Der Trafalgar Square gehört zu den beiden LEGO Architecture Neuzugängen vom Sommer 2019. LEGO setzte damit den Trend fort touristische Sightseeing-Objekte in einem Architecture-Set umzusetzen. Wie sich der Trafalgar Square in die Architecture Reihe einordnet, möchte ich in dieser Review zeigen.
Als ich die ersten Bilder des Trafalgar Square gesehen habe, war mir klar, dass ich das Set haben wollte. Mir sagte die ganze Kombination irgendwie zu. Doch nach dem Kauf blieb der Bausatz dann viele Monate in der Warteschleife liegen. Erst vor einigen Wochen fand ich endlich wieder Ruhe, um mich voll und ganz aufs Bauen zu konzentrieren. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, erfahrt ihr in dieser Review.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines zum Set
Der Trafalgar Square wurde im Januar 2019 als Neuheit auf der Nürnberger Spielwarenmesse zusammen mit den 21046 Empire State Buildung vorgestellt. Mit 1.197 Teilen ist es eines der größten Architecture-Sets und wurde von den sehr erfahrenen LEGO Designer Steen Sig Andersen und seinen Kollegen Rok Zgalin Kobe entworfen. Andersen entwirft schon seit 1981 quer durch das gesamte Sortiment Kinderträume und sein Mitstreiter Kobe ist ein ausgesprochener Spezialist für die Display-Modelle, denn bis auf eine Ausnahme zeichnete er sich bisher nur für Architecture-Sets verantwortlich.
Setdaten
- Set-Nr.: 21045
- Marktstart: Juli 2019
- Alter: ab 12 Jahren
- UVP: 79,99 Euro (77,97 Euro)
- Teile: 1.197
- Teilepreis: 6,68 ct/Teil
- Bauzeit: ca. 120-135 Minuten in 227 Bauschritten
- Maße (LxBxH): 24 x 21 x 12 cm
Hintergründe zum Trafalgar Square
Der Trafalgar Square ist einer der bekanntesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten mitten im Herzen von London. Jährlich wird der Platz von geschätzten 15 Millionen Touristen bewundert und gehört damit zu den TOP-10 Sightseeing-Spots in der englischen Hauptstadt.
Der Name des berühmten Platzes findet seinen Ursprung in der Seeschlacht um Kap Trafalgar vor der Küste Spaniens. Am 21. Oktober 1805 sah sich die britischen Flotte einem Bündnis aus Spanien und Frankreich gegenüber. Die siegreiche Royal Navy legte unter der Führung von Vizeadmiral Horatio Nelson den Grundstein für den späteren Fall Napoleons, denn die Verluste auf französischer Seite waren so verheerend, dass die Flotte praktisch ausgeschaltet wurde.
Der Vizeadmiral Nelson wurde aber während der Seeschlacht von einem Scharfschützen getroffen und erlag noch in den Kampfhandlungen an den schweren Verletzungen. Vor seinem Tod erreichte ihm aber noch die Nachricht des siegreichen Ausgangs. In den Armen von Captain Thomas Hardy soll er seine letzten Worte gesprochen haben: “Thank God I have performed my duty”. Nelson´s sterbliche Überreste wurden in einem Brandyfass konserviert und nach London überführt, wo sie in der St. Paul´s Kathedrale beigesetzt wurden. Nelson wird seitdem als Nationalheld gefeiert und durch zahlreiche Denkmäler geehrt. Das bekannteste steht mitten auf den Trafalgar Square in London.
Ursprünglich befanden sich auf den heutigen Areal des Trafalgar Square die königlichen Hofstallungen, bevor der Platz im Rahmen städtebaulicher Maßnahmen im Jahr 1820 nach dem Plänen des Architekten John Nash umgebaut werden sollte. Bereits im Jahr 1830 wurde die Fläche in das heutige „Trafalgar Square“ in Gedenken an die große Seeschlacht umbenannt. Im Jahr 1832 starteten die Bauarbeiten für die Nationalgalerie und konnten bereits 1838 abgeschlossen werden.
Im Anschluss daran starteten die Bauarbeiten für den Platz, die von 1840 bis 1845 dauerten. 1842 erhielt der Platz in Gedenken an den Helden der Seeschlacht die Nelson´s Säule, die aber erst 1854 fertiggestellt wurde. Den Erzählungen nach soll die Säule mit 51 Metern die gleiche Höhe wie die HMS Victory (Nelsons Schiff) von Kiel bis Mastspitze messen. Nördlich der Säule sind die beiden Brunnen angeordnet worden, die ebenfalls 1845 fertiggestellt wurden. Sie sind die Gedenkstätten von Admiral Jellicoe und Admiral Beatty.
Am Nordende findet der Trafalgar Square seinen Abschluss in der Nationalgalerie. Wenn der Betrachter von ihrem Eingang aus den Blick schweifen lässt, soll ein Eindruck von Weite und Größe vermittelt werden. Die zentrale Nelson´s Säule lässt unweigerlich den Blick heben und soll dieses Gefühl unterstreichen. Dieser Eindruck wird noch durch die auf dem Platz befindlichen Standbilder von Kriegshelden verstärkt.
Kurios mutet da schon die Ankedote zu dem vierten Sockel im nordwestlichen Teil an: Während auf den anderen drei Sockeln jeweils eine Statue zu sehen ist, blieb der vierte Platz ist leer. Ursprünglich sollte dort das Reiterstandbild von Wiliams IV. installiert werden. Das Vorhaben konnte aber aufgrund von Geldmangel nicht verwirklicht werden und die nächsten 150 Jahre lang entbrannte ein Streit darüber, wer diesen Platz am besten einnehmen sollte. Erst 1998 kam es erst zu einer provisorischen Lösung, die sich aber im Laufe der Jahre zu einer festen Größe entwickelte: In jährlichen Abständen wird der vierte Sockel mit zeitgenössischen Kunstprojekten neu bestückt.
Weitere Hintergrundinformationen rund um den historischen Platz werden euch auch auf den ersten fünf Seiten der Bauanleitung des LEGO Architecture 21045 Trafalgar Square dargestellt. Damit möchte ich den Ausflug in die Geschichte beenden und mich nun dem Set widmen.
Der Inhalt
Das Set wird in der für die Architecture Reihe typischen schwarzen Box ausgeliefert. Nach dem Durchtrennen der Siegel lässt sich der hochwertige Karton wie gewohnt aufklappen und auch ebenso gut wieder verschließen. Zum Vorschein kommen die 190 Seiten umfassende Anleitung und durchnummerierte Tüten, die für ein Architecture-Set selten sind. Der Aufbau ist in vier Bauabschnitte unterteilt. Insgesamt sind die Steine, inklusive der Kleinteile, in fünfzehn Tüten verpackt. Zusätzlich liegt eine 8×16 Platte in Tan bei.
Der Bau
Bauabschnitt 1 – Das Fundament
Im ersten Bauabschnitt wird die Grundfläche hergestellt. Dafür werden die schwarzen 4×10 Platten und 6×12 Platten miteinander verbunden und gleichzeitig wird der äußere Rand mit schwarzen Fliesen versehen, bis sich nach und nach der nahezu quadratische Grund des Trafalgar Square heraus kristallisiert.
Schnell kann man erahnen, wo die Galerie gebaut werden soll und auch die Bereiche für die beiden Springbrunnen sind schon durch die weiße Umrandung gut erkennbar, ebenso wie der Standort der „Nelson´s Säule“.
Die Szenerie erinnert mich ein bisschen an eine normale Baugrube, die bereits erste Ansätze vermuten lässt. Für den ersten Bauabschnitt absolvierte ich 39 Schritte und habe etwa 30 Minuten benötigt. Die Anleitung stellte mich vor keine Probleme. Jeder Schritt ist klar und nachvollziehbar gestaltet. Die Anleitung wird zudem an manchen Stellen durch kleine Anekdoten bzw. Erklärungen zum Trafalgar Square immer wieder aufgelockert. Zusätzlich zum Bauspaß fühle ich mich dadurch gut unterhalten.
Bauabschnitt 2 – Die Außenanlagen
Gleich am Anfang des zweiten Bauabschnitts wird es spannend, denn jetzt werden die Treppen gebaut. Schon bei den ersten Setbilder fragte ich mich, wie das bautechnisch umgesetzt wurde. Endlich wird meine Neugier gestillt. Begonnen wird mit den beiden kleinen Aufgängen. Hierfür werden drei 1x2x1 Panels mit abgerundeten Ecken (Part-Nr. 4865b) benötigt. Zu meiner Überraschung werden die Teile einfach übereinander gelegt. Im Anschluss daran wird eine Konstruktion, bestehend aus einem Technic-Brick, den 1x2x1 Panel und einem normalen 1×2 Stein, dahinter gesetzt und fixiert.
Nach dem gleichen Prinzip wird die Haupttreppe konstruiert. Insgesamt werden dort sieben 1x4x1 Panels (Part-Nr. 30413) übereinander gelagert. Danach wird von hinten das achte Teil (inklusive eines Unterbaus) gesetzt und mit dem Grund verbunden. Die einzelnen, losen Stufen sind damit fest positioniert.
Nun wird das Grundgerüst der Galerie geschaffen. Zuerst werden dazu einige normale Platten verbaut, die für den ebenen Untergrund sorgen. Darauf werden die drei späteren Ausstellungsräume errichtet. Ungewöhnlich für eine Bautätigkeit: Die Exponate ziehen jetzt schon ein, aber ihr braucht euch keine Sorge machen, denn die Kunstwerke braucht ihr nicht gegen Baustaub zu schützen. 😉
Als letzte wichtige Handlung im zweiten Abschnitt sind die umschließenden Straßen zu vollenden. Um die leichte Steigung gut in Szene zu setzen, werden zwei Fliesen samt Unterbau einfach eingeclippt und harmonisch dem Gelände angepasst. Für den zweiten Part sind 55 Bauschritte notwendig. Dafür habe ich etwa 35 Minuten benötigt.
Bauabschnitt 3 – Die Nationalgalerie
Im dritten Bauabschnitt wird die Galerie bis zum Dachrohbau komplettiert. Dazu wird als erstes die große und markante Fensterfront des Eingangsportals mit Hilfe von 1×1 bzw. 1×2 Plates in weiß und Trans-black gebaut. In die Aussparungen werden im Anschluss zwei zusammengesteckte 1×4 Plates mit vier kleinen Neck Brackets (Teil-Nr 42446) geschoben. Dadurch werden die Fenster eindrucksvoll betont und der kleine Vorsprung lässt den Anschein einer großen, durchgezogenen Fensterbank erwecken.
Die beiden Seitenflügel werden nach dem gleichen Prinzip gebaut. Der einzige Unterschied ist, dass die „Fensterbänke“ von der Seite eingeschoben werden. Das etwas mühselige Zusammenstecken der vielen Kleinteile wird belohnt, denn langsam vervollständigt sich die elegante und imposante Vorderansicht.
Danach werden einige 3er-Stangen benötigt, um die vielen prachtvollen Säulen darzustellen. Kurz vor Abschluss des dritten Bauabschnitts baue ich den markanten Giebel des Haupteingangs, bevor mit ein paar geübten Handgriffen die Rückwände fertiggestellt werden. Hier verbirgt sich eine nette Idee: Mit der eingebauten Rückwand erscheint das Set ein ganz normaler Architecture Bausatz zu sein, allerdings lassen sich die Wände öffnen und geben so den Blick in das Innere der Galerie und die darin befindlichen „Exponate“ frei.
Wenn ich mein Galeriebesuch beenden möchte, brauche ich nur die Rückwandsektionen wieder einzufügen und die normale Rückwand ist wiederhergestellt. Die Konstruktion ist sehr stabil. Selbst wenn ich das Set über Kopf halte und dabei schüttel, bleiben die Wände in der Halterung. Nach 92 Bauschritten und ca. 40 Minuten später sind die Teile aus der dritten Tüte untergebracht.
Bauabschnitt 4 – Restarbeiten und Details
Im vierten und letzten Bauabschnitt wird das Dach vervollständigt und die restlichen Außenanlagen gebaut. Beim Dach fehlen nur noch die letzten Handgriffe. Mit den transclear Teilen baue ich die symmetrisch angeordneten Glaskuppeln. Die Kuppel bietet mir dabei zwei Besonderheiten. Zum einen wurde hier erstmals das Rad mit zwei Pinaufnahmen und drei Achsaufnahmen in der Farbe weiß verbaut (Teile-Nr. 98585), die ansonsten nur im D-O (75278) wiederzufinden ist, und zum anderen kam hier erstmals die 3×3 Rundkuppel in „Light Bluish Grey“ zum Einsatz (Teile-Nr. 49308). Mittlerweile gibt es das Teil auch in der Star Wars Magazin-Beilage des 912058 Sith Infiltrator. Mit dem Setzen der Kuppel ist das Dach abgeschossen.
Schnell nimmt die Außenanlage nun Konturen an und nach dem Brunnen, der in „Trans Light Blue“ gehalten ist, errichte ich den Sockel der „Nelson´s Säule“ samt umringender Statuen. Zur Dekoration kommen zwei kleine, angedeutete Londoner Taxis (Cabs) und zwei für das Stadtbild typischen Busse hinzu. Im letzten Schritt „pflanze“ ich die Bäume am Straßenrand ein und errichte die große „Nelson Säule“ an ihrem Platz. Die Bäume sehen hübsch im Straßenzug aus. Da sie aber sehr dicht aneinander stehen, nehmen sie sich leider ein wenig gegenseitig den Platz weg. Das führt zu einem lockeren Halt, sodass sich manchmal ein Baum lösen kann. Im vierten Bauabschnitt habe ich für 42 Bauschritte etwa 30 Minuten benötigt.
Mein Fazit
Ich finde, der Trafalgar Square ist ein sehr gelungenes Architecture Set. Mich hat das Bauen sehr unterhalten. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass sich Langeweile einschleichen würde. Das Set spiegelt in sehr vielen Details die Originalvorlage in London wider. So wurde beispielsweise sogar an die Mosaikfliesen oberhalb der Treppen, die Umrandung der Springbrunnen oder die Anordnung der Statuen berücksichtigt.
Bautechnisch fand ich das Herstellen der Treppe besonders spannend. Mit den Übereinanderlegen der Plates wurde die Optik sehr gut umgesetzt. Der Bau der Fassade war ein wenig mühselig, da an dieser Stelle viele Kleinteile zum Einsatz kommen. Im Vergleich zu anderen Architecture Sets ist das allerdings recht harmlos und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.
Die Nationalgalerie ist gut in Szene gesetzt. Mir gefällt die Lösung der optionalen Rückwandöffnung sehr gut. Es ist ein gewagter, aber gelungener Kompromiss. Der Trafalgar Square kann gleichzeitig als Sammlerstück in der Vitrine glänzen und bei Bedarf den Blick auf die Exponate freigeben.
Die Außenanlage ist ebenfalls sehr dicht am Originalschauplatz angelehnt. Die symmetrische Bauweise des Platzes ist stimmig wiedergegeben. Mir gefällt besonders, dass die anliegenden Straßen mitberücksichtigt wurden und dort mit den typischen Londoner Taxis und Bussen auch das Alltagsleben Einzug findet. Mein einziger Kritikpunkt sind die beiden Baumreihen. Sie stehen ein bisschen gedrängt und erfordern beim Befestigen etwas Geduld. Dadurch neigen die Bäume dazu, sich manchmal zu lösen.
Was meint Ihr? Wie gefällt euch der Trafalgar Square? Findet ihr, dass die Details gut umgesetzt wurden? Würdet ihr euren Trafalgar Square hinten offen lassen und den Blick auf die Exponate freigeben oder seid ihr Display-Puristen? Kommt für euch ein Kauf in Frage oder könnt ihr mit Architecture nichts anfangen? Wart ihr schon mal in London? Schreibt eure Meinungen gerne in die Kommentare.