Dieses Jahr markiert das 25-jährige Jubiläum von LEGO Star Wars, einer Themenwelt, die LEGO so stark prägte und beeinflusste wie kaum eine andere zuvor. Die Zusammenarbeit zwischen LEGO und Lucasfilm wurde schnell zu einer der erfolgreichsten und beliebtesten Themenserien des dänischen Spielzeugherstellers und entwickelte sich im Laufe der Zeit immer weiter fort. Doch bevor die ersten LEGO Modelle von X-wings und TIE-Fightern in den Regalen der Spielzeugläden auftauchen konnten, musste viel Vorarbeit geleistet werden. Heute setzen wir unseren Rückblick auf die Geschichte der LEGO Star Wars Themenwelt fort und lernen die ersten Designentwürfe der Boxarts und des klassischen LEGO Star Wars Logos kennen.
Parallel zur Entwicklung der ersten LEGO Star Wars Sets musste auch die Gestaltung aller über die Modelle hinausgehenden Materialien vorangebracht werden. Dazu zählten neben der Präsentation der Modelle auch das Design der Setkartons und sämtliche Werbematerialien. Daraus ergab sich die Schwierigkeit, dass erstmals nicht ausschließlich die Marke LEGO der zentrale Bestandteil der Sets war, sondern noch ein weiterer Partner repräsentiert wurde. Dieser Präzedenzfall im LEGO Sortiment warf die Frage auf, in welchem Zusammenhang und welcher „Rangordnung“ die beiden Markenlogos zueinander stehen sollten.
Den ersten Teil unserer Artikelserie zum Rückblick auf 25 Jahre LEGO Star Wars findet ihr hier:
In diesem Jahr feiert LEGO Star Wars sein 25-jähriges Jubiläum und begeistert damit nun schon seit einem Vierteljahrhundert all jene, die sich den Abenteuern in einer weit, weit entfernten Galaxis und den bunten LEGO Steinen […]
Inhaltsverzeichnis
Erste Entwürfe des gemeinsamen Auftritts
Auch wenn der Millennium Falcon kein Teil des Marktstarts der LEGO Star Wars Themenreihe war und erst ein Jahr später in die Läden kam, diente ein früher Entwurf des schnellsten Raumschiffs der Galaxis als Testmodell für das Kartondesign der ersten Sets. Verantwortlich für diese Aufgabe zeichnete sich einmal mehr Christian Faber, der bereits seit Ende der späten 1980er-Jahre mit seiner Kopenhagener Agentur Advance viele Aufträge aus Billund übernommen hatte. Neben den grafischen Materialien rund um die erste LEGO Piratenthemenwelt übernahm Faber beispielsweise auch die Gestaltung der Themenwelt Aquazone und ist vielen Fans bis heute vor allem als (Mit-)Schöpfer von Bionicle bekannt. Da die Verbindung eines LEGO Sets mit einer anderen großen Marke bis dahin noch ein Novum darstellte, war zu Beginn die größte Frage, wie sich die einzelnen Logos am besten anordnen lassen. Würde LEGO mit diesen Sets das Star Wars Franchise promoten, oder sollte das Star Wars Logo die LEGO Sets bewerben?
Der deutlichste Unterschied zu den später verwendeten Verpackungen ist der große „Star Wars“-Schriftzug, der am oberen Rand fast die komplette Breite der Box einnimmt. Die Frage, ob der Schriftzug oder das Logo der einen Marke die der anderen Marke dominieren sollte, wurde schließlich mit dem mittlerweile ikonischen Logo der ersten LEGO Star Wars Reihe gelöst. Dieses vereinte als Minifiguren stilisierte Star Wars Charaktere mit dem Star Wars Schriftzug und bildete die Verbindung beider Welten dadurch perfekt ab.
Das LEGO Star Wars Logo
Die Testversion der Verpackung des Millennium Falcon zeigt bereits die LEGO Star Wars Minifiguren, die Faber in einem ersten Entwurf als Bleistiftzeichnung skizzierte. In der hier verwendeten Version steht der Star Wars Schriftzug jedoch noch in großer Schrift neben dem Logo.
Fabers Kollege Jan Kjaer finalisierte diese Idee schlussendlich, indem er die Anordnung der Figuren neben den Hauptcharakteren Luke Skywalker und Darth Vader symmetrischer gestaltete und den Todesstern zentral in den Hintergrund rückte. In Kombination mit dem zweizeiligen Star Wars Schriftzug bildete dieses Logo nun eine klar erkennbare Verbindung der beiden Kooperationspartner. Später wurde zudem noch eine adaptierte Variante dieses Logos entworfen, das bei den Sets zur neu erschienenen Episode I Verwendung fand.
Finales Kartondesign
Das letztendliche Design war etwas schlichter gehalten als der oben gezeigte erste Entwurf und spielte mit den schwarzen Streifen ober- und unterhalb des jeweiligen Modells auf das Breitbildformat der Kinofilme an. Die schwarzen, mit einem Sternenhimmel hinterlegten Streifen dienten außerdem dazu, die Logos besser hervorzuheben.
Auf der Oberseite jedes Kartons waren die beiden Logos von „LEGO System“ und „Star Wars“ erneut zu sehen, hier wurden sie jedoch von einem blauen Laserstrahl verbunden, um die Kooperation beider Marken zu unterstreichen.
Von Beginn an wurden die enthaltenen Raumschiffe und Modelle in den jeweiligen Umgebungen aus den passenden Filmszenen dargestellt. Das Designteam rund um Christian Faber konnte dabei auf die originalen Matte Paintings aus den Filmen zurückgreifen und verwendete zur Erstellung der Boxarts darüber hinaus eine sehr frühe Version der bekannten Bildbearbeitungssoftware Photoshop. Die volle Größe der entworfenen Boxarts ging dabei über die auf den Kartons verwendeten Ausschnitte hinaus, wie in den folgenden beiden Slidern zu sehen ist. Außerdem wurde die finale Anordnung noch minimal an das Format der Kartons angepasst.
Vor dem Zeitalter der Digitalisierung basierten die Boxarts und Werbematerialien noch auf tatsächlichen Fotos der LEGO Modelle. Im Falle der ersten LEGO Star Wars Sets wurde der bekannte dänische Fotograf Jesper Jørgen mit dieser Aufgabe betraut, der bereits häufiger mit LEGO zusammengearbeitet hatte.
Der damals verwendete Hangarhintergrund, der beispielsweise auf der Kartonrückseite des LEGO Star Wars 7140 X-wing Fighters zum Einsatz kam, war in Wirklichkeit ein 2×2 Meter großes Modell auf einer Holzplatte, das mit zahlreichen Lichtern und Markierungen versehen war. Umgesetzt wurde dieses Projekt von Joachim Zacho Weylandt. Der Hangarboden wurde für zahlreiche Aufnahmen der ersten Sets verwendet und kam auch bei Modellen zum Einsatz, deren eigentliche Umgebung man im Gegensatz zu einem X-wing eher außerhalb eines Hangars erwartet.
Die Entwicklung der Boxarts in 25 Jahren LEGO Star Wars
Bis ins Jahr 2001 hinein behielten alle LEGO Star Wars Sets die ursprünglich eingeführte Kartongestaltung bei. Lediglich das „LEGO System“-Label auf der Oberseite wurde (Themenübergreifend) mit der Jahrtausenwende in den Ruhestand geschickt und das quadratische rote LEGO Logo stand gegenüber „LEGO Duplo“ und „LEGO Technic“ von nun an alleine für das meistverwendete Bausystem der dänischen Spielzeugfirma. Auch die Differenzierung zwischen Sets zur klassischen Trilogie auf der einen und zu Episode I auf der anderen Seite blieb in Form der unterschiedlichen Logos so lange bestehen, bis im Jahr 2002 der zweite Film der Prequel-Trilogie in die Kinos kam. Ab diesem Jahr erschienen alle neuen LEGO Star Wars Sets in einem überarbeiteten, einheitlichen Verpackungsdesign, das nur noch den klassischen, gold schimmernden, Star Wars-Schriftzug beinhaltete.
Im Jahr 2004 erfuhren die Verpackungen und Bauanleitungen erneut eine Veränderung, die erstmals auch ein Element beinhaltete, das in ähnlicher Form zur damaligen Zeit markenunabhängig auf vielen Star Wars Merchandiseartikeln zu finden war. Die zwei nach oben gestreckte Hände, die ein helles Lichtschwert hielten, waren ein Ausschnitt aus einem klassischen Filmplakat zu Star Wars Episode IV. In der Galerie seht ihr neben der Verpackung des Sets LEGO Star Wars 4501 Mos Eisley Cantina aus dem Jahr 2004 auch eine Hasbro Actionfigur von C-3PO aus dem Jahr 2003, die ebenfalls ein erweitertes Logo auf der Verpackung trägt.
Mit dem Kinostart des finalen Films der Prequels, Episode III, führte Lucasfilm im Jahr 2005 auch ein stark verändertes Design für alle Merchandiseartikel ein, das sich dementsprechend auch auf den Verpackungen der zugehörigen LEGO Sets wiederfand. Wie unschwer zu erkennen ist, deuteten die Designelemente direkt auf die Transformation Anakins zu Darth Vader und den Ereignissen auf dem Lavaplaneten Mustafar hin.
Die gestalterische Vereinheitlichung des Merchandise setzte sich im Anschluss an den Kinostart von Episode III mit beinahe jährlich wechselnden Designs fort, die sich je nach Jahr auch immer wieder auf neu erschienene Serien (The Clone Wars, Rebels) und Kinofilme (Sequels, Rogue One, Solo) bezogen. Eine exemplarische Auflistung aller Kartondesigns aus den Jahren 2006 bis 2018 findet ihr in der nachfolgenden Galerie. Das Thema der Boxarts musste dabei nicht zwangsläufig mit der Epoche übereinstimmen, aus der das jeweilige Set stammte, wie beispielsweise die Hoth-Basis mit Verpackung im Design von Episode VII zeigt.
Seit 2019 setzt LEGO allerdings wieder auf eine eigene Gestaltung, die sich zunächst in Form einer Banderole am oberen Rand des Kartons mit einer Minifigur von Darth Vader darstellte und zunächst für die Sets aller Star Wars Epochen verwendet wurde. Passend zum bislang letzten Kinofilm Episode IX, wurde das Design für die zugehörigen Sets zu diesem Film überarbeitet, sodass nun Kylo Ren darauf zu sehen war. Mit dem vielbejubelten 501st „Battle Pack“ erhielten schließlich auch weitere Subthemen innerhalb des Star Wars Universums eine eigene Icon-Minifigur in diesem Design, was jedoch nur Sets zu den Serien „The Clone Wars“, „The Mandalorian“ und „The Bad Batch“ betraf.
Im Januar 2022 kamen schließlich erstmals Sets auf den Markt, die das bis heute verwendete Grunddesign nutzten. In dieser überarbeiteten Variante deutet neben einer Minifigur im linken unteren Eck auch die Farbe des diagonalen Streifens darauf hin, welchem Teilgebiet, beziehungsweise welcher Epoche dieses LEGO Star Wars Set zuzuordnen ist.
Wie immer bestätigen Außnahmen hier natürlich die Regel, und seit dem Jahr 2000 sind auch abweichende Verpackungen für besondere Sets oder eigene Unterserien jährlich anzutreffen. Ob Ultimate Collector Series, Technic Sets, Sammelserien wie der Helmet Collection, Neuauflagen, oder Sets zum 10., 20. und 25. Jubiläum, immer wieder wurden die Standardverpackungen an spezielle Gegebenheiten angepasst.
Abschließende Worte
Es mag eine gehörige Portion Nostalgie mitspielen, schließlich entdeckte ich als Kind kurz nach der Jahrtausendwende die weit, weit entfernte Star Wars Galaxie erst durch die LEGO Sets, doch nach wie vor lösen die ersten Boxarts und Anleitungen ein wärmeres Gefühl in mir aus, als alle Designs, die darauf folgen sollten. Vielleicht auch, weil LEGO vor den ersten Entwürfen selbst noch nicht wusste, wie mit dieser neuartigen Partnerschaft nach außen hin umgegangen werden sollte. Statt auf ein vorgegebenes Grunddesign zurückzugreifen, wie es vor allem zwischen 2004 und 2018 der Fall war, musste jeder Aspekt, jedes Element neu erdacht und begründet werden. Auch die gezeichneten Minifiguren im ersten Logo erinnern eher an die Gestaltung von LEGO Themenwelten in den 90er-Jahren, als an die Designsprache der Sets und Verpackungen im neu anbrechenden Jahrtausend. Zu einem nicht unerheblichen Teil ist dieser Eindruck natürlich auch auf die Arbeit von Personen wie Christian Faber und weiteren Kollegen zurückzuführen, die oft bei der Erschaffung neuer Themen mitwirkten, sich nach deren Etablierung jedoch neuen Aufgaben widmeten. Während die kurzlebigen LEGO Themenwelten in den 90ern (teils geplant) keine Zeit für eine Etablierung erhielten, entwuchs LEGO Star Wars seinen Kinderschuhen bereits vor langer Zeit. Mit der heutigen Kartongestaltung kehrte LEGO im Jahr 2022 jedoch ein Stück weit zu den Ursprüngen zurück, und setzt erneut thematisch passende stilisierte Minifiguren von Star Wars Charakteren ein, welche die Verbindung der beiden Marken auf den Boxen auch visuell transportieren. Gewissermaßen schließt sich mit den derzeitigen Boxarts also ein Kreis und die heutigen Verpackungen präsentieren sich einmal mehr im Sinne des ursprünglichem Gedankengangs von Christian Faber aus dem Jahr 1998.
Im nächsten Teil unseres LEGO Star Wars Rückblicks werfen wir einen Blick auf die ersten fünf Sets, die ab Mai 1999 in die Läden kamen und welche Filmszenen und Raumschiffe dafür ausgewählt wurden. Auch die Minifiguren und die neu entworfenen Elemente werden ein Thema sein. Außerdem schauen wir uns an, wie die Spielwarenbranche von dieser neuen Zusammenarbeit erfuhr. Bis zum Erscheinen des dritten Teils könnt ihr euch unter diesem Artikel gerne rund um die verschiedenen Designs und Gestaltungselemente der LEGO Star Wars Historie im Allgemeinen und der ersten Sets im Speziellen austauschen.