Rückblick auf 25 Jahre LEGO Star Wars – Teil 4: Die ersten LEGO Star Wars Sets erscheinen

Im Jahr 1999 begann für LEGO und Star Wars Fans gleichermaßen eine neue Ära: Mit den ersten LEGO Star Wars Sets schlugen die ABS-Steinchen eine Brücke in eine Galaxis voller Geschichten und Abenteuer. Die für LEGO aus damaliger Sicht einzigartige Zusammenarbeit mit Lucasfilm brachte nicht nur eine neue Themenreihe hervor, sondern legte den Grundstein für eine mittlerweile 25-jährige Erfolgsgeschichte. Im vierten Teil von unserem LEGO Star Wars Rückblick werfen wir einen Blick auf die allerersten Sets, die Raumschiffe, Charaktere und Szenen aus der klassischen Trilogie zum Leben erweckten.

Aus heutiger Sicht betrachtet sehen die LEGO Star Wars Modelle der ersten Jahre zwar recht simpel aus, für die damalige Zeit stellten sie jedoch Meilensteine der Produktentwicklung bei LEGO dar. Neben den Sets an sich betrachten wir in diesem Artikel deshalb auch, wie es das Entwicklungsteam bewerkstelligte, die jeweiligen Schiffe und Gefährte aus ihren starren und vorgegebenen Geschichten der Star Wars Filme zu lösen und in eine kreative LEGO Welt einzubetten.


Falls ihr unseren LEGO Star Wars Rückblick zum 25-jährigen Jubiläum gerade erst entdeckt habt, könnt ihr unsere Artikelserie gerne auch von vorne beginnen:

Die ersten LEGO Star Wars Sets

Die ersten Bestrebungen für eine Partnerschaft zwischen der LEGO Gruppe und Lucasfilm entstanden im Vorfeld der Veröffentlichung von Star Wars Episode I – Die dunkle Bedrohung, doch die ersten Sets, die im Frühjahr 1999 in die Regale der Spielwarenläden einzogen, konzentrierten sich auf die drei Filme der klassischen Trilogie. Während innerhalb der Führungsebene noch über eine potentielle Zusammenarbeit diskutiert wurde, begannen einige Designer bereits mit ersten Entwürfen für potentielle Sets. Ohne Zugriff auf Material zu Episode I blieb allerdings nur die Möglichkeit, sich für die Modelle an öffentlich zugänglichem Star Wars Material und damit an den Filmen der klassischen Trilogie zu orientieren. Nach Aussagen der Designer bei einem Vortrag im Rahmen des diesjährigen Skaerbaek Fan Weekends hätte die Zeit zwischen der Unterzeichnung der Lizenzvereinbarung und dem Verkaufsstart der ersten Sets ohne diesen frühen Entwurfsbeginn vermutlich kaum ausgereicht, um alle Sets rechtzeitig fertigzustellen.

Bei den allerersten Entwürfen planten die Designer zunächst, den Schiffen der Rebellenflotte einen alten, abgenutzten Anstrich zu verpassen, um die Optik aus den Filmen einzufangen. Mit diesen Versuchen erreichten sie jedoch nicht die typische LEGO Ästhetik, sodass man sich in Billund entschied, die Raumschiffe optisch so herauszubringen, als wären sie gerade frisch vom Band gelaufen. Aus heutiger Sicht wirken damalige Modelle wie der X-wing oder Snowspeeder jedoch bereits aufgrund der Farbwahl grau etwas „schmutziger“ und abgenutzter als die neueren, in Weiß gehaltenen Modelle. Auch die Unterschiede zwischen den alten Grau- und Brauntönen (Light Gray, Dark Gray und Brown) und ihren ab 2004 eingesetzten Nachfolgern Light Bluish Gray, Dark Bluish Gray, Reddish Brown tragen rückblickend zu dieser Wahrnehmung bei.

LEGO Star Wars X Wings 1999 2024
Die X-wing Modelle aus den Jahren 1999 (links) und 2024 (rechts) im Vergleich

In diesem Zuge wurden zunächst auch keine weiteren Details wie etwa Schrammen und abgenutzte Lackierungen auf den Außenhüllen der Raumschiffe eingesetzt, was heute ebenfalls der Fall ist. Oftmals durch Sticker dargestellt, bleiben diese Schrammen auch heute optional, durch die immer genaueren Nachbildungen der Filmvorlagen dürften jedoch die wenigsten Fans auf diese zusätzlichen Details verzichten wollen. Diese Entwicklung lässt sich gut an den beiden Modellen LEGO Star Wars 7144 Slave I aus dem Jahr 2000 und LEGO Star Wars 75312 Boba Fett’s Starship aus dem Jahr 2021 ablesen, die das gleiche Raumschiff in etwa der gleichen Größe nachbilden. Während das Modell von 2000 über keinerlei Details auf der Hülle verfügt, setzt die Version von 2021 auf einige Sticker, um Schrammen und abgewetzte Lackierung darzustellen.

Release der ersten Welle im April 1999

Vor der Jahrtausendwende war es weder in der Filmindustrie noch bei LEGO Sets die Regel, dass die jeweiligen Erscheinungsdaten und Marktstarts weltweit synchronisiert wurden. Zwischen den Kinostarts des ersten Star Wars Films in den USA (25. Mai 1977) und in Deutschland (10. Februar 1978) lagen beispielsweise über acht Monate. Im Falle von Episode I verkürzte man diese Wartezeit für den Rest der Welt zwar deutlich, von der Weltpremiere am 16. Mai 1999 und dem Deutschlandstart am 19. August 1999 vergingen dennoch immerhin drei Monate. Die zeitliche Verzögerung übertrug sich auch auf die erste LEGO Star Wars Sets. Ursprünglich war der Marktstart der Sets zur klassischen Trilogie für März, der Release der Sets zu Episode I für Mai geplant. In Deutschland verschoben sich diese Daten jedoch in den April und August, worduch die Sets zum neuen Film hierzulande parallel zum Kinostart auf den Markt kamen.

Als kleinstes Set der ersten Welle zur klassischen Trilogie ging der LEGO Star Wars 7110 Landspeeder in den Verkauf. Das Modell bestand aus lediglich 49 Teilen und wurde in Deutschland zu einem Preis von 17,95 DM (Shop@Home Katalog Weihnachten 2000) verkauft. Enthalten waren die Minifiguren von Luke Skywalker und Obi-Wan Kenobi, sowie ein Lichtschwert.

Das Set LEGO Star Wars 7128 Speeder Bikes ermöglichte es den Fans, die rasanten Verfolgungsjagden aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter auf dem Waldmond Endor nachzustellen. Neben den beiden Speeder Bikes wurde aus den 93 Teilen auch ein Baum gebaut, außerdem enthielt das Set drei Minifiguren: Luke Skywalker in seinem Endor-Outfit, sowie zwei Scout Trooper. In Deutschland kostete dieses Set 24,95 DM (Shop@Home Katalog Weihnachten 2000).

Mit 215 Teilen und zu einem Preis von 48,88 DM (Katalog 2. Halbjahr 2001) erschien der LEGO Star Wars 7130 Snow Speeder, das einzige Set der ersten Welle zu Star Wars Episode V – Das Imperium schlägt zurück. Neben den beiden Rebellenpiloten Luke Skywalker und Dak Ralter war auch ein Rebellensoldat im Hoth-Outfit Teil des Sets.

LEGO 7130 Snowspeeder

Das zweitgrößte Set, der LEGO Star Wars 7140 X-wing Fighter, enthielt 266 Teile und insgesamt vier Minifiguren. Neben Luke Skywalker, Biggs Darklighter und einem Rebellenmechaniker war hier auch erstmals eine Minifigur von R2-D2 enthalten. Der X-wing besaß bereits funktionalen Flügel, die mithilfe von Scharnieren einzeln zwischen Flug- und Angriffsmodus umgestellt werden konnten. Für den damaligen Preis von 86,04 DM (Katalog 2. Halbjahr 2001) war außerdem noch ein Hangarfahrzeug enthalten.

Das größte Set der ersten Welle, LEGO Star Wars 7150 TIE Fighter und Y-wing, vereinte gleich zwei Klassiker aus der Originaltrilogie in einem Set. Die Raumschiffe wurden von Darth Vader, dem Rebellenpilot Dutch Vander und einem roten Astromechdroiden begleitet. Das Set bestand aus insgesamt 409 Teilen. Der damalige Preis lässt sich schwer herausfinden, verschiedene Einträge deuten jedoch auf einen Einführungspreis von 99,95 DM im Jahr 1999 hin. Falls ihr hierzu genauere Informationen besitzt (beispielsweise Preisaufkleber auf der Box eures Sets), schreibt uns gerne in die Kommentare.

Ikonische Formen und Charaktere

Beim Entwurf der ersten LEGO Star Wars Modelle kam dem Designteam in Billund die klare Designsprache der Raumschiffe aus der weit, weit entfernten Galaxis zugute. Schiffe wie der X-wing, Y-wing oder TIE Advanced verfügten auch auf der Kinoleinwand über einfach erkennbare Formen und Silhouetten. So ließen sich die Umrisse eines eines Y-wing Starfighters in der Draufsicht auch mit den damals verfügbaren LEGO Elementen akkurat einfangen.

LEGO Star Wars Darth Vader Minifigur 1999

Bei den Minifiguren galt Ähnliches, doch auch hier boten die Charaktere aus den Filmen eine gute Vorlage zur Umsetzung in LEGO Form. Die ikonische Silhouette eines Darth Vader definiert sich beispielsweise ausschließlich aus der Form des Helms und dem breiten schwarzen Umhang, die sich beide gut auf die LEGO Minifigur übertragen ließen. Die Schwierigkeit bestand vielmehr darin, bei den Gesichtern eine typische LEGO Ästhetik zu wahren und trotzdem klar als Star Wars Charaktere erkennbar zu sein. Der vernarbte Kopf des Dunklen Lords, der sich unter der Maske befindet, durfte zum Beispiel nicht zu gruselig für Kinder gestaltet sein.

Kreativität mit Comics und Alternativmodellen

In einer Zeit, in der die Rückseiten der Boxen in fast allen Themenreihen noch Alternativmodelle zeigten, boten auch die LEGO Star Wars Sets noch prominent beworbene Umbaumöglichkeiten. Bei den größeren Sets der Reihe, in diesem Fall dem X-wing Fighter (7140) und dem Set TIE Fighter & Y-wing (7150), zeigten die letzten Seiten der Bauanleitungshefte jeweils einen Comic, der eine Ausgangssituation aus den Star Wars Filmen nutze, um davon ausgehend eine stark abgewandelte Geschichte zu erzählen. In dieser mussten die Protagonisten, also die beiliegenden Minifiguren, das Hauptmodell des Sets umbauen, um ihre schwierige Situation mithilfe neuer Fortbewegungsmittel und Gerätschaften zu meistern. Im Falle des X-wing Fighters (7140) beginnt der Comic mit Lukes Bruchlandung auf Dagobah, infolge derer er einem großen Sumpfmonster entkommen muss. Um dies zu bewerkstelligen nutzt er die Teile seines X-wings unter anderem für einen Sumpfgleiter, aber auch für ein Walkie-Talkie und zum Bau eines Lichtschwerts.

LEGO 7140 Comic 1

Die Comicgeschichten und der damit verbundene spielerische Umgang mit den Alternativmodellen setzten den Plan von Peter Eio, der die LEGO Star Wars Themenwelt schließlich gegen zahlreiche Widerstände in Billund durchgesetzt hatte, perfekt um. LEGO Star Wars war zu Beginn als Fantasy-Abenteuer ausgelegt, das Kinder dazu animierte ihre ganz eigenen Geschichten in einer Galaxis voller Möglichkeiten zu erleben.

Sets zu Episode I folgen

Im August des Jahres 1999 erschienen erstmals LEGO Star Wars Sets abseits der klassischen Trilogie, passend zum Kinostart von Episode I im gleichen Monat. Die acht Modelle zu Star Wars Episode I – Die dunkle Bedrohung haben wir euch bereits im April genauer vorgestellt. In unserem Rückblick zu Episode I findet ihr außerdem noch weitere Informationen rund um den Verkaufsstart und das Marketingmaterial aus der damaligen Zeit.

Auch die Modelle zum ersten Teil der Prequels folgten den Prinzipien der allerersten LEGO Star Wars Modelle im Hinblick auf Umbaumöglichkeiten und fantastische Abenteuer. Die beiden größten Sets, LEGO Star Wars 7161 Gungan Sub und LEGO Star Wars 7171 Mos Espa Podrace enthielten am Ende der Bauanleitung ebenfalls kleine Comics mit Umbauvorschlägen. Im ersten Fall ging das Zusammentreffen von Qui-Gon Jinn, Obi-Wan Kenobi und Jar-Jar Binks mit dem Opee-Killerfisch nicht ganz so glimpflich aus, sodass die drei Helden darauf angewiesen sind, ihr beschädigtes U-Boot zu neuen Unterwasserfahrzeugen umzubauen. Im zweiten Fall wird das Podrennen von einem Wirbelsturm heimgesucht, wodurch die Protagonisten neue Rennmaschinen benötigen, um das Rennen zu Ende fahren zu können.

LEGO Star Wars 7161 Gungan Sub 01

Der verspielte Ansatz der ersten LEGO Star Wars Sets lässt sich im Bezug auf die Sets zu Episode I besonders gut am Modell des Gungan Subs (7161) erkennen. Neben den Alternativmodellen im enthaltenen Comic verfügt auch das Hauptmodell bereits über zahlreiche Spielfunktionen, die weit über die Star Wars Lore oder die im Film gezeigten Funktionen des Unterseebootes hinausgehen.

LEGO Star Wars 7161 Gungan Sub 02

Sowohl das zentrale Cockpit als auch der Antrieb im Heck lassen sich herausnehmen und mithilfe weiterer im Modell verstauter Komponenten wie Verbindern, Antrieben und Schiffsschrauben zu neuen Unterwassergefährten zusammensetzen.

LEGO Star Wars 7161 Gungan Sub 03

Überraschung zum Marktstart

Ohne langjährige Erfahrung mit lizenzierten Themenwelten war der Erfolg der neu erscheinenden LEGO Star Wars Themenwelt im Jahr 1999 für die Firma schwer einzuschätzen. Zum Marktstart wurden die Sets daher nur in kleinen Chargen produziert, um zunächst kein Risiko einzugehen. Es war jedoch bereits zu Beginn geplant, flexibel auf eine höhere Nachfrage reagieren zu können.

Trotz dieser eingeplanten Flexibilität verschätzten sich die Verantwortlichen in Billund dennoch gewaltig. Laut David C. Robertsons Buch „Brick by Brick“ übertrafen die Verkaufszahlen des ersten Jahres die ursprünglichen Schätzungen um 500 Prozent. Im Jahr 1999 entfiel jedes sechste verkaufte LEGO Produkt in den Bereich Star Wars. Auf der Schattenseite dieser Geschichte steht jedoch, dass dieser immense Erfolg die Verantwortlichen der damaligen Zeit in einer falschen Sicherheit wog. Der hohe Umsatz überdeckte kurzfristig ein sich bereits seit langer Zeit anbahnendes Problem, dessen großer Knall durch die neu ins Sortiment aufgenommenen Lizenzen zu Star Wars (1999) und Harry Potter (2001) nur etwas hinausgezögert wurde. Doch diese Geschichte bietet genug Material für einen anderen Rückblick.

LEGO Star Wars Werbeflyer 2000
LEGO Star Wars Werbeflyer aus dem Jahr 2000

Mit dem Marktstart der ersten LEGO Star Wars Sets zur klassischen Trilogie im Frühjahr 1999 begann ein äußerst erfolgreiches Kapitel der LEGO Geschichte, das nun seit 25 Jahren andauert. Im nächsten Teil unseres Rückblicks auf die Anfänge der LEGO Star Wars Themenwelt schauen wir uns an, welchen Einfluss diese Reihe auf die Firma LEGO hatte und wie die neuen Sets das zukünftige Sortiment bereits vom ersten Jahr an prägten.

Um die Wartezeit zu überbrücken, dürft ihr euch gerne unter diesem Artikel über die allerersten LEGO Star Wars Modelle austauschen. Habt ihr die Sets im Jahr 1999 bereits wahrgenommen oder kamt ihr erst später damit in Kontakt? Wie war euer Eindruck damals und wie beurteilt ihr die Gestaltung der Sets aus heutiger Sicht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Über Tobias 116 Artikel
Als Star Wars Fan kaufte er sich als Kind von seinem ersten Taschengeld Luke's Landspeeder (7110) und kam während des Studiums durch das Modell der Saturn V zurück zu LEGO.
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