten nicht an die Kunden weitergeben zu wollen – eine Aussage, die sich zwar nicht genau prüfen lässt, sich aber zumindest teilweise in der bereits diskutierten Marge niederschlägt.
USA und Europa stark, Asien schwächelt
Interessant ist auch ein Blick in die verschiedenen Märkte, auf denen LEGO aktiv ist. Denn während vor einigen Jahren noch die Wachstumsmärkte in Asien (allen voran China) ein großer Wachstumstreiber für LEGO waren, sind es in diesem Jahr erneut vorwiegend die etablierten Märkte in Europa und den USA, die besonders gut liefen. Wenn man die Umsätze der drei Märkte gesondert betrachtet, sieht das so aus:
- Americas: 35,4 Mrd. DKK (4,7 Mrd. Euro): +15,7 %
- Europe, Middle East & Africa: 28,9 Mrd. DKK (3,9 Mrd. Euro): +11,7 %
- Asia & Pacific: 9,2 Mrd. DKK (1,2 Mrd. Euro): +1,0 %
Basierend darauf darf man davon ausgehen, dass vor allem in den USA die LEGO Gruppe ein starkes Wachstum erzielen konnte und auch in Europa dürften die Geschäfte gut gelaufen sein. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA und der dort eventuell anstehenden Zollproblematiken dürften die Geschäftszahlen für 2025 einen spannenden Einblick liefern.
Da LEGO in den vergangenen Jahren primär in China die eigene Präsenz stark ausgebaut hat und dort zahlreiche neue Brand Stores eröffnet hatte, enttäuscht das Ergebnis in Asien deutlich. LEGO selbst nennt hier das schwächelnde Wirtschaftswachstum in China und sagt, dass man daher in China schwächer als der Markt gewachsen ist. Offenbar greift man in China aktuell eher wieder zu dem deutlich günstigeren, heimisch produzierten Spielzeug.
Fazit zu den Geschäftszahlen
LEGO hat im Jahr 2024 einige Rekorde abgeliefert und weiß gerade im Hinblick auf den Umsatz und den Gewinn zu punkten. Auch beim Free Cash Flow hat LEGO ordentlich zugelegt. Das einzige Haar in der Suppe dürften die Margen sein, die seit Jahren rückläufig sind, wobei sich LEGO hier im Vergleich zur gesamten Spielwarenindustrie bisher wenig Sorgen machen muss. Gerade vor dem Hintergrund der ohnehin schon deutlich wahrgenommenen Preiserhöhungen ist fraglich, inwiefern LEGO hier gegensteuern kann oder sollte.
Insgesamt lässt sich aber (stark vereinfacht) sagen, dass LEGO im zurückliegenden Jahr weltweit betrachtet deutlich mehr Sets (oder noch genereller „mehr LEGO“) verkauft hat, pro Set aber weniger Gewinn macht, da die Kosten insgesamt stärker angestiegen sind als die Preise.
Was denkt ihr über das LEGO Jahresergebnis 2024? Hättet ihr mit so stark steigenden Umsätzen und Gewinnen gerechnet? Und was denkt ihr über die seit einigen Jahren sinkende Nettomarge? Welche Details aus dem Bericht haben euch am meisten überrascht? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus, denkt dabei aber bitte an unsere Netiquette.