Riesiger LEGO Leak zeigt zahlreiche Sets für Erwachsene – aber werden die Modelle wirklich (so) erscheinen?

LEGO Leaks 2023

Seit ein paar Tagen geht ein Raunen durch die Welt der LEGO Fans und teilweise deutlich darüber hinaus: Ein riesiger LEGO Leak zeigt Fans, die entsprechende Kanälen in den sozialen Medien verfolgen, insgesamt zwölf neue (größtenteils lizenzierte) LEGO Sets, die sich gerade in der Entwicklung befinden sollen. Aber was hat es mit diesem Leak auf sich und wie wahrscheinlich ist es, dass die Sets in dieser Form oder überhaupt erscheinen? Das wollen wir in diesem Beitrag diskutieren, obwohl wir euch vermutlich keine abschließende Antwort liefern werden können. 

Bevor wir einsteigen noch ein paar Worte dazu, worum es in diesem Artikel nicht gehen soll: Wir haben nicht vor, euch in diesem Artikel eine Beschreibung der Sets zu liefern, die sich den Bildern zufolge in der Entwicklung befinden. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind die Bilder eben als “Confidential” gekennzeichnet und wir wollen daher keine Informationen daraus weiter verbreiten, als es für diesen Artikel nötig wäre. Wichtiger ist aber: Wir wollen keine falschen Erwartungen wecken, indem wir Sets beschreiben, die so vielleicht nie erscheinen werden.

Wir werden aber auch eben auch nicht so tun, als hätten wir die Bilder nicht gesehen und damit die ganze, durchaus spannende Situation totschweigen. Denn mittlerweile sind die Screenshots ohnehin für jeden frei im Netz zugänglich und LEGO wird es trotz aller Bemühungen nicht schaffen, den Geist zurück in die Flasche zu bekommen. Also lasst uns darüber sprechen, wie der Leak zustande kam und was daran so besonders ist. Außerdem wollen wir mit diesem auch ein gewisses Erwartungsmanagement betreiben…

Die Quelle der Leaks

Die Leaks stammen ursprünglich aus dem Eurobricks Forum, in dem das Forenmitglied JeanGreyForever am Sonntagmorgen in verschiedenen Threads damit begann, Informationen zu einigen kommenden Sets zu verbreiten, die teilweise bekannten Themenwelten angehören. In einem Fall geht es allerdings um eine recht brisante neue Lizenz als LEGO Set aus dem Hause Nintendo: The Legend of Zelda. In Bezug darauf hatte LEGO allerdings kürzlich mit der Sperrung von möglichen Einreichungen zum Franchise auf der LEGO Ideas Plattform aber selbst fundierte Spekulationen angeschoben.

LEGO Ideas The Legend Of Zelda Verboten
Ende letzten Jahres sind Entwürfe zu “The Legend of Zelda” bei LEGO Ideas gesperrt worden

Alle diese Informationen stammen aus einer Marktforschungsumfrage, an der JeanGreyForever nach eigenen Angaben über eine darauf spezialisierte Website teilgenommen hatte. In dieser Befragung wurden ihm (unter anderem) diese zwölf bisher unbekannte Sets gezeigt. Die Umfrage habe dabei über die Website surveys.gobranded.com stattgefunden und sei dort wohl vom niederländischen Marktforschungsunternehmen Veylinx durchgeführt worden.

Auf Nachfrage hat JeanGreyForever uns zugesichert, vor der Umfrage keine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet zu haben und dass es auch sonst (abgesehen von den Wasserzeichen auf den Bildern) keine Hinweise darauf gegeben habe, dass die Bilder oder die Infos nicht geteilt werden dürfen. Wir konnten diese Angaben zwar leider nicht prüfen, aber zumindest verifizieren, dass es wohl nicht ganz unüblich ist, bei solchen Onlinebefragungen keine NDAs einzufordern.

Die beiden Unternehmen, die an der Durchführung der Umfrage beteiligt gewesen sein sollen, haben auf unsere Anfragen bisher leider nicht reagiert. Wir hatten dort unter anderem nachgefragt, ob es aus ihrer Sicht üblich ist, dass solche Umfragen ohne eine vorherige Verschwiegenheitserklärung (NDA) durchgeführt werden.

Das ebenfalls kürzlich geleakte Bild für das LEGO Bruchtal Set (10316) stammt übrigens JeanGreyForever zufolge nicht aus seiner Umfrage und dürfte somit von einem anderen Teilnehmer einer ähnlichen Umfrage stammen. Es gibt auch darüber hinaus Hinweise darauf, dass einige Infos aus dem Leak teilweise schon anderen Leakern bekannt waren, bevor diese durch JeanGreyForever geteilt wurden. Das lässt den Schluss zu, dass Teile der Informationen aus dem Leak schon vorher durch eine andere Person verbreitet wurden.

Was ist der Zweck einer solchen Marktforschung?

Die Quelle der Leaks ist also bekannt. Aber um welche Art von Marktforschung bzw. Studie handelte es sich hier eigentlich? Und was sagt das vielleicht über die Produkte aus, die darin gezeigt wurden?

Die Umfrage beinhaltete neben den zwölf geleakten Produkten noch viele weitere Produkte, die ebenfalls mit Wasserzeichen übersät waren. Allerdings waren das keine neuen Bausätze, sondern lediglich LEGO Sets aus dem aktuellen Sortiment, oder teilweise sogar Sets, die als Auslaufmodell im letzten Jahr den Markt bereits wieder verlassen haben.

Die Befragung war dabei so aufgebaut, dass die Teilnehmer:innen wohl zunächst aus einer Auswahl von rund 50 Sets diejenigen auswählen mussten, an denen sie interessiert waren. Anschließend sollten den gewählten Sets dann Preise zugewiesen werden, so man denn bereit wäre, diese zu kaufen. Anschließend gab LEGO auch einen Preisbereich und eine “wahrscheinliche” UVP an, die die Sets haben würden.

Das Design der Befragung lässt aus unserer Sicht leider keinen ganz klaren Schluss darauf zu, was LEGO bzw. das durchführende Unternehmen mit der Befragung heraus finden wollte. Einerseits könnte es um ein generelles Interesse an den sich in der Entwicklung befindlichen Sets gehen, um einen Vergleich zwischen bereits bestehenden Produkten (deren Verkaufszahlen LEGO ja schon kennt) und diesen geplanten Bausätzen anzustellen. Der Fokus der Befragung auf die Preise der Produkte lässt aber darauf schließen, dass es vor allem darum ging, einen möglicherweise akzeptierten Verkaufspreises zu finden.

Da in der Umfrage alle Produkte (neue wie bereits vor langer Zeit erschienene) gleich dargestellt wurden, richtete sich die Befragung damit eindeutig nicht an den gut informierten LEGO Fan, sondern eben an zufällige Personen, die vermutlich anhand von demografischen Angaben ausgesucht werden und als potentieller Teil der festgelegten Zielgruppe gelten. Dass hier in einer solchen quantitativen Studie (bei der man üblicherweise mindestens 100 qualifizierte Ergebnisse erhalten möchte) ausgerechnet ein “aktiver LEGO Fan” erwischt wurde, der auch noch in einem Forum aktiv ist und seine Begeisterung für die gesehenen Entwürfe teilt, ist also einfach Zufall gewesen.

Wie konnte es zu dem Leak kommen?

Auch wenn in manchem Kommentarbereich in den sozialen Medien das Gegenteil vermutet wird, ist die LEGO Gruppe kein Fan von Leaks und sieht unserer Erfahrung nach in jeder frühzeitigen Besprechung von kommenden Produkten ein Problem, dass es zu unterbinden gilt. Was aus der Sicht mancher Fans zur langsamen Steigerung eines Hypes führt, stellt LEGO intern vor manche Probleme und teilweise rechtliche Schwierigkeiten, vor allem dann wenn, wie in diesem Fall, Lizenzpartner involviert sind. Aber selbst bei eigenen Themenwelten wie der kommenden Welt von LEGO Dreamzzz hört man wenig Begeisterung darüber, dass das Thema im Netz schon diskutiert wird.

In den letzten Jahren hat LEGO die Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung von Leaks insgesamt deutlich hochgefahren und den Zugang zu geschützten Informationen immer schwieriger gemacht. Analog hat sich eine ziemlich umfangreiche und teils wirklich kreative Leaker-Community gebildet, die sich in mancher Hinsicht nicht vor den berüchtigten Leakern von Tech-Giganten wie Apple verstecken muss und aus der so mancher großer Instagram-Account entstanden ist.

Aber wie konnte es zu dem Leak kommen, wenn LEGO so viel daran setzt, diese zu verhindern? Wie kann es sein, dass Bilder zu insgesamt zwölf Sets es in einer nicht durch eine NDA geschützten Umfrage landen und davon elf Sets auch noch zu (je nach Zählweise) fünf bis sieben unterschiedlichen Lizenzgebern gehören? Hat irgendjemand beim Design der Umfrage einen Fehler begangen? Oder war LEGO die Möglichkeit der Veröffentlichung der Bilder vielleicht sogar bewusst?

Auf diese Fragen konnten wir leider kaum eine Antwort finden. Auch LEGO selbst hat sich bisher auf unsere Nachfragen zu den Leaks (erwartungsgemäß) analog zu Veylinx und gobranded.com leider nicht geäußert. Daher wissen wir leider nicht, ob und wo aus der Sicht von LEGO der Fehler passiert ist, der dazu führte, dass die Bilder an die Öffentlichkeit gelangen, oder ob die Veröffentlichung der Bilder von LEGO eventuell sogar in Kauf genommen wurde.

Letzteres scheint uns allerdings sehr unwahrscheinlich, vor allem da sich unter den geleakten Sets eben auch eine neue Lizenz befindet, an der LEGO mit dem als eher empfindlich bekannten Lizenzgeber Nintendo zusammen arbeitet. Während einige der gezeigten Sets keine wirklichen Überraschungen waren, hat die Info zu der potentiellen weiteren Zusammenarbeit mit Nintendo mittlerweile große Kreise weit über LEGO Foren und Fanblogs hinaus gezogen.

Aber auch wenn LEGO die Veröffentlichung nicht bewusst in Kauf genommen hat: Mit der wachsenden Zahl von LEGO Fans und vermutlich auch solcher Umfragen dürfte es nur eine Frage der Zeit gewesen sein, bis Details aus einer solchen Befragung an die Öffentlichkeit gelangen. Sollte die Art der Befragung (über eine Website, ohne NDA) also so von der LEGO Gruppe geplant oder bei den Marktforschungsunternehmen angefragt worden sein, hätten die Verantwortlichen bei LEGO wenigstens damit rechnen müssen, dass die Informationen nach draußen gelangen könnten.

Wir werden vermutlich leider nie erfahren, was die interne Untersuchung dieses Leaks bei LEGO für Konsequenzen haben wird und was aus der Sicht von LEGO der Grund dafür gewesen ist, dass die Bilder in die Öffentlichkeit gelangt sind.

Werden die Sets (genau so) erscheinen?

Kommen wir jetzt zu der wichtigste Frage, die sich aus der gesamten Situation für LEGO Fans ergibt und gleichzeitig auch zu der Frage, die der Antrieb für diesen Artikel gewesen ist: Werden die LEGO Sets aus den Leaks erscheinen und werden sie dann so aussehen, wie auf den Bildern gezeigt? Denn auf zahlreichen Instagram-Accounts und an anderen Orten an denen LEGO Leaks gesammelt werden, wird aktuell der Eindruck erweckt, dass wir hier einen Einblick in das LEGO Portfolio für 2023 und 2024 erhalten haben und dass alle diese Sets in den nächsten beiden Jahren in den Regalen landen.

Wir sind hier deutlich skeptischer. Dass LEGO an den Produkten arbeitet ist völlig unbestritten und dass in Billund zumindest darüber nachgedacht wird, ähnliche Sets auf den Markt zu bringen, lässt sich nicht wegdiskutieren. Auf diese Weise sind die Leaks auch sehr “hilfreich” und ein unheimlich spannender Einblick in die Produktentwicklung von LEGO.

Aber Fakt ist eben auch, dass LEGO dauerhaft an viel mehr Produkten arbeitet, als letztlich auf den Markt kommen. Der Designprozess von solchen Entwürfen, wie sie in der Umfrage gezeigt wurden, ist für LEGO ein vernachlässigbar kleiner Kostenpunkt auf dem Weg ins Verkaufsregal. Wenn im Rahmen der Marktforschung auffällt, dass ein Produkt sich nicht gut (oder nicht zum geplanten Preis) verkaufen würde, werden Produkte eben auch wieder stark verändert oder gar vollständig eingestampft.

In den vergangenen Jahren haben wir auf verschiedenen Wegen einen Einblick in manche Marktforschungen von LEGO bekommen. Wir haben Berichte von Teilnehmer:innen gehört und teilweise sogar Bilder aus diesen gesehen. So gut wie alle hatten gemeinsam, dass die dort besprochenen Sets (wenn überhaupt) oft in stark abgewandelter Form auf den Markt gekommen sind. Manche der Sets haben es nie bis zur Marktreife geschafft und sind nie (oder zumindest bisher nicht) erschienen.

Aber auch wenn wir im großen und ganzen skeptisch sind, dass wir den Großteil der Produkte in dieser Form oder überhaupt im Verkauf wiederfinden werden, sind einige der gezeigten Modelle unbestreitbar recht nah an der Marktreife und dürften in der Marktforschung wohl gut genug abschneiden, um in den Verkauf zu gelangen. Aber auch dann sind manche Änderungen noch vorprogrammiert. Um ein Beispiel zu nennen: Nur weil in einem Entwurf eines LEGO Designers eine 3D-gedruckte Ziege steht, heißt das noch lange nicht, dass diese in einer Kostenevaluation vor der Veröffentlichung nicht wieder gestrichen werden kann – auch wenn wir natürlich ebenfalls die Daumen drücken und die große Nachfrage der Fans bei LEGO bekannt sein dürfte. 😉

Fazit zu den LEGO Leaks

Aus meiner persönlichen Sicht ist dieser große LEGO Leak auch abseits der gezeigten Sets extrem spannend. Die Quelle für die Informationen ist interessant und vor allem geht der Umfang der Leaks über alles hinaus, was wir bisher gesehen oder gehört haben.

Außerdem wird es spannend sein zu sehen, wie LEGO mit dem Leak generell umgeht und ob LEGO zukünftig wieder stärkere Sicherheitsvorkehrungen trifft, damit solche Bilder nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen können. Intern wird LEGO wohl entscheiden müssen, ob zukünftig ein stärkerer Fokus auf der Verhinderung von Leaks liegt und man dafür in Kauf nimmt, dass man weniger Befragungen der Zielgruppe vornimmt. Oder aber LEGO kommt zu dem Schluss, dass Marktforschung vielleicht zu wichtig ist und sich aufgrund der riesigen Fan-Community manche Leaks einfach nicht verhindern lassen und schon gar nicht rückgängig gemacht werden können – auch wenn man Löschungen der Bilder bei Instagram in Auftrag gibt. Und ohne dass LEGO das gewollt hätte, dürfte es nach dem Leak nun noch deutlich mehr Rückmeldungen zu den Sets geben, als man die mit Marktforschungsumfragen je bekommen hätte. Allerdings sind die Kommentarspalten in Social Media und Blogs natürlich deutlich schwieriger auszuwerten.

Was die gezeigten LEGO Sets bzw. Entwürfe und Sketchmodels angeht, solltet ihr aus unserer Sicht eine gewisse Vorsicht bei der eigenen Vorfreude walten lassen. Wenn auch sicherlich einige der Sets irgendwann in ähnlicher Form im Regal landen könnten (auf meiner persönlichen Spekulationsliste hätte beispielsweise schon vor dem Leak ein gewisses UCS Set gestanden), werden andere Sets oder Details daraus entweder stark verändert, in ferner Zukunft oder eben gar nicht erscheinen. Es ist außerdem möglich, dass der Leak selbst auch nochmal einen Einfluss darauf hat, ob LEGO das eventuelle Release der Sets nochmal überdenkt.

Vielen Dank an dieser Stelle übrigens an unseren Leser mit dem Nicknamen “Jerry Westerby”, der selbst in der qualitativen Marktforschung arbeitet und an zahlreichen quantitativen Studien gearbeitet hat, die ähnlich zur hier besprochenen Umfrage gestaltet waren. Er hat uns zur Vorbereitung dieses Artikels einige Fragen rund um quantitative Studien und die von LEGO durchgeführte Befragung beantwortet.

Zum Ende noch ein kleiner Hinweis: Wenn ihr euch in den Kommentaren über die Leaks austauschen wollt, könnt ihr das selbstverständlich tun. Links zu den Bildern werden wir allerdings nicht freischalten bzw. löschen. 

Und jetzt ihr! Wie habt ihr die Leaks von LEGO wahrgenommen? Findet ihr das Thema an sich ähnlich spannend wie ich, oder zählen für euch nur die gezeigten Sets? Seid ihr ähnlich vorsichtig wie wir, oder seid ihr (bisher) davon ausgegangen, dass die Sets allesamt in den nächsten zwei Jahren im Regal stehen? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus!

Über Lukas Kurth 2117 Artikel
LEGO Liebhaber und Star Wars Fan seit der frühen Kindheit. Begeisterungsfähig und immer Kind geblieben. 32 Jahre alt, studierter Maschinenbauingenieur und der Mensch und Gründer hinter StoneWars.de
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