
Es gab einmal eine Themenwelt bei LEGO, die radikal anders war als alles, was man vorher auf den Markt gebracht hatte. Mit dieser Reihe wollte LEGO sich neu erfinden und einen ganz neuen Markt erschließen, sogar eine aufwendige Fernsehserie wurde produziert – im Jahre 2002 ein absolutes Novum für LEGO. Was der neue „große Wurf“ werden sollte, entwickelte sich allerdings zu einem der größten Flops der Firmengeschichte: LEGO Galidor.
Fast jeder, der sich intensiv mit LEGO beschäftigt, hat wohl schon einmal von Galidor gehört, und trotzdem kennt kaum jemand die konkreten Produkte, die damals unter diesem Namen erschienen. Das liegt zum einen daran, dass sie in den regulären LEGO Katalogen nicht beworben wurden, zum anderen, dass die Themenwelt trotz der hohen Investitionen, die in sie geflossen waren, extrem kurzlebig war. Doch wie kam es, dass Galidor kein Erfolg wurde? Stimmt es zum Beispiel, dass die Produkte völlig inkompatibel mit dem Rest des LEGO Systems waren, und was hatte es mit der ersten und bis heute einzigen Videospiel-Konsole von LEGO auf sich? Im folgenden Artikel möchte ich gemeinsam mit euch LEGO Galidor entdecken, euch die einzelnen Sets vorstellen, auf die Besonderheiten der Themenwelt eingehen und natürlich auch einen Blick auf die großen Pläne von LEGO, die TV-Serie, die Werbung und die Videospiele werfen. Ich hoffe, ihr habt ein bisschen Zeit mitgebracht.
Inhaltsverzeichnis
Es muss etwas Neues her!
Ende der Neunzigerjahre befand sich LEGO in einer Sinnkrise. Wie schon im ZNAP-Rückblick umrissen, machten der Führungsriege in Billund die damaligen Entwicklungen auf dem Spielzeugmarkt große Sorgen, auf dem Spielekonsolen, Actionfiguren und sonstiges „modernes“ Spielzeug sich immer mehr durchsetzten, gerade auf dem wichtigen US-Markt. Auch hatte man 1998 zum ersten Mal einen Verlust hinnehmen müssen, was für das erfolgsverwöhnte Unternehmen ein Schock war und neben der bis dahin größten Entlassungswelle der LEGO Geschichte Anlass zu einer Neuausrichtung gab, mit der man einen radikalen Innovationskurs einleitete.
LEGO erschloss neue Vertriebswege, neue Kundensegmente, neue Geschäftsmöglichkeiten und vollständig neue Produktkategorien. Es wagte sich in den Softwarebereich […]. Es eröffnete eine neue Generation von Freizeitparks. Es eroberte den Einzelhandel mit den LEGO-Geschäften. Und es betrat die Arena der Medienformate mit seinen Fernsehserien, DVDs und Videospielen.
(Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 74)
Wie sich später herausstellte, verschlimmerte dieser neue Kurs die Probleme massiv, statt sie zu beheben, denn in Wirklichkeit bestanden diese in gravierenden betriebswirtschaftlichen Fehlern, speziell in der Kostenkontrolle, und sollten aufgrund zu vieler Investitionen in letztlich erfolglose neue Produktideen einige Jahre später beinahe zum Bankrott des Unternehmens führen. So weit war man allerdings noch nicht, als die Idee zu Galidor aufkam. Man vertrat zu diesem Zeitpunkt die Auffassung, der klassische LEGO Stein und das kleinteilige Bauen seien bei der Zielgruppe unbeliebt geworden und das LEGO Erlebnis müsse „cooler“ und schneller werden, ein klar erkennbares Gut-Böse-Schema haben und sich mehr aufs Spielen konzentrieren. Während innerhalb weniger Jahre fast das gesamte Portfolio unter dieser Prämisse modernisiert wurde, was zu Reihen wie Jack Stone und Competition führte, sich aber um die Jahrtausendwende auch im Design quasi aller anderen Themenwelten widerspiegelte, wurde ein Projektteam damit beauftragt, ein Spielsystem zu entwickeln, das organischer war und auf die klassischen LEGO Steine verzichtete. „Projekt Genesis“ war geboren, woraus schließlich die Idee einer Themenwelt namens LEGO Beings entstand, die allerhand phantastische Kreaturen mit austauschbaren und beliebig kombinierbaren Körperteilen beinhalten sollte.

Parallel arbeitete man in Billund vor allem daran, neue Werbe- und Vertriebskanäle zu erschließen. Eine wesentliche Überlegung, die man später mit NINJAGO und anderen Reihen erneut aufgriff, bestand darin, dass die Produkte nicht mehr nur über die Kataloge und TV-Werbespots ins Bewusstsein der Zielgruppe gerückt, sondern vielmehr über Fernsehserien, Computerspiele usw. ein „Bedarf“ für die Produkte geschaffen werden sollte. Nach anfänglichem Sträuben und viel Überzeugungsarbeit des amerikanischen Vertriebs hatte LEGO 1999 zunächst mit Star Wars die erste Themenwelt auf den Markt gebracht, die auf einer Medienlizenz basierte, um nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren, die immer häufiger mit Partnern zusammenarbeitete. Der Erfolg war gigantisch und viel größer als erwartet, doch das Selbstverständnis von LEGO war es immer gewesen, mit eigenen Ideen zu überzeugen. Man versuchte daher parallel mit neuen Reihen wie Bionicle, eigene starke Hintergrundgeschichten zu etablieren, die die Kinder begeistern und dadurch ihre Lust auf das zugehörige Spielzeug wecken sollten – was im Fall von Bionicle ja auch voll aufging.
Da man das aus dem Genesis-Projekt hervorgegangene Spielkonzept ebenfalls in dieser Weise promoten wollte, wurde aus LEGO Beings schließlich LEGO Galidor, wobei die Idee der austauschbaren Gliedmaßen und der weitestgehenden Abkehr vom LEGO System erhalten blieb, das Ganze aber in eine Science-Fiction-Geschichte eingebettet wurde. Man wagte sogar den nie dagewesenen Schritt, eine eigene Fernsehserie in Auftrag zu geben, für die man den renommierten Produzenten Thomas W. Lynch und das kanadische Studio CinéGroupe verpflichtete, das sich seinerzeit vor allem durch die visuellen Effekte seiner Produktionen hervortat.
Plougmann und Kristiansen waren sich darüber im Klaren, dass Galidor ein beträchtliches Risiko darstellte. Schließlich wird nur eine von fünf Actionfiguren zu einem kommerziellen Erfolg. Aber im Jahr 2001 hatte LEGO mit seiner Star-Wars-Reihe beeindruckende Umsätze gemacht. Außerdem hatte LEGO gerade Bionicle auf den Markt gebracht, eine sehr verkaufsstarke Serie mit zusammensteckbaren Actionfiguren, die auf einer Science-Fiction-Story beruhten, genau wie Galidor. Angesichts des Triumphzuges von Star Wars und Bionicle setzte LEGO darauf, es mit Galidor entgegen aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls zu schaffen. „Wir glaubten so fest an uns selbst“, erinnerte sich Jacob Kragh, der Leiter der Entwicklungsabteilung für Galidor. „Wir dachten, wir könnten auf Wasser wandeln.“
(Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 102)
Im Februar 2002 startete schließlich „Galidor: Defenders of the Outer Dimension“ im nordamerikanischen Fernsehen, zunächst bei Fox Kids (und YTV), später dann auf ABC Family. Parallel wurde die Serie in Australien gesendet, Großbritannien und Deutschland sollten 2003 folgen. Zwei Staffeln mit insgesamt 26 Folgen waren vorproduziert worden, die direkt hintereinander ausgestrahlt wurden. Auch die ersten Sets gingen in den Verkauf, wobei für den November 2002 bereits eine zweite Welle vorgesehen war und weitere Sets sich in der Entwicklung befanden – doch dann kam alles anders.
Die Galidor-Hintergrundgeschichte
Die Galidor-Hintergrundgeschichte liest sich eigentlich recht interessant, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Serie für Kinder und Jugendliche handelte: Der Protagonist Nick Bluetooth findet an seinem 15. Geburtstag eine holografische Karte, die plötzlich in seinem Zimmer schwebt. Diese führt ihn und seine beste (um nicht zu sagen einzige) Freundin Allegra zu einem versteckten Raumschiff, dem TDN-Modul, das sie aufgrund seiner Form später schlicht „das Ei“ taufen. Als sie das Schiff erkunden, das zu ihrer Überraschung im Inneren viel größer ist, als dies die äußeren Ausmaße eigentlich zulassen, aktiviert es sich plötzlich, woraufhin Nick und Allegra in die „Äußere Dimension“ befördert werden. Dort steht der Tyrann Gorm mit seinen Helfern kurz davor, zum absoluten Alleinherrscher zu werden – nur das sagenumwobene Königreich Galidor muss er dafür noch einnehmen. Dieses ist jedoch durch ein gigantisches Tor geschützt, das nur mit einem speziellen Schlüssel geöffnet werden kann, dessen Teile zum Schutz vor Gorm überall in der Äußeren Dimension versteckt wurden. Nick und Allegra machen sich gemeinsam mit dem humanoiden Roboter Jens, dem Amphibib Euripides, einem Gelehrten vom königlichen Hofe Galidors und Nepol, einem Siktari-Krieger, der noch eine persönliche Rechnung mit Gorm offen hat, auf, um die Teile des Schlüssels vor Gorm zu finden und diesen zu besiegen. Dabei müssen sie nicht nur gegen Gorm und seine Schergen kämpfen, sondern auch damit umgehen lernen, dass in der äußeren Dimension nicht alles so ist, wie es scheint, da Gorm die Fähigkeit besitzt, mächtige Illusionen zu erschaffen.

Eine weitere spezielle Fähigkeit, die in der Äußeren Dimension existiert, ist das „Glinchen“. Manche Bewohner können hierdurch Gliedmaßen untereinander tauschen, was z.B. bestimmte Arbeiten erleichtert oder das Überwinden von Hindernissen ermöglicht. Auch Gorm nutzt die mysteriöse Glinch-Energie, um seine finsteren Pläne in die Tat umzusetzen. Schon in der ersten Folge der Serie findet Nick heraus, dass er ebenfalls das Glinchen beherrscht. Allerdings kann er die Teile seines Körpers durch reine Willenskraft sogar in alles verwandeln, das er sich vorstellen kann, also z.B. seine Arme in die Flügel des TDN-Moduls. Diese besondere Fähigkeit macht ihn zu dem lange erwarteten „Krieger“, der es mit Gorm aufnehmen soll. Im Laufe der Serie, der wir uns später im Artikel noch etwas ausführlicher widmen werden, stellt sich außerdem heraus, dass Nick familiäre Verbindungen in die Äußere Dimension hat und auch in gewisser Weise für Gorms Fähigkeiten mit verantwortlich ist – aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern, falls jemand Spaß daran hat, sich die Serie anzusehen.
Als kleine Randnotiz sei noch erwähnt, dass die Namenswahl für einige der Charaktere sehr interessant war: Nicks Nachname „Bluetooth“ erinnert an den dänischen König Harald Blauzahn, dessen Vater wiederum Gorm (der alte) hieß. Euripides indes wurde nach dem gleichnamigen griechischen Dramatiker benannt, der ein Freund von Sokrates war. Ob diese Bezüge im weiteren Verlauf der Serie noch eine größere Rolle spielen sollten, bleibt offen.
Reguläre Sets: Die Charaktere stellen sich vor
Schauen wir uns nun, bevor wir uns weiter der Serie, dem Marketing und anderen Aspekten widmen, zunächst die Sets an, die unter dem Namen LEGO Galidor erschienen, denn viele von euch werden diese vermutlich noch nie gesehen haben. Ausnahmsweise habe ich die Produkte dabei nicht nach aufsteigender Nummer, sondern zwecks besserer Übersicht thematisch sortiert. Wir widmen uns deshalb zunächst den „guten“, dann den „bösen“ Charakteren und schließlich einigen besonderen Sets, die nicht in diese Kategorien passen bzw. in anderer Hinsicht speziell waren. Zuallererst aber zeige ich euch in einem kurzen Video, wie das Galidor-System generell aufgebaut war.
Video: Das Galidor-System
Wie ich oben bereits umrissen habe, wollte LEGO mit der Galidor-Themenwelt ganz bewusst von den klassischen Bausteinen abrücken und ein neues, „organischeres“ System schaffen, mit dem sich zwar ebenfalls kreativ bauen ließe, allerdings ohne die inhärente Kleinteiligkeit des gewöhnlichen LEGO Systems. Die Galidor-Figuren, die auf den ersten Blick wie typische Actionfiguren aussahen, nutzten deshalb anstelle fest verbauter Gelenke teilweise Clips, die den typischen Technic-Pins ähnelten (und auch mit diesen kompatibel waren), aber zusätzlich eine „Ratschfunktion“ hatten, um sie in bestimmten Positionen zu halten. Noch heute werden diese Gelenke bei manchen größeren LEGO Figuren wie etwa den Dinos verwendet. Das unten eingebundene Video zeigt ein Beispiel, wie sich die Teile zweier Charaktere mit wenigen Handgriffen neu kombinieren lassen.
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Mehr InformationenDie meisten Einzelteile der Galidor-Figuren bestanden aus festem Kunststoff (vermutlich ABS), einige allerdings auch aus Gummi. Diese Gummi-Teile hatten keine Gelenke, sondern dienten lediglich der Verzierung. Darüber hinaus gab es Accessoires, funktionale Teile (z.B. mit Schussfunktion) und bei manchen Figuren auch Körperteile, die unbewegliche Gelenke hatten. Eine Auswahl seht ihr auf dem folgenden Bild.
Mit diesen Hintergrundwissen widmen wir uns nun aber endlich den konkreten Sets, die in der Regel einen der Charaktere enthielten und mit wenigen Ausnahmen in Blister-Packs verkauft wurden, wie man sie auch von anderen Actionfiguren kennt.
Alle Figuren (mit Ausnahme des aufgrund seiner verbauten Technik etwas größeren Kek Powerizers) rangierten übrigens zwischen 17 cm und knapp 25 cm Höhe.
LEGO 8310 Nick Bluetooth
Bei der Vorstellung der Produkte beginnen wir natürlich mit Nick Bluetooth, dem Protagonisten der Serie. In seinem „normalen Leben“ wurde er als Außenseiter dargestellt, der durch die Reise in die Äußere Dimension plötzlich zum Helden wurde. Aufgrund seiner holografischen Karte, die bei der Suche nach den Schlüsselfragmenten half, und seiner Glinch-Fähigkeiten war er nach der Überzeugung seiner neuen Freunde der „Auserwählte“, der Gorm besiegen würde.
Bei einem flüchtigen Blick auf das Set übersieht man leicht, dass es sich hier um ein Produkt von LEGO handelt. Da das Unternehmen etwas (für sie) komplett neues schaffen wollte, legte man offenbar auch gar nicht so viel Wert darauf, dass die Kunden die Galidor-Sets mit der ihnen bekannten Marke assoziierten, sondern platzierte das LEGO Logo eher klein in der unteren rechten Ecke der Verpackung. Auch die Präsentation in den Spielwaren-Geschäften wich aufgrund der Blister-Verpackung vom üblichen LEGO Standard ab, denn die Sets wurden mitunter nicht wie die Kartons anderer Themenwelten im Regal platziert, sondern an speziellen Ständern aufgehängt, die wir später im Artikel noch sehen werden. Allerdings war es aufgrund der Ausbuchtungen am unteren Rand dennoch möglich, die Verpackungen hinzustellen.
Im Gegensatz zu anderen Actionfiguren hatten die Galidor-Figuren, wie oben bereits thematisiert, keine fest verbauten Gelenke, sondern mussten zunächst zusammengesteckt werden. Die Figur von Nick bestand deshalb, wenn man so will, aus 12 Einzelteilen.
Die steckbaren Gliedmaßen waren natürlich der eigentliche „Clou“ von LEGO Galidor, denn so konnte und sollte beim Spielen das Glinchen nachempfunden werden, das in der Serie eine bedeutende Rolle einnahm und wie vom Projekt Genesis ersonnen dazu gedacht war, die Kreativität der Zielgruppe anzuregen. Neben seinen voll beweglichen, regulären Gliedmaßen (und dem ebenfalls dreh- und neigbaren Kopf) brachte Nick deshalb noch einen zusätzlichen Roboterarm mit, der sogar eine integrierte Boxfunktion hatte. Hierfür musste man die Faust zunächst vorspannen und konnte diese dann durch Drücken auf die grauen Scheiben in der Nähe des Ellbogens auslösen. Mit Hilfe der WayBack Machine lässt sich sogar die offizielle Produktbeschreibung auf der damaligen LEGO Homepage noch auftreiben.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Nick Bluetooth
Hero of the Outer Dimension!
With his power to glinch, Nick Bluetooth is the only one who can save the Outer Dimension from evil Gorm! Replace Nick’s arm with the „power arm“ included – fist springs forward to surprise foes! Take Nick apart and put him back together again using parts from other Galidor action figures to make your own creation. Includes backpack.
Auf der Rückseite der Verpackung wurden die Beweglichkeit der Figur, eine Übersicht der enthaltenen Teile sowie eine Aufstellung der anderen Sets der ersten Welle gezeigt. Außerdem wies LEGO unter Zuhilfenahme einer zweiten Figur darauf hin, dass man die Bestandteile der beiden Charaktere nach Belieben vertauschen, also glinchen konnte. Im Gegensatz zur Vorderseite, wo das Set schlicht mit „Nick“ betitelt wurde, kam hier übrigens der volle Name des Helden, „Nicholas Bluetooth“, zum Einsatz.
Weitere Bilder:
LEGO 8313 Nick Bluetooth Deluxe
„Warum nur einen Nick herausbringen, wenn es auch zwei sein könnten“, dachte sich wohl LEGO, und warf folgerichtig parallel zum gerade gezeigten Set auch die Variante „Nick Deluxe“ auf den Markt. Dieses Set war etwas umfangreicher, da es gleich zwei zusätzliche Gliedmaßen, diesmal in Form der Flügel des TDN-Moduls mit integrierter Schussfunktion, enthielt.
Während der Kopf (inklusive des herrlichen Gesichtsausdrucks) komplett identisch mit der regulären Figur war, wurden alle anderen Teile neu eingefärbt. Hier blieb LEGO also seiner von den Bausteinsets bekannten Linie treu, Teileformen unter Verwendung verschiedener Farben oder Drucke nach Möglichkeit mehrfach einzusetzen. Auf die Umhängetasche wurde in diesem Set verzichtet, stattdessen lag als Accessoire die holografische Karte aus der Serie bei, die hier aber als einfaches, bläulich-transparentes Teil umgesetzt wurde.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Nick Deluxe
Nick is ready for action in the skies!
Nick Bluetooth can challenge Gorm in the skies with his powerful cyber-wings! This deluxe figure includes power wings with firing action and Nick’s map of the Outer Dimension. Replace Nick’s arms with wings and pretend he’s flying to the rescue of his friends! Or take him apart and put him back together using parts from other Galidor figures.
Weitere Bilder:
LEGO 8317 Allegra
Allegra Zane war Nicks beste Freundin, die gemeinsam mit ihm unfreiwillig in der Äußeren Dimension landete und ihm daraufhin im Kampf gegen Gorm und seine Schergen zur Seite stand. Als Seriencharakter erfüllte die Figur gleich mehrere Klischees der 90er-Jahre: Sie war ein „Computer-Kid“, aber gleichzeitig auch in den Kampfkünsten versiert, wovon die Serie natürlich reichlich Gebrauch machte.
Kurioserweise gehörte gerade dieses Set zu den unbeweglicheren, da die Figur keine Ellbogengelenke, sondern fest angewinkelte Arme hatte. Vermutlich ging diese Entscheidung auf die Tatsache zurück, dass Allegra nicht wie Nick das Glinchen beherrschte (obwohl das Feature trotzdem auf der Verpackungsrückseite auch für diese Figur beworben wurde). Da deshalb keine austauschbaren Gliedmaßen beilagen, fügte man Allegra stattdessen eine Art „Haustier“ mit dem Namen Keewop bei, das meines Wissens in der Serie gar nicht vorkam. Insgesamt handelte es sich hier also um ein Set mit einigen Merkwürdigkeiten – selbst nach Galidor-Maßstäben.
Nicht zuletzt zählte dazu auch die zweiteilige Frisur von Allegra. Anstelle des oberen Haarteils konnte man an ihrem Kopf beliebige andere Galidor-Elemente befestigen, also z.B. weitere Gliedmaßen oder zusätzliche Köpfe. Was den Anstoß zu dieser Funktion gab, entzieht sich meiner Kenntnis – vielleicht plante LEGO, mit späteren Produkten neue Haarteile zu veröffentlichen.

Die Beine von Allegra waren übrigens identisch mit denjenigen der beiden Nick-Figuren, kamen hier allerdings erneut in einer anderen Farbe und mit anderer Bedruckung der Schuhe vor.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Allegra
Tough and smart ally of Nick’s!
Allegra’s got the brains of a computer whiz and the martial arts skills of a black belt! Together with her best friend Nick Bluetooth, Allegra fights to free GALIDOR from the menace of Gorm. Also includes Allegra’s Outer Dimension friend, Keewop. Allegra is over 8 1/2″ tall!
Weitere Bilder:
LEGO 8312 Jens
Jens, der mir natürlich schon aufgrund seines Namens besonders sympathisch ist, wurde in der Serie als oberster Wissenschaftler des königlichen Hofs von Galidor und als begabter Techniker dargestellt, der zudem praktischerweise seine Arme gegen beliebige Werkzeuge austauschen konnte, wenn die Situation dies erforderte. Ursprünglich als Wexer, eine organische, pflanzenähnliche Lebensform aufgewachsen, übertrug er seinen Geist in einen Roboterkörper, als Gorm seinen richtigen Körper zerstörte. Jens war der erste Einheimische, den Nick und Allegra in der Äußeren Dimension trafen, und er machte sie daraufhin mit den anderen Mitstreitern im Kampf gegen Gorm bekannt.
Neben seinen normalen Gliedmaßen (zu denen auch zwei zusätzliche, kleinere Arme gehörten) umfasste das Set einen zusätzlichen Werkzeugarm mit einem Schweißgerät am Ende, dessen Funktion man sich freilich in seiner Phantasie vorstellen musste. Außerdem wartete die Figur mit zwei amüsanten weiteren Features auf, die so auch in der Serie zu sehen waren, da der Charakter mangels Gesichtsbewegungen und richtiger Augen ja sonst nur wenige Ausdrucksmöglichkeiten hatte: Jens konnte als Spielfigur die Länge seiner „Haare“ verändern und sein Kameraauge wie bei einem Teleobjektiv weiter ausfahren bzw. zurückziehen. Hierzu musste man bei der Figur nur an jeweils einem der beiden Ohren drehen.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Jens
Master of the mechanical!
Jens looks like a mechanical man, but he actually has the brain of one of the Outer Dimension’s greatest scientists. Replace any of his arms with his „tool arm,“ or take Jens apart and put him back together using parts from other Galidor action figures!
LEGO 8324 Euripides
Euripides war ein Amphibib, also ein humanoides, aber trotzdem froschähnliches Wesen, und ein Gelehrter am königlichen Hofe Galidors. Als Gorm das Reich Arbo in eine Wüste verwandelte, blieb Euripides als einziger Überlebender seines Volkes übrig. Neben seinem weisen Rat konnte er die Freunde auch im Kampf unterstützen, da er mit Hilfe seines Stabes zur Telekinese, also zum Bewegen von Personen und Objekten durch Gedankenkraft, fähig war.
Von allen Galidor-Figuren finde ich diese persönlich am schönsten gestaltet, auch wenn sie eigentlich recht schlicht ist. Mir gefallen allerdings die Formgebung, der Gesichtsausdruck und die reptilienartige Hautstruktur, außerdem ist der transparent-rote Stab (der bei den Prototypen noch schwarz war) ein hübsches Accessoire. Der Schulterpanzer war bei der Figur nur übergeworfen und die Beine hatten keine Kniegelenke und keine beweglichen Füße. Da LEGO zum damaligen Zeitpunkt noch keine Teile aus mehreren Kunststofffarben fertigen konnte, wurden die Beine dennoch aus mehreren Teilen vormontiert, was für das Anbringen der Hüftgelenke ja ohnehin nötig gewesen wäre.
Genau wie Allegra hatte übrigens auch Euripides ein Loch, also eine Aufnahme für die speziellen Galidor-Verbindungspins, auf der Oberseite seines Kopfes.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Euripides
Noble and powerful Amphibib!
Euripides uses his vast mental powers to help Nick try to defeat Gorm! With his staff, Euripides can focus his mind to lift and move objects or people. Plunge into exciting adventures with this Amphibib, or combine his parts with those of other Galidor action figures to create all-new characters and creatures.
LEGO 8320 Nepol
Nepol war laut Serie einst ein mehr als zwei Meter großer Siktari-Krieger, der als General in der Armee von Galidor diente. Gorm ließ ihn zwar schrumpfen, aber seinen Kampfgeist konnte er dadurch nicht brechen. Nepol war sehr temperamentvoll (man könnte auch sagen hitzköpfig) und äußerst schnell, wenn es darauf ankam. Außerdem konnte er Gegenstände oder Gegner zu Eis erstarren lassen.
Im Set mit der Nummer 8320 hatte Nepol allerdings nicht seine Waffe, eine „Luka“, dabei, sondern einen alternativen, halb mechanischen Arm zum Glinchen, der mit einer federgespannten Greifzange aufwartete. Außerdem konnte die Figur durch einen Schiebemechanismus die Augen zusammenkneifen – das zeige ich euch gleich bei der Alternativversion genauer. Wie schon Euripides hatte auch Nepol keine Kniegelenke, wobei man hier allerdings zumindest die untere, blaue Hälfte der recht kurzen Beine drehen konnte. Außerdem hatte die Figur in ihren regulären Armen keine Ellbogengelenke, dafür aber drehbare Unterarme und Hände.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Nepol
Nepol is ready to challenge Gorm!
The most famous Siktari warriour of them all is back to challenge the might of Gorm. Although reduced in size by an implosion, Nepol is still more than a match for the evil conqueror of the Outer Dimension. Includes special gripper arm. Over 6 1/2″ tall!
LEGO 8321 Nepol und Shimmel
Wie von Nick erschienen auch von Nepol zwei verschieden gefärbte Versionen, wobei sozusagen die Deluxe-Variante noch sein Reittier Shimmel mitbrachte. Ich bin mir allerdings, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob Shimmel in der Serie vorkam – vielleicht verhielt es sich mit ihm so wie mit Allegras Keewop. Die Farbgebung von Nepol entsprach in diesem Set jedenfalls dem „Standard-Farbschema“ des TV-Charakters, und auch seinen wie Eis anmutenden Luka-Stab hatte Nepol hier dabei.
Man konnte die Figur unter Zuhilfenahme eines Sitzes sogar richtig stabil auf Shimmels Rücken platzieren und diesen sowohl in stehenden als auch in laufenden Posen ausbalancieren. Durch die miteinander harmonierenden Farben der beiden Figuren bot dieses Set außerdem interessante Möglichkeiten, die enthaltenen Teile zu eigenen Kreaturen zu kombinieren.
Und auch hier konnte Nepol, der bis auf die anderen Farben ja baugleich zur einzeln verkauften Figur war, natürlich wieder die Augen zusammenkneifen. In der folgenden GIF-Animation habe ich euch diese Funktion einmal aus der Nähe aufgenommen.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Nepol & Shimmel
Mighty Siktari warrior!
Nepol was once an eight-foot tall Siktari warrior, until Gorm shrunk him down. But he is still as tough and fearless as ever, with his ice-blaster armbands, his luka staff, and his mount, Shimmel. Send Nepol and Shimmel into exciting adventures in the Outer Dimension, or take the figures apart and build your own creations!
LEGO 8311 Gorm
Kein Held ohne Bösewicht, und der unbestrittene Oberschurke bei Galidor war zweifelsohne der Tyrann Gorm. Ehemals oberster Berater am Hofe Galidors, hatte er einen Aufstand geplant, um die Königin zu stürzen, und war daraufhin aus dem Reich verbannt worden. Seitdem verbreitete er Angst und Schrecken in der Äußeren Dimension, wobei er neben dem Glinchen die Fähigkeit besaß, seine Feinde durch Illusionen zu täuschen. Außerdem hatte er verschiedene Mutanten wie die „Boges“ und die „Ooni“ erschaffen, die seine neue Heimat Kek bzw. das Viniculum bewachten, also den Energiestrom, durch den die Helden mit dem TDN-Modul in die verschiedenen Reiche der äußeren Dimension reisten.
Beim Design der Figur achtete LEGO darauf, Gorm ein imponierendes Aussehen zu geben, was meines Erachtens gut gelang. Dazu trugen die geschwungenen Formen, die weit ausgestellte Schulterpanzerung sowie natürlich die Gestaltung des Kopfes und ganz allgemein die Farbgestaltung bei, wobei die Figur für Galidor-Verhältnisse ungewöhnlich großflächig bedruckt war. Neben den beiden regulären Händen, mit denen sich verschiedene Accessoires greifen ließen (wobei diesem Set kein eigenes beilag), umfasste diese Gorm-Variante einen zusätzlichen Unterarm mit gebieterisch aufgespannter Hand, bei der man sich als Kind wahrscheinlich fast automatisch dazu dachte, dass sich gerade ein Energieball oder etwas Ähnliches darin formte. Auf dem Rücken hatte Gorm gleich drei Befestigungsmöglichkeiten für weitere Elemente.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Gorm
Conqueror of a thousand realms!
Gorm already rules most of the Outer Dimension – and Galidor is next on his list, unless Nick can stop him! Replace Gorm’s forearm and hand with the „grasping hand“ as he closes in on his foes! Or take him apart and put him back together using parts from other Galidor action figures and make your own hero or villain.
LEGO 8314 Gorm Deluxe
Und natürlich musste es auch von Gorm eine Deluxe-Version geben! Diese war noch aufwendiger bedruckt bzw. bemalt als die reguläre Version, da hier sogar die beiden Seiten des Kopfes verziert wurden.
Als spezielles Feature lag ein zusätzlicher Arm mit einer federgespannten Abschussfunktion bei, mit der man „Gorm Spawn“, also wörtlich übersetzt „Gorm-Brut“ verschießen konnte. Zwei dieser Kreaturen waren als Gummiteile enthalten (und werden später auch beim Kek Powerizer noch eine Rolle spielen). Mit Hilfe einer Gummiachse unterhalb des Kopfes konnte man die Brut, die gerade nicht geladen war, wie einen Köcher auf Gorms Rücken befestigen. Bis auf die Verzierungen waren sonst aber alle Teile identisch mit der anderen Gorm-Figur.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Gorm Deluxe
Beware the power of Gorm!
The evil Gorm is looking for Nick and his friends! When he spots them, he launches his wasp wings to try and bring them down. This deluxe figure includes wasp wings with firing action. Plus you can take Gorm apart and rebuild him using parts from other Galidor action figures!
LEGO 8318 Ooni
Die Ooni waren eine weitere von Gorm erschaffene Spezies, die das Viniculum bewachten, also den Energiestrom, der die Reiche der äußeren Dimension verband und über den man zwischen ihnen reisen konnte. Das TDN-Modul bot hierbei Schutz vor den aggressiven Wesen.
Die Gestaltung dieses Sets war der Stoff, aus dem Kinder-Albträume gemacht sind. Aus Erwachsenensicht jedoch hatte das Design, vor allem der Kopf, durchaus seinen Reiz und es ist interessant, dass die Ooni-Figur auf der gleichen, nur anders eingefärbten Körperform wie Shimmel, das Reittier von Nepol, basierte.
Wer das Ganze noch nicht gruselig genug fand, hatte außerdem die Möglichkeit, der Figur einen (zusätzlichen) Kopf von Gorm zu verpassen, der hier im gleichen Rotton wie z.B. die Beine eingefärbt war und der auf dem letzten Galeriebild zu sehen ist.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Ooni
Powerful creature from a dangerous realm!
The dreaded Ooni is just one of the many creatures that lurk in the realms of the Outer Dimension. His claws, mandibles, and stinging tail make him a fearsome threat to anyone he encounters. Make Ooni a part of your Galidor adventures, or use parts of him to make new, strange creatures of your own!
LEGO 8315 TDN Modul
Das TDN-Modul oder schlicht „das Ei“ war das Fortbewegungsmittel, mit dessen Hilfe Nick und seine Freunde durch die äußere Dimension reisten. Ähnlich wie die TARDIS bei Dr. Who war das Schiff dabei von innen wesentlich größer als von außen, umfasste gar mehrere Decks.
Als Spielzeug hingegen bot das Ei gerade einmal einer Galidor-Figur platz, und zwar (ganz wie in der Serie) ohne Sicherheitsgurte. Zum Einsteigen klappte man die Vorderseite teilweise nach oben, teilweise nach unten, worauf der Sitz, der auch schon das komplette Innenleben darstellte, zum Vorschein kam.
Außen konnte man das TDN-Modul mit beweglichen Beinen sowie mit Flügeln inklusive Abschussfunktion versehen, die genau denjenigen entsprachen, die auch der Figur „Nick Deluxe“ beilagen – zumindest fast. Vermutlich aufgrund des Gewichts und des zu erwartenden „rustikalen“ Umgangs mancher Kinder mit dem Raumschiff kamen als Verbinder nämlich keine Technic-Pins, sondern etwas dickere Gummiachsen zum Einsatz, die aufseiten des TDN-Moduls wiederum in Aufnahmen gesteckt wurden, die ebenfalls aus Gummi bestanden.
Auf der Rückseite der Verpackung wurden die Käufer mit dem recht unscheinbaren Hinweis „Elements not compatible with elements from the GALIDOR action toy-figure line“ über diesen Umstand aufgeklärt. Nicht erläutert wurde hingegen die irreführende Darstellung der Frontscheinwerfer auf der Box, wie sie LEGO auch bei heutigen Sets noch gelegentlich vorgeworfen wird. In Wirklichkeit hatte das Set nämlich keinerlei elektrische Funktionen, dafür aber eine Griffmulde auf der Rückseite, die das TDN-Modul zum Set mit der vielleicht größten „Swooshability“ aller LEGO Produkte machte. 😉
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
TDN Module
Travel to the Outer Dimension!
The „egg craft“ carries Nick Bluetooth to strange places and awesome adventures. Open the hatch, put your GALIDOR figure inside, and send him on a journey through the mysterious Viniculum. Plus you can detach the wings and legs and use them to Glinch your figure into a whole new shape!
LEGO 8316 Kek Powerizer
Das Beste habe ich mir für den Schluss aufgehoben, oder sagen wir zumindest: das Außergewöhnlichste. Dieses Attribut konnte nämlich zweifelsohne der Kek Powerizer für sich reklamieren, der die erste und bis heute einzige Videospielkonsole von LEGO darstellte! Diese Tatsache sah man dem Set allerdings auf den ersten Blick gar nicht an, da es nur wie eine etwas größere Galidor-Figur aussah. In der Serie entdeckte Nick in Folge 16 den „Powersuit“ in Gorms Labor auf Kek und wurde sofort von dessen Macht korrumpiert, da er die Glinch-Fähigkeiten verstärkte und Nick dadurch die Fähigkeit gab, die Realität nach seinen Wünschen zu verändern, etwa komplette Landschaften umzuformen oder z.B. Gorm in bester Vader-Manier in den gedanklichen Würgegriff zu nehmen.
Im Set hingegen konnten nur Jens und Gorm selbst in den Anzug schlüpfen. Natürlich ließen sich auch andere Köpfe darauf platzieren, aber nur mit den beiden beiliegenden Köpfen funktionierten die elektronischen Funktionen, da von ihnen ein in der Pin-Aufnahme versteckter Sensor verschieden weit hineingedrückt wurde. Der Kek Powerizer, der mit drei LR6-Batterien betrieben wurde, war mit einer großen Anzahl Sprachsamples ausgestattet, die je nach montiertem Kopf den jeweiligen Charakter vorgaukelten.
Auf der Rückseite befand sich ein relativ kleines Flüssigkristall-Display, auf dem die fest vorinstallierten Spiele dargestellt wurden, wobei die Pfeiltasten und der Runde Knopf nur der Auswahl der Spiele dienten, die Steuerung hingegen durch Neigungssensoren und das Bewegen der beiden Arme erfolgte. Insgesamt umfasste der Kek Powerizer bis zu 22 Spiele bzw. „Missionen“, von denen im Auslieferungszustand aber nur sieben freigeschaltet waren. Die anderen musste man nach und nach entweder freispielen, oder durch die Interaktion mit der Serie, den „richtigen“ Videospielen, der Homepage oder einem anderen Powerizer aktivieren.
Ja, ihr habt richtig gelesen! Der Kek Powerizer konnte mit all diesen Quellen interagieren bzw. auf diese reagieren, was auf dem Karton als „Talk Back Technology“ vermarktet wurde. Technisch wurde dies über Audiosignale umgesetzt, die wie ein hohes Rauschen klangen und sowohl die Kommunikation (und sogar den Austausch von Spielen!) zwischen zwei Powerizern ermöglichten als auch in die Serie, Videospiele und Homepage eingebunden waren. Oft bewirkten die Signale nur, dass der Kek Powerizer mit einer mehr oder weniger passenden Äußerung reagierte, wobei diese natürlich davon abhing, welchen Kopf man gerade montiert hatte. Die Fähigkeiten der Gorm-Variante waren sogar ausschließlich hierauf beschränkt. Teilweise wurden allerdings auch weitere Spiele freigeschaltet, wenn man den Powerizer im richtigen Moment der richtigen Quelle lauschen ließ, die man dann mit aufgesetztem Jens-Kopf spielen konnte. Hier seht ihr ein Werbevideo, in dem es in großen Teilen um die Fähigkeiten des Sets ging.
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Mehr InformationenIm Grunde war die Idee hinter dem Kek Powerizer ein geniales Marketinginstrument: Die Interaktion mit der Serie sollte bewirken, dass die Kinder jede Folge aufmerksam gemeinsam mit ihrem Set von Anfang bis Ende verfolgten. Wer alle Inhalte freischalten wollte, wurde außerdem dazu angeregt, auch die Videospiele zu spielen (und somit zu kaufen) und Zeit auf der Galidor-Homepage zu verbringen. Die Möglichkeit, Missionen auszutauschen, hatte darüber hinaus das Potential, das Spielzeug zum Gesprächsstoff innerhalb der Zielgruppe, z.B. auf dem Pausenhof zu machen.
Problematisch war dabei nur das Folgende: Die Bedienung der Konsole war alles andere als intuitiv, manchmal reagierte der Powerizer träge auf die Eingaben der Neigungssensoren, was teilweise starke Bewegungen erforderte und es daher schwierig machte, dem Geschehen auf dem sehr kleinen Bildschirm zu folgen. Bei vielen Spielen war außerdem trotz der beiliegenden Anleitung nicht so recht klar, was eigentlich die Aufgabe war. Kurzum: Die anfängliche Hürde war hoch, und obendrein erschien das Set erst im August 2002, als der größte Teil der Serie bereits einmal gesendet worden war.
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Mehr InformationenAuch, wenn ich noch nicht in die letzten Tiefen des Powerizers vorgedrungen bin und ehrlich gesagt zumindest die Interaktion mit der Serie noch nicht selbst bestätigen konnte (was an mangelnder Geduld liegen mag, aber vielleicht auch daran, dass ein Teil der Audio-Signale durch die Digitalisierung und Komprimierung vor dem Upload nach YouTube verloren gegangen ist), so muss ich sagen, dass ich durchaus Freude daran habe, mich mit dem Gerät zu beschäftigen. Im obigen Video seht ihr beispielhaft, wie ich durch das Spielen einer Mission eine andere freischalte und anschließend meine beiden Powerizers miteinander kommunizieren lasse, und wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, macht sogar die Steuerung mittels Neigungssensoren Spaß. Ich werde auf jeden Fall versuchen, noch das eine oder andere Spiel zu aktivieren.
Produktbeschreibung auf der LEGO Homepage:
Unleash the Kek Powerizer!
The Kek Powerizer is Gorm’s most awesome creation – armor that can magnify glinching energy and make its wearer all-powerful! The Kek Powerizer comes complete with 23 special missions that you can play – 7 are activated when you first place Jens‘ head on the Powerizer, and you unlock the rest as you play. You can even access more missions by interacting with the Galidor TV show and web site!
Wer sich etwas eingehender mit den Funktionen des Kek Powerizers beschäftigen möchte, findet übrigens noch die technische Support-Seite im Internet-Archiv, außerdem habe ich nachfolgend als zusätzliche Galerie einen Scan des Handbuchs eingebunden, in dem auch die Spiele kurz beschrieben werden.
Eingeschränkt bzw. nicht veröffentlichte Galidor Produkte
Während die oben gezeigten Produkte die erste Welle darstellten, waren für November bereits weitere Sets geplant. Diese sollten einen Aquart umfassen, also ein Mitglied der Spezies, die von Gorm in eine Art Knechtschaft gezwungen wurde, indem er den Dschungel der auf Feuchtigkeit angewiesenen Aquarts im Reich Arbo (wo wo auch Euripides stammte) in eine Wüste verwandelte. Ferner gehörte zur zweiten Welle eine Figur von Tager, der „rechten Hand“ Gorms mit gestaltwandlerischen Fähigkeiten. Beide Sets kamen auch tatsächlich noch als LEGO 8319 Aquart und LEGO 8325 Tager auf den Markt, allerdings in so geringen Stückzahlen, dass sie selbst gebraucht heute kaum noch gehandelt werden und deshalb inzwischen ganz entgegen dem Rest der Reihe einen beträchtlichen Sammlerwert besitzen.
Noch seltener ist das Set LEGO 8322 Mokarr. Auch wenn ein paar Exemplare in der Galidor-Szene im Umlauf sind, wurde diese verrückt gestaltete Kreuzung aus einem Motorrad und einem Hai mit mechanischen Armen und hummerähnlichen Scheren meines Wissens nie regulär veröffentlicht. Auch einige weitere Set-Ideen waren offenbar in der Entwicklung schon recht weit fortgeschritten und hätten womöglich in einer dritten Galidor-Welle erscheinen sollen, darunter eine neue Version von Euripides auf der Erde – mit spezieller Ausrüstung, die ihn vor der UV-Strahlung und anderen für ihn schädlichen Einflüssen schützen sollte. Auch eine Boge-Version von Nick, also eine von Gorm erschaffene Kopie bzw. Illusion, war gemäß einiger Prototypen-Bilder angedacht, die der LEGO Designer und große Galidor-Fan Nick Vás 2019 auf Twitter zeigte und die ich nachfolgend auch direkt hier eingebunden habe.
Ein neues Marketing-Konzept
In den folgenden Abschnitten zeige ich euch einige der Merchandise- bzw. Werbematerialien für Galidor, bevor wir uns im Anschluss dem (Miss-)Erfolg des Konzepts und den Gründen dafür widmen – denn möglicherweise waren auch einige der Marketingentscheidungen daran nicht ganz unschuldig.
Eine (für LEGO) radikal neue Produktkategorie erforderte natürlich auch ein besonderes Werbekonzept, das an die Stelle des sonst üblichen Marketings in Katalogen und Werbespots trat – schließlich wollte man mit Galidor gerade diejenigen potentiellen Kunden ansprechen, die mit den traditionellen LEGO Produkten nur wenig anfangen konnten. Die aufwendig produzierte TV-Serie sollte dabei zwar das primäre „Vehikel“ sein, doch auch für diese musste man ja erst einmal ein Bewusstsein bei der Zielgruppe schaffen.
Deshalb legte LEGO das Galidor-Marketing für die damalige Zeit ungewöhnlich breit an, indem man neben der Serie auch zwei Videospiele sowie ein Browser-RPG in Lizenz entwickeln ließ, eine Werbepartnerschaft mit McDonalds einging, wo zeitweise spezielle Galidor-Polybags dem Happy Meal beigegeben wurden, und eine Comicserie initiierte, die mit zusätzlichen Abenteuern von Nick, Allegra und ihren Freunden die Phantasie der Kinder weiter anregen und diese an die Marke Galidor binden sollte. Außerdem wollte man auf geschickte Weise die Käufer des Kek Powerizers tiefer ins Galidor-Universum ziehen, da dieser (wie oben bereits beschrieben) mit der Fernsehserie, aber auch den Videospielen und der Galidor-Homepage interagieren konnte und dadurch jeweils neue „Missionen“ darauf freigeschaltet wurden. Und schon im Vorfeld der Veröffentlichung startete man mit Hilfe einer Vorab-Version der Galidor-Homepage eine virale Marketing-Kampagne, indem man diese wie ein ARG (Alternate Reality Game) aufzog. So konnten Nutzer etwa die fiktiven Notizen von Nicks Vater „hacken“, indem sie durch bestimmte Konsolenbefehle neue Einträge entdeckten, Grafiken freischalteten und so immer neue Informationshäppchen zum Galidor-Universum erfuhren.
Was sollte bei einem so durchdachten Konzept schon schiefgehen?
Galidor „Filmplakat“
Das ARG kann ich euch leider nicht mehr zeigen, dafür aber viele andere Aspekte der Marketing-Kampagne. Beginnen wir mit etwas ganz einfachem, das aber trotzdem sehr schön ist. Zur Galidor TV-Serie erschien nämlich ein richtiges Werbeplakat (als Poster), wie man es sonst nur von Kinofilmen kennt. Die Rollenverteilung darauf ist… eher klassisch und das ganze Motiv erinnert stark an die Szene aus der ersten Episode, in der Nick entdeckt, dass er das Glinchen beherrscht. Dort senkt sich plötzlich eine riesige Version von Gorms Kopf aus den Wolken herab. Als Allegra panisch flieht, stürzt sie und wird schließlich von Nick gerettet, indem er seinen Arm in den teleskopartig ausfahrbaren Arm von Jens verwandelt und sie damit zu sich zieht. All diese Elemente sind auf dem Poster angedeutet, auf dem im Hintergrund außerdem Jens, Euripides, Nepol und das TDN-Modul zu sehen sind. Die grafische Gestaltung ist insofern interessant, dass die Charaktere zwar fast fotorealistisch ihrem Aussehen in der Serie entsprechen, das Motiv aber trotzdem wie ein gemaltes Bild wirkt.
Wo und an wen die Poster ausgegeben wurden, konnte ich leider nicht mehr herausfinden. Ich nehme allerdings an, dass sie vor allem in Kanada und den USA Verwendung fanden, denn neben LEGO und den Produktionsfirmen der Serie (CinéGroupe, Tom Lynch Company) ist unten auch das Logo des Senders YTV sowie das von Fox Kids vermerkt, wo die Serie zuerst anlief.
Auch die Rückseite des Posters ist sehr interessant, denn für die hier zu sehende Werbung für die zugehörigen LEGO Produkte wurden ganz offensichtlich Prototypen verwendet. Zu sehen ist das z.B. an den grünlich statt orange gefärbten Details der Jens-Figur, an den farblich nicht zum TDN passenden Flügeln im Set Nick Deluxe, dem Stab von Euripides und am anders gefärbten Kopf der Ooni-Figur.
Allegra fehlte in dieser Übersicht gleich ganz, was vermutlich daran lag, dass das Set zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht weit genug fortgeschritten war, um es auf dem Poster zeigen zu können. Das legt zumindest ein Bild nahe, das Nick Vás auf Twitter postete. Dort sind Prototypen in einem (größtenteils) ähnlichen Stadium wie auf dem Werbeposter zu sehen, wobei aber die Allegra-Figur deutlich stärker von der finalen Version abweicht als die anderen Charaktere, den Kek Powerizer einmal ausgenommen.

Die Galidor TV-Serie
Nach all dem „Drumherum“ wollen wir nun aber endlich auch mal einen Blick auf das Kernstück des Galidor-Universums werfen: die TV-Serie Galidor: Defenders of the Outer Dimension. Da ich die Story ja bereits zum Beginn des Artikels grob umrissen habe und eine Gesamtbesprechung eindeutig den Rahmen des Artikels (sowie das Ansehen sämtlicher Episoden meinen persönlichen Zeitrahmen) sprengen würde, empfehle ich euch, euch bei Interesse einfach selbst ein Bild zu machen. Erfreulicherweise findet man alle Episoden noch online, z.B. bei YouTube auf dem Kanal Galidor Dimension. Zwar lief die Serie im Folgejahr gemäß einiger Quellen auch in einer deutschen Synchronisation bei Super RTL, doch liegen die online verfügbaren Episoden leider nur in der englischsprachigen Originalversion vor, die erstmalig ab Februar 2002 ausgestrahlt wurde. Nachfolgend habe ich euch beispielhaft die erste der insgesamt 26 Folgen, „Identity“, in den Artikel eingebunden.
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Mehr InformationenDie Hauptrolle des Nick Bluetooth spielte der zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung 19-jährige Matthew Ewald, Allegra Zane wurde von der ein Jahr jüngeren Marie-Marguerite Sabongui verkörpert. Ewald erinnert sich noch heute gerne an diese Zeit zurück, wie er u.a. in einem Interview mit Beyond the Brick auf der BrickFair Virginia 2018 verriet. Welcher Teenager könne sich schließlich den Traum erfüllen, ein Actionheld zu werden und sogar selbst als Actionfigur verewigt zu werden?
Bei den anderen Hauptcharakteren wirkten immer mindestens zwei Personen am Endresultat mit. Da es viel zu kostspielig und für eine Fernsehserie der damaligen Zeit auch zu aufwendig gewesen wäre, die Bewohner der Äußeren Dimension als computeranimierte Figuren darzustellen oder die Schauspieler in der Nachbearbeitung entsprechend zu verfremden, mussten die Darsteller in Ganzkörperkostüme schlüpfen, wobei Teile der Mimik der Figuren ferngesteuert wurden. Auch wurden die Charaktere von anderen Darstellern vertont als jenen, die in den Kostümen steckten. Eine Übersicht findet ihr z.B. bei Wikipedia.
Da die finale Entscheidung für Galidor erst Ende 1999 in Billund getroffen worden war und LEGO darauf bestand, Produkte und Serie zeitgleich spätestens Anfang 2002 auf den Markt zu bringen, fanden Konzeption und Produktion unter einem gewissen Zeitdruck statt, wobei das Team um Thomas Lynch und die Produktentwickler bei LEGO sich hinsichtlich der wesentlichen Charaktere und Story-Elemente abstimmten, um sicherzustellen, dass später alles zueinander passte. Während Lynch große Pläne mit der Serie und bereits Handlungsbögen für bis zu fünf Staffeln entwickelt hatte, wurden zunächst nur zwei Staffeln bestellt, deren Budget zudem, gemessen an Lynchs Vision für die Effekte der Show, eher konservativ war. Nicht zuletzt deshalb musste man für die Charaktere auf eher günstige Gummikostüme zurückgreifen und auch die vielen CGI-Effekte, die oft auf Basis von Greenscreen-Aufnahmen der Schauspieler entstanden, waren qualitativ oft nicht optimal, was sich später noch rächen sollte.
Browser-RPG: Galidor Quest
Um den Start der Serie zu promoten, wurde auf der LEGO Homepage das Browser-Rollenspiel Galidor Quest des Entwicklers Large Animal Games freigeschaltet, in dem man seinen Spielcharakter selbst aus den Bestandteilen verschiedener Galidor-Spezies „zusammenglinchen“ und mit diesem dann verschiedene Aufgaben in den Reichen der Äußeren Dimension erledigen konnte. Inzwischen ist es leider nicht mehr spielbar, aber im nachfolgend eingebundenen Video könnt ihr euch einen groben Eindruck verschaffen, worum es in Galidor Quest ging und wie das Spiel aussah.
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Mehr InformationenWerbung im LEGO Clubmagazin
Wenn auch bei der Vermarktung von Galidor großes Augenmerk auf die „neuen Medien“ gelegt wurde, so bedeutete dies natürlich nicht, dass nicht auch auf klassischen Wegen für die Reihe geworben wurde. Unten findet ihr ein Sonderheft aus dem amerikanischen LEGO Clubmagazin, das mit der Juli-Ausgabe 2002 erschienen sein soll. Interessanterweise kamen auch hier auf den Bildern wieder teilweise Protoypen der Figuren zum Einsatz (Jens mit grünen Details, Allegra mit anderer Hosenfarbe, Euripides mit schwarzem Stab, …). Das spricht einerseits dafür, dass das Heft schon längere Zeit im Voraus geplant und evtl. vorproduziert worden war, ist andererseits aber auch ein Indiz dafür, wie eng der Zeitplan vor dem Release der Reihe gewesen sein musste, sodass man für die Marketing-Bilder nicht einmal auf die finalen Designs warten konnte.
Aus dem Heft geht auch hervor, dass der Kek Powerizer erst im August 2002 und damit später als die anderen Sets der ersten Welle erschien. Das ergibt insofern Sinn, dass der „Powersuit“, auf dem das Set vermutlich basierte, erst in der zweiten Galidor-Staffel eine Rolle spielte und dass das Gerät ja nicht nur mit der Serie, sondern auch mit den Videospielen interagieren sollte, die ebenfalls erst für den Herbst vorgesehen waren. Andererseits sollte die „Talk Back Technology“ die Kunden ja gerade dazu ermuntern, jede Episode der TV-Serie zusammen mit ihrem Kek Powerizer anzusehen, um in den Genuss von dessen Reaktionen sowie der sporadisch freigeschalteten Zusatzspiele zu kommen. Ende August waren allerdings die beiden Galidor-Staffeln bereits komplett ausgestrahlt, und Käufer konnten daher nur auf Wiederholungen setzen.
Die Comic-Reihe, die nur ein Heft überdauerte
Ein weiteres „Printmedium“, mit dessen Hilfe das Galidor-Universum beworben werden sollte, war ein Comicheft, das im Oktober 2002 erschien und gemäß dem Aufdruck „Vol. 1“ auf der Vorderseite offenbar als ganze Reihe angelegt war. Der eigentliche Comic umfasste nur acht Seiten und erzählte im Wesentlichen noch einmal die Geschichte der ersten Serienfolge nach. Daran mitgewirkt hatte unter anderem Greg Farshtey, der auch einer der Hauptautoren der Bionicle-Storyline war und noch bis 2022 an Büchern und Comics für Ninjago mitarbeitete.
Die Zeichnungen orientierten sich mehr an den Seriencharakteren als am Spielzeug und waren recht gelungen, jedoch stilistisch ganz anders als der auf der Galidor-Homepage erschienene Web-Comic.
Aus heutiger Sicht fast interessanter waren allerdings die restlichen Seiten, auch wenn es sich hierbei im Grunde nur um Werbung handelte. Auch hier kamen nämlich – ein halbes Jahr nach dem Release (!) – wieder Aufnahmen von Prototypen-Figuren zum Einsatz. Außerdem wurde auf der vorletzten Seite für das nie erschienene Mokarr geworben und dessen Hintergrundgeschichte kurz zusammengefasst.
Die für November, also einen Monat später, angekündigte Fortführung der Comicreihe kam schon nicht mehr auf den Markt, sodass auch dieser Aspekt der Galidor-Werbung ein Kuriosum darstellt: Eine Comic-Serie, die genau eine einzige Ausgabe überdauerte.
Polybags im McDonalds Happy Meal
Ebenfalls im Oktober startete eine Kooperation mit McDonalds, welche die wohl bekanntesten Galidor-Merchandis-Artikel hervorbrachte. Zum Happy Meal erhielten amerikanische Kunden damals eines von fünf LEGO Polybags, wobei in jedem eine Miniaturversion eines der Hauptcharaktere enthalten war. Aus mir nicht bekannten Gründen fehlte dabei eine Figur von Allegra, was man auch schon an den Setnummern merkte, die eigentlich von 4040 bis 4045 durchnummeriert waren, aber bei 4041 eine Lücke aufwiesen.
Manche bezeichnen die Figuren zwar als misslungen, ich jedoch finde, sie haben durchaus einen gewissen Charme. Das Konzept, einen bekannten Charakter kleiner bzw. mit übertriebenen Proportionen darzustellen, erfreut sich ja in Form der LEGO BrickHeadz, Funko Pops usw. seit Jahren einer gewissen Beliebtheit, und in eine ähnliche Kerbe schlugen meines Erachtens damals diese Polybags.
Alle Figuren bestanden aus einem einteiligen Unterkörper, auf dem der Torso drehbar montiert wurde – allerdings nur mit einer Gummiachse als Verbindung. Darauf wurde wiederum der Kopf in gleicher Weise angebracht. Die Arme waren bereits fest zwischen den beiden verschraubten Hälften der Torsos verbaut worden, wobei auch hier mangels komplexer Gelenke nur eine einfache Drehbewegung möglich war.

Lustig finde ich, dass die kleine Version von Nick den Gesichtsausdruck des Darstellers Matthew Ewald wesentlich besser einfing als ihr großes Pendant. Übrigens waren alle McDonalds-Figuren trotz ihres bewusst eingeschränkten Designs mit den großen Galidor-Sets kompatibel, sodass sich hierdurch einige amüsante neue Möglichkeiten für das Glinchen ergaben. Falls man etwa fand, dass Jens noch ein paar Arme mehr vertragen konnte oder dass Nepol als Zentaur eine viel bessere Figur machte, waren die Miniaturversionen durchaus praktisch.
Natürlich beließ es McDonalds nicht beim bloßen Beilegen der Spielzeuge, sondern machte auch seinerseits Werbung für die Aktion. Im Rahmen einer USA-Bestellung konnte ich sogar noch ein Original-Werbeposter auftreiben, das ich euch nachfolgend gerne zeigen möchte und auf dem das Glinchen der Figuren prominent beworben wurde, wobei von den fünf Charakteren aber nur Nick, Jens und Euripides gezeigt wurden.
Auch die Verpackung der Happy Meals wurde extra an die neuen Spielzeuginhalte angepasst. So gab es mindestens zwei verschiedene Tütenversionen, die mit Galidor-Zeichnungen, Rätseln und Spielen bedruckt waren. Außerdem klebte außen an den Tüten ein spezielles Rätsel- und Comicheft, das auch einen Rabattgutschein über zwei Dollar auf beliebige Galidor-Sets bei teilnehmenden Händlern enthielt.
Besonders interessant finde ich die letzte Doppelseite des Hefts, die ich euch deshalb losgelöst vom Rest der Galerie groß in den Artikel eingebunden habe. Hier erhalten wir nämlich einen Blick auf einen speziellen Galidor-Verkaufsaufsteller, an dem die Figuren-Blisterpacks hängend (statt wie sonstige LEGO Sets stehend) präsentiert werden konnten. Auch das Galidor-Videospiel für den Game Boy Advance wurde hier erneut beworben, das wir uns gleich im Anschluss ansehen werden.
Die Galidor-Videospiele
Eigentlich war geplant gewesen, mit Hilfe des Publishers EA Galidor-Videospiele auf diversen Plattformen zu veröffentlichen. Neben dem Spiel für den Game Boy Advance, das auch tatsächlich auf den Markt kam und von Tiertex entwickelt worden war, sollte auch ein Spiel von Asylum Entertainment für PC, PS2 und GameCube erscheinen. Letzteres befand sich allerdings noch in der Entwicklung, als sich bereits abzeichnete, dass Galidor floppen würde, weshalb diese kurz vor der Fertigstellung eingestellt wurde. Auf verschlungenen Wegen (die Rechte waren mehrfach verkauft worden) fand einige Jahre später dann zumindest die PC-Version doch noch den Weg in die Verkaufsregale und wurde später noch mehrfach im Rahmen verschiedener LEGO Spielesammlungen wieder aufgelegt.
Ich habe es zeitlich leider nicht geschafft, die beiden Titel ausgiebig zu spielen, empfand allerdings die GBA-Variante nach kurzem Test als hübsch gemachten Plattformer mit etwas träger Steuerung, wohingegen mich das PC-Spiel überhaupt nicht zu fesseln vermochte. Wer sich eine fundiertere Meinung bilden möchte, findet bei YouTube diverse Videos wie z.B. das folgende oder probiert die Spiele am besten einmal selbst aus – das PC-Spiel lief bei mir problemlos unter Windows 10. Erfahrungsberichte sind in den Kommentaren herzlich willkommen!
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Mehr InformationenWunsch und Wirklichkeit: Warum Galidor floppte
Wie ihr nun verstehen werdet, nachdem ihr alle Produkte, die Werbung und das Merchandise gesehen habt und auch einen Blick auf die Serie werfen konntet, stellte die Entwicklung von Galidor für LEGO eine riesige Investition dar. Alleine das Marketing war breiter aufgestellt, als dies wohl jemals zuvor für eine neue Produktfamilie bei LEGO der Fall gewesen war. Genaue Zahlen sind zwar nicht bekannt, doch macht man sich einmal bewusst, dass jede einzelne Teileform für die Spritzgussmaschinen seinerzeit umgerechnet mehrere zehn- bis mehrere hunderttausend Euro kostete, so ahnt man, was eine radikale Abkehr von allen bisherigen Produktionsprozessen für LEGO finanziell bedeutete. Auch das Verpackungskonzept war schließlich neu, die Figuren mussten aufwendig vormontiert werden und LEGO baute dafür offenbar extra eine neue Fertigung in China auf. Zusätzlich finanzierte man noch die Entwicklung und Produktion der TV-Serie mit, die aufgrund ihrer Effekte ebenfalls nicht günstig war. LEGO ging also mit Galidor ein beträchtliches finanzielles Risiko ein und hatte vermutlich große Pläne, wie die Serie und damit auch die Produktreihe sich weiterentwickeln sollte – aber dazu kam es nicht.
Nur sieben Monate nach dem Start, Ende August 2002, als die ersten beiden Staffeln einmal durchgelaufen waren, zogen die Verantwortlichen die Notbremse und beendeten das Abenteuer Galidor – denn die Produkte verkauften sich einfach nicht. Doch wie konnte eine derart ambitionierte, aufwendig vermarktete neue Produktreihe, in welche LEGO so große Hoffnungen gesetzt hatte und von der auch der erfolgsverwöhnte „Macher“ der Serie, Thomas Lynch, überzeugt gewesen war, innerhalb so kurzer Zeit ein Flop werden? Die Erklärung ist vielschichtig.
Zunächst einmal rächte sich die Tatsache, dass man aufgrund der vielen Glinch-Effekte, CGI-Verfolgungsjagden usw. bei der Produktion der Serie hatte Abstriche machen müssen, was insbesondere die Umsetzung der Kostüme, aber mitunter auch die Effekte selbst betraf. Ende 2001, also erst kurz vor dem offiziellen Starttermin, wurden dem LEGO Team zum ersten Mal bei einer Probevorführung die ersten beiden Episoden der Serie gezeigt. LEGO Design-Legende Niels Milan Pedersen, der für die Gestaltung der Galidor-Spielzeug-Charaktere mit verantwortlich gewesen war, beschreibt seine Eindrücke bei diesem Termin im Buch „Das Imperium der Steine“ folgendermaßen:
Wir waren sprachlos vor Abscheu, als wir die erste Folge sahen. Es war grässlich.
(Niels Milan Pedersen in Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 102)
Etwas weniger drastisch ausgedrückt, entsprachen Look und Machart der Serie nicht dem, was die LEGO Designer sich für ihre Figuren vorgestellt hatten. Man störte sich insbesondere an den Gummianzügen der Darsteller, die in Pedersens Augen wie Kostüme aus den Horrorfilmen der 50er-Jahre wirkten. Obwohl Galidor doch eine coole Sci-Fi-Welt erschaffen sollte, bestand nun die Gefahr, dass die Serie als unfreiwillig komisch und „billig“ wahrgenommen werden würde – und für ein Gegensteuern war es bereits viel zu spät. Womöglich wurde daher schon an diesem Tag, vor dem eigentlichen Start von Galidor, in manchen Köpfen der Entschluss gefasst, die Serie nur unter äußerst günstigen Umständen weiterzuführen.
Diese traten jedoch nicht ein, denn auch bei Kritik und Zielgruppe erfüllte Galidor nicht die in das Franchise gesetzten Erwartungen – vor allem aber die Spielzeugverkäufe liefen schlecht. Und dann kam auch noch Pech dazu: Ende 2001 hatte Disney das Unternehmen Fox Family Worldwide übernommen, zu dem auch der Fox Kids Programmblock gehörte, als Teil dessen die Galidor-Serie gesendet werden sollte. Allerdings umfasste der Disney-Deal auch die Produktionsfirma Saban Entertainment, die die überaus erfolgreiche und aufgrund ihrer Lizenzierungsgewinne wertvolle Serie Power Rangers produzierte. Diese stand auf dem Spielzeugmarkt in direkter Konkurrenz zu Galidor, und Disney hatte folglich wenig Interesse daran, Galidor mehr als unbedingt nötig zu promoten, da man sonst womöglich eine Konkurrenz zur gerade einverleibten Marke Power Rangers aufgebaut hätte.
Apropos Konkurrenz: Diese war ein generelles, großes Problem für Galidor. Nicht nur war der Markt für Actionfiguren ohnehin hart umkämpft und ein Neueinstieg stellte in jedem Fall ein hohes Risiko dar, nein: LEGO machte sich auch noch interne Konkurrenz. Nur ein Jahr zuvor hatte man nämlich mit LEGO Bionicle eine Themenwelt veröffentlicht, die in mancherlei Hinsicht ähnliche Ansätze wie Galidor verfolgte, von der Zielgruppe sehr gut angenommen wurde und LEGO viele neue Kunden bescherte, die sich vorher nicht für die klassischen Bausteinsets interessiert hatten – also genau diejenigen Kunden, die man auch mit Galidor erreichen wollte!
Abgesehen von dem Debakel um die Galidor-TV-Serie machte die LEGO Gruppe auch den großen Fehler, ihren Innovationen nicht den richtigen Zeitrahmen zu geben. Anstatt den Designern mehr Zeit für die Entwicklung, die Markttests und die Adjustierung von Galidor einzuräumen, drängte LEGO die Produktlinie auf den Markt, sobald Bionicle sich als unmissverständlicher Erfolg erwies. Die Kinder hatten aber kein Interesse an Galidor, wenn sie sich bereits für Bionicle begeisterten.
(Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 104)
„Wenn schon die TV-Serie hinter den Erwartungen zurück blieb und Bionicle sich als interne Konkurrenz erwies, griffen denn dann wenigstens die anderen Werbemaßnahmen?“, werdet ihr nun zurecht einwenden. Doch auch hier entpuppte sich die Strategie von LEGO als zu wenig durchdacht, denn die meisten dieser Maßnahmen kamen schlicht und ergreifend zu spät. Die Galidor-Polybags bei McDonalds, die genau wie der erst im August gestartete Kek Powerizer bestimmt geeignet gewesen wären, das Interesse der Kinder an Serie und Sets zu wecken, wurden nicht etwa Anfang 2002 als Teil des Happy Meals ausgegeben, sondern erst im Oktober. Auch die Comic-„Reihe“, die letztlich nur aus einem Heft bestand, sowie das Spiel für den Game Boy Advance kamen erst in diesem Monat auf den Markt, das angekündigte 3D-Spiel für PC, GameCube und PS2 wurde gleich ganz abgesagt.
All das passierte, nachdem die beiden Staffeln bereits im Fernsehen gelaufen waren und LEGO entschieden hatte, keine weitere zu finanzieren. Zu allem Überfluss hatte man aufgrund überzogener Erwartungen auch noch den Markt mit Galidor-Produkten überschwemmt, die sich nun weit schlechter verkauften als gedacht. Hier machte womöglich auch das Verpackungsdesign dem Erfolg der Sets einen Strich durch die Rechnung: Von den eigentlichen Figuren war in den Blisterverpackungen nämlich nur wenig zu sehen, da diese größtenteils verdeckt waren. Auch wurde der „Unique Selling Point“, das Glinchen, nur auf der Rückseite beworben, sodass ein flüchtiger Kunde, der die TV-Serie nicht kannte, kaum dazu animiert wurde, sich dennoch näher mit dem Produkt zu befassen. Kurzum: Man hatte sich zu sehr auf die Sogwirkung der Serie verlassen und das restliche Marketing komplett unter der Annahme geplant, dass diese ein großer Erfolg werden würde.
[Kurz vor dem Start] war Andrew Black, der damalige Leiter von LEGO Americas, so begeistert von Galidor, dass er sein Verkaufsteam anwies, die Verkaufsprognosen für die Reihe drastisch zu erhöhen und ihre Vertriebskanäle mit Produkten zu fluten. […]Später bezeichnete LEGO Galidor als das „am schlechtesten verkaufte“ Motiv aller Zeiten.
(Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 102/ 103)
Es kam daher, wie es kommen musste: Als die Serie nicht weitergeführt wurde, brach die Nachfrage nach den Galidor-Sets endgültig ein, die Übermengen landeten auf den Wühltischen und wurden verramscht. Von den ursprünglich für eine zweite Welle geplanten Produkten wurde nur noch das auf dem Markt geworfen, was ohnehin schon produziert worden war, und die weitere Produktion und die Entwicklung wurden schnellstmöglich eingestellt. So verwandelte sich Galidor von einer Idee, die eigentlich viel Potential hatte, durch schlechtes Timing, falsche Entscheidungen und eine mangelhafte kreative Abstimmung bei der Produktion der TV-Serie letztlich in einen der größten Flops der Unternehmensgeschichte.
Diese Entwicklung kam für LEGO zur Unzeit, denn insgesamt verschlechterten sich Ende 2002 die Verkaufszahlen plötzlich gravierend, da viele Händler aufgrund der außergewöhnlichen Erfolge der Vorjahre (z.B. mit Star Wars) in ihren Prognosen zu optimistisch gewesen waren, nun auf ihrer Ware sitzen blieben und weniger nachbestellten. Im Laufe des folgenden Jahres stellte sich dann gar heraus, dass aufgrund des unkontrollierten Innovationsstrebens der jüngeren Vergangenheit, den damit immer weiter gestiegenen Investitionen (bei gleichzeitig mangelnder Kostenkontrolle und Nachfrage) sowie einer generell falschen strategischen Ausrichtung LEGO direkt auf die Pleite zusteuerte.
Knudstorps Ergebnisse waren schockierend. Seine Analyse enthüllte, dass die LEGO Gruppe zwischen 1993 und 2002 mit Ausnahme von 1998 fortwährend rechnerische Gewinne gemacht, im selben Zeitraum jedoch rund 1,6 Milliarden US-Dollar an wirtschaftlichem Wert verloren hatte. […] Mit anderen Worten: Durch die Investitionen in LEGO hatten [die Unternehmenseigner] das Familienvermögen um nahezu eine halbe Million US-Dollar täglich verringert, Tag für Tag, zehn Jahre lang.
(Robertson/ Breen: „Das Imperium der Steine“, S. 82)
Galidor war also nur ein Schritt auf dem falschen Weg, den LEGO in dieser Periode eingeschlagen hatte – wenn auch zugegebenermaßen ein großer. Es war allerdings nicht, wie manchmal gerne behauptet wird, der primäre Grund für die Krise des Unternehmens. Gleichwohl scheiterte wohl kaum eine Idee so spektakulär.
Besser als sein Ruf?
Nach dem frühen Ende von Galidor wurde es in der LEGO Community zu einer Art Meme für Fehlentwicklungen bei LEGO bzw. Produkte, die so gar nicht zum traditionellen Markenkern des Unternehmens passten und in Folge dessen bei den Fans schlecht ankamen. Besonders verfestigte sich auch bei denjenigen, die gar nicht selbst mit den Produkten in Berührung gekommen waren, oft die Auffassung, Galidor sei mit dem Rest des LEGO Systems völlig inkompatibel gewesen und man habe mit den Figuren in kreativer Hinsicht, also speziell bei der Erstellung von MOCs, quasi nichts anfangen können. Diese beiden Punkte möchte ich im Folgenden kritisch hinterfragen und ergründen, ob Galidor nicht vielleicht doch etwas besser war als sein Ruf.
Galidor und das LEGO System
Als erstes interessierte mich, wie es um die Kompatibilität mit dem LEGO System stand. Gewiss: Die Figuren wiesen keinerlei Noppen auf und waren von LEGO ja auch bewusst so gestaltet worden, dass sie sich weitestmöglich vom klassischen Bauen mit den Steinen unterscheiden sollten, aber manche Aspekte, z.B. wie die oben bereits thematisierten Verbindungspins der Gelenke, waren eben trotzdem kompatibel geblieben.
Die Gliedmaßen der Galidor-Figuren ließen sich daher problemlos mit Technic-Bricks, Liftarmen und somit auch mit dem Rest des Systems verbinden, wenn man denn eine sinnvolle Anwendung dafür fand.
Auch werden die speziellen „Ratschgelenke“ heute noch bei größeren Tieren und den Dinosauriern der Jurassic World Reihe eingesetzt, weshalb auch deren Teile zum „Glinchen“ herangezogen werden können, sodass man leicht die verrücktesten Phantasiekreaturen und Chimären erhält, was ja auch schon mehrfach Inhalt unserer StoneWars Adventskalender-Gewinnspiele war. 😉
Und noch einen weiteren Aspekt hatte Galidor mit diesen neueren Figuren bzw. dem LEGO System gemeinsam: Die Formen wurden, soweit dies möglich war, in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Verzierungen produziert, um sie in mehreren Sets wiederzuverwenden.
Auch die gewählten Maße der Galidor-Figuren waren nicht völlig losgelöst von denen, die anderen LEGO Elementen zugrunde lagen und noch immer liegen. So entsprachen etwa die Griffpunkte der Accessoires genau der Form von Technic-Pins, sodass auch hier eine Kompatiblität bestand. Zum Beispiel konnten die (leider schon lange nicht mehr produzierten) Technic-Figuren die Accessoires ebenfalls in die Hand nehmen. Und sogar für das Noppensystem ließen die Galidor-Designer ein kleines Schlupfloch: Schaut man sich die Füße der Figuren einmal genauer an, so fällt auf, dass diese merkwürdig viele Lücken und Ausbuchtungen aufwiesen. Von unten betrachtet ahnt man dann schon, dass die Profile bzw. die Fußsohlen darauf ausgelegt worden waren, auf noppigen Oberflächen zu stehen, was auch tatsächlich zutraf – sogar für die Figuren von McDonalds. Allerdings liegt die Betonung hier wirklich auf „stehen“, denn eine nennenswerte Klemmkraft gab es in den meisten Fällen nicht.
Zu guter Letzt waren auch die Flügel des TDN-Moduls bzw. der Figur Nick Deluxe hinsichtlich ihrer Schussfunktion kompatibel mit den Shootern, die in den Competition-Sets und in leicht abgewandelter Form noch bis 2019 in manchen anderen Sets bei LEGO eingesetzt wurden. Die „Projektile“ ließen sich in beide Richtungen austauschen. Mit den neueren, kleineren Shootern, wie sie seit 2020 verwendet werden, endete diese Kompatibilität allerdings leider.
In Summe lässt sich also festhalten, dass es durchaus Überschneidungen zwischen den Galidor-Elementen und dem regulären LEGO System gab und es mit etwas Geschick und Phantasie ohne Weiteres möglich ist, beides zu kombinieren. Trotzdem tauchen die Teile äußerst selten in Fankreationen auf. Allerdings werden unter Galidor-Fans und auch im Rahmen größerer Events immer wieder MOCs gebaut, die ausschließlich auf den Teilen dieser Reihe basieren, und mitunter kann man nur staunen, was dabei herauskommt.
Die etwas andere Art, MOCs zu bauen
Einer der bekanntesten Fans ist vermutlich der bereits erwähnte neuseeländische LEGO Designer Nicolaas „Nick“ Vás, der uns schon 2017 im Netz als „Prince Galidor“ mit diversen MOCs erfreute, die, wie der Nutzername erahnen lässt, auf Galidor-Teilen basierten. Von seinen Social Media-Kanälen stammen einige der hier im Artikel verwendeten Bilder, speziell die der Prototypen. Natürlich gibt es noch diverse andere Accounts, auf denen ihr Galidor MOCs finden könnt, aber Nicks früherer Flickr-Fotostream ist dennoch eine der besten Anlaufstellen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was mit den Galidor-Teilen möglich ist. Einige meiner Lieblings-Kreationen habe ich nachfolgend auch direkt in den Artikel eingebunden.

Wie ihr seht, lassen sich aus den Galidor-Figuren durchaus auch unerwartete und kreative Alternativmodelle bauen, wobei man natürlich zugeben musss, dass das System eine viel geringere Flexibilität bot als die gewöhnlichen LEGO Elemente. Dieser Kritikpunkt ist also berechtigt, wobei andererseits gerade in den eingeschränkten Möglichkeiten ein zusätzlicher Reiz bzw. eine kreative Herausforderung liegen kann.
Referenzen in späteren LEGO Sets
Wer einmal in einem größeren Unternehmen gearbeitet hat, der weiß, dass ein gigantischer Flop, wie LEGO Galidor es war, in den folgenden Jahren ein eher ungeeignetes Thema für Referenzen in neuen Produkten bzw. ganz allgemein für die Kommunikation mit der Führungsetage ist, gerade wenn das Unternehmen in einer substantiellen Krise steckt, wie es bei LEGO damals der Fall war. Schon bevor LEGO schließlich entschied, den Daumen über Galidor zu senken, war das Thema außerdem von vielen Designern kritisch gesehen worden.
Inzwischen arbeitet allerdings eine neue Generation von Mitarbeitern bei LEGO, und bei den jüngeren Designern gibt es durchaus einige, die gerne an Galidor zurückdenken. Nick z.B. wirkte am Design der LEGO Ninjago City (70620) von 2017 mit und brachte dort gleich mehrere Anspielungen auf Galidor unter. So trug die Minifigur Rufus MacCallister ein Oberteil mit groß aufgedrucktem Galidor-Logo und verkaufte zudem Actionfiguren, die man mit ein bisschen Phantasie durchaus als die Galidor-Hauptcharaktere interpretieren konnte (wobei vermutlich Allegra die rote, Euripides die grüne, Nepol die weiße, Nick die blaue, Jens die graue und Gorm die schwarze Figur war). Darüber hinaus erinnerte eines der Filmplakate doch sehr stark an das Postermotiv, das für die Galidor-Fernsehserie verwendet wurde.

Eine der jüngsten Anspielungen findet man im LEGO Boutique Hotel (10297), also dem letztjährigen Neuzugang aus der Reihe der Modular Building. Unter der Hotelterrasse befindet sich dort eine kleine Kunstgalerie, in der ein kubistisches Portrait ausgestellt wird. Wenn ihr die Bilder im Artikel aufmerksam verfolgt habt, erkennt ihr bestimmt sofort, wer hier dargestellt werden soll.

Fazit
Was man von LEGO Galidor hält, ist letzten Endes natürlich Geschmackssache. Ich bin allerdings, nachdem ich mich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt habe, trotzdem der Auffassung, dass Galidor seinen schlechten Ruf und den vielen Spott nicht verdient hat. Betrachtet man die Reihe als eigenständige Produktidee und nicht als Teil des LEGO Systems, so wartete sie mit interessanten Ideen und schick gestalteten Charakteren auf, die zudem im Vergleich mit anderen Actionfiguren durch das Glinch-Feature einen echten Mehrwert boten. Auch Story und Umsetzung der Fernsehserie blieben, gemessen an anderen Produktionen aus den Neunziger- oder frühen Zweitausenderjahren, zwar unter ihren Möglichkeiten, waren aber andererseits nicht ganz so schlecht, wie aus heutiger Sicht gerne behauptet wird, und hätten durch einen etwas weniger ambitionierten Zeitplan und bessere Abstimmung hinsichtlich der kreativen Erwartungen aus Billund bestimmt noch eine Aufwertung erfahren. Zusammen mit den Videospielen, Comics usw. hätte Galidor bei der Zielgruppe also durchaus ein Erfolg werden können, wäre man geduldiger gewesen.
Diese Geduld brachte LEGO allerdings weder im Vorfeld auf, noch als die Serie auf dem Markt war und schlechter als erhofft aufgenommen wurde. Als Galidor nicht sofort „einschlug“, zog man deshalb nach nicht einmal einem Jahr die Reißleine. Das war rückblickend betrachtet wahrscheinlich ein Glück, denn gerade in der Phase, als Galidor anlief, rutschte LEGO unbemerkt in eine existenzielle Krise und stand kurz darauf aufgrund unkontrollierter Diversifizierung und ausgeuferter Investitionen kurz vor dem Bankrott. Zeit und Geld waren daher etwas, das man ohnehin nicht länger hätte aufbringen können. Doch LEGO hatte auch Pech, denn die Fox Family Übernahme durch Disney und die dadurch verursachte, etwas stiefmütterliche Behandlung von Galidor hatte ja niemand vorhersehen können.
Dass Galidor scheiterte, lag dennoch hauptsächlich an schlechtem Management bei LEGO. Man wollte zu viel auf einmal, wollte unbedingt ein Gegengewicht zu Action Man und anderen neuen Spielwarentrends speziell auf dem amerikanischen Markt schaffen und veröffentlichte daher Produkt und Serie überstürzt, was bei einer solchen Investition grob fahrlässig war. Denn schließlich hatte man mit LEGO Bionicle bereits eine überaus erfolgreiche neue Themenwelt etabliert, die sowohl die „klassischen“ LEGO Fans ansprach, die gerne bauen wollten, als auch neue Kunden, denen es vor allem um die Geschichte und das Spielerlebnis ging. Gegen diese interne Konkurrenz konnte Galidor sich letztlich nicht durchsetzen, zumal ein wichtiger Teil des Marketings (McDonalds-Figuren, Videospiele, Comics) erst anlief, als es für die Geduld von LEGO bereits zu spät war. Außerdem vertraute man zu sehr auf die Fernsehserie, deren Konzept gemessen an den vorhandenen Mitteln und dem Zeitplan überambitioniert war und deren Qualität am Ende daher nicht dem entsprach, was man in Billund zwar erwartet, während der Entstehung aber nicht kritisch genug hinterfragt hatte.
Aus heutiger Sicht ist Galidor deshalb vor allem eine Kuriosität in der langen LEGO Historie und ein Synonym dafür, wie sehr eine neue Produktidee schief gehen kann, wenn sie zum falschen Zeitpunkt auf den Markt kommt, die Kundenwünsche falsch eingeschätzt wurden und man ihr keine Zeit gibt, sich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig haben die Sets für sich genommen aber einen gewissen Reiz, machen als Actionfiguren durchaus eine gute Figur und sind aufgrund der quasi nicht vorhandenen Nachfrage auch heute noch zu sehr humanen Preisen auf dem Zweitmarkt zu bekommen.
Jetzt bin ich – wahrscheinlich mehr als bei jedem anderen meiner bisherigen Artikel – auf eure Meinung gespannt! Kanntet ihr bereits die konkreten Galidor-Produkte, und habt ihr damals womöglich sogar die deutsche Version der Fernsehserie gesehen? Was hieltet ihr von der Reihe, und wie seht ihr sie aus heutiger Sicht? Glaubt ihr auch, dass Galidor unter anderen Begleitumständen als eigenständige LEGO Produktkategorie ein Erfolg hätte werden können? Tauscht euch gerne im Kommentarbereich aus!