Der neue LEGO Pick a Brick Service: Auswertung der Preisanpassungen

Preisanpassungen Pick A Brick Titel 2

Vor vier Tagen wurden die beiden ehemals eigenständigen Einzelteile-Services des LEGO Onlineshops, “Pick a Brick” und “Steine und Teile”, unter einer gemeinsamen Oberfläche zusammengeführt, wodurch sich für die Kunden neben einigen neuen Suchoptionen auch Änderungen im Bestellablauf und bei den Gebühren ergaben. In den Kommentaren zu unserem Artikel wurden allerdings vor allem die teilweise deutlich gestiegenen Preise diskutiert, weshalb wir heute auf dieses Thema noch einmal näher eingehen möchten.

Dank unseres Lesers Tobias, der gleichzeitig der Entwickler des beliebten BrickHunter-Tools ist, liegt uns inzwischen eine Excel-basierte Auswertung nahezu des vollständigen Sortiments vor, in der die Preise der jeweiligen Teile vor und nach der Zusammenlegung  der beiden Teile-Services verglichen werden. Hierbei wurden die Preise des ehemaligen Steine und Teile-Services zugrunde gelegt.

Allgemeine Betrachtungen

Wir möchten in diesem Artikel keine vollständige Tiefenanalyse vornehmen, sondern euch vielmehr einen Eindruck vermitteln, wie die Preisänderungen insgesamt ausgefallen sind. Einzig das Thema Tiere schauen wir uns etwas genauer an, weil es nach der Umstellung besonders intensiv diskutiert wurde, sowie das Thema Standardsteine, da hier die Preisanpassungen der verschiedenen Farben besonders gut zu beobachten sind.

Mit Erlaubnis von Tobias stellen wir euch die Tabelle mit dem kompletten Datensatz zur Verfügung, sodass ihr, wenn euch z.B. eine bestimmte andere Teilekategorie interessiert, euch davon selbst ein Bild verschaffen könnt.

Betrachtet man das Gesamtsortiment, also was je ein Exemplar jedes verfügbaren Teils vor und nach der Umstellung in Summe gekostet hätte, so ergibt sich auf Basis von 12317 ausgewerteten Positionen eine Steigerung des Gesamtpreises um ca. 13% – würde man von jedem angebotenen Teil ein Exemplar kaufen, müsste man nun also 13% mehr bezahlen. Berechnet man hingegen die durchschnittliche Preisänderung, also den Mittelwert aller prozentualen Preisanpassungen, so liegt dieser bei -3%.

Das wirkt zunächst etwas verwirrend, lässt sich aber einfach erklären. Eine solche Diskrepanz kann z.B. auftreten, wenn wesentlich mehr Teile vergünstigt als verteuert wurden, dabei aber gleichzeitig hauptsächlich teure Teile im Preis gestiegen sind. Der erste Punkt lässt sich leicht bestätigen: Etwa 1,8 mal so viele Teile wurden reduziert, wie Teile im Preis erhöht wurden.

Preisänderungen Pick A Brick Anteile
Anteile der Sortiments, die im Preis erhöht wurden, reduziert wurden bzw. gleich blieben.

Ein genauerer Blick verrät, dass die durchschnittliche Verteuerung derjenigen Teile, die im Preis stiegen, bei 25% liegt, die durchschnittliche Preissenkung der vergünstigten Teile jedoch bei -19%. Kurzum: Die Preise der teurer gewordenen Teile stiegen im Schnitt stärker, als die der günstiger gewordenen Teile fielen.

In den folgenden beiden Grafiken haben wir dies näher aufgeschlüsselt: Während bei den Preissenkungen der Peak zwischen 0 und 5 Prozent lag, lag er bei den Preiserhöhungen zwischen 5 und 10 Prozent. Zwischen 45 und 55 Prozent gab es in beiden Auswertungen einen weiteren erkennbaren Schwerpunkt, der allerdings bei den Preiserhöhungen wesentlich stärker ausgeprägt ist als bei den -senkungen. Auch gab es bei den Preiserhöhungen einzelne Ausreißer, die weit über 100 Prozent des ursprünglichen Preises lagen.

Verteilung Preissenkungen Pab
Anzahl der Preissenkungen pro prozentualem Intervall. Erster Balken Senkungen 0 bis unter 5 Prozent, zweiter Balken 5 bis unter 10 Prozent usw.

 

Verteilung Preiserhöhungen Pab
Anzahl der Preiserhöhungen pro prozentualem Intervall. Erster Balken Steigerungen 0 bis unter 5 Prozent, zweiter Balken 5 bis unter 10 Prozent usw.

Der mittlere Preis der Teile, die im Zuge der Umstellung günstiger wurden, lag vor der Zusammenlegung bei 0,44 Euro, während der mittlere Preis der Teile, die teurer wurden, vor der Zusammenlegung bei 1,22 Euro lag. Dies bestätigt auch den zweiten Teil unserer Vermutung: Es wurden zwar mehr Teile günstiger, als teurer wurden, aber es wurden im Mittel vor allem günstigere Teile reduziert und teurere Teile im Preis erhöht.

Spezialfall: Tiere

Bereits in unserem ursprünglichen Artikel war uns aufgefallen, dass speziell die Tiere beim neuen Pick a Brick Service teils drastisch im Preis gestiegen sind. Auch das lässt sich nun anhand der Auswertung genauer nachvollziehen.

Betrachtet man nur die Kategorie Plants And Animals, so kosten alle Teile in Summe 19% mehr als vor der Umstellung, was deutlich über dem Wert des Gesamtsortiments liegt, und das obwohl die durchschnittliche Preisänderung auch hier mit -1% leicht negativ ist.

Filtert man nun aus dieser Teilegruppe alle Pflanzen sowie Kleinteile wie Zähne heraus (wobei es natürlich ein wenig subjektiv ist, wo genau man die Grenze zieht), so ergibt sich eine noch deutlich höhere Preissteigerung der Gesamtsumme aller verbleibenden Teile von über 25%. Auch der Durchschnitt der prozentualen Preisänderungen jedes Teils liegt nun mit 11% deutlich im positiven Bereich und damit wesentlich höher als beim Gesamtsortiment. Wir schließen daraus: Aus der Kategorie “Plants And Animals” sind nachweislich insbesondere die Tiere stark im Preis erhöht worden.

Verteilung Preisänderungen Tiere Pab
Anzahl der Preisänderungen pro prozentualem Intervall. Erster Balken negativ: Senkungen 0 bis unter 5 Prozent, erster Balken positiv: Erhöhungen 0 bis unter 5 Prozent usw.

Auch hier wurden jedoch nicht alle Teile teurer. Schaut man genauer hin, so fällt auf, dass sich unter den günstiger gewordenen Teilenummern hauptsächlich kleinere Tiere wie Frösche, Spinnen, usw. befinden: Alle Tiere, die um mindestens 10% im Preis reduziert wurden, lagen vor der Umstellung preislich bereits unter 0,60 Euro. Unter den teurer gewordenen Teilen befinden sich hingegen viele große Tiere, die vorher schon verhältnismäßig teuer waren: Der Durchschnittspreis aller Tiere, die um mindestens 30% verteuert wurden (gesamt: 24 Stück) lag schon vor der Anpassung bei 3,85 Euro.

Preisangleichung verschiedener Farben

Werfen wir nun einen Blick auf das Thema Farben, denn LEGO hatte vor der Umstellung angekündigt, die Preise für verschiedene Farben des gleichen Teils, die früher oft stark variierten, vereinheitlichen zu wollen. Ob diese Ankündigung eingehalten wurde, lässt sich an den Standardsteinen, also z.B. 1×2, 2×4 usw., gut veranschaulichen, da diese oft in den verschiedensten Farben vorkommen.

Preisanpassungen Farben Standardsteine Pab
Preisangleichungen verschiedener Farben desselben Teils am Beispiel Standard-Steine. Linien: Preisintervalle vor Umstellung, Mittelwerte durch graue Punkte markiert, Orange/ grüne Punkte: Fixpreis (höher/ niedriger als Mittelwert) nach Umstellung.

Tatsächlich zeigt sich in der Analyse, dass nun alle Farben des gleichen Steins gleich viel kosten. Gleichzeitig haben wir hier offenbar eine Teilekategorie herausgegriffen, die von den Vergünstigungen besonders stark betroffen war: Alle betrachteten Standardsteine (mit zwei Ausnahmen, deren Preis minimal gestiegen ist) sind nun günstiger als der Mittelwert ihrer verschiedenen Farben vor der Umstellung. Erfreulicherweise hat LEGO sich dabei sogar meist am unteren Ende des früheren Preisintervalls orientiert.

Preisänderungen nach Teilekategorie

Wie die obigen Beispiele anschaulich zeigen, gibt es Teilekategorien, wo die Preiserhöhungen besonders stark ausgefallen sind, aber auch Kategorien, wo das Gegenteil der Fall ist. Um einen Gesamtüberblick zu erhalten, ohne uns jede der über 60 Teilekategorien einzeln im Detail ansehen zu müssen, haben wir die Auswertung vom Beginn dieses Artikels wiederholt, allerdings diesmal nach Teilekategorien gefiltert.

Die folgenden Grafiken zeigen also, wie sich pro Kategorie der Durchschnitt aller prozentualen Preisänderungen sowie die prozentuale Änderung der Summe aller Einzelpositionen verhält. Welche Teile zu welcher Kategorie gehören, könnt ihr der oben verlinkten Tabelle mit dem Datensatz von Tobias entnehmen.

Teilekategorien Preissenkung Pab
Durchschnittliche Preissenkungen pro Teilekategorie. Für jede Einzelposition wurde die prozentuale Anpassung errechnet und diese dann über alle Positionen gemittelt (grüne Balken). Zusatzangabe: Prozentuale Änderung des Gesamtsortiments dieser Kategorie (graue Balken). Hierfür wurde die Gesamtsumme vor und nach der Umstellung verglichen.

Man stellt fest, dass es tatsächlich diverse Kategorien gibt, die insgesamt günstiger geworden sind, etwa Minifigurenköpfe, Technic-Konnektoren und erfreulicherweise auch viele einfache Steine (“Bricks”). Ein Indikator hierfür ist, wenn sowohl die durchschnittliche prozentuale als auch die Gesamtänderung in ähnlichem Maße negativ sind. Als Gegenbeispiel sehen wir wieder die Kategorie “Plants And Animals”, die nur aufgrund des negativen Durchschnitts der prozentualen Änderungen in dieser Grafik landet, obwohl das Teilsortiment absolut betrachtet wesentlich teurer geworden ist.

Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die gleiche Auswertung für diejenigen Teilekategorien, deren Einzelposition durchschnittlich eine Preiserhöhung erfahren haben:

Teilekategorien Preissteigerungen Pab
Durchschnittliche Preiserhöhungen pro Teilekategorie (orange Balken). Zusatzangabe: Prozentuale Änderung des Gesamtsortiments dieser Kategorie (graue Balken). Berechnung wie oben.

Hier zeigt sich, dass die wirklich schmerzhaften Preissteigerungen sich im Bereich DUPLO abgespielt haben: Insbesondere die DUPLO-Figuren wurden sowohl im Durchschnitt als auch im Summenvergleich über 50% teurer. Aber auch bei AFOLs beliebte Kategorien wie Baseplates und Pneumatikteile sind im Preis teils stark gestiegen.

Fazit

Ein Gesamtfazit fällt bei einer solchen Auswertung immer ein wenig schwer. Letztlich hängt es sehr von den persönlichen Teile-Interessen der Kunden ab, ob durch die Zusammenlegung von Pick a Brick mit Steine und Teile der Einkauf nun teurer oder günstiger geworden ist – auch die neu eingeführten Gebühren spielen dabei natürlich eine wesentliche Rolle.

Die Auswertung belegt, dass das Einzelteile-Sortiment insgesamt eher teurer als günstiger geworden ist, was daran liegt, dass LEGO vor allem bei den ohnehin teuren Teilen teils stark an der Preisschraube gedreht hat. Im Gegenzug wurden allerdings auch bei einigen praktischen Kategorien wie den Minifiguren-Köpfen oder den Standard-Bricks Preise deutlich gesenkt.

Wie sich die Preisänderungen also für den Einzelkunden auswirken, hängt ganz vom Warenkorb ab – und davon, ob die Bestellung groß genug ist, sodass keine Servicegebühren anfallen.

Wie denkt ihr über die Preisanpassungen, jetzt, da ihr etwas mehr Informationen dazu habt? Habt ihr aus dem Datensatz noch andere interessante Erkenntnisse gewonnen, etwa bei der Auswertung der Farben für andere Kategorien? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus, bleibt dabei aber bitte sachlich.

Über Jens Herwig 506 Artikel
Mag verzerrte Gitarren, LEGO und Enten. Wollte so sein wie MacGyver, ist aber nur Physiker geworden. Erweckung aus den Dark Ages durch den Technic Unimog. Liebt alte Sets und hat ein Aquazone-Diorama im Wohnzimmer stehen.
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