Update (5. August, 7:38 Uhr): Wie die Kollegen von The Brick Fan berichten, hat LEGO über das LEGO Ambassador Network (LAN) bekannt gegeben, dass es keine anderen Gründe für die Entscheidung zur Osprey gab, als die, dass das Set die eigenen Richtlinien verletze, nach denen keine realen Militärgeräte hergestellt werden sollen.
Das bedeutet entweder, dass LEGO das Problem im Getriebe der Osprey nicht aufgefallen ist, oder dass dieser Fehler im Design zwar bemerkt wurde, das Set aber trotzdem auf den Markt kommen sollte. Eventuell hätte LEGO das Problem später mit einem Reparaturkit (wie zuletzt beim LEGO Ideas 21303 Wall-E geschehen) behoben.
Außerdem gab es die Aussage, dass derzeit mit dem Bricklink Team diskutiert wird, ob die LEGO Technic 42113 Bell Boeing V-22 Osprey auch dort gelistet werden dürfe, allerdings ohne einen Verkauf zu erlauben. Dies ist (entgegen der Aussage von LEGO, nach der Übernahme nichts verändern zu wollen) ein weiterer Eingriff in die Datenbank, der vielen Usern Schwierigkeiten bereiten dürfte.
Anbei das gesamte Statement, das wir für euch übersetzt haben:
Die Entscheidung, die LEGO Technic V-22 Osprey nicht auf den Markt zu bringen, wurde allein aufgrund der Tatsache getroffen, dass das Set gegen unsere Politik verstieß, keine echten Militärfahrzeuge herzustellen. Es gab keine anderen Faktoren, die die Entscheidung in irgendeiner Weise beeinflusst haben.
Dies ist nur eine kurzes Update, um zu sagen, dass wir mit Bricklink darüber diskutieren, die 42113 in den Katalog aufzunehmen, aber nicht zum Verkauf anzubieten. Es sei darauf hingewiesen, dass Las Vegas (Erste Version mit Mandalay Bay Hotel) erst nach mehr als 2 Jahren in den Katalog aufgenommen wurde, so dass wir die 42113 möglicherweise nicht sofort in den Katalog aufnehmen können. Wir werden weitere Einzelheiten mitteilen, sobald wir uns mit dem Bricklink-Team abgestimmt haben.
Original-Beitrag (1. August): Ich bin eigentlich kein Fan von reißerischen Überschriften, aber ich fürchte, dass in der Sache des letzte Woche von LEGO zurückgezogenen Marktstarts der LEGO Technic 42113 Bell Boeing V-22 Osprey noch immer nicht das letzte Wort gesprochen ist, denn: Das Modell hat ein massives Problem beim Design, das zu gebrochenen bzw. verformten Zahnrädern im Inneren führt.
Wir haben das Internet schon seit einigen Tagen nach Reviews zu dem Modell durchforstet und sind dabei vor vier Tagen über einen Thread bei Reddit gestolpert, der das Ganze erstmalig angesprochen hatte. Aber auch in der Review zur Osprey vom Profinerd und in diesem Review Video von Brick Depot sieht man schon ganz klar: Die Osprey hat das eine oder andere Problem im Getriebe und vor allem ein kleines Zahnrad mit 8 Zähnen (10928) macht Probleme.
Hier stellt sich also die Frage: Wenn die Osprey ein Problem im Getriebe hat, das schon im Rahmen einer kurzen Review zum „Totalschaden“ führt, war dann vielleicht der von LEGO angeführte Grund, die Osprey aufgrund der Forderungen der DFG-VK zurückzuziehen, nur vorgeschoben, um nicht eventuell einen Fehler in der eigenen Qualitätssicherung eingestehen zu müssen?
Aber wie schlimm ist dieser Fehler wirklich? Ich wollte mir das Problem genauer ansehen und nicht nur anhand einiger Bilder im Netz urteilen und habe mich daher auf die Suche nach einer Osprey gemacht und bin auch (leihweise) fündig geworden. Ich habe die „Selbstzerstörung“ der Osprey im Video dokumentiert und zeige dort auch, was mit dem Zahnrad passiert und wie es nach einer Benutzung der Osprey von nur etwa 30 Minuten aussieht:
Man sieht also: Die Osprey hat tatsächlich im Getriebe eine extreme Anfälligkeit für Verformung von Zahnrädern, die dazu führt, dass das Modell innerhalb von nur etwa einer halben Stunde unbrauchbar gespielt wird. Ein Zahnrad verformt sich plastisch und lässt sich auch nicht auswechseln, ohne das Modell fast komplett zu zerlegen. Das heißt: Selbst wenn LEGO hier mehrere Ersatz-Zahnräder beilegen würde, würde das erstmal nicht viel nutzen.
Natürlich lässt sich das Problem beheben. Es gibt Anleitungen von Brickset oder dem Youtuber GooberReboot, die zeigen, wie man das Getriebe verstärken kann, damit der Fehler nicht mehr auftritt. Das ist eine gute Sache und hilft Fans, die das Set tatsächlich in Händen halten sollten sicherlich weiter. Aber: Das darf bei einem Set, das neu auf den Markt kommt nicht passieren! Nicht nach einer so kurzen Nutzungsdauer. Und vor allem nicht bei einer Firma wie LEGO.
LEGO selbst gibt bei jeder Gelegenheit an, eigene Produkte rigoros zu testen. Das kann bei diesem Modell nicht stattgefunden haben. Aber das Set wurde anscheinend nicht nur unzureichend getestet, sondern wenn man ehrlich ist, kann das Set eigentlich gar nicht getestet worden sein. Der Fehler hätte auffallen müssen. Hier hat die Qualitätssicherung von LEGO leider auf ganzer Linie versagt.
Ob die Fehlfunktion des Sets der (oder zumindest ein) Grund für die Absage an die Osprey war, können wir nur vermuten, es aber nicht beweisen. Wir haben LEGO diesbezüglich ein paar Fragen zukommen lassen und bisher leider noch keine Antworten darauf erhalten. Interessant ist aber: LEGO brüstet sich auf der eigenen Seite damit, seit 2009 keine Rückrufaktion für ein Produkt mehr gestartet zu haben.
Seit 2009 kein einziger Rückruf!
Bei uns stehen Sicherheit und Spaß beim Spielen immer an erster Stelle. Daher ist es unser Ziel, dass nichts zurückgerufen werden muss.
Auch wenn ein kaputtes Zahnrad vermutlich kein Grund für einen Produktrückruf wäre (sowas geschieht in der Regel dann, wenn ein Fehler z.B. für Kinder potentiell gefährlich werden kann), lässt sich eine Absage des Releases aus Gründen der Ethik wohl besser verkaufen als ein Rückruf aufgrund eines Problems in der eigenen Qualitätssicherung. Die gestoppte Auslieferung der Osprey mit der Begründung der Rückbesinnung auf die eigenen Werte im Unternehmen kann (mit etwas Abstand betrachtet) durchaus positiv aufgenommen werden. Bei einem Rückruf aufgrund eines sich selbst zerstörenden Zahnrades wird das wohl schwieriger. Hier darf man sich schon fragen: Ist das dem Designer wirklich nicht aufgefallen? Oder wenigstens der Qualitätssicherung? Die Schuld an der Absage für die Osprey einem kleinen, pazifistischen Verein aus Deutschland zuzuschreiben kommt einem da schon fast „bequem“ vor.
Wie ich schon angemerkt habe: Wir haben natürlich bei weitem keine Beweise dafür, dass ein kaputtes Zahnrad bei der Absage der Markteinführung der LEGO Technic 42113 Bell Boeing Osprey überhaupt eine Rolle gespielt hat. Fakt ist aber: Das Problem besteht. Und es ist so auffällig, dass es eigentlich unmöglich vollkommen unbemerkt an LEGO vorbeigegangen sein kann.
Wie seht ihr die Problematik rund um das Zahnrad in der Osprey? Wie sind eure Erfahrungen mit anderen LEGO Technic Modellen? Sind wir hier zu streng mit LEGO, oder seht ihr das kaputte Getriebe ähnlich kritisch wie wir? Wir freuen uns auf friedliche Diskussionen in den Kommentaren!