Dass es sich beim Sammeln von und Bauen mit LEGO Steinen nicht um das günstigste aller Hobbys handelt, ist wohl den meisten, die hier mitlesen, bewusst. Hinzu kommt, dass viele begehrte, häufig ältere Sets und Minifiguren nicht mehr im Einzelhandel zu bekommen sind und nur auf dem Zweitmarkt, teilweise zu Mondpreisen, erworben werden können. Ein Besuch auf einem Trödelmarkt oder ein Durchstöbern von Online-Kleinanzeigen kann daher oft ziemlich interessant sein! Wir möchten euch hier einige Tipps und Tricks geben, um vielleicht in Zukunft das eine oder andere LEGO Flohmarkt-Schnäppchen machen zu können.
Dazu muss gesagt werden, dass andere Hobby-Enthusiasten es mit ihrer Leidenschaft noch weitaus kostenintensiver treffen können und die Beschäftigung mit dänischen Klemmbausteinen noch vergleichsweise erschwinglich ist. Dabei können auf dem Flohmarkt teilweise echte Schätze für kleines Geld gehoben werden, wenn ein paar Kleinigkeiten Beachtung finden. Dieser Artikel formuliert allerdings keine Erfolgsgarantie, mitunter braucht man für den Fund des ultimativen LEGO Flohmarkt-Schnäppchens einen langen Atem.
In diesem Artikel möchten wir einen Überblick geben, wie an die Schnäppchenjagd auf dem Trödelmarkt herangegangen werden kann. Dabei sind dies lediglich Vorschläge und Tipps, worauf geachtet werden kann. Als Ergänzung mit dem Schwerpunkt Online-Kleinanzeigen gab es kürzlich von Jens einen weiteren Artikel mit Tipps zum LEGO Gebrauchtkauf, der auch noch einmal stärker auf Zustand, Vollständigkeit und Preisgestaltung einging.
Inhaltsverzeichnis
Die Wahl des richtigen Trödelmarkts
Die Bilder zu diesem Artikel sind auf dem Flohmarkt auf der “Galopprennbahn Scheibenholz” entstanden, einem regelmäßig stattfindenden Traditionsevent in der Leipziger Innenstadt. Bei den Verkaufenden dort handelt es sich um eine gute Mischung aus teilweise gewerblichen Trödel- und Antikhändlern sowie Privatpersonen, die ihre nicht mehr benötigten Habseligkeiten ausmisten.
Da wären wir schon beim ersten wichtigen Punkt mit der Frage, auf welche Art Trödelmarkt es uns nun zieht:
- Antiktrödelmärkte sind häufig tatsächlich auf den Verkauf antiker Möbelstücke, alter Sammelobjekte oder kultiger Retrokleidung ausgerichtet und meist von teilweise gewerblichen Händlern dominiert, wo es eher antike Schaukelpferde und Zinnsoldaten als Plastikbausteine zu finden gibt und ein Besuch dort daher enttäuschend sein kann. Doch auch hier kann man hin und wieder LEGO entdecken. Empfehlenswert ist ein Besuch vor allem dann, wenn ihr zufällig auf dem Sonntagsausflug über einen Antiktrödelmarkt stolpert und es nicht von vornherein auf die Schnäppchenjagd abgesehen habt.
- Kunst- und Antikmärkte können ähnlich eingeschätzt werden, hier ist es eher der Fokus auf alte Bilder und andere Deko, was AFOLs eher weniger interessiert.
- Gemischte Flohmärkte mit verschiedenen Verkaufsausrichtungen wie im Beispiel sind in der Regel ziemlich gut geeignet, um LEGO zu finden.
- Kinder- und Babyflohmärkte, zum Teil auch in Schulen und Kitas, lassen mit hoher Wahrscheinlichkeit LEGO Funde zu, allerdings sind hier ein paar Dinge zu beachten, auf die später noch eingegangen wird.
- Nachbarschafts- und Hinterhof-Flohmärkte bieten auch eine Chance auf gute LEGO Angebote.
- Arts- and Crafts-Märkte, auf denen meist junge Erwachsene zu einem großen Teil selbst hergestellte Waren oder Upcycling-Artikel verkaufen, sind häufig eher ungeeignet. Wenn euch aus LEGO hergestellter Schmuck gefällt, werdet ihr hier häufiger fündig, als wenn ihr euch ein gut erhaltenes Retro-Set erhofft. Ähnlich ist es bei Nachtflohmärkten, die häufig in Szenelocations und Clubs stattfinden und eine Fokus auf Trendkleidung und Lifestyle setzen. Bei diesen beiden Flohmarkt-Typen sind den Teilnehmenden und Gästen auch das Miteinander und der Eventcharakter oft genauso wichtig wie der Handelsaspekt, oder gar noch wichtiger.
- Spielzeug- und Sammlerbörsen haben wahrscheinlich das größte Potential, gebrauchtes und auch neuwertiges LEGO zu finden. Schaut euch dazu gern noch einmal unseren Artikel zur Börse “Alles LEGO!” in Schkeuditz an. Online könnt ihr deutschlandweit zahlreiche Termine für derartige Veranstaltungen finden. Allerdings sind auf diesen speziellen LEGO-Flohmärkten natürlich zahlreiche gewerbliche Verkäufer unterwegs.
- Auf LEGO Ausstellungen finden sich fast immer ein paar Händler, bei denen es Einzelsteine, Minifiguren und Sets zu kaufen gibt.
Die Einschätzungen zu den verschiedenen Flohmarkt-Typen sind dabei allerdings keinesfalls komplett starr und müssen daher nicht in jedem Fall zutreffen, die reinen LEGO Börsen und Verkaufsstände auf Ausstellungen mal ausgenommen. Da ich in meiner Kindheit und Jugend viel Zeit auf Flohmärkten verbracht habe und auch gern als Erwachsener auf Flohmärkte gehe, kann ich diese Einschätzungen aber in den meisten Fällen bestätigen. Manchmal kommt es aber auch vor, dass eine Veranstaltung auf den ersten Blick perfekt geeignet scheint, sich dann aber beim Besuch herausstellt, dass es dort alles Mögliche an Spielzeug gibt, aber eben leider kein LEGO. Ein gewisses Maß an Enttäuschungen muss hier also in Kauf genommen werden. Aber vielleicht ist das gerade die spannende Komponente an der LEGO Schnäppchenjagd auf dem Trödelmarkt: Ihr wisst vorher eben nie, was ihr bekommen könnt.
Die Wahl des richtigen Angebots
Auch Zeit sollte mitgebracht werden, um den Flohmarkt in aller Ruhe geduldig zu durchstöbern. Als AFOLs (bzw. FOLs) habt ihr wahrscheinlich einen guten Überblick über die Preise, die bestimmte LEGO Artikel auf dem Zweitmarkt erzielen können, aber nur wenige LEGO Fans sind wandelnde Handelsregister, also ist ein Smartphone mit Internetzugang zur schnellen Recherche, z.B. bei BrickLink, ein willkommener Begleiter.
Ihr dürft euch aber sicher sein, dass auch die Personen, die den begehrten LEGO Artikel verkaufen, in vielen Fällen vorher nach den möglichen Preisen geschaut haben. Das Schöne am Flohmarkt ist aber, dass (anders als im offiziellen Einzelhandel) durchaus gefeilscht werden kann. Ist ein in Frage kommender Artikel entdeckt worden, gibt es einiges zu beachten:
- Freundlichkeit sollte hier, wie in allen anderen Alltagssituationen, die Grundvoraussetzung sein. Vor allem, wenn das soeben angesprochene Feilschen erfolgreich sein soll, bringt ein unwirsches Auftreten genauso wenig wie die spürbare Annahme, besser Bescheid zu wissen als der Händler. Auch ein gewisser Respekt und Nachsicht sind wichtig, die Leute stehen schon einen Großteil ihres Wochenendtags auf dem Markt und führen das gleiche Gespräch wahrscheinlich zum wiederholtem Male.
- Eine angemessene Preisvorstellung ist sehr hilfreich. Wenn diese mit einem unangemessen hohen Preis kollidiert, hilft der Versuch des Feilschens oder gar der Belehrung häufig nicht wirklich weiter. Ein weiteres Beharren auf realistischerer Preisgestaltung ist dann überhaupt nicht mehr zielführend und es sollte sich lieber nach dem nächsten Angebot an einem anderen Marktstand umgeschaut werden.
- Manchmal wollen erwachsene Händler etwas auch einfach nur loswerden und oft werden potenzielle Schätze gar nicht als solche erkannt. In diesem Fall ist weiteres Feilschen vielleicht nicht angebracht, sondern eher Nicken, Lächeln, Bezahlen und Weitergehen. Ich persönlich habe da gar keine Skrupel und so schon den ein oder anderen besonderen Artikel zu echt günstigen Konditionen erworben. Die Kunst dabei ist es, sich die kaum zu bändigende Freude nicht anmerken zu lassen.
- Eine Grenze ziehe ich allerdings bei Kindern, die es in vielen Fällen einfach nicht besser wissen und lediglich ihr Taschengeld aufbessern wollen. Kinder über den Tisch zu ziehen, sollte niemand als Zielsetzung haben. Gerade beim Kita- oder Nachbarschafts-Trödel gebe ich gern entweder mehr (und erzähle Ihnen auch, warum) oder lasse tolle Angebote schweren Herzens auch mal links liegen.
- Andere hingegen wissen durchaus, was sie da eigentlich für tolle Sachen auf dem Tisch liegen haben, würden aber auch Kompromisse beim Preis eingehen, um am Ende des Markttages weniger wieder mit nach Hause schleppen zu müssen. Feilschen will nun einmal gelernt sein. Je nach dem, wie sich die Leute im Gespräch verhalten und wie ihr Verkaufssortiment aufgebaut ist, könnten darüber schon Rückschlüsse getroffen und vielleicht ein Volltreffer gelandet werden.
- Das meiste entdeckte LEGO wird wahrscheinlich in mehr oder weniger gebrauchtem Zustand angeboten, was in der Preisverhandlung ein wichtiger Faktor sein kann. Auch die Vollständigkeit ist nicht immer gewährleistet, auch wenn es beim Artikel erst so scheint und auch so angeboten wird. Geht es allein um die Teile, ist das vielleicht nicht so wichtig, aber wenn ein scheinbar komplettes Set von 1990 in nahezu unbeschädigter Originalverpackung für die Sammlung gekauft werden soll, lohnt es sich, genau hinzuschauen. Es ist auch fraglich, ob ein schon seit Jahren auf dem Schrank eingestaubtes, vergilbtes und unvollständiges Raumschiff den Kauf wirklich lohnt, auch wenn es nur um ein paar Euro geht. Bei allen diesen Fragen hilft vielleicht der schon eingangs erwähnte Artikel zum Gebrauchtkauf von Jens weiter.
- Manchmal werden rare Minifiguren unabhängig vom Set zu hohen Preisen verkauft und der Rest landet dann auf dem Trödel. Schaut dabei genau hin und fragt zur Not nach!
- Beim Fotografieren auf dem Flohmarkt sollte stets um Erlaubnis gebeten werden. Die Fotodokumentation dieses Artikels war ein nachvollziehbarer Grund und die meisten Leute haben damit kein Problem, befürchten aber zurecht auch Diebstahl-Maschen, wenn Kunden fotografieren, um vielleicht nur einen Überblick über verschiedene Angebote zu behalten oder lediglich das Smartphone zücken, um Preise zu recherchieren.
LEGO Fälschungen erkennen
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Verkauf von Zweitherstellern oder gar Fälschungen. Viele Verkäufer sind völlig unbedarft und gehen einfach davon aus, alles sei LEGO (manche bieten gar Playmobil als LEGO an). Seid dabei auf jeden Fall achtsam! Manchmal sind die Unterschiede auf den ersten Blick sehr unscheinbar und der niedrige Preis vielleicht zu verlockend, und am Ende steht ihr mit einem Knock-Off aus Fernost da.
Achtet vor allem auf “falsch” wirkende Farben, abweichende Logos und das Vorhandensein des LEGO Schriftzugs auf den Noppen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit eines Betruges auf dem Flohmarkt eher gering, beziehungsweise oftmals gar nicht beabsichtigt. Viele Leute freuen sich in diesem Fall, darauf aufmerksam gemacht zu werden, um es dann den nächsten Kunden direkt mitzuteilen. Die fehlende Anonymität des Internets ist hierbei wahrscheinlich sehr von Vorteil. Weiterhin ist auch günstig, dass im Falle eines erst später auffallenden Nachteils des erworbenen Artikels der Flohmarktstand noch einmal aufgesucht werden und mit den Menschen geredet werden kann.
Besonders bei Minifiguren ist hier Achtung geboten: auch hier werden (teilweise unbeabsichtigt) Fälschungen angeboten und auch hier sind sich Verkäufer teilweise der Problematik nicht bewusst. Fragt im Zweifelsfall freundlich nach, ob ihr die Figur mal auseinandernehmen dürft – auf dem Hals, unten in den Füßen und oben auf den Beinen sind üblicherweise LEGO Logos zu sehen. Auch die Struktur des Torsos im Inneren kann Aufschluss darüber geben, ob es sich um eine originale Minifigur handelt.
Der gehobene Schatz
Natürlich habe ich an diesem Flohmarkttag tatsächlich noch etwas gefunden. Funktion und Vollständigkeit konnte ich zwar erst zu Hause prüfen, aber für 10,- Euro musste ich dieses Set von 1990 einfach mitnehmen, wo ich es mir in meiner Kindheit schon immer gewünscht hatte.
Der Hintergrund zeigt noch eine weitere schöne mögliche Ebene von Flohmarktbesuchen, denn sie können ganz hervorragend mit Sonntagsspaziergängen bei schönem Wetter kombiniert werden. Nun aber zum Fazit: Die OVP ist zwar beschädigt, aber immerhin vorhanden. Der Motor funktioniert bestens, die Komponenten des Sets sind so gut wie neu, kein Kontakt ist auch nur ansatzweise korrodiert und die Teile weisen noch nicht einmal Kratzer auf. Ganz vollständig ist das Set leider nicht, es fehlen die Anleitung und zwei Einzelsteine sowie die originalen schwarzen Gummibänder, die aber durch einen Satz neue, verschieden große Original-Gummibänder ersetzt wurden. Das lag vermutlich daran, dass die alten Gummibänder nach immerhin 34 Jahren nicht mehr in Ordnung waren. Da es mir aber nicht um Vollständigkeit ging, ist mir der nahezu neue Zustand der elektronischen Komponenten auf jeden Fall 10,- Euro wert.
Hoffentlich findet ihr die Hinweise in diesem Artikel hilfreich! Treibt es euch auch hin und wieder auf den (LEGO-)Flohmarkt auf der Suche nach dem ultimativen Schnäppchen? Kauft ihr grundsätzlich gern gebrauchtes LEGO oder ist das nichts für euch? Oder verlagert ihr die Zweitmarkt-Käufe generell auf Online-Angebote? Schreibt uns eure Meinung gern in die Kommentare!