Von interstellaren Waschbärminifiguren und halbwüchsigen Avengerbäumen: LEGO Marvel 76193 Das Schiff der Wächter im Review

Titel

Das Schiff der Wächter – oder die Benatar, wie das Raumschiff der Guardians eigentlich heißt – ist schon länger keine Neuigkeit mehr, aber durch den diesjährigen Marvel Adventskalender gerade wieder ein Gesprächsthema: Viele exklusive Minifiguren des Sets sind in einem 34,99 Euro Adventskalender verfügbar gemacht worden. Um herauszufinden, ob das Set noch immer seinen Preis wert ist, habe ich es jetzt einer Review unterzogen.

Freut euch auf ein tolles Set mit spannenden Bautechniken und vielen schöne Figuren! Und auch ein paar noch ältere Marvel-Sets werden hier kurz Erwähnung finden …

Allgemeine Infos

Das Set heißt offiziell „LEGO Marvel 76193 Das Schiff der Wächter“, was wohl etwas ungünstig aus dem Englischen übersetzt wurde. Dort heißt das Set „The Guardians‘ Ship“. Hinsichtlich der Tatsache, dass es sich bei dem Raumschiff tatsächlich um das Transportmittel der Guardians of the Galaxy handelt, ein sinnvoller Titel – nur sind in der deutschen Synchronisation die Guardians eben immer noch die Guardians und nicht die Wächter.

Neben dem Raumschiff liegt dem Set ein schwarzer Präsentationsständer bei, eine Plakette wie beispielsweise bei den Star Wars UCS Sets ist dagegen nicht enthalten. Als Minifiguren liegen Rocket, Star Lord, Groot, Mantis, Thor und ein Chitauri bei. Das Set hat aktuell eine UVP von 159,99 Euro, ist allerdings im freien Handel verfügbar und damit meistens weitaus preiswerter erhältlich.

Alle Details im Überblick:

  • Setnummer: 76193
  • Name: Das Schiff der Wächter
  • Teile: 1901
  • Minifiguren: 6
  • Altersempfehlung: 14+
  • UVP: 159,99 Euro, früher 149,99 Euro
  • Preis pro Teil: 8,42 Cent, früher 7,89 Cent
  • Release: Juni 2021

Die Benatar

Vorbild für das LEGO Set ist die Benatar, das Raumschiff der Guardians of the Galaxy. Diese hatten ihr altes Raumschiff, die Milano, in “Guardians of the Galaxy Vol. 2” zu Schrott geflogen und auch die Quadrant war offenbar nur eine Übergangslösung. Ein neues Schiff musste her, und so begleitet das M-Klasse Raumschiff die bunte Truppe seit “Avengers: Infinity War”. Seitdem ist das Schiff auch in “Avengers: Endgame”, “Thor: Love and Thunder” und der neuen “Groot”-Serie aufgetaucht. Und auch in Zukunft werden wir das Schiff sehen: voraussichtlich im “Guardians of the Galaxy”-Holiday-Special und ihrem dritten Kinofilm.

Verpackung und Inhalt

Das Boxdesign folgt dem 2021 eingeführten Standard für Marvel-Sets zur Infinity Saga, welche die ersten 23 Filme des Marvel Cinematic Universe umfasst und vor allem die Geschichte vom Kampf gegen Thanos erzählt. Thanos schmückt dementsprechend präsent die Vorderseite der Box. Die Benatar fliegt mit Hypergeschwindigkeit durch einen Science-Fiction-Weltraum und alle im Set enthaltenen Minifiguren werden unten rechts dargestellt, direkt neben einem kleinen Avengers-Logo.

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Die Rückseite zeigt, angelehnt an die Vorderseite, die LEGO Version von Thanos. Das Raumschiff wird noch einmal auf dem Präsentationsständer gezeigt und wie üblich werden die Funktionen und Features des Modells in kleinen Renderings illustriert.

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Öffnet man die Verpackung an den Klebesiegeln, kommen einem 14 Tüten LEGO sowie die eingeschweißte Anleitung samt Stickerbogen entgegen. Letzterer umfasst 14 Aufkleber.

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Die Anleitung zeigt noch einmal das Boxbild mit Thanos und umfasst insgesamt 486 Schritte auf 252 Seiten. Probleme beim Verständnis hatte ich trotz der manchmal relativ komplexen Bauschritte nicht, alles ist gut erklärt.

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Aufbau

Der Aufbau beginnt gleich mit einem Highlight, der “Star Lord”-Minifigur. Der nachfolgende Bau des Raumschiffbodens ist dagegen etwas weniger spektakulär. Mit zahlreichen verbauten SNOT-Elementen (SNOT = Studs Not On Top) wird allerdings die Basis für spannendere Bauschritte gelegt.

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In Bauabschnitt zwei wird der Chitauri zusammengesetzt und weiter am Rumpf gebaut. Wieder werden viele SNOT-Techniken verwendet und die Stützen für die Flügel werden angebracht.

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Bauabschnitt 3 vervollständigt den Rumpf. Erfreulich ist, wie kleinteilig stellenweise gebaut wird und wie viel an den seitlichen Außenwänden gefliest wird.

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In Bauabschnitt 4 wird mit dem Bau des linken Flügelansatzes begonnen. Eine Technic-Konstruktion im Inneren sorgt für Stabilität, während hinten bereits sehr detaillierte Triebwerke angebracht werden.

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Bauabschnitt 5 beginnt mit dem Aufbau der Mantis-Figur und vervollständigt den angefangenen Flügelansatz. Dabei wird bereits früh eine interessante Bautechnik genutzt, um die Vorderkante des Flügels passgenau und schräg an den Rest des Stumpfes zu bauen. Wie genau das funktioniert, könnt ihr euch im folgenden Slider einmal mit und ohne die Kante ansehen:

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Ansonsten wird die Oberfläche des Flügels gefliest und dieser am Rumpf befestigt. Die letzten Bauschritte des Abschnitts ergänzen schließlich noch einige Details im Innenraum, darunter eine Kaffeemaschine und ein wenig Greeble.

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Abschnitt 6 startet mit der Thor-Minifigur, ist ansonsten aber weniger spannend, denn es wird lediglich der rechte Flügelansatz gebaut. Unterschiede zur linken Seite gibt es nicht und so gestaltet sich der Bauabschnitt eher zäh.

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Abschnitt 7 wird dagegen etwas interessanter: Der zweite Flügelansatz wird vervollständigt. Es bleibt zwar weiterhin recht repetitiv, doch die Oberfläche weist kleine Unterschiede zur anderen Seite auf und nach dem Anbringen der Tragfläche an den Rumpf wird im Innenraum ein (leider bestickertes) Porträt von Gamora sowie ein Donut verbaut.

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Bauabschnitt 8 ergänzt kleine Details überall am Schiff. So werden am Heck einige Greebles hinzugefügt, die Haupttriebwerke vollendet und der Innenraum wird fertig ausgerüstet. Höhepunkt des Bauabschnitts dürfte aber das Fixieren der Flügel sein. Mithilfe von 5L-Technic-Achsen werden diese an den in Bauabschnitt 2 verbauten Technic-Streben befestigt und dadurch in einem Winkel von etwa 10 bis 15 Grad gehalten. Anschließend werden an den Unterseiten der Flügel noch die Lufteinlässe ergänzt.

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In Bauabschnitt 9 wird die rechte Heckstrebe konstruiert. Auf kleinem Raum werden dabei ein paar interessante Bautechniken und viele SNOT-Elemente verwendet, um ein bisschen Greeble und eine ansonsten geflieste Oberfläche zu erzielen.

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Bauabschnitt 10 beginnt repetitiv mit dem Bau der linken Heckstrebe, überrascht am Ende aber mit einigen Klappen, die noch am Heck montiert werden.

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Bauabschnitt 11 startet mit der Minifigur von Rocket sowie dem Bau einiger Details am Rumpf und konzentriert sich dann auf das Dach des Raumschiffs. In zwei Teilen wird dieses gebaut und anschließend aufgesetzt, womit der Bau des Rumpfes – wenn auch mit einem klaffenden Loch vorne – endgültig beendet ist.

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Die noch offene Front wird in Bauabschnitt 12 geschlossen, der sich ganz dem Cockpit widmet. Die schräge Front wird dabei als Ganzes konstruiert und anschließend angebaut. Wieder kommen viele SNOT-Techniken zum Einsatz, um ein möglichst noppenfreies Resultat zu erzielen.

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Bauabschnitt 13 schließt den Aufbau des Raumschiffs ab, indem die noch fehlenden Flügelspitzen mitsamt der entsprechenden Klappen gebaut und angebracht werden. Erst jetzt offenbart das Set seine endgültige Breite, die sich in diesem Bauabschnitt noch einmal fast verdoppelt.

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Bauabschnitt 14 ist nach diesem Wow-Moment fast eine kleine Enttäuschung, da lediglich der Präsentationsständer zu bauen bleibt. Abgeschwächt wird der Dämpfer, indem endlich die Groot-Figur an der Reihe ist. Auf dem Präsentationsständer wird das Modell unkompliziert mit senkrechten Technic-Achsen befestigt, so dass dieser bei Bedarf wieder leicht abgezogen werden kann, aber beim Herumtragen auch nicht einfach abfällt.

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Die Anleitung schließt mit einigen Bildern anderer Marvel-Sets und einer langen Teileliste ab. Insgesamt dauert der Aufbau bei einem sehr zügigen Tempo etwa zweieinhalb Stunden, bei eher gemütlicher Geschwindigkeit aber auch gerne doppelt so lange. Repetitiv ist das Zusammensetzen durch den symmetrischen Aufbau des Raumschiffs immer wieder, abwechslungsreiche Konstruktionstechniken lockern das Bauerlebnis aber auch regelmäßig auf. Übrig bleiben die in diesem Fall sogar recht nützlichen Ersatzteile sowie ein türkiser Teiletrenner.

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Sticker und Drucke

Insgesamt enthält das Set neben den Minifigurenelementen nur vier bedruckte Teile, von denen lediglich die Cockpitscheibe exklusiv ist. Schön ist hingegen, dass die anderen Kleinteile alle jeweils einmal als Ersatzteil beiliegen. Die Scheibe ist dreifarbig filigran bedruckt und in meinen Augen ein echter Hingucker. Schade ist, dass die Druckverfahren von LEGO es offensichtlich nicht zugelassen haben, den Rahmen der Scheibe auch auf deren physischen Rand zu drucken. So scheint der Print merkwürdig deplatziert und unlogisch positioniert, wenn man die Scheibe mit ihrem Vorbild vergleicht. Am fertigen Set fällt das allerdings überraschenderweise kaum negativ auf.

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Aufkleber liegen dem Set insgesamt 14 bei, die teilweise im Innenraum, teilweise aber auch auf der Außenhülle des Raumschiffs angebracht werden sollen. In zwei Stickerslidern könnt ihr euch Innenraum und Außenhülle mit und ohne Stickern einmal genauer ansehen:

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Ich persönlich empfinde viele der von außen sichtbaren Sticker in diesem Set als notwendig, gerade um den orangenen Farbstreifen an den Flügelkanten nicht zu unterbrechen. Aber auch einige Greebles auf der Außenhülle tragen so viel zum Erscheinungsbild des Sets bei, dass ich ungern darauf verzichten würde. Für Stickerskeptiker ist das natürlich ein großes Manko. Etwas weniger schlimm sieht es diesbezüglich im Innenraum aus, wo in meinen Augen auch auf die Sticker verzichtet werden kann. Eine schöne Anspielung auf die Schlusssequenz von “Avengers: Endgame” ist das Gamora-Porträt allerdings trotzdem.

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Review

Aufgebaut ist das Raumschiff 36 Zentimeter lang und 59 Zentimeter breit, was ziemlich genau der Größe eines durchschnittlichen Turmfalken entspricht. Mit dem Präsentationsständer erreicht es eine maximale Höhe von 30 Zentimetern.

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Sehr schön gelungen ist die obere Außenhülle des Sets. Die vielen gefliesten Flächen machen einen hochwertigen Eindruck, während die genoppten Flächen und viele Greebles das Set detailliert wirken lassen. Größere Lücken oder Spalte gibt es trotz der vielen „krummen“ Winkel am Schiff nicht und auch die Stabilität der Benatar ist nicht von der komplexen Geometrie beeinträchtigt worden. Die Farbkombination Hellgrau-Orange sieht – unabhängig von den Farben des Filmvorbilds – sehr gut aus und die violette Scheibe sowie die hellblauen Triebwerke fügen sich gut in das Gesamtbild ein.

Weniger schön ist die Unterseite des Sets, die sehr unregelmäßig und mit vielen Negativnoppen daherkommt. Es empfiehlt sich daher möglicherweise, den Präsentationsständer immer so zu drehen, dass das Raumschiff zum Betrachter geneigt ist.

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Bunte Teile im Inneren des Sets – für manche LEGO Fans ein Infinity War – sind auch in der Benatar zu finden. Und nicht zu knapp, insgesamt 32 verschiedene Farben sind im Set verbaut. Zum Vergleich: Das sind fast so viele Farben wie im farbenfrohen Boutique Hotel, und auch die Ninjago City Gardens, die vielen sicherlich als besonders buntes Set bekannt sein dürften, haben mit 50 verschiedenen Farben keinen allzu großen Vorsprung zu diesem Wert. Ungewollt nach außen hin sichtbar sind alle diese Farben allerdings, abgesehen von zwei blauen Pins, nicht. Die beiden roten Markierungen unten am Rumpf des Schiffs sind völlig bewusst sichtbar. Hier muss die rot eingefärbte Seite der Drehscheibe angesteckt werden – die Farbmarkierung soll hier also Verwechslungen der Achslöcher vorbeugen. Der schwarze Präsentationsständer „leidet“ dagegen ein wenig unter der fehlenden Verfügbarkeit mancher Technic-Elemente in Schwarz.

Aber nicht nur der allgemeine visuelle Eindruck, den ein Modell macht, zählt ja bekanntlich bei Lizenzsets. Im Slider könnt ihr daher einmal das Filmvorbild (Bildquelle: Disney) mit der LEGO-Umsetzung vergleichen:

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Dabei fällt auf, dass der Rumpf der LEGO-Version etwas zu kurz geraten ist, während die Heckstreben etwas zu lang erscheinen. Zudem sind die Flügelansätze etwas zu stark nach hinten abgeknickt. Im Allgemeinen wird die an eine Schwalbe erinnernde Form allerdings sehr gut eingefangen und vor allem die Details des Vorbilds wurden ziemlich präzise umgesetzt. Insgesamt empfinde ich die Umsetzung als nicht perfekt, für die komplexe Form aber überraschend gut. Ähnlich geht es mir bei den Farben, für die sich die Designer bei der Umsetzung entschieden haben: Das metallisch glänzende Vorbild wird mit Light Bluish Gray und dem Standard Orange nicht perfekt, aber mit ausreichendem Wiedererkennungswert eingefangen.

Funktionen

Insgesamt hat die Benatar eher wenige Funktionen, aber eine Grundausstattung an Features hat das Set natürlich trotzdem. Am offensichtlichsten sind vermutlich die Klappen und verstellbaren Elemente, die sich überall am Schiff finden. In der Draufsicht konnte ich dabei die vier kleinen Klappen an den Heckstreben, zwei kleine Klappen am Rumpf und die Heckstreben selbst fotografisch festhalten. Alle Gelenke sind stufenlos drehbar, die Heck-, sowie die Rumpfklappen lassen sich an Kugelgelenken sogar in zwei Achsen bewegen. Die Heckstreben sind dagegen nur auf einer Rotationsaxe bewegbar, was etwas schade ist. Gerade das leichte Kippen der Streben wird in den Filmen schließlich mehrfach beim Landen gezeigt – wie auch im Sliderbild oben.

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Eine andere Perspektive muss man für die letzten beiden Klappen einnehmen, die sich unter den Flügelspitzen verstecken. Sie sind nur in Stufen verstellbar.

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Um den Innenraum bespielbar zu machen, lässt sich außerdem das Dach in zwei Teilen abheben und die Front öffnen. Dafür lässt sich die Scheibe einzeln, aber auch das gesamte Frontgebilde hochklappen.

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Eher mäßig ist dennoch der Spielwert des Modells, der von den vielen Klappen vermutlich wenig profitiert. Der bespielbare Innenraum ist zwar ein Plus, dürfte aber selbst für dünne Kinderfinger recht eng sein. Funktionen wie Stud- oder Federshooter fehlen komplett, obwohl das Filmvorbild mit Laserwaffen ausgestattet ist. Ein 18+ Siegel hat das Set dennoch nicht. Interessant finde ich daher die Frage, an welche Zielgruppe sich das Set richtet und denke, dass die Altersempfehlung 14+ von LEGO diesbezüglich recht aufschlussreich ist. LEGO scheint das Set an jugendliche Fans der Marvelfilme zu richten, vermutlich um deren Dark-Ages mit der Lizenz, einem gerade noch im Rahmen liegenden Preis und einem regalbretttauglichen Displaystück hinauszuzögern – eine Zielgruppe, die mir so noch nie bei einem anderen Set aufgefallen ist.

Figuren

Peter Quill, besser bekannt als Star Lord, ist der Anführer der Guardians und der Besitzer der Benatar. Gespielt von Chris Pratt, hat LEGO der Figur einfach den Kopf von Owen Grady aus Jurassic World verpasst, der vom selben Schauspieler verkörpert wurde. Dafür hat Quill im Set zum ersten Mal die Super-Man-Frisur, nachdem er zuletzt immer auch mit der Grady-Frisur dargestellt wurde. Eine Maske, wie bei der 76021 Milano und der T’Challa Star Lord Minifigur, liegt dem Set aber leider nicht bei.

Dafür ist der Torso sehr schön bedruckt und die Figur hat dual-moulded Beine, was sie im Gegensatz zur diesjährigen Adventskalenderfigur wertiger erscheinen lässt. Letztere hat außerdem nicht die neue Frisur, womit die Figur trotz des Kalenders eindeutig eine Besonderheit bleibt.

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Bewaffnet ist Peter Quill mit seinen zwei Quad Blastern in Flat Silver. Passend dazu kann er durch das Wendegesicht „schön grimmig aus der Wäsche gucken“ – falls es mal gefährlich wird …

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Und auch der nächste Guardian hat ein verstörend fieses Gesicht. Rocket kommt mit einem neuen Kopfteil daher, wodurch er jetzt in der Lage ist, seinen Kopf zu drehen. Dafür ist das neue Element allerdings höher und trifft Rockets Kopfform aus den Filmen in meinen Augen schlechter als die alte Mould. Und das anatomische Problem mit dem Waschbärenmund hat man auch nicht gelöst, so dass dieser weiterhin gruselig von unten aufgedruckt ist. Dafür kommt Rocket zum ersten Mal mit einer Fliegerbrille daher und hat auch sonst einen detailliert bedruckten Torso.

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Interessant ist an der Figur aber noch ein ganz anderes Detail: Während Rockets Fell von LEGO bisher immer in Dark Bluish Gray umgesetzt wurde, hat man sich in der Designabteilung dieses Mal für Reddish Brown entschieden. Damit trifft man Rockets Fellfarbe besser als bisher, auch wenn der neue Ton vielleicht etwas stark gesättigt ist.

Bewaffnet ist Rocket mit einer riesigen, brick-built Waffe, die ein wenig an seine Laserkanone erinnert. Diese ist übrigens auch das Einzige, was von Rocket nicht im Adventskalender enthalten ist. Die Figur selbst ist seit dem ersten September nicht mehr exklusiv.

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Mantis, die Empathin, ist ebenfalls im Adventskalender enthalten und damit inzwischen nicht mehr exklusiv. Für die Figur wurde das Hartgummi-Haarelement von 2017 wieder genutzt, auch der Kopf ist der gleiche wie schon bei der älteren Version. Ein Upgrade hat lediglich der Torso bekommen, der jetzt wesentlich detaillierter ist als noch vor fünf Jahren.

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Die Beine der Figur sind dagegen unbedruckt, auch bewaffnet ist Mantis nicht.

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Nächster im Bund der Guardians ist Thor Odinson. Seine Frisur deutet klar auf den Endgamebezug des Sets hin und auch seine Axt Sturmbrecher, die beiliegt, grenzt das Set zu früheren Filmen mit dem Donnergott ab. Die Minifigur hat außerdem einen roten Mantel, leider ist außer dem Kopf aber nur der Torso bedruckt.

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Dieser hat dafür auch hinten, unter dem Mantel, ein einfaches Muster. Ebenfalls auf der Rückseite bedruckt ist der Kopf, so dass Thor ein Wendegesicht hat, das ihn wütend und mit Blitzen in den Augen porträtiert.

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Ein Highlight für alle Marvel-Fans dürfte Groot sein. Das Exemplar der Spezies Flora Colossus wird zum fünften Mal von LEGO umgesetzt, allerdings erst zum zweiten Mal in der Teenagerform, besser bekannt als „halbwüchsiger Stängel“. Wie sein Kumpan Rocket hat auch er für dieses Set einen Farbwandel durchmachen müssen und wird nun zum ersten Mal in Dark Tan und mit Details in Sand Green dargestellt. In meinen Augen ist das eine klare Verbesserung im Vergleich zur Teenager-Groot Version von 2018.

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Auch hat Groot jetzt zum ersten Mal bedruckte Beine und eine bedruckte Hüfte. Insgesamt wirkt die Figur sehr liebevoll gestaltet und es überrascht nicht, dass LEGO diesen Publikumsliebling gleich im Adventskalender mit einem Zweig und Christbaumkugeln am Rücken noch einmal neu auflegt. Ich bin Groot!

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Die letzte Figur des Sets ist ein Chitauri-Krieger Thanos‘. Ausgerüstet mit einer generischen Chitauriwaffe, kommt auch der Stormtrooper des MCU selbst eher generisch daher. Die Minifigur ist die vierte Umsetzung eines Chitauri und in dieser Form in drei anderen Sets enthalten. Der Kopf und der Torso sind detailliert bedruckt, die Beine allerdings nicht.

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Auf dem Hinterkopf hat der Chitauri aufgedruckte Schutzplatten und auch die Rückseite des Torso ist recht detailliert bedruckt.

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Dennoch frage ich mich, warum ausgerechnet noch ein Chitauri, der bereits in einigen anderen Sets enthalten ist, diesem Set beiliegen muss. Die Auswahl der Figuren lässt darauf schließen, dass sich das Set auf die Endszenen aus “Avengers: Endgame” bezieht. Dann fehlen allerdings zwei Mitglieder der Guardians: Drax und Nebula. Eine dieser beiden Figuren wäre dann wesentlich sinnvoller für das Set gewesen als ein einzelner Bösewicht, gerade, da beide Charaktere im Adventskalender enthalten sind, durch ihr Weihnachtsdesign allerdings trotzdem nicht wirklich die Lücke in den Reihen der Guardians schließen können. Aber wer weiß, vielleicht kommen ja spätestens zu Guardians of the Galaxy Vol. 3 wieder entsprechende Minifiguren? Hoffen wir es, mit einem Blick auf Drax‘ aktuelle Bricklink-Preise.

Ältere Umsetzungen

Bereits einmal wurde die Benatar als Micromodell für ein Polybag umgesetzt, ein zweites Modell im Kleinformat ist mit dem diesjährigen Adventskalender erschienen (Bildquelle: LEGO).

Vergleichbar ist allerdings nur eine der bisherigen Umsetzungen des Raumschiffs mit der 76193: Die Benatar aus dem Set 76107 Thanos: Ultimate Battle. Das 2018 für eine UVP von 79,99 Euro erhältliche Schiff hatte eine Flügelspannweite von 46 Zentimetern und lag damit zumindest in derselben Größenordnung wie das aktuelle Set, auch wenn es nur 674 Teile enthielt.

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In meinen Augen ist das neue Set verglichen zur 76107 allerdings eine klare Verbesserung. Der höhere Preis, für den dann aber auch mehr Teile verbaut werden können, tut dem Modell in meinen Augen sehr gut. Nicht nur können Details besser dargestellt werden, es können vor allem Teile des Schiffs wie die Heckstreben überhaupt umgesetzt werden. Diese sind im alten Modell eingespart worden, um einen Andockplatz für die Rettungskapsel zu bieten, die zeitgleich als 76102 Thor’s Weapon Quest verkauft wurde. Diese konnte hinten am Modell angedockt werden und so die Spielfunktionen des Sets ergänzen. Das ist allerdings nicht der filmisch korrekte Andockort für die Kapsel, die in Endgame sichtbar aus dem Boden der Benatar herausgelassen wird. Beim aktuellen Set hat LEGO sich nun entschieden, gar keine Rettungskapsel zu verbauen. Das ist in meinen Augen aber absolut richtig, weil diese trotz des etwas größeren Maßstabs noch immer keinen vernünftigen Platz im Boden des Schiffs gefunden und lediglich den Innenraum gestört hätte.

Fazit

Die Benatar ist in meinen Augen aus mehreren Gründen ein tolles Set. Zuallererst überzeugt der niedrige Preis pro Stein sowie der Preis pro Flügelspannweite. Für 149,99 Euro (oder jetzt 159,99 Euro) hat das Schiff ganz schön beeindruckende Dimensionen.

Zudem überzeugt das Set durch eine detaillierte Bauweise. Viele Stellen werden gefliest, Greebles wurden klug verbaut und der schwarze Präsentationsständer lässt das Set noch wertiger erscheinen. Auf Funktionen wurde größtenteils zugunsten der Optik verzichtet – nur, was die Displaytauglichkeit noch erhöht, kann geklappt und gedreht werden. Für das Regal taugt die 76193 also allemal, und selbst wer nichts mit den Marvel-Filmen verbindet, dürfte sich daran erfreuen. Zudem ist der Aufbau, trotz aller Repetitivität, sehr spannend.

Mein größter Kritikpunkt sind die Minifiguren. Der fast vollständigen Gruppe von Asgardians fehlen Drax und Nebula, während ein generischer und eher deplatzierter Chitauri beiliegt. Und auch die Chance, im Adventskalender nun die fehlenden Figuren für die Sammler nachzureichen hat LEGO mit den Weihnachtsfiguren wohl eher verpasst. Schön sind Figuren wie Star Lord, Groot und Rocket, auch wenn ich mit dessen Kopf nicht ganz zufrieden bin. Thor und Mantis mit unbedruckten Beinen sind dagegen weniger ansehnlich, gerade dem Donnergott hätte sogar eine Armbedruckung gutgetan. Aber die logistischen Einschränkungen LEGOs bezüglich Prints sind ja nichts Neues. Wenigstens ist die Scheibe wunderbar bedruckt.

Über die Zielgruppe des Sets habe ich ja bereits spekuliert. Geht man nun aber tatsächlich davon aus, dass sich das Set vor allem an Jugendliche richtet, hat LEGO meiner Meinung nach ein perfektes Preis-Produkt-Verhältnis getroffen, auch wenn sich gerade die Filmfans vermutlich ein wenig über die fehlenden Figuren ärgern werden – oder bewegt sich zumindest Drax nur mal wieder so langsam, dass man ihn einfach nicht sieht?

Was denkt ihr zu dem Set? Habt ihr es längst bei euch zu Hause stehen oder denkt ihr immer noch darüber nach, es zu kaufen? Hat euch das Set überzeugt oder eher nicht? Und ändert sich euer Blick auf das Set durch den Adventskalender? Ich freue mich auf eure Kommentare und Feedback!

Über Justus 79 Artikel
LEGO Fan und Star Wars Nerd. Sammelt und baut MOCs, wenn er nicht gerade News oder Reviews schreibt.
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