LEGO Technic 8043: Motorisierter Raupenbagger – Classic Review

LEGO 8043

Als kleinen Vorgeschmack auf den kommenden LEGO Technic 42100 – Liebherr 9800R habe ich den letzten voll ferngesteuerten Bagger auf Ketten ausgepackt und will diesen hier etwas unter die Lupe nehmen: Den LEGO Technic 8043 Motorisierten Raupenbagger.

Hintergrund & Erwerb

Ich habe, wie vermutlich viele hier,  in meiner Kindheit und Jugend viel mit LEGO gespielt. Zunächst mit den „normalen“ Steinen, später dann nur noch mit LEGO Technic. Das war in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrtausends. Danach begannen bei mir die Dark Ages und ich bin eher durch Zufall auf den großen UCS Millenium Falcon aufmerksam geworden. Daraufhin habe ich mich ein wenig mit dem aktuellen Angebot beschäftigt und musste auch feststellen, dass sich im Bereich LEGO Technic sehr viel geändert hat. Insbesondere haben mich die Linearaktuatoren fasziniert – in meiner Kindheit gab es nichts vergleichbares. Auch sonst schienen mir fast alle Teile anders zu sein als früher.

Beim Stöbern durch aktuelle und alte Sets bin ich dabei auf diesen Bagger gestoßen. Der hatte gleich vier dieser interessanten Teile, sowie weitere spannende technische Details die ich weiter unten noch aufführen will. Ich habe mich also (recht unbedarft) auf die Suche nach einem Angebot begeben und bin bei ebay Kleinanzeigen fündig geworden. Dort habe ich den zerlegten Bagger für 155,- Euro inklusive Versand erstanden.

Nachdem das gute Stück bei mir angekommen ist, habe ich anhand der Teileliste in der Anleitung die Vollständigkeit geprüft und musste dabei feststellen, dass etwa zehn Teile fehlten. Obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, hat mir der (private!) Verkäufer die fehlenden Teile neu besorgt und zugesandt! Das nenne ich kundenorientierten Service 🙂

Das Set

Zunächst eine Auflistung der Fakten:

  • Name: Motorisierter Raupenbagger
  • Name (englisch): Motorized Excavator
  • Erscheinungsjahr: 2010
  • UVP: 169,99 Euro
  • Anzahl Teile: 1123
  • Gewicht: 1250 g
  • Preis pro Teil: 15,14 Cent/Teil
  • Preis pro Kilogramm: 135,99 Euro/kg
  • Antrieb: 4 M-Motoren über 2 Infrarotempfänger/Fernbedienungen

Mit der Infrarotfernbedienung können die folgenden sechs Funktionen gesteuert werden:

  • linke Kette
  • rechte Kette
  • Rotation des Aufbaus
  • Ausleger heben/senken
  • Ausleger knicken
  • Schaufel schwenken

Spannende Details

Neben der grundsätzlichen Neugierde auf die neuen Technicteile gab es noch andere Gründe, den Bagger zu kaufen. Bei einigen Eigenschaften konnte ich mir nämlich nicht erklären, wie sie realisiert werden. Folgendes ist mir aufgefallen:

  • Der Bagger hat sechs Funktionen, aber nur vier Motoren. Angeblich sind aber alle Funktionen mit der Fernbedienung zu steuern. Ein Umschalten am Modell oder gar die Betätigung einer Funktion am Modell sind also nicht vorgesehen. Wie geht das?
  • Alle Motoren sitzen im Aufbau. Es muss also möglich sein, die Antriebsenergie in Form einer rotierenden Achse irgendwie zu den beiden Ketten zu bekommen. Da sich der Bagger auf der Antriebseinheit drehen kann, kann die Kraftübertragung prinzipbedingt nur im Zentrum der Drehung erfolgen. Das kann man sich mit einer Achse ja noch vorstellen, aber damit lässt sich maximal eine Kette steuern. Wie wird die zweite Kette separat angetrieben?
  • Auch der Antrieb der Aktuatoren im Ausleger (also zum Knicken des Auslegers sowie zum schwenken der Schaufel) ist spannend: Hier müssen zwei Antriebsstränge (also rotierende Achsen) den Arm entlang geführt werden. Und das muss in funktionieren, egal in welcher Stellung sich der Arm befindet.

Wer schon ein wenig mit Technik am Hut hat, wird insbesondere beim letzten Punkt sicher sagen: Das ist mit einem Kardangelenk einfach möglich. Tatsächlich wird das hier auch angewendet, aber es kommt auch noch eine andere Technik zum Einsatz. Auch für den zweiten Punkt kann man sich überlegen, dass die zweite Achse um die erste herum laufen muss. Wer aktuelles LEGO Technic kennt, wird auch wissen, wie man das bewerkstelligen kann – für mich war es zunächst unerklärlich.

Der Aufbau des Sets

Der Aufbau wird in drei Anleitungsheften auf insgesamt 209 Seiten beschrieben. Eintönig wird es dabei nie. Wirklich knifflig wird es eigentlich nur an einer Stelle: Durch die vier Motoren und zwei Infrarotempfänger müssen insgesamt sechs Kabel verlegt werden – das ist ein ziemliches Gewurschtel. Hat man die Kabel aber schließlich dort, wo sie hin sollen, geht der Rest gut von der Hand.

In den ersten beiden Heften wird zunächst das Fahrgestell, anschließend das Getriebe und der Arm separat gebaut. Diese Einzelnen Abschnitte werden dann zusammengesetzt. Im letzten Heft wird eigentlich nur noch Verzierung angebracht.

Für den Bau habe ich gute drei Stunden benötigt. Der fertige Bagger sieht dann so aus:

LEGO Technik 8043: Der fertige BaggerHier noch ein paar weitere Bilder des guten Stücks:

Umsetzung der Details

Beginnen wir mit dem unspektakulärsten Detail: der Kraftübertragung am Knickarm. Das ist am Knick tatsächlich über ein Kardangelenk gelöst, dass genau im Gelenk liegt:

LEGO Technik 8043: Kraftübertragung am Ausleger

Spannend ist aber die Lösung an der Stelle, an der der Ausleger am Aufbau angebracht ist. Hier müssen zwei Achsen ihre Kraft vom Aufbau auf den Arm übertragen. Das geschieht hier nicht über Kardangelenke, sondern über je zwei Zahnräder, die jeweils im rechten Winkel zu einem dritten Zahnrad stehen.

LEGO Technik 8043: Kraftübertragung zwischen Ausleger und Aufbau

Die zweite Frage, die ich mir ursprünglich gestellt habe, betraf die Kraftübertragung zu den Ketten. Diese muss im Zentrum der Drehung des Aufbaus erfolgen. Eine Kette wird dabei über Achse angetrieben, die in jenem Zentrum nach unten führt. Die andere Kette wird über Zahnräder und ein Getriebeteil um die erste Achse herum übertragen.

LEGO Technik 8043: Antrieb der Ketten

Die spannendste Frage betrifft die Anzahl der Funktionen: wie kann man mit vier Motoren insgesamt sechs Funktionen steuern? Die Antwort ist verblüffend simpel: Einer der Motoren wird verwendet, um das Getriebe umzuschalten. So können die drei anderen Motoren entweder die beiden Ketten antreiben und den Aufbau drehen, oder – wenn man umgeschaltet hat – die drei Funktionen am Ausleger antreiben.

LEGO Technik 8043: Getriebe

Betrieb

Im Betrieb gibt es prinzipbedingt ein Problem: Der Antrieb der einen Kette erfolgt direkt über eine Achse. Startet der zugehörige Motor, so bewegt sich auch die Kette nahezu sofort. Die andere Achse ist hingegen über die Getriebeteile angetrieben (um die Kraft um die erste Achse herum zu übertragen). Diese Teile haben aber einigen Leerlauf, sodass der Motor einige Zeit laufen muss, bevor sich die Kette bewegt. Startet man also beide Motoren gleichzeitig, fährt der Bagger unter Umständen erst ein (sehr) kurzes Stück um die Kurve. Das sieht man am Ende des Videos unten.

Ein weiteres Problem resultiert aus der selben Technik: Dreht man den Aufbau um eine Umdrehung, so werden auch die Achsen für den Antrieb der Ketten um eine Umdrehung gedreht. Dadurch fährt der Bagger beim drehen zwangsläufig ein Stück. Auch das kann man im Video erkennen – unter anderem daran, dass die Motoren etwas gequälter klingen.

Ansonsten ist der Bagger erstaunlich agil und man kann ihn tatsächlich einigermaßen realistisch verwenden. Seine Bewegungen sind langsam, aber präzise. Erwartungsgemäß arbeiten die Motoren am meisten, wenn der gesamte Ausleger angehoben wird. Die Funktionen laufen selbst dann noch geschmeidig, wenn die Schaufel zum Beispiel mit getrockneten Bohnen gefüllt ist.

Das folgende Video zeigt den Bagger in Aktion. Zu Beginn hört man ein Knacken, was man für springende Zahnräder oder durchrutschende Rutschkupplungen halten könnte. Tatsächlich handelt es sich aber schlicht um die Kettenglieder, die das Geräusch erzeugen.

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Frontlader als B-Modell

Das B-Modell ist ein Frontlader auf Ketten. Dieser ist deutlich einfacher aufgebaut und hat nur vier Funktionen:

  • linke Kette
  • rechte Kette
  • Schaufel heben/senken
  • Schaufel schwenken

Der Aufbau des etwa 850g schweren Modells ist erwartungsgemäß einfach, lediglich die vielen störrischen Kabel bereiten wieder ein paar Probleme, die man aber mit etwas Geduld lösen kann. Ich habe für den Bau etwa 1 Stunde und 40 Minuten benötigt. Den Lohn der Mühe seht ihr hier:

LEGO 8043: B-Modell mit Minifigur als Größenvergleich

Vom Bau habe ich ein Speed-Build-Video aufgezeichnet, welches ihr euch hier anschauen könnt:

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Hier noch ein paar weitere Bilder als Galerie:

Da die Ketten hier direkt (genauer: mit nur einer kleinen Untersetzung, siehe Detailbild oben) angetrieben werden, ist der Frontlader wesentlich fixer unterwegs, als das A-Modell. Auch die Bewegungen der Schaufel sind etwas schneller. Da sie sich unter die Ketten absenken lässt, kann sich der Frontlader ein wenig nach oben drücken (mit frischen Akkus auch mit weniger quälenden Geräuschen 😉 ). Alle Funktionen nebst dem gut gelösten Zugriff auf die Batteriebox könnt ihr euch in folgendem Video anschauen:

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Fazit

Ich bin froh, dass ich mir dieses Set gekauft habe. Der Bau macht Spaß und das Ergebnis überzeugt – eben Technik wie in Wirklichkeit 😉 Gegenüber früher hat sich erwartungsgemäß viel geändert und so sind inzwischen deutlich detailliertere Modelle möglich. Auch, dass die Modelle heutzutage größer sind als früher, finde ich als Erwachsener natürlich toll.

Wie gefällt euch der Bagger und die Review dazu? Habt ihr selbst solche älteren Modelle und erfreut euch hin und wieder an ihnen? Soll es mehr solche Classic Reviews hier auf StoneWars geben? Schreibt eure Gedanken dazu gerne in die Kommentare.

Über Malte 75 Artikel
Als Kind und früher Jugendlicher grundsätzlich von jeder Menge LEGO umgeben. Nach 20 Jahren Pause nun dank UCS Millenium Falken und Sohn wieder voll im LEGO-Fieber.
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