Die LEGO M:Tron Sets gelten heute als Klassiker, werden teils hoch gehandelt und inspierieren viele AFOLs noch immer zu beeindruckenden Eigenbauten. Doch was war das Besondere an dieser Reihe, wie wurde sie vermarktet und warum wurde speziell ein Set zu einer Ikone? All dies werden wir in meinem heutigen Rückblick ergründen.
Wir schreiben das Jahr 1990. LEGO hat vor einem Jahr mit den Piraten eine komplett neue Themenwelt eingeführt und auch damit begonnen, das Portfolio der Weltraum-Themen behutsam zu modernisieren. Nach Space Police als erster Fraktion mit einer „klaren Mission“, um dem Weltraumthema mehr Spieltiefe zu verleihen, folgt M:Tron als eine Art Weltraum-Feuerwehr und läutet das Jahrzehnt ein, das uns eine nie mehr erreichte Vielfalt und Qualität an Weltraum-Sets bescheren wird. LEGO wird es über Jahre hinweg gelingen, immer wieder neue Fraktionen miteinander interagieren zu lassen und so einen Spielkosmos zu erschaffen, den kein Kind der Neunziger vergessen wird. M:Tron legt hierfür den Grundstein.
Inhaltsverzeichnis
Wer oder was war M:Tron?
Seit ihrer Einführung im Jahre 1978, der wir auch die LEGO Minifigur in ihrer heutigen Form verdanken, hatte sich die LEGO Space Reihe zu einem großen Erfolg entwickelt. Es erschienen in jedem Jahr neue Sets, deren Weiterentwicklung allerdings zunächst mehr evolutionär als revolutionär verlief. So erhielten die Classic Space-Astronauten hin und wieder neue Farben, auch das Design der Raumschiffe veränderte sich, jedoch dominierten hier fast ein Jahrzehnt lang die Farben Blau, Grau und Weiß, und auch das Classic Space Logo blieb bestehen. Mit Futuron und Blacktron nahm LEGO 1987 dann erstmals eine etwas größere Anpassung vor, da erstere ein neues, zweifarbiges Uniform-Design erhielten (welches aber noch immer das althergebrachte Logo zierte) und bei zweiteren Raumschiffe wie Uniformen beinahe vollständig in Schwarz gestaltet waren. Space Police setzte zwei Jahre später wieder auf Uniformen, die denen von Futuron sehr ähnlich waren, hatte allerdings wie Blacktron ein Farbschema, das sich deutlich von den bisherigen Weltraum-Sets abhob.
Dieses Vorgehen, das sich Ende der 80er-Jahre abzuzeichnen begann, nämlich neue Fraktionen mit größerer Eigenständigkeit in den LEGO Space-Kosmos einzuführen, perfektionierte LEGO mit M:Tron. Zum ersten Mal hatte eine Weltraum-Fraktion ein starkes eigenes „Branding“ – das M-Logo zierte Uniformen, Fliesen, Slopes und teilweise sogar Scheiben. Mit den Magneten, die es vorher nur im Eisenbahn-Bereich gegeben hatte, zog ein Spielfeature ins Weltraum-Thema ein, das uns bis in die späten 90er-Jahre erhalten bleiben sollte. Das rot-schwarz-neongrüne Farbschema war ebenso radikal anders wie unverwechselbar und transformierte gekonnt eines der wohl beliebtesten Spielthemen – die Feuerwehr – in ein futuristisches Setting.
Prototypen
Bereits 1987 war die Entwicklung des Themas recht weit vorangeschritten gewesen. Dies geht aus einem Interview von BrickJournal mit dem leider bereits verstorbenen LEGO Designer Jens Nygaard Knudsen hervor, dem „Vater“ der Minifigur und von LEGO Space, das 2009 in Ausgabe 6/2 erschien und unter anderem einige Fotos von M:Tron-Prototypen enthielt.
Dort sehen wir, dass schon drei Jahre vor Veröffentlichung das finale Logo und Farbschema als eine von mehreren Möglichkeiten zur Disposition gestanden hatte, allerdings schien das Konzept zu diesem Zeitpunkt noch stark auf Mechs bzw. „Arbeitsmaschinen“ abzuzielen. Im zweiten Konzept kamen bereits Magnete zum Einsatz – beides kombiniert führte schließlich zu den Sets, wie wir sie heute kennen. Interessant ist, dass in beiden Konzepten von 1987 bereits das Minifiguren-Jetpack 6023 verwendet wurde, das allerdings erst im Jahre 1991 mit der zweiten Blacktron-Generation tatsächlich auf den Markt kam. Die kleine Variante der Hartplastikräder (6118), die beim Entwurf des „M-Tron crane“ zum Einsatz kam, fand sich sogar erst sechs(!) Jahre später in einem offiziellen Set wieder. Dies zeigt anschaulich, dass die Produktentwicklungs-Zyklen bei LEGO früher wesentlich länger waren als heute, und dass auch Teile „auf Verdacht“ entwickelt wurden, ohne, dass diese gleich einen konkreten Einsatzzweck gehabt hätten. Zu Zeiten, wo die Entwicklung neuer Bauelement-Prototypen mangels fortschrittlicher CAD-Software und 3D-Druck noch wesentlich aufwendiger und teuerer war als heute, finde ich dies bemerkenswert.
Betrachtet man die Entwürfe als Ganzes, so fällt auf, dass einige recht experimentell waren – man beachte z.B. den Walker oben links im ersten Bild, der eine für die damalige Zeit sehr außergewöhnliche Teileverwendung zeigt. Auch die Mechs oder Powersuits, wie sie im Artikel genannt werden – eine Produktkategorie, die aus dem heutigen LEGO Sortiment gar nicht mehr wegzudenken ist – waren offenbar schon damals bei den Designern ein beliebtes Konzept, das es aber in diesem Fall nicht ins Verkaufsregal schaffte.
Finales Konzept
Im finalen Konzept, das 1990 auf den Markt kam, wirkten die Sets dann doch wieder etwas traditioneller. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine ganz gewöhnliche Weltraum-Reihe mit einigen Raumschiffen und Landfahrzeugen, wie es sie schon vorher oft bei LEGO gegeben hatte – abgesehen natürlich vom sehr auffälligen Farbschema und dem omnipräsenten M-Logo, die aus allen Reihen herausstachen. Doch die Farbgebung war nicht der einzige Grund, warum M:Tron Vielen besonders im Gedächtnis geblieben ist. Sieht man etwas genauer hin, entdeckt man einige Neuerungen und Besonderheiten, durch welche sich die M:Tron-Sets deutlich von ihren Vorgängern abhoben und teilweise bis heute einmalig sind.
Da wären zum einen die Magnete. Natürlich hatte es vorher schon andere Sets mit Greifarmen, Krankonstruktionen usw. gegeben – aber immer nur rein mechanisch. Die Einbindung der Magnete, die bis dato bei LEGO nur als Zugkupplungen fungiert hatten, als Spielfeature, sodass sich Objekte im Vorbeifliegen aufsammeln, Fahrzeuge per Magnetkupplung abschleppen oder – bei gleicher Polung der Magnete – berührungsfrei vor sich her schieben ließen, muss als geniale Idee der Designer angesehen werden. Diese Neuerung hob den Spielspaß der Sets auf eine ganz neue Ebene und war so erfolgreich, dass sie in vielen Weltraum- (und auch anderen) Themenwelten der Neunzigerjahre übernommen wurde.
Zum anderen machte die Gestaltung der Landfahrzeuge M:Tron zu etwas Besonderem. Während frühere Fahrzeuge meist mit recht kleinen Rädern, oft mit Gummireifen, ausgestattet gewesen waren und dadurch mitunter etwas bieder wirkten, hatten die beiden größeren Fahrzeuge bei M:Tron Hartplastikrädern in einem Design, das den Kindern sofort zurief: Ich bin ein Fahrzeug für steinige Planetenoberflächen und schweres Gelände! Dass die Fahrzeuge mangels Federung oder Pendelachsen natürlich in Wirklichkeit mitnichten geländegängig waren, interessierte zumindest meine kindliche Phantasie damals nie. Der 6989 Mega Core Magnetizer beeindruckte zudem schon durch seine schiere Größe: Mit seinen riesigen Rädern (2573), die in Schwarz nur in diesem Set vorkamen, und der großen Viertel-Kuppel (2409) als Cockpit, die sonst nur für Basisstationen verwendet wurde, war das Set für damalige Verhältnisse absolut gigantisch und brannte sich förmlich ins Gedächtnis.
Auch die Knickgelenk-Steuerung der beiden großen Fahrzeuge war eine Neuerung, die für mehr Spielspaß sorgte. Zuvor hatte es zwar schon viele Weltraum-Fahrzeuge mit Knickgelenk gegeben, diese waren aber immer wie eine Zugmaschine mit Anhänger, also ohne tatsächliche Lenkung aufgebaut gewesen. Die M:Tron-Fahrzeuge ließen sich nun zum ersten Mal „richtig“ mit einem Lenkrad lenken – ein großer Gewinn für die Bespielbarkeit.
Zugegeben, die Kippmechanik beim 6895 Giant Wheeler aus der Space Police-Reihe ein Jahr zuvor, bei dem auch die Hartplastikräder erstmals verwendet wurden, war aus Erwachsenensicht vielleicht noch etwas raffinierter – aber der Spielspaß für Kinder war mit der bei M:Tron gewählten Mechanik höher, zumindest sehe ich das so. Eine weitere Besonderheit der M:Tron-Reihe: Sie enthielt den ersten (und, je nach Sichtweise, auch einzigen) „Weltraum-Helikopter“ in Form des 6923 Particle Ionizers.
Die physikalische Sinnhaftigkeit darf natürlich bezweifelt werden, aber vielleicht wurde er ja nur innerhalb der Atmosphäre eines Planeten eingesetzt. Dieses Set ist noch aus einem anderen Grund eine echte Rarität, aber dazu später mehr.
Hintergrundgeschichte, Kataloge und Werbung
Bei M:Tron von einer Hintergrundgeschichte zu sprechen, wäre wahrscheinlich eine Übertreibung, denn ausgiebige Erläuterungen oder Comics, wie sie für spätere Reihen in den Magazinen des LEGO Clubs erschienen, gab es damals (zumindest in Europa) noch nicht. Doch mussten die Kinder trotzdem nicht völlig auf Inspirationen verzichten, die sie als Startpunkt fürs kreative Spielen nutzen konnten. Dafür sorgte LEGO zum einen in den Katalogen, wo es kurze „Anreißer“ zur Rolle der verschiedenen Weltraum-Fraktionen gab, zum anderen mit Werbespots, die wir uns gleich noch genauer ansehen werden. Werfen wir jedoch zunächst einen kurzen Blick darauf, wie die Sets im Spielwarenhandel präsentiert wurden.
Zumindest, was die Schaufenster-Werbung anging, wurde M:Tron erstaunlicherweise offenbar gerade mit denjenigen Sets beworben, die recht konventionell waren. Das folgende Bild stammt von unserem Leser Heiko (vielen Dank dafür) und zeigt ein Schaufensterdisplay, wie es in den Niederlanden zum Einsatz kam. Die Sets im Vordergrund sind der bereits erwähnte 6895 Giant Wheeler aus der ersten Space Police- sowie das(?) 6941 Battrax aus der ersten Blacktron-Generation, die beide bereits ein bzw. drei Jahre früher erschienen waren.
In den Katalogen hingegen machte LEGO es besser, denn hier war ganz klar der 6989 Mega Core Magnetizer der Star. In Deutschland hieß dieser (zunächst) Mobiles Space Rescue-Center, so wie im Hauptkatalog von 1990 überhaupt alle Sets der Reihe ein Space im Namen trugen. Behaltet dies bitte einmal kurz im Hinterkopf. Neben dem sehr stimmungsvollen Artwork und natürlich einer Übersicht über die Sets selbst finden wir hier auch eine Infografik, die noch einmal gezielt auf das neue Spielfeature, die Magnete, hinweist. In diesem Katalog deuten die Namen und Beschreibungen bereits an, womit sich die freundlich lächelnden Männchen beschäftigen. Berufsbegriffe wie Ortungs-Astronaut, Bergungsingenieur, Transportspezialist, Rettungsteam und Havanaut (vermutl. abgeleitet von Havarie) zeigen, dass es sich hier um eine Art Rettungstruppe des Weltalls handelt, die anderen hilft, wenn sie in Not geraten. Auch die Setnamen passen in dieses Bild. Allerdings stehen die M:Tronauten hinsichtlich des Artworks in diesem Katalog noch für sich alleine und interagieren nicht mit einer anderen Weltraumfraktion.
Dies änderte sich in den Katalogen von 1991, wo LEGO dazu überging, die M:Tron Sets in neuen Artworks gemeinsam mit Sets aus anderen Reihen darzustellen, nämlich mit Space Police sowie der in jenem Jahr neu eingeführten, zweiten Generation von Blacktron. Diesen drei Fraktionen spendierte LEGO im Hauptkatalog 1991 sogar eine spezielle Übersichtsseite, auf der die jeweilige Rolle im Weltall explizit erklärt wurde:
Zu M:Tron hieß es dort:
Alles dreht sich um uns!
Klar – wir sind doch die großen Erfinder mit den coolen Computern und der Top-Magnet-Hardware! Was immer im Weltraum passiert – wir helfen und retten mit unserer starken Ausrüstung. Wir wären richtig gut drauf – gäbe es da nicht diese Blacktron Typen. Die sind immer hinter unseren Geräten her und zapfen unsere Computer an. Die machen uns höllischen Ärger!
Zum Glück hatten die M:Tronauten die Space Police auf ihrer Seite, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Wir halten also fest: Es gab die Guten, die gleichzeitig eine Art Feuerwehr waren, die Schurken und die Polizei – ein zeitloses Spielkonzept, das bis heute funktioniert und deshalb bestimmt ebenfalls zur anhaltenden Popularität der Sets aus dieser Ära beigetragen hat.
Es ist aber auch auf den „gewöhnlichen“ Produktseiten des Katalogs sehr spannend, die kleinen Unterschiede zu beobachten, die sich im Vergleich zum Katalog des Vorjahres ergaben. So wurde z.B. das Space in den Setnamen durch M:Tron ersetzt, aus Kraterjeeps wurden Kraterbuggies und im Hinweis auf die Magnete wurde nun explizit aufgezählt, in welchen Sets diese enthalten seien. Neue Sets kamen allerdings keine hinzu, eine zweite M:Tron Welle gab es also nicht.
Im Jahre 1992 hatte die alte Space Police dann ausgedient und die nächste Generation mit neuem Farbschema übernahm, sonst änderte sich im All nicht viel. Jedoch bekamen wir hierdurch auch für M:Tron noch einmal ein neues Artwork, das ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.
Während die Kataloge zwar die Rolle von M:Tron als fortschrittliche Retter und Helfer durch die Namen und Texte andeuteten, so waren in den dortigen Artworks leider nie solche Heldentaten zu sehen. Hier konnte das LEGO Shopvideo von 1990 Abhilfe schaffen, welches, wie zur damaligen Zeit üblich, als VHS-Kassette in manchen Spielwarenabteilungen in Dauerschleife lief und verschiedene Themenwelten präsentierte.
In der Weltraum-Sequenz wurde ein M:Tron-Rettungseinsatz, in dem u.a. eine Futuron Monorail repariert wird (aber lassen wir besser dieses schmerzhafte Thema…), im Stile einer Nachrichtensendung als Stop-Motion-Film umgesetzt. Diesen Teil des Shopvideos habe ich euch nachfolgend als Youtube-Video eingebunden – einfach schön!
Es gab natürlich auch einen kürzeren Werbespot, der zwar durch seine erstaunliche Tricktechnik bestach, aber leider nicht viel von den Sets zeigte. Trotzdem ist der Spot höchst interessant, weil er im darauffolgenden Jahr, also 1991, für die dort neu erschienen Blacktron II-Sets „recyclet“, also nahezu identisch noch einmal verwendet wurde! Wo im Originalclip noch der LEGO 6894 Invader aus der ersten Blacktron-Generation zu sehen gewesen war, wurde dieser in der neuen Version durch den LEGO 6981 Aerial Intruder ersetzt, am Ende wurden statt der M:Tron- die neuen Blacktron-Sets gezeigt. Ihr könnt euch die Blacktron-Fassung hier ansehen, den Originalclip für M:Tron habe ich nachfolgend eingebunden.
Interessanterweise wurde die M:Tron-Reihe in Amerika anders vermarktet als in Europa. Statt als Hilfs- und Rettungsteam wurden die Sets dort als Weltraum-Bergbauthema präsentiert (hierzu fehlen mir allerdings leider die Originalquellen). Auch wurde ein eigener TV-Spot für das amerikanische Publikum produziert. Letzteres war in den Neunzigern absolut üblich, denn (leider) wurden in den USA die LEGO Fernsehwerbungen zu dieser Zeit alle einer gemeinsamen Kampagne untergeordnet, die sich mehr auf die „Coolness“ der Werbefigur Jack, the LEGO Maniac konzentrierte als auf die Sets selbst.
Zwar passen die mitunter etwas schrillen Videos popkulturell sehr gut in diese Zeit, sie hatten aber meines Erachtens bei weitem nicht so viel Charme wie die für den europäischen Markt produzierten Stop Motion-Filme.
Die regulären Sets
Nachdem wir uns nun so intensiv mit Werbung und Hintergründen befasst haben, wird es höchste Zeit, einmal einen genaueren Blick auf die eigentlichen Stars dieses Artikels zu werfen: die M:Tron Sets! Derer gab es insgesamt neun, wovon allerdings nur sieben regulär im Handel zu bekommen waren und im Katalog beworben wurden. Auf diese Sets wollen wir uns zunächst konzentrieren. Basis für die von mir genannten Preise sind die Preisschilder an meinen Sets, sofern noch vorhanden, oder alternativ die umgerechneten Dollarpreise aus dem amerikanischen Shop at Home Katalog 1990 unter Berücksichtigung des damaligen Wechselkurses. Alle regulären Sets erschienen 1990.
6811 Wespe
Alternative Namen: Micro Bike (UK) / Pulsar Charger (US)
Die 6811 Wespe aus nur 26 Teilen ist das mit Abstand kleinste Set der Reihe. Mich erinnert es immer an einen Autoscooter. Mein Exemplar kostete damals 3,98 DM, dafür bekam man eigentlich schon alles, was es brauchte, um einen Fünfjährigen glücklich zu machen: Eine freundlich lächelnde Minifigur mit dem tollen M:Tron-Logo auf der Brust, Funkgerät, Lufttank und Helm mit klappbarem Visier (zwar waren schon im Vorjahr bei den Piraten individuelle Gesichter eingeführt worden, doch die Minifiguren der anderen Reihen verwendeten zu dieser Zeit noch das traditionelle Standard-Gesicht). Außerdem erhielt man ein kleines Raumschiff mit fescher Antenne, Lenkrad und „Handbremse“ (zumindest in meiner damaligen Phantasie), das sich hervorragend eignete, um damit allerhand Abenteuer im Kinderzimmer zu erleben.
Trotz seiner winzigen Größe enthielt das Set allerhand neue Teile, was vor allem daran lag, dass mit M:Tron die Farbe Trans-Neon Green neu eingeführt wurde, die seitdem aus dem LEGO Portfolio und speziell aus den Weltraumthemen nicht mehr fortzudenken ist. Neben den Teilen in dieser Farbe war natürlich auch das Cockpit-Teil (2336) mit M:Tron Logo neu und exklusiv für diese Reihe.
M:Tron zählte übrigens zu den letzten Reihen, deren Kartons noch im LEGOLAND Design gestaltet waren. Ab 1991 verzichtete LEGO zunächst auf den Schriftzug, ein weiteres Jahr später entfiel mit dem neu eingeführten LEGO System-Design auch der gelbe Rand.
6833 Buggy
Alternative Namen: Inspection Buggy (UK) / Beacon Tracer (US)
Mit immerhin 40 Teilen war der 6833 Buggy ebenfalls ein sehr kleines Set und als Landfahrzeug sozusagen das Gegenstück zur 6811 Wespe. Auch hier war ein M:Tronaut enthalten, der – wie überhaupt alle Figuren in den Sets – absolut identisch gestaltet war. Preislich lag mein Exemplar bei 7,50 DM und war damit ebenfalls ein Set im Einstiegs-Preissegment.
Kleine Fahrzeuge bereiten Kindern natürlich immer Freude, doch dieses hier bietet auch aus heutiger Sicht noch einige Highlights. Zum einen waren natürlich auch hier alle Teile in Trans-Neon Green neu, das 3 x 2 x 6 Panel (2466) mit M:Tron-Logo sogar exklusiv für dieses kleine Set! Auch die Vollgummireifen (4288) machen mir Spaß, denn sie können entweder auf eine kleine Felge (4624) aufgezogen oder aber alternativ auf eine Technic-Kreuzachse gesteckt werden – sehr praktisch. Am meisten freue ich mich aber immer, wenn ein Set die hier verwendete, bedruckte 1 x 2 Fliese mit „Steuerkontrollen“ beinhaltet. Kein anderes Teil ist mir aus meiner frühen Kindheit so sehr im Gedächtnis geblieben, und da es offenbar noch mehr Fans hat, wurde es sogar kürzlich im 10273 Haunted House von LEGO neu aufgelegt!
6877 Single-Gleiter
Alternative Namen: Search Craft (UK) / Vector Detector (US)
Das nächstgrößere Set – man beachte übrigens die aufsteigenden Setnummern in Abhängigkeit von der Teilezahl – war mit 62 Teilen der 6877 Single-Gleiter. Er wirkt ein wenig wie der große Bruder der 6811 Wespe und damit etwas redundant, hat aber gegenüber den beiden kleinsten Sets einen entscheidenden Vorteil: Hier kamen zum ersten Mal zwei der begehrten Magnete zum Einsatz. Das Set kostete vermutlich ca. 10,- bis 12,- DM.
Auch hier gab es wieder einige interessante neue Teile – die rote 8 x 8 Flügelplatte mit Ausschnitt (4475), die die Front des kleinen Flitzers definiert, kam in dieser Farbe ausschließlich in diesem Set vor. Alles, was mit den Magneten zu tun hatte – außer den Magneten selbst – war ebenfalls komplett oder zumindest in der jeweiligen Farbe neu, nämlich die beiden Halterungen (2607 und 2609), der Container (4345) und ein 1 x 2 Brick Modified with Pin (2458) sowie natürlich die bedruckten Elemente. Auch hat das Set eine nette kleine Funktion: Das Cockpit kann mittels zweier 1 x 1 Platten mit Clip verriegelt werden.
6896 Carrier
Alternative Namen: Astro Wrecker (UK) / Celestial Forager (US)
Kommen wir nun zu einem meiner absoluten Lieblingssets aus Kindertagen, dem 6896 Carrier. Mein Exemplar kostete damals 25,90 DM, was in Anbetracht der gerade einmal 90 Teile zwar eine Menge Geld war, doch wog der Spielspaß die geringe Teilezahl mehr als auf. Das lag zum einen an den tollen „Offroad-Rädern“ und der gelungenen Lenkung, zum anderen am Abschleppkran, der mit gleich vier Magneten aufwartete.
Die Lenkung bewegt, wie ich euch ja bereits am Anfang dieses Artikels mit einem animierten GIF gezeigt habe, den hinteren Teil des Fahrzeugs. Der Carrier hat in der Mitte ein Knickgelenk, darüber sind zwei kleine Drehteller montiert, die über eine 2 x 6 Platte mit „Lenkrad“ darauf miteinander verbunden sind. Der vordere Drehteller ist fest, der hintere gleitend auf einer Technic-Kreuzachse angebracht. Dreht man nun das Lenkrad, so verschiebt man effektiv den hinteren Drehteller nach links oder rechts und der hintere Teil des Fahrzeugs muss, um dieser Bewegung zu folgen, am Knickgelenk einschlagen.
Das ist eine sehr clevere Konstruktion, wie überhaupt die 2 x 2 Drehteller damals für allerhand Lenksysteme und andere interessante mechanische Spielereien eingesetzt wurden (Beispiele: der Space Police 6895 Giant Wheeler sowie der Blacktron 6878 Moskito). Schade, dass dieses äußerst praktische Teil – zumindest nach meinem Empfinden – heute kaum noch so kreativ genutzt wird. Wo wir gerade bei Teilen sind: Abgesehen von den Elementen, die wir schon in den anderen Sets gesehen haben, enthielt der 6896 Carrier nur zwei neue Teile: die Räder (2593) sowie die „Kettensägen-Gehäuse“ (2516), die hier links und rechts als Halterungen für die Anzeigen des Fahrers dienten, in ihrer erstgenannten Funktion allerdings einige Jahre später bei der Ice Planet 2002-Reihe noch zu größerer Bekanntheit gelangen sollten.
6923 Exo-Copter
Alternative Namen: Cosmicopter (UK) / Particle Ionizer (US)
Der 6923 Exo-Copter, der damals für ca. 35,- bis 40,- DM verkauft wurde, ist eines der interessantesten Modelle der Reihe, zumal wenn man bedenkt, dass er aus gerade einmal 203 Teilen besteht. Die LEGO Designer fingen hier einige sehr interessante Winkel ein, die dem „Weltraum-Helikopter“ aus nahezu jeder Perspektive ein schnittiges Aussehen verleihen. Auf kleinem Raum sind hier außerdem viele Funktionen untergebracht: Ganz vorne unter dem Cockpit befindet sich eine neigbare Vorrichtung, die man als Löschspritze interpretieren könnte, das Cockpit selbst lässt sich natürlich öffnen und bietet Platz für einen M:Tronauten. Der Rotor ist durch eine interessante Konstruktion leicht nach vorne geneigt (ich liebe die Verwendung der Trinkpokale), dahinter lässt sich links und rechts je eine Klappe zum Laderaum öffnen, der einen gebauten Roboter beinhaltet.
Über dem Laderaum ist ein Kranarm abgebracht, den man ausklappen und so einen Container abladen kann, der etwas Werkzeug und eine der Lagerboxen bzw. – je nach Erzählweise – einen der M:Tron Supercomputer enthält. Die Leitwerke links und rechts hinten können geneigt werden, was der Optik zusätzliche Schnittigkeit verleiht. Deshalb macht das Modell auch speziell von vorne eine gute Figur.
Die bedruckten Panele für die Klappen des Laderaums waren natürlich neu, doch auch zwei Teile, von denen man dies nicht erwarten würde, kamen hier zum ersten Mal vor: Sowohl die 1 x 1 Tile Modified with Clip (2555) als auch die 1 x 2 Plate Modified with Bar Handle on Side (2540) hatte es vorher in keinem anderen Set in Light Gray gegeben. Der rote 2 x 4 x 2 Brick Modified with Studs on Sides (2434) direkt hinter dem Cockpit war sogar exklusiv für dieses Set und kam in dieser Farbe nie wieder vor.
Abgesehen davon, dass es sich – wie man oben schon herauslesen kann – nach meinem Dafürhalten ohnehin um ein sehr gelungenes Set handelt, ist es aber noch aus einem anderen Grund etwas Besonderes: Der LEGO 6923 Exo-Copter wurde nämlich nach seinem Release noch einmal überarbeitet! Zunächst hatten die LEGO Designer genau diejenigen Konstruktionen für die Neigung des Rotors und das Drehgelenk des Kranarms im Set verwendet, die ihr bei meinem obigen Exemplar sehen konntet. Diese Version des Sets empfand man allerdings offenbar später als problematisch – ich vermute, weil der Kranarm aufgrund seiner Befestigung mittels nur zweier Noppen und der vergleichsweise geringen Klemmkraft der dafür genutzten 1 x 2 Jumper Plates dazu neigte, sich beim Spielen sehr leicht zu lösen.
Ob LEGO diese Beeinträchtigung des Spielspaßes selbst bemerkte, nachdem das Set schon auf dem Markt gewesen ist, oder ob Beschwerden eingingen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Jedenfalls entschloss man sich in Billund, das Design an dieser Stelle zu überarbeiten. Ich habe im folgenden Video einmal beide Versionen des Kranarms gebaut und miteinander verglichen – die neue ist wirklich wesentlich stabiler:
Durch die andere Bauweise an dieser Stelle ergab sich allerdings ein neues Problem: Der Arm war nun im eingeklappten Zustand deutlich höher, sodass der Rotor, wenn man ihn auch nur geringfügig gerade stellte, daran hängen blieb. Also musste auch hier ein neues Design gefunden werden, das den Rotor stabiler in seiner Schrägstellung hielt und etwas weiter nach vorne verlagerte, weshalb auch dieser Bereich des Sets überarbeitet wurde, wie ihr im nachfolgenden Vergleich der Anleitungen sehen könnt.
So kam es schließlich, dass viele Sets mit einer Bauanleitung ausgeliefert wurden, die gar nicht mit den Darstellungen auf der Box, in den Katalogen, ja sogar auf der Vorderseite der Bauanleitung selbst übereinstimmte, denn überall dort waren bis zuletzt die Aufnahmen der ursprünglichen Version zu sehen. Wenn ihr das Set kaufen wollt, könnt ihr übrigens dennoch leicht herausfinden, um welche Anleitungsversion es sich handelt, auch wenn ihr nur ein Bild der Vorderseite habt: Beide Varianten haben in der rechten unteren Ecke eine Art Seriennummer. Bei der ursprünglichen Version lautet diese 120096, bei der überarbeiteten Version hingegen 120267.
6956 Rettungsraumer (inkl. Unboxing/ Speed Build)
Alternative Namen: Rescue Star Cruiser (UK) / Stellar Recon Voyager (US)
Der 6956 Rettungsraumer ist mit 233 Teilen und einem damaligen Preis von ca. 60,- bis 65,- DM das zweitgrößte Set der Reihe und – um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen – neben dem 6877 Single-Gleiter das einzige Set, das meines Erachtens nicht vollends überzeugen kann. Er ist trotz der ähnlichen Teilezahl deutlich größer als der 6923 Exo-Copter, da wesentlich mehr große Teile enthalten sind. Das verlängerte Cockpit bietet mehr als genug Raum für die beiden enthaltenen Minifiguren, am Heck befindet sich eine interessante Lade-Konstruktion mit Werkzeugcontainer, am Bug eine Magnetaufnahme für ein kleines Transportfahrzeug und seitlich je eine der Magnetboxen.
Das Set bietet also, objektiv betrachtet, Potenzial für eine Menge Spielspaß, aber irgendwie will bei mir der Funke nicht recht überspringen – vielleicht, weil die Bauweise konventioneller und weniger raffiniert als beim Exo-Copter ist. Die Formensprache ist allerdings auch hier gelungen, der Rettungsraumer ist definitiv „swooshable“ und die Konstruktion am Heck, die den Werkzeugcontainer praktisch vollständig im Schiff verschwinden lässt, hat ebenfalls ihren Reiz.
Unbestreitbar ist jedenfalls, dass der Rettungsraumer teilemäßig interessant war: Hier wurden die 8 x 4 Flügelplatten (3933 & 3934) eingeführt. Der große 3 x 6 Slope mit M:Tron Logo und der nach außen gewinkelte 4 x 4 x 6 Fensterrahmen (4741) in Rot, der hier viermal für den Laderaum verwendet wurde, kamen ausschließlich in diesem Set vor. Der 2 x 4 x 5 „Stahlträger“ (4476b), der für die Ladevorrichtung verwendet wurde, war in Rot ebenfalls äußerst selten und kam nur in drei Sets vor, hier zum ersten Mal. Mein Lieblingsteil und in der LEGO Welt ein echtes Kuriosum ist aber die Cockpit-Verlängerung (2337): Sie gab es in insgesamt acht Farben, und jede davon kam in nur einem Set vor – hier in Trans-Neon Green.
Da ich das große Glück hatte, bei Ebay ein originalverpacktes Exemplar dieses Sets zu erwerben (und das sogar, ohne dafür einen Kredit aufnehmen zu müssen), möchte ich euch hier einen etwas ausgiebigeren Blick auf die Verpackung und ihren Inhalt ermöglichen, denn das Set veranschaulicht sehr schön, warum einige noch heute dem früheren Verpackungsdesign von LEGO hinterhertrauern.
Weil es bei aller Freude auch immer ein bisschen weh tut, ein so altes Set zu öffnen und ich diesen Moment deshalb festhalten wollte, habe ich für den LEGO 6956 Rettungsraumer auch ein kleines Unboxing- und Aufbauvideo erstellt, das ich euch ans Herz legen möchte, falls ihr euch dafür interessiert und mal gut eine Viertelstunde Zeit erübrigen könnt.
Sind solche Videos etwas, was ihr gerne öfter bei StoneWars sehen würdet? Dann lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, vielleicht habe ich ja noch andere alte Sets, die ich gemeinsam mit euch auspacken und aufbauen könnte. 😉
6989 Mobiles Rescue-Center
Alternative Namen: Mobile Recovery Centre (UK) / Mega Core Magnetizer (US)
Kommen wir nun zum großen Finale und für mich zu einem der schönsten Sets aller Zeiten: dem 6989 Mobilen Rescue Center, wobei mir in diesem Fall der amerikanische Name, „Mega Core Magnetizer“, irgendwie passender erscheint, denn mega ist tatsächlich eines der ersten Worte, die mir zu diesem Set einfallen. Es ist – für damalige Verhältnisse – nämlich ein großes Fahrzeug. Ein sehr großes Fahrzeug. Groß war auch der Preis, denn mit ca. 100,- bis 120,- DM war es seinerzeit im Hochpreissegment angesiedelt, was natürlich für das Top-Set einer Reihe auch wiederum normal war.
Es umfasste 503 Teile, also mehr als doppelt so viele wie das zweitgrößte Modell, der 6956 Rettungsraumer. Und diese Teile wurden glücklicherweise nicht nur in die Größe, sondern vor allem in eine Vielzahl von Funktionen gesteckt, sodass das Set eine Menge Spielspaß bietet.
Beginnen wir ganz vorne: Die gigantische Scheibe des Cockpits (eine 10 x 10 x 12 Viertel-Kuppel (2409), die eigentlich nur für große Basisstationen verwendet wurde und nur hier in Trans-Neon Green vorkam) lässt sich aufklappen, darunter finden gleich drei M:Tronauten großzügig Platz. Sie sitzen, ansteigend angeordnet, hintereinander, was alleine schon dem Cockpit einen unverwechselbaren Look verleiht. Fixiert wird die Scheibe von der „Lenkrad“-Mechanik, deren oberen Teil man über ein Scharnier (3149c01) hochklappen kann, um so die Scheibe zum Öffnen freizugeben. Für die damalige Zeit war das alles eine richtig tolle und interessante Konstruktion!
Die Lenkung funktioniert mittels zweier übereinander angebrachter Knickgelenke (zwecks besserer Stabilität) und ist sehr ähnlich zu der des 6896 Carriers aufgebaut, auch hier wird über den hinteren Teil des Fahrzeugs gelenkt. Dort versteckt sich ebenfalls eine Funktion: Man kann an der Rückseite des Modells nämlich eine Klappe öffnen, hinter der sich ein kleiner Gleiter verbirgt, nachdem man die beiden grauen Schubdüsen zur Seite geklappt hat. Das Ganze lässt sich durch Herunterklappen der grauen „Schraubenschlüssel“ (4735) fixieren, sodass sich die Klappe nicht versehentlich öffnen kann – auch hier hat LEGO mit wenigen Teilen einen cleveren Mechanismus umgesetzt, der zudem noch gut aussieht.
An der Rückseite hat der Gleiter einen Magneten, mit dessen Hilfe man ihn – und damit kommen wir zum primären Spielfeature des Sets – mit einem ausfahrbaren sowie dreh- und kippbaren Kranarm aufheben und an anderer Stelle absetzen kann. Links und rechts des Krans befinden sich in zwei schrägen Vertiefungen (umgesetzt mittels zweier invertierter 5 x 6 x 2 Slopes (4228), die 1990 letztmalig verbaut wurden) zwei kleine, baugleiche Fahrzeuge. Auch diese haben hinten Magnete, sodass sie mit dem Kran entladen werden können und ihrerseits natürlich selbst Gegenstände mit Magneten transportieren können – das birgt eine Menge Spielspaß!
Etwas weiter vorne, zu beiden Seiten der Lenkung, befinden sich zwei Container, die ebenfalls mit dem Kran entladen werden können. Die roten 8 x 8 Gitterplatten (4151), auf denen die Container stehen, waren exklusiv für dieses Set. Auch eine der kleinen Magnetboxen bzw. ein „Supercomputer“ ist im Set enthalten und direkt vor dem Kran platziert.
Aber noch einmal zurück zu den großen Containern: Einer davon beherbergt „Löschequipment“ für zwei Minifiguren in Form zweier Tanks mit Schlauch, die jene auf dem Rücken tragen können. Das hierfür verwendete Teil (4736) werden wir weiter unten noch in einer anderen Funktion, nämlich als Jetpack, sehen, in diesem Set kam es allerdings erstmalig in Schwarz vor.
Nachdem wir uns nun die Spielfunktionen und einige besondere Teile angesehen haben, möchte ich euch zum Abschluss noch einmal anschaulich mein Lieblingsteil präsentieren, nämlich die riesigen Räder.
Diese gab es in ähnlicher Form (und drei verschiedenen Größen) auch in vielen anderen Sets. Die vierte und größte Variante allerdings kam in Schwarz (und damit der „brauchbarsten“ Farbe) ausschließlich hier vor. Insgesamt empfinde ich den Mega Core Magnetizer auch nach heutigen Maßstäben noch als ein großartiges Set, das nichts von seinem Spielspaß verloren hat und noch immer toll aussieht!
Und dann gab es da noch …
Das waren zunächst einmal die regulären Sets, wie es sie im Spielwarenhandel gab und wie sie in den Katalogen beworben wurden. Allerdings gab es – wie so oft in den Neunzigerjahren – auch bei M:Tron einige Sets, ohne die eine Sammlung nicht wirklich komplett ist, die aber teilweise aufgrund ihrer damals sehr eingeschränkten Verfügbarkeit heute nur noch zu astronomischen Preisen zu bekommen sind.
1478 Mobile Satellite Up-Link
Das erste solche Set ist der 1478 Mobile Satellite Up-Link. Dieser erschien nämlich genau genommen gar nicht als separates Set, sondern war Teil des 1476 „Bonus Packs“ von 1991, das neben diesem noch vier weitere kleine Sets, u.a. zu den Themen Piraten und Blacktron, enthielt. Diese hatten keine eigene OVP, dafür aber jeweils eine eigene Anleitung. Meines Wissens war das Bonus Pack ausschließlich in den USA erhältlich, wo es z.B. über den LEGO Club für 12,- US-Dollar, also umgerechnet ca. 20,- DM, bestellt werden konnte. Es wurde allerdings auch im amerikanischen Katalog beworben, was dafür spricht, dass man es – zumindest teilweise – ebenfalls im Einzelhandel erwerben konnte (vielen Dank an unseren Leser Jonas für den Hinweis).
Vom ursprünglichen Preis kann man heute für ein ungeöffnetes Exemplar in gutem Zustand leider nur träumen, stattdessen fallen meist mehrere hundert Euro plus Importkosten an, weshalb ihr euch hier leider mit Bildern von Bricklink bzw. Brickset begnügen müsst.
6704 Astronauten
Alternative Namen: The United Galaxies (UK) / Minifig Pack (US)
Deutlich leichter zu bekommen, weil damals auch in Deutschland ganz regulär verfügbar, waren die 6704 Astronauten. Solche Booster Packs, wie man heute dazu sagen würde, gab es alle paar Jahre in einer neuen Zusammenstellung. Das hiesige erschien, wie man sich anhand der enthaltenen Figuren bereits denken kann, 1991 und kostete meine Eltern 11,99 DM. Mein Exemplar kann allerdings aufgrund des LEGO System-Schriftzuges frühestens von 1992 stammen – viele Kartons wurden damals tatsächlich noch einmal umgestaltet, als die Sets schon auf dem Markt waren.
Mit den Astronauten erhielt man sechs Figuren, die sich – gerade wenn man nicht aus all diesen Reihen Sets besaß – hervorragend eigneten, um den Kosmos im Spielzimmer etwas interessanter zu gestalten. Genau genommen gehörte das Set natürlich nicht zur M:Tron-Reihe. Da hier allerdings gleich zwei M:Tronauten enthalten waren, wollte ich es dennoch gerne mit aufnehmen, zumal hier der einzige M:Tronaut überhaupt enthalten war, der keinen Lufttank, sondern ein Jetpack auf dem Rücken trug!
6862 Secret Space Voyager
Der 6862 Secret Space Voyager war, genau genommen, gar kein richtiges Set – zumindest nicht im engeren Sinne, denn er existiert nur als Anleitung. Das Gefährt war ein Kombimodell aus den Teilen dreier anderer Sets: des 6877 Single-Gleiters, des 6896 Carriers und des 6923 Exo-Copters.
Kaufte man mindestens eines dieser drei Sets in den USA direkt bei LEGO, so konnte man die Anleitung für das Kombimodell gratis dazu bestellen. Beworben wurde die Aktion u.a. in einer Ausgabe des Brick Kicks Magazins von 1991, der damaligen amerikanischen Variante des offiziellen LEGO Club-Magazins. Offensichtlich machten von dieser Möglichkeit jedoch nicht allzu viele Kunden Gebrauch, denn die Anleitung ist heute nur noch selten zu bekommen und kostet in gebrauchtem Zustand gewöhnlich über 100,- Euro. Dank der Segnungen der modernen Technik ist sie aber natürlich auch online zu finden.
Wem es also nicht ums Sammeln geht, sondern nur darum, das Modell einmal zu bauen, der kann sich die Anleitung z.B. bei worldbricks.com herunterladen. Dabei stößt man allerdings womöglich auf ein kleines Problem: Das Modell lässt sich nur mit der ersten Version des 6923 Exo-Copters bauen, also vor dessen Umgestaltung, weil einige nur dort enthaltene Teile vorausgesetzt werden.
LEGO soll deshalb (lt. einiger Aussagen in den einschlägigen Foren) zumindest in den USA dem Exo-Copter zeitweise diejenigen Bausteine zusätzlich beigelegt haben, die für die alte Version nötig gewesen wären, ausschließlich, damit das Kombimodell auch mit der neuen Version gebaut werden konnte. Dies ist allerdings heute nicht mehr verifizierbar. Mit etwas Kreativität ist es aber durchaus möglich, den Secret Space Voyager auch mit der neueren Version des Exo-Copters zu bauen, einen Erfahrungsbericht sowie einige Bilder des fertigen Sets findet ihr hier.
Merchandise
Die Tatsache, dass der 6862 Secret Space Voyager nur bei LEGO direkt und sozusagen als GWP, also als Gratisbeigabe, erhältlich war, bietet mir eine gute Gelegenheit, zum Thema Merchandise überzugehen. Wie ihr wisst, ist dies für mich (und hoffentlich auch ein wenig für euch) stets von besonderem Interesse.
Je älter eine LEGO Themenreihe ist, desto schwieriger wird es natürlich, an Werbeartikel heranzukommen, oder zumindest an Quellen darüber, welche es überhaupt gab. Ein guter Startpunkt sind – neben Bricklink – die Magazine bzw. Shopping-Broschüren des LEGO Clubs. Dort wurde ich auch in diesem Fall fündig, konkret im britischen Bricks ’n‘ Pieces Magazin aus dem Sommer 1990. Auf der letzten Seite des Magazins, wo immer einige Merchandise-Artikel und ein Bestellschein zum Ausschneiden abgebildet waren, finden wir zwei Angebote mit M:Tron-Bezug: ein Blatt mit Aufklebern, das neben M:Tron auch Piraten- und City-Motive sowie die Logos des LEGO Clubs und von LEGO selbst umfasste, für 20 Pence (das waren damals umgerechnet ca. 60 Pfennig), außerdem einen M:Tron-Aufnäher für 30 Pence, also ungefähr 90 Pfennig.
Beide Artikel konnte ich auftreiben, den Stickerbogen allerdings mehr durch Zufall, da er völlig überraschend einem Konvolut alter Magazine beilag, das ich gekauft hatte. Der Aufnäher wird heute noch recht regelmäßig bei Ebay gehandelt, was mich sehr freut, denn ich finde ihn wirklich schön und – gerade in Anbetracht der Hintergrundgestaltung – einfach wunderbar „retro“. Hier stand, wie auch bei den anderen beiden Exponaten, die ihr unten seht, die M:Tron-Minifigur im Mittelpunkt.
Der M:Tron-Schlüsselanhänger war insofern besonders, als er statt mit einer Kette und statt eines Schlüsselrings aus Metall mit einer Reihe von Kugelgelenken sowie einer Art Karabinerhaken aus Kunststoff befestigt wurde. Dies kam bei LEGO nur bis in die (sehr) frühen 90er-Jahre vor, danach stieg man auf die haltbarere Variante aus Metall um, wie wir sie noch heute kennen. Bei der anderen Minifigur handelt es sich um einen M:Tron-Taschenclip, den man sich an die Brusttasche eines Oberhemdes stecken konnte. Die Taschenclips waren recht selten (es gab sie z.B. auch mit einer Forestmen-Figur oder Cerlin, dem Zauberer), doch dieser hier ist noch aus einem anderen Grund besonders: Als einzige M:Tron-Minifigur hat die hier verwendete eine komplett weiße Hose.
Mein persönliches Highlight ist allerdings das Spiel „Die Jagd nach dem verlorenen Computer“. Auf einem gefalteten DIN-A1-Bogen dicken Papiers finden wir hier ein Spielfeld, auf dem Space Police, M:Tron und Blacktron (II) sich einen Wettlauf darum liefern, wer zuerst den M:Tron-Computer findet und dann den LEGO Planeten erreicht. Dabei müssen allerlei Hindernisse überwunden werden, die genauen Regeln findet ihr im nachfolgenden Scan. Auch dieses Spiel war 1991 über den britischen LEGO Club zu beziehen, die genauen Konditionen konnte ich allerdings nicht mehr herausfinden.
Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick auf einen tollen Wandschmuck, nämlich ein M:Tron-Poster in der Breite dreier DIN-A4-Seiten, das dem größten Set der Reihe, dem 6989 Mobilen Rescue-Center, beilag. Wenn ich einen schönen Platz dafür hätte und nicht fürchten müsste, die Toleranz meiner besseren Hälfte überzustrapazieren, würde ich es mir wohl noch heute in die Wohnung hängen – die „Modellbau-Artworks“, mit denen LEGO zur damaligen Zeit auch in den Katalogen arbeitete, sind für mich bis heute unerreicht und pure Nostalgie.
Exkurs: Warum eine Neuauflage nicht möglich ist
Apropos Nostalgie: Viele AFOLs fragen sich, wenn sie mit einer gewissen Wehmut an die Sets von früher zurückdenken, warum LEGO nicht einmal etwas Vergleichbares zurück auf den Markt bringt. Auch eine modernisierte Neuauflage mancher Sets, z.B. in der Art, wie es zuletzt in Form der Pirate Bay mit der Black Seas Barracuda von 1989 geschah, wäre etwas, das viele Fans begrüßen würden. Dies wäre aber im Falle von M:Tron schon rein rechtlich schwierig.
Bis 2009 kamen in LEGO Sets noch die losen Magnete vor, wie sie bei M:Tron und vielen anderen Reihen nicht mehr fortzudenken sind. Doch dann verschwanden die Magnete plötzlich aus den Produkten, waren allenfalls noch als fest verbaute Komponenten größerer Zugteile anzutreffen. Der Grund: In der Europäischen Norm EN 71 waren neue Anforderungen an Magnete in Spielzeug gestellt und diese in der Europäischen Union für alle Hersteller verpflichtend geworden. Weil Fälle aufgetreten waren, wo Kinder mehrere Magnete bzw. magnetisierbare Gegenstände verschluckt hatten und dies im Verdauungstrakt zu schweren Verletzungen geführt hatte, wurde in der EN 71-1 festgelegt, dass lose bzw. lösbare Magnete in Spielzeug entweder hinreichend schwach sein müssen oder eine bestimmte Mindestgröße nicht mehr unterschreiten dürfen. Auch in der US-amerikanischen ASTM F963 wurden diese Regeln verpflichtend festgelegt. Die Minimalgröße wurde durch einen Prüfzylinder definiert, in den die Magnete nicht komplett hineinpassen dürfen. Tobias hat sich einmal den Spaß gemacht, einen solchen Zylinder im 3D-Drucker herzustellen. Das Problem, das sich aus den neuen Regeln für die LEGO Magnete ergab, ist offensichtlich.
Dies führte zunächst dazu, dass lose Magnete völlig aus den LEGO Produkten verbannt wurden und nur noch solche vorkamen, die z.B. in größeren Zugteilen als Kupplung fest verbaut waren. Neuerdings kommen bei LEGO City auch wieder „separate“ Magnete vor, allerdings ebenfalls fest in einem Gehäuse verbaut. Und die Größe dieser Gehäuse ist kein Zufall: Sie sind an ihrer schmalsten Stelle gerade etwas breiter als die Öffnung des Prüfzylinders, nämlich 31,8 mm.
Mit solch großen Teilen wäre es allerdings sehr schwierig, eine M:Tron-Neuauflage zu realisieren, die die Fans zufriedenstellen würde, und ohne Magnete ginge es auch nicht. Natürlich könnte LEGO trotz allem auf kleine Magnete setzen und sicherstellen, dass diese schwach genug sind, um die Norm zu erfüllen – doch in Billund ist man beim Thema Produktsicherheit lieber übergenau und geht keinerlei Risiko ein – und das ist ja auch gut so. Dass M:Tron oder ein anderes Thema, das ähnlich intensiv auf Magnete setzte, noch einmal eine Renaissance erleben könnte, wird deshalb wahrscheinlich leider ein unerfüllter Wunsch bleiben.
Fazit
M:Tron markiert für mich den Aufbruch in ein Jahrzehnt, das einige der großartigsten Themenwelten, Sets und Artworks in der LEGO Geschichte hervorgebracht hat. Vor allem die Weltraumsets waren für mich prägend, und M:Tron war wiederum prägend für die späteren Weltraumsets. Ein eigenständiges, unverwechselbares Farbschema, ein starkes „Branding“ mit eigenem Logo, interessante Spielfeatures, die Einbindung in eine Hintergrundgeschichte und Interaktion mit anderen Weltraum-Fraktionen, die in tollen Katalog-Artworks gezeigt wurde: All das kam hier für mich zum ersten Mal perfekt zusammen. Die Magnete bereiteten mir als Kind schon Spaß und tun es noch heute, und der „Mega Core Magnetizer“ fühlt sich auch durch größere Augen betrachtet noch genauso gigantisch an wie damals.
Die Bautechniken? Im Vergleich zu heute rudimentär, wenn auch teilweise trotzdem außergewöhnlich und interessant. Der Teilepreis? Darüber hüllen wir am besten den Mantel des Schweigens. Und doch übt diese Reihe noch heute eine gewisse Magie auf mich aus, die ich mir selbst nicht recht erklären kann. M:Tron hat – zusammen mit Blacktron und der Space Police – meine Liebe zum (Phantasie-)Weltraum geweckt.
Und noch heute können wir etwas von den damaligen Sets lernen: Auch wenn M:Tronauten und Blacktronauten mitnichten einer Meinung waren, begegneten sie sich (und uns) immer mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Vielleicht sollten wir uns daran ein Beispiel nehmen.
Jetzt interessiert uns eure Meinung zu LEGO M:Tron! Welche Sets hattet ihr schon als Kind, welche habt ihr euch später noch besorgt? Welche Geschichten habt ihr euch ausgedacht, und was hat euch an den Sets am besten gefallen? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus!
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