Mit dem Rettungshubschrauber hat LEGO mal wieder ein Technic-Modell abseits der üblichen (Baustellen-) Fahrzeuge auf den Markt gebracht. Einer dieser Hubschrauber ist nun bei uns gelandet und so ist es Zeit, diesen einmal in unserer Review gründlich zu untersuchen und zu überprüfen, wie gut die angepriesenen technischen Finessen funktionieren.
Hubschrauber hat LEGO eigentlich immer im Sortiment. Gerade im Bereich City vergeht kaum ein Jahr ohne neuen Polizei- oder Feuerwehrhubschrauber. Etwas seltener sind sie schon in der Technic-Reihe, die ja auch noch den Anspruch hat, technische Funktionen des Gefährts nachzubilden. Laut Pressemitteilung hat der LEGO Technic 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber hier einiges zu bieten. Ob LEGO hier völlig abgehoben ist oder die Lobhudelei gerechtfertigt ist, finden wir nun heraus. Viel Spaß dabei!
Inhaltsverzeichnis
Ein Blick auf die große Welt
Das Vorbild
LEGO hat sich für die Umsetzung eines Hubschraubers von Airbus entschieden: Es handelt sich um das Modell H175, das im Jahr 2015 auf den Markt kam (damals noch unter der Bezeichnung EC175). Der H175 ist ausschließlich für die zivile Nutzung gedacht, es gibt aber eine nahezu identische Version H175M, die für das Militär gebaut wird. Eingesetzt wird die zivile Version in verschiedenen Bereichen: Angefangen beim Personentransport zum Beispiel im Offshorebereich, über die Polizei bis hin zu S.A.R (Search And Rescue, zu deutsch „Suchen und Retten“) auf See oder in den Bergen. Auch als Löschhubschrauber wird dieses Modell eingesetzt.
Der H175 bietet Platz für bis zu 18 Passagiere und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 277 km/h. Seine Reichweite beträgt knapp 1100 km. Mit einem Leergewicht von 4,7 t gehört er nicht gerade zu den leichtesten Helikoptern, ist aber auch kein Schwergewicht. Die maximale Zuladung beträgt 3,1 t.
Angetrieben wird der H175 von zwei 1541 kW (entspricht 2095 PS) starken Wellenleistungsturbinen.
Technik der Hubschrauber
Die Technik in einem Hubschrauber mag zunächst nicht sonderlich kompliziert wirken. Ein waagerecht rotierender Rotor erzeugt Auftrieb und hebt sich so in die Höhe.
Denkt man jedoch etwas genauer über die Technik nach, kommen diverse Fragen auf: Wie wird der Rotor angetrieben? Wie kann man den Helikopter steuern? Wozu wird der kleine Rotor hinten benötigt? Ich will versuchen, die Fragen möglichst einfach zu beantworten, ohne dabei zu tief einzusteigen. Dabei lernen wir auch, dass der Vergleich mit dem Ventilator nur bedingt zutrifft.
Antrieb
Ein Helikopter fliegt nur, wenn sich sein Rotor dreht. Dieser muss also irgendwie angetrieben werden. Bei kleinen Helikoptern wird dazu ein einfacher (Otto-)Motor verwendet, der (mehr oder weniger direkt) den Rotor antreibt. Insbesondere bei großen Helikoptern werden heutzutage Wellenleistungstriebwerke eingesetzt. Diese haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu eine Kolbenmotor leichter sind und sich durch die frisch angesaugte Umgebungsluft permanent selbst kühlen, sodass sie auch im Schwebeflug nicht aktiv gekühlt werden müssen.
Bei Triebwerken denkt man leicht an die Triebwerke von Verkehrsflugzeugen, die dort aber präziser Strahltriebwerke heißen. Bei ihnen wird Luft angesaugt, die dann verdichtet wird. Anschließend wird der Kraftstoff beigemischt und das Gemisch verbrannt. Die heißen Abgase werden über eine Turbine geleitet (diese treibt den Verdichter des Strahltriebwerks an) und schließlich in einer Düse beschleunigt. Der so mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßene Abgasstrom erzeugt den für das Flugzeug nötigen Schub. Bei einem Wellenleistungstriebwerk wird die expandierte Luft jedoch über zwei Turbinen geleitet. Die erste Turbine treibt wieder den Verdichter an, während die zweite Turbine die Welle des Rotors antreibt. Die Wellen der Verdichterturbine und der Leistungsturbine sind meist getrennt (Hohlwelle), so dass unterschiedliche Drehzahlen und -richtungen der Turbinen möglich sind. Alle Bauteile des Wellenleistungstriebwerks sind kompakt in einem Gehäuse verbaut, was gerade in der Luftfahrt ein großer Vorteil ist.
Dass beide Turbinen (Verdichter- und Leistungsturbine) mit unterschiedlicher Drehzahl drehen, ist gut beim Start eines Helikopters zu erkennen: Die Tonlage (und damit die Drehgeschwindigkeit) der Verdichterturbine ändert sich nicht, während der Rotor sich mit der Zeit immer schneller dreht. In folgendem Video kann man zwei Geschwindigkeitsstufen der Verdichterturbine heraushören – die erste, niedrigere wird verwendet, um den Rotor initial auf Touren zu bringen; unmittelbar vor dem Start schaltet der Pilot auf die zweite Stufe, um die nötige Leistung für den Start zu bereitzustellen.
Heckrotor
Die meisten Helikopter besitzen zusätzlich zu ihrem großen Hauptrotor noch einen senkrecht dazu montierten Heckrotor. Nach dem dritten Newtonschen Gesetz erzeugt jede Aktion eine entsprechende Reaktion. Treibt also ein Motor im Rumpf des Helikopters den Roter in eine Richtung an, wird sich der Rumpf in die entgegengesetzte Richtung drehen. Solange der Helikopter am Boden steht, verhindert die Reibung der Kufen oder Räder am Boden, dass es zu einer Drehbewegung kommt. Schwebt er jedoch in der Luft, würde sich die Kabine unweigerlich entgegengesetzt zum Rotor drehen. Um das auszugleichen, erzeugt der Heckrotor eine entsprechende Kraft, die diese Drehung stoppt.
Steuerung
Ein Hubschrauber hat sechs Freiheitsgrade: er kann sich in alle drei Richtungen bewegen und um alle drei Achsen drehen. Der Pilot muss also in der Lage sein, sein Gefährt in all diesen Freiheitsgraden zu steuern. Der Helikopter hängt an dem sich drehenden Rotor, der alleine dafür verantwortlich ist, den Hubschrauber zu tragen. Die Rotorblätter sind dabei wie Flügel eines Flugzeugs geformt, sodass sie, wenn sie von Luft überströmt werden, einen Auftrieb erzeugen. Bei Flugzeugen stammt die strömende Luft aus der schnellen Bewegung des Luftfahrzeugs, bei Helikoptern aus der Rotationsbewegung (Hubschrauber gehören zu den Drehflüglern).
Hoch und runter und rundherum
Schauen wir uns zunächst die Bewegung in der Senkrechten an. Soll der Helikopter steigen, muss eine größere Kraft nach oben wirken. Das kann man auf zwei Arten erreichen: Naheliegend ist zunächst, den Rotor schneller drehen zu lassen. Das wäre allerdings sehr träge. Daher verwendet man die zweite Möglichkeit und verändert den Winkel aller Rotorblätter, den sogenannten Anstellwinkel, durch die kollektive Blattverstellung. Je steiler das Blatt steht, desto mehr Auftrieb wird erzeugt. Diesen Anstellwinkel kann der Pilot durch einen Hebel neben seinem Sitz verändern und so die Bewegung auf der Senkrechten kontrollieren.
Bleiben wir bei der senkrechten Achse und schauen uns an, wie sich der Helikopter um die senkrechte Achse drehen lässt. Wie oben schon beschrieben, wird der Heckrotor benötigt, damit sich der Hubschrauber nicht unkontrolliert um die Hauptrotorachse dreht. Durch eine Änderung der durch den Heckrotor erzeugten Kraft wird der Helikopter folglich um die senkrechte Achse rotieren. Auch hierfür wird der Anstellwinkel der Rotorblätter des Heckrotors verändert, was der Pilot mit zwei Pedalen steuern kann. Übrigens muss er den Heckrotor permanent nachsteuern sobald er den Anstellwinkel des Hauptrotors ändert, da sich dadurch auch das auf den Hubschrauber wirkende Drehmoment ändert.
Vor und zurück und alles andere
Die restlichen Bewegungen hängen teilweise miteinander zusammen. Ein Vortrieb wird dadurch erzeugt, dass der Rotor (und damit die Kabine) vorne nach unten (und somit hinten nach oben) geneigt wird. Dadurch wird der Hubschrauber nicht mehr nur nach oben gezogen, sondern ein Teil der Kraft sorgt für eine Vorwärtsbewegung. Für seitliche Bewegungen gilt das entsprechend. Außer dem Haupt- und dem Heckrotor stehen dem Helikopter keine weiteren Antriebe zur Verfügung, die Neigung nach vorne muss also ebenfalls durch diese erzeugt werden. Tatsächlich reicht es, wenn die Rotorblätter, die gerade im hinteren Teil unterwegs sind, eine stärkere Auftriebskraft aufbringen (also einen steileren Anstellwinkel haben) und diejenigen, die gerade vorne sind, eine etwas schwächere (geringerer Anstellwinkel). Die Rotorblätter ändern also während einer Umdrehung permanent ihren Anstellwinkel, man spricht von der zyklischen Blattverstellung. Gesteuert wird das vom Piloten durch einen Steuerknüppel vor ihm.
Bleibt nur noch die Frage, wie denn diese Änderung der Anstellwinkel während der Rotation gelingt. Dafür zuständig ist die Taumelscheibe, die um die Achse des Rotors unterhalb der Rotorblätter montiert ist. Die Taumelscheibe besteht aus einem nicht rotierenden und einem rotierenden Teil. Zunächst werden die Bewegungen des Steuerknüppels auf den nicht rotierenden Teil übertragen. Diese Scheibe kippt dann um die beiden waagerechten Achsen. Der darauf befindliche rotierende Teil folgt diesen Kippbewegungen. An ihm sind Blattverstellstangen befestigt, die schließlich mit den Rotorblättern verbunden sind und so den Anstellwinkel festlegen.
Allgemeines zum Set
Beim LEGO 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber handelt es sich um das Top-Set des Jahres 2022 aus der Technic Serie. Es ist seit dem 1. August mit einer UVP von 209,99 Euro direkt im freien Einzelhandel erhältlich, teilweise auch schon mit guten Rabatten. Bei 2001 Teilen ergibt sich ein Teilepreis von 10,5 ct pro Teil. Allerdings ist dabei auch ein großer Powered-Up Motor sowie eine Batteriebox enthalten sowie die großen Rotorblätter. Die Batteriebox gab es bisher nur einzeln zu einer UVP von 34,99 Euro. Rechnet man auch noch den Motor mit seiner UVP von 34,99 Euro vom Preis des Sets ab, so bleiben 140,01 Euro übrig, was dann einem sehr günstigen Teilepreis von 6,9 ct pro Teil entspricht.
Wie bereits schon im Namen des Sets angedeutet, handelt es sich hier um die zivile Version des Hubschraubers, der für Rettungseinsätze verwendet wird. Das wird auch durch mehrere Aufkleber mit der Aufschrift „S.A.R.“ (also eben Search And Rescue) unterstrichen.
Hier noch mal die Fakten in der Übersicht:
- Setnummer: 42145
- Name (englisch): Airbus H175 Rescue Helicopter
- Name (deutsch): Airbus H175 Rettungshubschrauber
- Designer: ?
- Preis (UVP): 209,99 Euro
- Anzahl Teile: 2001
- Preis pro Teil: 10,5 Cent
- Gewicht (nur Teile): 1658 g
- Preis pro g: 12,7 Cent
- Anzahl Sticker: 37
- Anzahl bedruckter Teile: 2
- Minifiguren: 0
Inhalt und dessen Verpackung
Werfen wir zunächst zunächst wie gewohnt einen Blick auf die Box und anschließend auf deren Inhalt.
Die Box
Wie nicht anders zu erwarten, zeigt die Vorderseite der Box groß den Helikopter im Einsatz. Die Unschärfe der Rotorblätter sowie der angedeutete Flugkreis suggerieren, dass sich die Rotoren drehen. Als Hintergrund ist eine Küstenlandschaft mit tosender See gewählt.
Neben diesen optischen Elementen finden sich natürlich noch divers Beschriftungen: Neben dem Logo von LEGO auch jenes von Airbus in der unteren rechten Ecke. In der linken unteren Ecke findet sich ein Hinweis auf die motorisierten Funktionen und deutlich darüber, dass keine Batterien enthalten sind. Warum dieser Hinweis nicht in der Nähe des Hinweises auf den Motor steht, weiß vermutlich nur LEGO selbst. Neben Setnummer und Namen des Sets steht nur noch die Alterskennzeichnung 11+ auf der Vorderseite.
Auf der Rückseite ist der Hubschrauber gelandet und nimmt nicht mehr den gesamten Raum ein. Oben rechts ist ein Foto des echten H175 abgedruckt, nebst einiger Fakten. Im unteren Drittel sind einige Detailaufnahmen des Modells zu sehen, die die Funktionen zeigen. Dabei handelt es sich um die per Motor angetriebenen Funktionen der Seilwinde, das Ein- und Ausfahren des Fahrwerks sowie das Drehen des Rotors. Letzteres ist etwas missverständlich dargestellt: Anhand der dargestellten Pfeile könnte man auf die Idee kommen, dass die Rotorblätter sich im hinteren Teil schneller bewegen als im vorderen.
Daneben werden noch die Hebel für die gemeinsame Verstellung des Anstellwinkels sowie dem der zyklischen Blattverstellung gezeigt. Hier sieht man, dass das Modell tatsächlich diesen äußerst komplexen Bewegungsablauf nachbilden will. Ob das gut funktioniert, muss sich freilich noch zeigen.
Eine der Schmalseiten zeigt Motor und Batteriebox, die obere das Modell nebst der bereits auf der Rückseite zu findenden Fakten in diversen Sprachen. Bei dem Teil, welches in Originalgröße abgebildet ist, handelt es sich um die speziell für dieses Set entworfene Rotornabe mit fünf Armen.
Inhalt
Man soll ja nicht nur nach dem Äußeren urteilen, daher werfen wir nun einen Blick auf das Innere. Nach dem Durchtrennen der Siegel der erstaunlich schweren Box kommen 16 nummerierte Tüten mit Teilen, eine nicht nummerierte Tüte mit großen Teilen, ein kleiner Beutel mit dem Motor, ein kleine Schachtel sowie ein dickes Pappkuvert entgegen. In der kleinen Schachtel steckt die Batteriebox, das Kuvert enthält die Bauanleitung samt zwei Stickerbögen. Der größere Bogen enthält 35 Sticker, der kleinere Bogen lediglich zwei recht große.
Anleitung
Die Anleitung kommt gewichtig daher: sie wiegt 700 g, ist mit 27 cm Breite und 19,5 cm Höhe etwas kleiner als ein Blatt im Format DIN-A4. Sie ist allerdings mit 1,2 cm deutlich Dicker als besagtes Blatt – kein Wunder, besteht die Anleitung doch aus glatt 400 Seiten. Der Bau wird darin in 746 Schritten auf 377 Seite beschrieben. Außen folgt LEGO hier der Line der hellen Anleitungen und so ist der Hubschrauber abermals in Betrieb vor hellgrauem Hintergrund abgebildet.
Auf der ersten Seite findet sich der Hinweis auf die zukünftig verwendeten Papiertüten, anschließend einer auf die digitalen Anleitungen per App. Es folgen sieben (!) Seiten mit regulatorischen Hinweisen zu Batterien, Entsorgung & Co, gefolgt von der Anleitung der – nein, nicht des Teiletrenners – Größenvergleiche für Achsen, Liftarme und so weiter. Die nächste Doppelseite nimmt die Übersicht der Bauabschnitte ein.
Nach der eigentlichen Aufbauanleitung folgt eine Doppelseite mit einem Foto des Modells nebst diversen kleineren Bildern, die die Funktionen beschreiben. Dabei ist auch eine Funktion aufgeführt, die man auf der Box vergeblich sucht: So soll man die Weißen Abdeckungen der Turbinen wie beim Vorbild auch zur Seite schieben können. Erstaunlich, dass dies nicht auch auf der Box zu sehen ist. Auch auf den offiziellen Bildern ist das nicht zu erkennen. Die nächste Doppelseite zeigt links das Modell von der Seite und rechts das bereits auf der Box abgebildete Vorbild in groß. Es folgt eine Seite mit einem fliegendem Nilpferd nebst einigen Vögeln aus der „Rebuild the world“ Kampagne und schließlich auf drei Seiten die Auflistung der Teile.
Aufbau
Der Aufbau gliedert sich – typisch für Technic – in relativ wenige Bauabschnitte. So verteilen sich die 16 Tüten auf gerade einmal fünf Bauabschnitte. Begonnen wird mit dem Unterboden nebst Fahrwerk, anschließend wird die Pilotenkabine, der Antrieb, das Heck und schließlich das Dach gebaut.
Bauabschnitt 1: Unterboden
Als allererstes sollen Batterien eingesetzt werden. Das schürte bei mir die Befürchtung, dass dies eventuell später nicht mehr möglich wäre, was sich aber als falsch herausstellen sollte. Die Unterseite der Batteriebox bildet ein Teil des „Unterbodens“ des Helikopters. Tatsächlich ist die Batteriebox dann auch das erste Teil, was überhaupt verbaut wird. Der weitere Bau ist Technic Standardkost: Aus Pins, Liftarmen & Co wird der Boden und Teile der Seite gebaut. Auch das (einfahrbare) Fahrwerk ist bereits an der Reihe, wirkt jetzt aber noch irgendwie unfertig: der Liftarm, der das vordere Rad mit dem hinteren verbindet, will irgendwie beim Ein- und Ausfahren nicht recht in Position bleiben. Das wird sich doch hoffentlich noch ändern? Auch einige Sticker werden schon verklebt.
Bauabschnitt 2: Cockpit
Jetzt wird es spannend: Im zweiten Bauabschnitt wird das Cockpit gebaut und damit ein Teil der Steuerung des Helikopters. Begonnen wird dabei mit dem Steuerknüppel, der sich später um die zyklische Blattverstellung kümmern soll. Auch der (oder besser: die) Hebel für die Steuerung des Auftriebs wird kurze Zeit später eingebaut. Spannend ist dabei, dass an vielen Stellen die beweglichen Teile nicht etwa leichtgängig mit Pins ohne Reibung montiert werden, sondern häufig Pins mit Reibung zum Einsatz kommen. Die Steuerung fühlt sich dadurch „weich“ an und stabilisiert das Gestänge auch gut: Der obere Teil der Steuerung wird komplett ohne Reibung zusammengesetzt und fühlt sich sehr wacklig an. Das gibt sich später hoffentlich noch. Spannend ist auch, dass nur kleine Bewegungen der Steuerknüppel möglich sind, die durch das Gestänge gefühlt noch kleiner nach oben geleitet werden.
Neben der Steuerung wird das Cockpit mit den beiden Pilotensitzen sowie zwei Türen gebaut. Auch die Nase des Hubschraubers ist am Ende fertiggestellt und mit Aufklebern verziert.
Bauabschnitt 3: Antrieb
Auch der dritte Bauabschnitt hält viel Technik bereit: es wird der Antrieb gebaut – sowohl der des Vorbilds als auch der des Modells. Dazu wird der L-Motor eingebaut und auch schon angeschlossen. Diverse Achsen und viele Zahnräder werden für ein Getriebe benötigt, das die verschiedenen Funktionen ansteuern zu kann. Auch ein kleiner Linearaktuator zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerks wird verbaut. Anschließend werden auch die einzigen beiden bedruckten Teile verbaut: Die Triebwerke auf dem Dach des Helikopters werden durch zwei sich drehende Technic Disk 3 x 3 mit aufgedruckten Turbinenschaufeln dargestellt.
Zum Schluss wird noch die Achse des Rotors in Gestalt eines 13er Liftarms samt der Taumelscheibe eingebaut. Diese wird auch mit dem im letzten Bauabschnitt erstellten Steuergestänge verbunden. Bisher funktioniert die Steuerung gut, wenn auch immer noch nur kleine Bewegungen möglich sind. Aber vielleicht braucht es ja später gar nicht mehr? Das werden wir sehen, sobald die Rotorblätter montiert sind.
Bauabschnitt 4: Heckrotor
Der Helikopter wächst nach hinten im vierten Bauabschnitt. Zuvor werden noch die beiden hinteren Türen angebaut. Anschließend entsteht der Heckausleger samt -rotor. Aus naheliegenden Gründen ist die Technik hier natürlich nicht mehr besonders aufwendig, da hauptsächlich eine Welle bis nach hinten verlegt wird. Lediglich ganz hinten, wo die Well nach oben abknickt und schließlich über ein Getriebe den seitlichen Rotor (der noch dazu leicht schräg angebracht ist) erreicht, ist etwas technische Raffinesse nötig. Ansonsten wird ein stabiler Ausleger gebaut, der dann am restlichen Teil des Modells befestigt wird. Nun wird die „Nahtstelle“ verkleidet und somit ist der L-Motor nur noch von unten zu sehen.
Als krönender Abschluss wird nun noch die Aufnahme der Rotorblätter gebaut. Da hier später fünf Rotorblätter verbaut werden, müssen auch die Befestigungen (die ja später die Blattverstellung ermöglichen müssen) auch je fünf mal gebaut werden. Im aller letzten Schritt werden schließlich die drei Rotorblätter des Heckrotors montiert. In diesem Abschnitt werden fast alle Teile in der relativ neuen Farbe Vibrant Yellow verbaut und auch die vier größten Aufkleber finden ihren Weg an das Modell.
Bauabschnitt 5: Finale
Jetzt fehlt nicht mehr viel: im fünften und letzten Bauabschnitt wird hauptsächlich die Verkleidung der Triebwerke gebaut. Außerdem werden einige Bestandteile des Antriebs wie die Ansaugöffnungen aus grauen Fässern und Auslässe für das Abgas angedeutet. Auch die Seilwinde wird angebaut, deren silberne Schnur erfreulicherweise in einer nicht verklebten kleinen Pappschachtel beiliegt. Nach der Abdeckung der Triebwerke, folgen dann noch weitere Kleinigkeiten wie ein Strahler auf der linken Seite, eine Kamera sowie ein Haken auf der Unterseite. Schließlich werden jetzt auch die größten Teile des Bausatzes angebracht: die fünf Rotorblätter des Hauptrotors. Diese sind dual molded aus dunkelgrauem Kunststoff und gelbem Gummi (oder eine andere Art weichen Kunststoffs). Am Ende wird dem Rotorkopf mit einer invertierten 8 x 8 Dish die Krone aufgesetzt.
Fazit zum Bau
Nach fünf Stunden und 15 Minuten war mein Hubschrauber startbereit. Fehler in der Anleitung konnte ich nicht entdecken. Übrig bleiben die üblichen Kleinteile, wobei mich allerdings wundert, dass ich insgesamt vier schwarze Pins übrig habe, was laut Rebrickable einer zu viel ist. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass ich eventuell einen beim Bau vergessen habe oder es gab halt – großzügig wie LEGO nun mal ist – einen extra.
Review: Optik
Beginnen wir zunächst mit dem Äußeren: Lässt man die Rotoren außer Acht, so ist das Modell ist von der Nase bis zum Heck 62 Zentimeter lang und 14 Zentimeter breit. Inklusive der Rotoren kommt man auf 72 Zentimeter Länge und etwa 53 Zentimeter Breite. Die Höhe beträgt stehend (also bei ausgefahrenem Fahrwerk) 24 Zentimeter.
Die Proportionen sind gut getroffen und auch zunächst irritierende Details wie die beiden weißen „Flügel“ über dem L-Motor finden sich auch beim Original wieder. Auch an Details wie Positionsleuchten und Bergungs- und Suchausrüstung wie die Seilwinde, Kamera und Suchscheinwerfer wurde gedacht. Die Instrumente im Cockpit werden nur sehr rudimentär angedeutet und haben mit dem Vorbild nicht viel zu tun. Auch der Innenraum fällt im Modell etwas kleiner aus: irgendwo muss schließlich das Getriebe hin, mit dem die Funktionen gesteuert werden.
Das Farbschema scheint keinem Vorbild zu folgen – zumindest konnte ich keine Bilder von diesem Typ Hubschrauber finden, der diese Farben verwendet. Aber man kann davon ausgehen, dass die Lackierung von Airbus nach Kundenwünschen gestaltet wird und daher jede mögliche Farbgebung verfügbar ist. Die gelben Teile sind im relative neuen Farbton Vibrant Yellow ausgeführt. Der Kunststoff dieser Teile ist nicht ganz opak, sodass man zum Beispiel Pins hindurchschimmern sieht.
Review: Funktionen
Die Funktionen teilen sich in zwei Kategorien auf: in solche, die manuell bedient werden und in jene, die mit dem Motor angetrieben werden. Wir schonen zunächst die Batterien und werfen einen Blick auf die manuellen Funktionen:
Türen
Beginnen wir mit der einfachsten „Funktion“ – wobei man hier zurecht anmerken kann, dass es sich bei einer Tür, die sich öffnen lässt, nicht um eine nennenswerte Funktion handelt. Das zeigt sich vielleicht auch daran, dass dies weder auf der Box, noch auf den offiziellen Bildern gezeigt wird. Trotzdem ist es nicht ganz unspannend, da die Cockpittüren sich nach vorne und oben öffnen, was dem Original entspricht.
Auch die hinteren Türen sind wie im Original als Schiebetüren ausgeführt. Sie lassen sich allerdings in keiner Position arretieren, sodass sie sich bei all zu wilden Flügen durchaus von alleine öffnen können. Geschickt gelöst ist dabei das Problem, dass der linken Tür der Hebel zur Steuerung des Motors im Weg ist: Der Hebel ist in zwei Ebenen gebaut, sodass die Tür hinter dem Hebel entlanggleiten kann.
Antriebsabdeckung
Ebenfalls nicht auf der Box und offiziellen Bildern zu sehen (aber immerhin in der Anleitung dargestellt) ist die Möglichkeit, die weiße Abdeckung auf dem „Dach“ des Hubschraubers zur Seite zu schieben. Das ist auch beim Vorbild möglich, um den Antrieb warten zu können. Dazu müssen zunächst je eine Verriegelung rechts und links gelöst werden, bevor die Abdeckungen auf Achsen verschoben werden können. Bei der rechten Verriegelung der vorderen Abdeckung ist leider die Seilwinde etwas im Weg, aber mit gespitzten Fingern kommt man trotzdem an die entsprechende Stelle.
Kollektive Blattverstellung
Durch die beiden Hebel neben den Pilotensitzen (und auch einem Technic Axle Connector with Axle Hole außen) lässt sich der Anstellwinkel aller Rotorblätter verändern. Dazu wird die Taumelscheibe nach oben geschoben, was aufgrund des kurzen Weges aber nur zu einer leichten (aber vermutlich realistischen) Änderung des Anstellwinkels führt. Der Hebel lässt sich recht schwer bewegen, da an einigen Stellen die Bewegung über Pins mit Reibung geleitet wird. Die Steuerung fühlt sich also etwas schwammig an, funktioniert aber gut.
Zyklische Blattverstellung
Die beiden (synchron geschalteten) Steuerknüppel im Cockpit steuern die zyklische Blattverstellung, also die Ausrichtung der Taumelscheibe in zwei Richtungen. Auch diese Steuerung fühlt sich etwas schwammig an, was an den gleichen Gründen wie bei der kollektiven Blattverstellung liegt. Zusätzlich kommt hier noch zum Tragen, dass die Bewegungen über deutlich mehr Gelenke übertragen wird, sodass ein gewisses Spiel vorhanden ist. Auch hatte ich bei meinem Exemplar das Gefühl, dass die Bewegungen nach rechts und links nicht ganz gleichmäßig waren und die Taumelscheibe schon leicht schief steht, auch wenn die Steuerknüppel eigentlich in der neutralen Position stehen. Auch hier sind die Bewegungen eher klein, sodass sich auch der Anstellwinkel nur wenig ändert.
Nach den Funktionen, die in Modell wie Vorbild mit purer Muskelkraft bedient werden müssen, wollen wir uns nun denjenigen widmen, die ihre Antriebsenergie auf andere Weise erhalten. Am Modell werden die je nach Zählweise drei oder vier Funktionen jeweils über ein Getriebe geschaltet. Der L-Motor kann derweil permanent laufen.
Fahrwerk
Aus aerodynamischen Gründen ist es sinnvoll während des Fluges das Fahrwerk einzufahren, damit es keinen zusätzlichen Luftwiderstand bereitet. Die drei Räder werden im Modell mit Hilfe des kleinen Linearaktuators ein- und ausgefahren. Dieser wird dabei auch gleich als „Rutschkupplung“ verwendet und es knackt folglich jeweils bei vollständig ein- und ausgefahrenem Fahrwerk unangenehm.
Insbesondere die beiden hinteren Räder können das Modell gerade so tragen. Drückt man nur noch leicht von oben auf das Modell, so beginnen die Räder einzuknicken. Selbst bei normaler Belastung stehen sie durch das auf sie lastende Gewicht leicht nach außen.
Seilwinde
Da es sich um einen Hubschrauber für Rettungseinsätze handelt, darf natürlich auch eine Seilwinde nicht fehlen, mit der ein Retter abgeseilt werden kann. Das ein Meter lange Seil bietet dabei mehr als genug Länge und passt mit seiner leicht silbernen Färbung sehr gut zu den Stahlseilen der Vorbilder. Dort dürfte das Seil aber sicher etwas schneller auf- und abgewickelt werden: Im Modell ist der Retter nur sehr langsam unterwegs.
Rotor
Bisher haben wir zwar einen gut ausgestatteten Helikopter, aber eine wichtige Sache fehlt noch: natürlich der Antrieb der beiden Rotoren. Diese können in zwei Geschwindigkeiten – stilecht umzuschalten mit dem Hase und Schildkröten Hebel – angetrieben werden. Der langsame Gang eignet sich hervorragend um die Blattverstellung zu begutachten. Der schnelle Gang ist hingegen etwas näher am fliegenden Original. Leider riecht entweder die Geschwindigkeit oder aber der Anstellwinkel nicht um signifikanten Wind zu erzeugen, als dass man auch darüber den Unterschied der verschiedenen Winkel erkennen könnte. Dafür drehen sich die beiden Turbinenräder unter der vorderen weißen Abdeckung mit. Der verbaute L-Motor läuft bei der hohen Geschwindigkeit der Rotoren jedoch ziemlich am Limit.
Handhabung
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Handhabung. Das Modell ist stabil gebaut, sodass auch bei meinen Fotosessions nie wirklich etwas kaputt gegangen ist. Lediglich den Suchscheinwerfer habe ich oft ungewollt verstellt sowie ein paar wenige Verzierungen verdreht.
Ein größeres Problem ist allerdings der Wechsel der Batterien, da man den Helikopter nicht wirklich auf den „Rücken“ oder die Seite legen kann. Man muss ihn also in der Hand halten, während man mit der anderen Hand die vier kleinen Schräubchen des Batteriekastens auf- und wieder zuschrauben muss. Für Hände eines Erwachsenen durchaus machbar, für Kinder aber sicher nicht so leicht durchführbar.
Fazit
Die Entscheidung von LEGO mal wieder einen Hubschrauber ins Programm zu nehmen finde ich gut. Bringt es doch Abwechslung in die sonst von Autos und Baufahrzeugen dominierte Serie. Ob es dafür allerdings einer Lizenz bedurft hätte, sei einmal dahingestellt – ein generischer Hubschrauber hätte die Technik genauso vermitteln können und wäre dabei vermutlich günstiger gewesen.
Apropos Technik: Die finde ich im Modell wirklich beeindruckend. Hier werden die wichtigen Komponenten der Steuerung vom Steuerknüppel im Cockpit über die Taumelscheibe bis zu den Rotorblättern realistisch umgesetzt und können so sicher manchem die Augen für die komplizierte Mechanik eines Hubschraubers öffnen. Mir ist jedenfalls klargeworden, dass Hubschrauberpilot ein extrem anspruchsvoller Beruf sein muss.
Leider gibt es auch ein paar Unzulänglichkeiten wie das fast zu schwache Fahrwerk oder die ungleichmäßige Auslenkung der Taumelscheibe. Insgesamt geht das Modell hier ziemlich ans Limit, was eventuell durch andere Bauweise möglich gewesen wäre. Hier hat sich vielleicht auch die Lizenz negativ ausgewirkt, da dadurch gewisse Vorgaben hinsichtlich der Optik vorlagen und zum Beispiel das Fahrwerk nicht in gänzlich anderer Optik konstruiert werden konnte.
Trotz der Mängel bleibe ich aber dabei: Da Set ist wirklich beeindruckend und es hat mir viel Freude bereitet, es zu bauen und zu benutzen. Wer sich für Technik interessiert, macht hier sicher nichts falsch, zumal es das Set ja auch bereits mit kräftigen Rabatten gab.
Jetzt bin ich auf eure Meinung gespannt. Was haltet ihr von dem Helikopter? Trifft das Modell das Vorbild und was haltet ihr von den Funktionen? Hätte LEGO sich lieber auf andere Funktionen konzentrieren sollen? Ist der Airbus H175 die richtige Wahl oder würdet ihr ein anderes Vorbild bevorzugen? Schreibt eure Meinung zu Review und Modell gerne in die Kommentare!