Indiana Jones kehrt zurück: auf die Kinoleinwand, aber auch in die LEGO-Regale! Drei neue Sets sind am ersten April in den Verkauf gegangen. Heute werde ich die 77013, „Flucht aus dem Grabmal“, näher unter die Lupe nehmen.
Bereits 2008/2009 hatte LEGO eine Handvoll Sets zum Film-Franchise des abenteuerlustigen Archäologen herausgebracht; nun folgten weitere Modelle zum ersten und dritten Teil. Genießt John Williams‘ legendären Soundtrack (zum Beispiel auf Spotify oder Youtube) und freut euch auf gelungene Minifiguren, viele Spielfunktionen und den einen oder anderen Gastauftritt aus einer weit entfernten Galaxis!
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Informationen
Pünktlich zum ersten April ist das Set 77013 „Flucht aus dem Grabmal“ bei LEGO und Smyths Toys in den Verkauf gestartet. Seit dem 1. Juni ist es im freien Verkauf. Das Spielset enthält vier Figuren und eine Kulisse der „Quelle der Seelen“, in welcher die Bundeslade versteckt ist. Das Set hat eine ganze Reihe von Spielfunktionen und kostet nach UVP 39,99 Euro, womit ein verhältnismäßig niedriger Teilepreis von etwa 6,7 Cent entsteht.
- Setnummer: 77013
- Setname: Flucht aus dem Grabmal/Escape from the Lost Tomb
- Release: 1.4.2023
- UVP: 39,99 Euro
- Minfiguren: 4
- Teile: 600
- Preis/Stein: 6,7 Cent
- Altersempfehlung: 8+
Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes
Mit Jäger des verlorenen Schatzes kam 1981 der erste Indiana Jones Film in die Kinos. Regie führte Steven Spielberg, die Story stammt unter anderem aus der Feder des Star-Wars-Begründers George Lucas. LEGO Sets zu diesem Film erschienen jedoch erst mit der Premiere des vierten Teils Königreich des Kristallschädels. Einen detaillierten Rückblick zu diesen Modellen findet ihr hier:
Neben zahlreichen älteren LEGO Themenwelten haben sich inzwischen auch einige jüngere (Lizenz-)Themen zu „Klassikern“ entwickelt, bei denen häufig Wünsche nach einer Neuauflage zu vernehmen sind. Besonders die Sets rund um die Geschichten in Mittelerde und […]
Besonders wichtig für diese Review ist aber vor allem die Szene rund um die „Quelle der Seelen“. Indiana Jones und Sallah haben das Versteck der Bundeslade ausfindig gemacht und graben im Geheimen nach dem Artefakt. Sie stoßen auf die unterirdische Kammer und bergen die Lade. Gleichzeitig werden jedoch Belloq und die Nazis auf sie aufmerksam und nur Sallah kann die Kammer rechtzeitig verlassen. Indy wird mit Marion Ravenwood in das ägyptische Grabmal gesperrt. Dort müssen sich die beiden mit Feuer die dort lebenden Schlangen vom Leib halten.
Ganze 10.000 Reptilien hatte man für diese Szene an das Set bestellt und mehrfach haben sie für Probleme gesorgt: Der Dreh der Einstellung mit der Kobra musste beispielsweise verschoben werden, weil das Gegen-Gift nicht aufzutreiben war und die Film-Crew Sicherheitsbedenken hatte.
Indy beschließt nun, eine der Anubis-Statuen hochzuklettern und sie gegen eine Wand kippen zu lassen, hinter der er einen Hohlraum vermutet. Sein Verdacht bestätigt sich und durch ein Grabgewölbe mit unzähligen Spinnenweben und Leichen arbeiten sich Marion und er schließlich nach draußen.
Box und Inhalt
Die Verpackung ist in einem dunklen Beige gehalten und mit allerlei Hieroglyphen und erstaunlichen Symbolen verziert. Indy schmückt als Hauptcharakter die Vorderseite, ebenso wie seine ikonische Peitsche und das bunte „Indiana Jones“-Logo. Damit unterscheidet sich das Box-Art auch nicht allzu sehr vom Design der alten Sets und ist auf jeden Fall stimmig und gelungen. Vorder- und Rückseite sind mit 26 Zentimetern Breite und 28 Zentimetern Höhe annähernd quadratisch, 9,5 Zentimeter misst die Box in der Tiefe. Damit macht die Verpackung nicht nur visuell etwas her, sondern wirkt auch ziemlich wuchtig für ein Vierzig-Euro-Set.
Auf der Vorderseite ist die Grabkammer von ihrer besten Seite abgebildet. Der Hintergrund ergänzt noch weitere Wände, Säulen und die Decke, sowie eine ganze Menge Schlangen. Die Minifiguren sind, wie für Spielsets üblich, in der unteren linken Ecke mit Namen aufgeführt.
Die Rückseite der Verpackung erläutert die zahlreichen Spielfunktionen des Modells mit weißen Pfeilen. Auch eine spezielle Filmszene wird nachgestellt: Indy und Sallah, wie sie die Bundeslade tragen und dabei ihre Schatten auf die Wand fallen. Oder zählt der Schattenwurf jetzt auch schon als Spielfunktion? Auf jeden Fall ist den Grafikdesignern hier ein kleiner Fehler unterlaufen: Indys Hand mitsamt einem Trageholm der Lade sind so positioniert, dass sie in die Umhängetasche „hinein ragen“. Die anderen Boxseiten sind mit den üblichen Hinweisen und Bildern versehen.
Öffnen wir das Set, kommen uns nicht etwa Geister entgegen und der Strom fällt aus, sondern 4 Tüten mit Teilen, zwei lose Platten, die Anleitung und ein Stickerbogen fallen aus der Box. Leider ist die Verpackung nicht mit Klebesiegeln verschlossen, sondern soll an Druckstellen aufgemacht werden. Das ist zwar für Spielsets üblich, aber dennoch schade um den aufwändig gestalteten Karton.
Der Stickerbogen ist genauso wuchtig wie die Box: Ganze 19, teilweise großflächige, Aufkleber wird der Bau für uns bereithalten.
Die Bauanleitung hat fast DIN-A4 Format und 122 Seiten. Das leere, weiße Layout, das 2022 bei LEGO eingeführt wurde, hat auch bei Indiana Jones Einzug gefunden, so dass das Design hier klar hinter dem Box-Art zurückbleibt. Überdies sind mir zwei Dinge auf dem Cover aufgefallen: Zum einen weichen die Stickerfarben auf dem Rendering extrem von der Tönung der darunterliegenden Teile ab und zum anderen klebt Indy wie Spiderman mit einem ausgestreckten Fuß an der Anubis-Statue, anstatt einfach auf dem Boden zu stehen, wie alle anderen Figuren auch. Auf beide Punkte werde ich später noch einmal zurückkommen.
Aufbau
Insgesamt ist der Bau in vier Abschnitte unterteilt. Pro Abschnitt ist man etwa eine Viertelstunde beschäftigt, so dass es bei gemütlichem Tempo etwa eine Stunde dauert, bis das Modell fertiggestellt ist. Schwierigkeiten hatte ich an keiner Stelle, im Gegenteil: Über weite Strecken ist der Aufbau nicht besonders fordernd.
Zunächst wird der Boden der Grabkammer zusammengesteckt und der Grundriss des fertigen Modells festgelegt. Zum Einsatz kommen dabei die 8×16, sowie die 16×16 Platte in Dark Tan. Die Sockel der Statuen deuten bereits die ersten Spielfunktionen an. Als Figur wird Sallah zusammengesteckt.
Nachdem der Untergrund abgeschlossen ist, schießt das Modell nun rasant in die Höhe. Aus vielen Bricks und Modified Bricks entsteht eine flache, aber hohe Wand hinter dem Lagerort der Lade. Die Sarkophage an der Wand werden gebaut, ebenso wie das Gewölbe hinter der Grabkammer und die Spielfunktion der Schlangen-Schublade. Eine erste lose Schlange kommt als Accessoire mit der Mumie, die als zweite Figur des Sets beiliegt.
Die dritte Figur ist endlich Indiana Jones selbst mit Peitsche, Tasche und dem neuen Fedora-Hut. Es wird der Torbogen gebaut, ebenso wie die erste Anubis-Statue und die Bundeslade. Letztere ist natürlich besonders spannend. Zum einen dreht sich der gesamte Film um dieses Relikt, zum anderen stellt sich die unglaublich wichtige Frage: Was ist denn eigentlich drin, in der Lade? Nun, gar nichts: Das Mittelstück besteht aus einem massiven 2×4 Brick in Bright Light Orange auf dem ein Deckel nur angedeutet wird. Zum Glück, denn mit abnehmbarem Deckel und tödlichen Geistern drin hätte die Bundeslade wohl kaum LEGOs Sicherheitstests bestanden!
Der vierte Bauabschnitt ist größtenteils eher repititiv: nachdem die Wand noch um den einstürzenden Teil erweitert ist, wird schließlich die zweite Statue zusammengebaut. Als letzte Minifigur ist Marion mit einer Fackel enthalten, außerdem werden noch weitere sechs Schlangen ergänzt.
Übrig bleiben einige, nicht nennenswerte Kleinteile. Spannend ist hingegen, dass mein Set keinen Extra-Fedora enthielt. Das war bei den ersten Chargen der neuen Indy-Welle noch der Fall, wurde nun aber offensichtlich geändert.
Sticker
Während des Aufbaus habe ich wie üblich zunächst keine Aufkleber aufgebracht, um euch nun einen Sticker-Slider präsentieren zu können:
Wie nicht anders zu erwarten, haben die insgesamt 19 Sticker einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung des Modells. Alle Hieroglyphen, sowohl an der Wand, als auch an dem Bogen, sind geklebt. Die Statuen leben ebenfalls von den Details der Aufkleber, ebenso wie die Sarkophage, die ohne Sticker geradezu lächerlich sind. Diesbezüglich hat sich seit 2008 nichts geändert: schon damals waren viele Indiana Jones Sets reichlich beklebt. Die Zielgruppe dieses Sets wird sich jedoch wahrscheinlich weit weniger an Aufklebern stören, als es erwachsener Sammler tun, und so ist LEGOs Entscheidung zumindest nachvollziehbar, hier auf teure Drucke zu verzichten und stattdessen lieber mehr Teile beizulegen. So finden sich neben den Minifiguren auch überhaupt keine anderen bedruckten Teile im Set.
Auch auf der Rückseite des Modells kommt im kleinen Gewölbe ein großer Sticker zum Einsatz, um weitere Wandzeichnungen, Spinnweben und gruselige Leuchtaugen zu ergänzen. Hier muss ich allerdings doch zugeben, dass mir ein oder zwei gebaute Spinnennetze an dieser Stelle lieber gewesen wären. Auch fällt bei diesem Sticker der Unterschied zwischen Stein- und Stickerfarbe wieder besonders auf. Glücklicherweise ist zumindest das nur bei diesem einen Aufkleber der Fall: Hier war das schlechte Rendering von der Anleitung also völlig irreführend.
Review
Das Modell ist aufgebaut und alle Sticker sind verklebt: Zeit, sich die Grabkammer einmal genauer anzusehen. Der vordere Teil des Sets ist, je nach Drehung der Anubis-Figuren, bis zu 23 Zentimeter breit und 15 Zentimeter tief. Mit dem Gewölbe auf der Rückseite erreicht das Modell etwa 23 Zentimeter Tiefe. Die Höhe beträgt 15,5 Zentimeter.
Spannend ist die Farbpalette des Modells mit überwiegend Tan, also dem hellen Beige, und Dark Tan, Dark Orange und ein wenig Grau zur Auflockerung. Deplatzierte wirkte für mich auf den ersten Blick das Bright-Light-Orange: Der kräftige Farbton sticht hervor und entspricht nicht wirklich den gold-glänzenden Vorlagen. Entweder wollte LEGO hier aufwendige Neu-Färbungen vermeiden, oder man hat in Billund bewusst versucht, die Lichtstimmung der Vorlage einzufangen. Ich vermute eher ersteres, finde aber das Farbschema nach längerem Betrachten auch durchaus sehr stimmig.
Wirklich goldene Teile sind nur in der Bundeslade verbaut, auch hier allerdings lediglich im stumpfen Pearl Gold. Immerhin mischt sich das angenehmer mit dem Orange, als es das glänzende Metallic Gold getan hätte. Auch baulich ist die Bundeslade recht gut eingefangen. Die filigrane Ästhetik des Vorbilds spiegelt das LEGO Modell zwar nicht wieder, die Andeutung der beiden Vögel ist aber mit Eimerhenkeln interessant gelöst.
In der Kammer ist die Lade leicht erhöht auf einem Sockel aufgebahrt. Dahinter befindet sich die hohe Wand mit den Sarkophagen. Letztere sehen aus, als wäre der große, runde Felsen aus dem Hovito-Tempel über sie gerollt, sie lockern aber das Gesamtbild etwas auf. Vor dem Podest liegt der „goldene“ Bogen, der im Film stets nur bis zur Hälfte zu sehen ist. Beim oberen Teil hat sich LEGO dann nach den üblichen Darstellungen aus Zeichnungen oder anderem Merchandise gerichtet und einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln angedeutet.
All das wäre schön und gut, wenn die Grabkammer nicht einen Haken für unsere Protagonisten bereithielte: Die Schlangen. Auch die sind im Modell in guter Stückzahl enthalten und müssen mit etwas Feuer auf Abstand gehalten werden. Für die aus der Wand kriechenden Exemplare gibt es außerdem eine kleine Spielfunktion:
Ein schubladen-artiges Fach wird auf der Wand-Rückseite mit bis zu vier Schlangen befüllt und mit einem Hebel „ausgeleert“ werden. Klug angedeutet sind die Schlangen, die aus den kleinen Löchern der Mauer gekrochen kommen.
An den Seiten der Szenerie stehen die Anubis-Statuen. Anunbis war der altägyptische Gott der Mumifizierung und passt somit gut in das Setting einer Grabkammer. Während im Film jedoch vier gigantische Figuren die Decke stützten, sind es im Modell nur zwei. Der Gott wird humanoid, aber mit einem Schakalskopf dargestellt, wobei besonders die Beine und Arme der LEGO-Version eher hölzern und unorganisch wirken.
Was dem Set fehlt, ist das Dach der Kammer. Einerseits ist das Loch in der Decke als Zugang handlungsrelevant, andererseits sehen die Statuen jetzt so aus, als würden sie mit den Schultern zucken. Mit ein wenig kindlicher Phantasie erreichen die Helden das unterirdische Grabmal aber trotzdem. Die drei fehlenden Wände ermöglichen eine gute Bespielbarkeit, hindern Indy aber offensichtlich nicht daran, trotzdem durch die einzig übrige Wand durchbrechen zu wollen. Rollt man das elastische Peitschenelement auf, kann er, wie im Film, am Arm der Statue hochklettern – und muss nicht, wie auf der Anleitung dargestellt, senkrecht daran hochlaufen.
Mit einem Hebel lässt sich die Statue umwerfen, wobei sie einen Teil der Wand umreißt. Das funktioniert zuverlässig und macht durchaus ein bisschen Spaß. Die kippbar gelagerte Wand ist auf der Rückseite mit einem LEGO-Technic-Gummi-Element versehen, so dass auch die Geräuschbelastung für etwaige Mitbewohner minimiert ist.
Eine weitere Spielfunktion lässt sich sogleich im Gang dahinter entdecken: Der effektvolle Jump-Scare-Auftritt der Mumie, die zunächst unter der Decke des Gewölbes verborgen ist. Lockert man einen Technic-Pin, klappt sie herunter und offenbart plötzlich ihr gruseliges Gesicht. Auch dieses Gimmick funktioniert absolut zuverlässig.
Auf der Rückseite gut zu sehen sind außerdem die Technic-Streben, die dem Modell eine hervorragende Stabilität verleihen. Während beim Herumtragen zwar häufig die eine Statue und das zugehörige Wandsegment umklappen, ist der Rest der Mauer absolut unerschütterlich.
Easter Eggs
Wann immer LEGO in der Vergangenheit Hieroglyphen in Sets abgebildet hat, haben es sich die Graphikdesigner nicht nehmen lassen, auch einige Easter-Eggs unterzubringen. Diesbezüglich enttäuscht das Set auf den ersten Blick. Viele der Symbole an Wand und Bogen sind nur lose an die ägyptischen Schriftzeichen angelehnt. Eine Bedeutung konnte ich dem Gekrakel beim besten Willen nicht entlocken. Zu sehen gibt es immerhin zwei sogenannte „Kartuschen“ (Im Bild unten auf dem Paneel in der linken Spalte): Diese Felder mit abgerundeten Ecken und einem Strich am Ende umrahmten im Altägyptischen stets die Namen von Pharaonen und Kleinkönigen. Richtige Easter-Eggs finden sich in den Hieroglyphen aber nicht, sondern dazwischen.
Wie im Film sind auch im LEGO Modell R2-D2 und C-3PO aus dem Star-Wars-Universum zwischen den Wandzeichnungen versteckt. Es findet sich weiterhin ein recht erstaunlich aussehender Schädel an einem 1×6 Stein. Eine Anspielung an den Kristallschädel? Auf dem großen 1x6x5 Paneel finden sich auf einem großflächigen Sticker zudem noch eine Bionicle-Maske sowie ein Exo-Force Kopf. Neben Indiana Jones hat LEGO sich also auch mal wieder selbst referenziert.
Minfiguren
Ein absolutes Highlight des Sets sind ohne Frage die Minifiguren. Alle vier sind exklusiv in diesem Set.
Sallah wurde noch nie zuvor als Minifigur umgesetzt. Parallel zu seiner angekündigten Rückkehr in Indiana Jones 5 wurde der Charakter nun erstmals „legofiziert“. Indys guter Freund tauchte bisher in den Filmen 1 und 3 auf und half in Jäger des Verlorenen Schatzes, die Bundeslade aus dem Grabmal zu bergen. Er verließ die Kammer, kurz bevor Belloq und die Deutschen auftauchten, und wurde gefangengenommen.
LEGO spendiert der Figur zwar keine Beinbedruckung, dafür aber einen hübschen Torso. Im Film trägt Sallah eine aus einem Tuch gebundene, turban-artige Kopfbedeckung, die mit dem „Gipsverband“-Element dargestellt wird. Was sonst Kranke und verletzte Minifiguren – oder Dengar! – um den Kopf gebunden bekommen, wurde nun von LEGO für einen anderen Kontext recycelt.
Die Torso-Rückseite ist unspektakulär bedruckt. Auch ein Wendegesicht hat Sallah nicht, es hätte wohl unter dem Tuch hervorgeschaut.
Die nächste Minifigur des Sets ist die Mumie. Diese tritt im Film nicht in der Grabkammer in Erscheinung, wie auf der Vorderseite der Box dargestellt, sondern erschrickt Marion im Gang dahinter. Wo im Film jedoch ein ganzes Gewölbe mit Skeletten, Mumien und gruseligen Leichen für ein bisschen Horror sorgt, muss bei LEGO die Spielfunktion mit einer einzelnen Figur reichen.
Dafür weiß die einsame Mumie visuell zu überzeugen. Torso, Beine und Kopf sind stimmig mit Bandagen bedruckt. Die leeren Augen und der aufgerissene Mund im ausgemergelten Gesicht sehen angenehm gruselig aus.
Auch die Torso-Rückseite ist detailliert beprintet und sogar auf dem Hinterkopf sind einige Stofffetzen zu sehen, so dass die Figur auch von hinten beeindruckend aussieht.
Die dritte Figur ist Marion in dem weißen Kleid, das sie von Belloq bekam. Als sie zu Indiana Jones in die Kammer gesperrt wird, muss es jedoch teilweise als Fackel herhalten, um die vielen Schlangen auf Abstand zu halten.
Der Torso wurde auch bei dieser Figur detailliert bedruckt, Haare und Gesicht entsprechen ebenfalls dem Vorbild. Das Highlight sind aber eindeutig die dual-moulded Beine, die es ermöglichen, das halb zu Brennstoff verarbeitete Kleid abzubilden. Durch die schräge Riss-Kante stimmt die Höhe des weißen Prints zwar nur auf einer Seite mit der Gussfuge überein, dennoch ist es schön, dass LEGO auch für dieses eher kleine Set bereit war, überhaupt ein so aufwändiges Teil zu produzieren.
Auf der nicht-bedruckbaren Rückseite zahlt sich der zweiteilige Guss der Beine dann aus:
Die Figur hat ein verängstigtes Zweit-Gesicht. Wie außerdem bei LEGO üblich, ist auch der Torso bedruckt worden, obwohl er größtenteils von der Frisur verdeckt wird.
Und schließlich die Figur, auf die alle gewartet haben: Indiana Jones, der Protagonist der (noch) Tetralogie, stets portraitiert von Harrison Ford, abenteuerlustiger Archäologe mit Peitsche und Fedora-Hut. Diese Markenzeichen und auch seine Umhängetasche hatten LEGO schon 2008 gezwungen, spezielle Elemente für die Indy-Themenreihe zu entwerfen, nun folgt mit dem Reboot noch einmal ein neuer Hut. Aber immer der Reihe nach…
Indy liegt selbstverständlich in jedem der drei neuen Sets bei, ist aber dennoch immer leicht unterschiedlich, so dass alle Figuren exklusiv sind. Hier hat Indy seine klassische Hose mit Holster, seine offene Jacke und natürlich Peitsche und Tasche. Der Gesichtsprint sieht nicht mehr und nicht weniger als bei jeder Han-Solo-Minifig nach Harrison Ford aus.
Die Torso-Rückseite ist schlicht, aber nicht unschön. Außerdem hat Indy ein Wendegesicht, dass nachdenklich bis verärgert dreinschaut. Aber vor allem trägt er den neuen Fedora:
Das Element wird dual-moulded, also aus zwei Plastikarten hergestellt und ermöglicht es so, auch Indys Haare nachzubilden. Der Hut ist Reddish Brown mit einem Band in Dark Brown. Auch die Haare sind Dark Brown, um sich vom Hut farblich abzuheben. Das gesamte Element ist etwas weniger ausladend, als der alte Fedora und sieht insgesamt wirklich gelungen aus – Hut ab, LEGO!
Ein Problem aber bringt die Wahl der Farben mit sich: Wer seinen Indiana Jones mit einer Frisur ausstatten möchte, kann nun nicht mehr länger einfach einen Han Solo kahlscheren. Der neue Fedora etabliert nun Indys Haarfarbe als Dark Brown, was bekanntlich nicht mit der Darstellung Hans übereinstimmt.
Interessante Teile
Ganz so interessant, wie die Minifiguren, sind die anderen Teile im Set nicht. Drei spannende Elemente in neuen Farben gibt es trotzdem: alle verbauten Schlangen kommen hier erstmals in neuen Tönen vor. Schlangen… warum ausgerechnet müssen es Schlangen sein?
Während Schlangen bei LEGO bisher oft grell-bunt gewesen sind, gibt die Filmvorlage dunklere Schattierungen vor, die nun in Dark Blue und Dark Green umgesetzt wurden.
Die meisten anderen Elemente bieten keine großen Überraschungen mehr. Mit einer gedeckten Farbpalette dürften das Set allerdings einen guten Teilespender für viele MOCs bilden. 600 Teile in Beige, Schwarz, Grau und etwas Orange bieten somit auch einen tollen Part-Out-Wert.
Verlorener Schatz? LEGO 7621: Indiana Jones und das verlorene Grab
Das Modell haben wir nun in allen seinen Einzelheiten beleuchtet. Bevor ich aber zu meinem Fazit komme, möchte ich zuerst noch auf ein ganz anderes Set eingehen: Die 7621 von 2008. Auch dieses Set hat Tobias im oben verlinkten Rückblick bereits vorgestellt, ich möchte es nun vor allem mit dem modernen Pendant vergleichen.
Der Preis des alten Sets betrug mit 25,99 Euro etwa zwei Drittel des neuen Preises. Die Anzahl der Teile hat sich dagegen mit 263 zu 600 sogar mehr als verdoppelt. Aus drei nicht-exklusiven Minifiguren wurden nun vier, dafür exklusive und wirklich aufwändige Figuren. Die Funktionen der Sets sind ähnlich, auch haben beide Modelle eine Vielzahl von Aufklebern.
Was sich geändert hat, ist der Grundaufbau des Grabmals. Das neue Set ist offener, die Säulen an den Seiten sind verschwunden. Dadurch transportiert die Neuauflage die bedrohliche Situation einer verschlossenen Kammer schlechter. Dafür sind die Statuen originalgetreuer als zuvor umgesetzt und dementsprechend auch größer. Auch die Sarkophage und der Torbogen sind sinnvolle Neuerungen, die die Original-Szene besser einfangen.
Im Großen und Ganzen bietet LEGOs Neuauflage viele willkommene Änderungen und portraitiert das Vorbild etwas besser. Und damit ist es nun Zeit für ein allgemeines Fazit…
Fazit
Die „Flucht aus dem Grabmal“ ist mit Sicherheit kein LEGO Set, das für Erwachsene konzipiert wurde. Mit vielen Funktionen und allseitiger Bespielbarkeit ist das Set ganz klar an Kinder gerichtet. Als Displaymodell taugt es hingegen nur sehr begrenzt etwas: Viele Bereiche des Modells sind nicht so detailliert und liebevoll gestaltet, wie man es von 18+ Sets gewohnt ist. Ganz besonders gilt dies für die großen, bestickerten Paneele. Auch die Anzahl der Sticker mag für erwachsene Fans abschreckend wirken. Dennoch: Drucke hätten dem Set wohl seine größte Stärke genommen – den Preis!
Für knapp 40 Euro bietet dieses Set wirklich viel. 600 Teile, mindestens eine Stunde Bau-Spaß und eine wirklich umfangreiche Szenerie. Die Zielgruppe wird wohl von den vielen Spielfunktionen begeistert sein, die verlässlich und – für Eltern besonders wichtig – sogar etwas schallgedämpft sind.
Für die AFOLs hat LEGO hingegen unglaublich schöne Minifiguren spendiert. Indy ist eine Pracht, auch Marion mit dual-moulded Beinen ist aufwändig gestaltet. Und wer mit der Kinder-Kulisse nichts anfangen kann, bekommt für sein Geld eine Menge guter Teile für den Part-Out.
Mich persönlich hat das Set auf jeden Fall überzeugt, und ich denke, dass die 77013 vielen Indiana Jones Fans jeden Alters gefallen dürfte. Ein würdiger Nachfolger der 7621 ist LEGO allemal gelungen!
Wie gefällt euch das Set? Sagen euch die Minifiguren zu, oder gefällt euch vielleicht sogar die ganze Kulisse? Und wird das Set für den Part-Out gekauft, oder als kleine Erinnerung an die Adventurers? Schreibt eure Gedanken dazu doch gerne in die Kommentare!