Die alten LEGO Piraten werden mit neuster Technik wieder zum Leben erweckt! Stefan hat ein unglaublich detailliertes Piraten-Poster gerendet und zum Anlass unserer „Piratentage“ möchten wir euch das digitale Kunstwerk erneut präsentieren. In Piratenstimmung sind wir deswegen, weil in wenigen Tagen, am 4. Juli, die LEGO 10320 Eldorado-Festung in den Verkauf startet und einen Piraten-Klassiker zurückbringt.
Vor etwas über zwei Jahren stolperten wir über das beeindruckende Fan-Plakat zu den Piraten von 1989 und haben deswegen ein interessantes Interview mit dem Grafik-Experten Stefan Müller geführt und euch die Entstehung dieses aufwendigen Bilds näher erläutert. Für alle Piraten -Fans und Interessierte an digitalen LEGO Renderings buddeln wir dieses Schmuckstück her noch mal aus und wünschen euch viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
Heute bringen wir euch die Erinnerungen an die LEGO Piraten der 90er zurück! Als Hommage an die LEGO Werbungen aus diesem Jahrzehnt hat CG-Experte Stefan Müller ein Fan-Poster erstellt. Wir zeigen euch den Entwicklungsprozess und haben Stefan gefragt, welche Herausforderungen es beim Rendern gab!
Vor 30 Jahren konnte man in LEGO Katalogen und auf Anleitungen immer wieder Fotos finden, auf denen die Sets eines Themengebiets liebevoll zusammengestellt worden sind. Das sah nicht nur schön aus, sondern kurbelte auch die Kreativität und die Geschichten an, die man um diese Modelle spann. Diese Kindheitserinnerung teilt auch Stefan Müller, der in Hannover studierte und nun in Montréal, Kanada als Lighting Artist arbeitet. Er hat sich die Mühe gemacht, ein Poster als Hommage an diese Zeit mit heutiger Technologie zu rendern, und uns ein paar Fragen beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
LEGO Piraten Fan-Poster
Seit Oktober letzten Jahres hat Stefan in seiner Freizeit an diesem Bild gearbeitet und konnte vergangene Woche endlich das finale Ergebnis zeigen:
Stefan hat das Poster komplett digital erstellt, worauf wir gleich noch genauer eingehen. Dank der sehr großen Auflösung von 6000 Pixeln kann man wirklich jedes kleine Detail entdecken, wenn man das Original auf seiner Website aufruft (Rechtsklick → Link in neuem Tab öffnen) und ganz nah heranzoomt.
Inspiration
Wie man auf den ersten Blick sieht, hat sich Stefan für sein Piraten-Poster von den LEGO Postern und Katalogen aus den frühen 90ern inspirieren lassen. Damals wurden die beeindruckenden Werbebilder alle noch nach alter Schule mit dem Fotoapparat abgelichtet, mit echter Beleuchtung und cleverer Inszenierung wurde den Plastiksteinen Leben eingehaucht. Die Faszination, die Stefan damals schon für diese Bilder hatte, wollte er jetzt mit seiner eigenen Interpretation einfangen.
Früher wurden die Sets auch gerne in Umgebungen aus echtem Stein oder Wasser dargestellt. Für sein Fan-Poster hat Stefan aber alles aus LEGO gebaut und sagte uns dazu, dass „The LEGO Movie von 2014 die Hauptinspiration war und in vieler Hinsicht einen Meilenstein darstellte“.
Geschichte im Poster
Sein Piraten-Poster erzählt auch eine kleine Geschichte. So sehen wir im Vordergrund Captain Redbeard und Bo’sun Will, die vom Schiff auf die Insel gefahren sind und dort ungeduldig einen Schatz ausgraben. Dahinter liegt die LEGO 6285 Black Seas Barracuda vor Anker, auf der First Mate Rummy hektisch mit einer Schatzkarte winkt.
Beobachtet werden die Schatzsucher dabei aus dem Tempel im Hintergrund von den Insulanern, zu denen wir auch einen ausführlichen Insulaner Rückblick auf StoneWars haben. Dank der großen Auflösung des Posters kann man sogar erkennen, dass es sich um das Set LEGO 6264 Tropenhöhle handelt.
Digitale Erstellung
Stefan hat sein Fan-Poster komplett am Computer erstellt, er hat also die Szene nicht mit echten Steinen gebaut und fotografiert, sondern digital konstruiert und dann aufwendig gerendet.
Bewusst unperfekt
Dabei fällt auf, dass die Steine nicht so aussehen, als würden sie gerade frisch aus der Fabrik kommen, vielmehr haben sie Kratzer und Gebrauchsspuren, die von jahrelangem Spielen zeugen. Diese Makel lassen das Bild so aussehen, als wäre es ein Relikt seiner Zeit und hätte – wie die meisten LEGO Piraten-Sets der 90er – einen Kinderzimmeraufenthalt hinter sich.
Während man als Laie auf die Idee kommen könnte, dass Rendern am Computer einfach nur ein Mausklick sei, erklärt uns Stefan, dass LEGO Stein nicht gleich LEGO Stein ist:
Ich verbringe beispielweise viel Zeit damit, einzelne LEGO Steine unter einer Schreibtischlampe herumzudrehen, um die Reflektion zu analysieren. Da erkennt man dann, dass Hüte und Frisuren eine sehr viel rauere, „hügelige“ Struktur haben, wohingegen Köpfe und normale Basic Steine ziemlich spiegelglatt sind. Und das ist es meistens auch, was ein Rendering auf den ersten Blick als ein Rendering enttarnt, wenn alle Steine die gleiche Materialität besitzen.
Diese Struktur der LEGO Steine wird von den meisten gar nicht so bewusst wahr genommen, sodass Stefan immer auf der Suche ist nach dem „idealen Mittelweg dazwischen, wie es wirklich aussieht und wie es in den Köpfen von den meisten aussieht„. Dabei gesteht er sich zu, dass „er aus stilistischen Gründen teilweise etwas übertreibt„, zum Beispiel bei den Abnutzungen und den Fingerabdrücken auf den Oberflächen.
Zum Rendern von fotorealistischen LEGO Steinen hat Stefan bereits 2019 einen interessanten Versuch gemacht, bei dem er einen 2×4 Stein erst fotografiert und dann gerendert hat.
Minifiguren
Im Vordergrund des Posters stehen die beiden Piraten-Minifiguren. Besonders bei Kapitän Redbeard fällt auf, dass der Arm, der die Fackel trägt, eine für LEGO Figuren unnatürlich Pose eingenommen hat. Auf Nachfrage gibt Stefan an, er „habe sich auch hier am LEGO Movie orientiert„, sodass er die Gliedmaßen zwar nicht verformt, aber aus der Verankerung nimmt und in anderen Winkel anbringt.
Beleuchtung
Für die Beleuchtung in seiner Szene blieb Stefan so realitätsnah wie möglich und verwendete nur Lichter in Steinen, wo auch eine LED versteckt werden könnte. Außerdem versuchte er durch die Lichtstimmung aus den wenigen Farben, die damals verbaut wurden, ein möglichst lebhaftes Bild herauszuholen.
Gebaute Umgebung
Als Fan von MOCs freut es mich persönlich besonders, dass die Piraten-Szene komplett aus LEGO gebaut wurde. So wurden für die Blätter im Vordergrund, die das Bild einrahmen, natürlich die LEGO Palmenblätter (2518) aus der passenden Ära verwendet, während der Sand um die Schatztruhe herum aus 1×1 Rundplatten besteht.
Um die tosende See und die Felsen im Hintergrund zu bauen, griff Stefan auf sein eigenes Tool Brickini zurück.
Mit Brickini kann man 3D Objekte am Computer automatisch in Modelle aus LEGO Steinen umwandeln. Zwar werden die Modelle nur aus den einfachsten Elementen wie Basic Steinen und Slopes gebildet, aber vor allem bei den großen Strukturen, wie der Meeresoberfläche oder den Felsen im Hintergrund ist das Tool sehr überzeugend.
Für das Piraten-Poster hat Stefan sein Tool zusätzlich um einige Funktionen erweitert, damit die Gischt auf dem Meer mit 1×1 Rundplatten gebaut wird und auf den Felsen auch Vegetation wächst.
Zum krönenden Abschluss noch mal der Blick auf das vollständige Piraten-Poster:
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Vielen Dank an Stefan Müller, der sich nicht nur die Mühe gemacht hat, dieses wunderschöne Plakat zu bauen und zu rendern, sondern uns auch unsere neugierigen Fragen beantwortet hat! Falls ihr mehr von Stefan sehen wollt, schaut auf seiner Website und seinem Twitter-Konto vorbei. Außerdem liest er auch bei StoneWars mit, sodass ihr gerne weitere Nachfragen hier in die Kommentare posten könnt.
(Der Piraten-Poster-Stefan Müller ist nicht zu verwechseln mit dem Star Wars Stefan Müller, der hier im Blog oft in den Kommentaren aktiv ist. ?)
Wie gefällt euch das nostalgische LEGO Piraten-Poster von Stefan? Findet ihr das digitale Bauen und Rendern interessant oder bleibt ihr lieber bei echten Steinen? Schreibt uns gerne in die Kommentare!