Zerkratzte LEGO Steine restaurieren: Ein Erfahrungsbericht mit Polierpaste

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Wer alte Konvolute kauft, sein Kindheits-LEGO vom Dachboden holt, oder sich generell für klassische Themenwelten interessiert, dürfte schon mehr als einmal über ein stark zerkratztes Teil gestolpert sein. Manchmal macht das nichts aus, manchmal können die Elemente auch einfach ausgetauscht werden. In seltenen Fällen kann es aber auch sinnvoll sein, ein zerkratztes Teil aufwendig zu restaurieren. Dieser Prozess ist nicht ganz trivial und vor allem relativ zeitaufwendig, doch vielleicht ist euch der eine oder andere alte Schatz den Aufwand wert? Ich habe auf jeden Fall getestet, wie ihr altem LEGO am besten wieder zu neuem Glanz verhelft und möchte euch hier meine wichtigsten Erfahrungen und Ergebnisse schildern.

Die hier vorgestellte Methode, um zerkratztes LEGO zu polieren, involviert die Nutzung von Polierpaste. Diese Schleifmittel können leicht gesundheitsgefährdend sein. Ich werde in diesem Artikel an gegebener Stelle noch einmal näher auf eventuelle Vorsichtsmaßnahmen eingehen, die ihr beachten solltet. Auf jeden Fall aber solltet ihr bei dieser Behandlung Vorsicht walten lassen und die Polier-Creme nicht in die Hände von Kindern geben.

Zerkratztes LEGO: Was nun?

Zerkratztes LEGO fällt einem immer mal wieder in die Hände. Werden große Mengen von Steinen in einem Kinderzimmer durchgewühlt, reiben die Elemente aneinander und erzeugen dabei Kratzer unterschiedlichster Größe im ABS. Während neues LEGO häufig eine glänzende Oberfläche hat und Licht reflektiert, werden ältere, zunehmend verkratzte Steine immer matter. Haltet ihr sie im richtigen Winkel gegen das Licht, kann man die feinen Oberflächen-Imperfektionen auch sehr gut erkennen.

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Nicht immer ist dieser Effekt unerwünscht. Ein zerkratztes LEGO Set strahlt Alter und Gebrauchtheit aus – unter Umständen ein wichtiges Detail, um ein echtes Nostalgie-Gefühl zu erzeugen. In The LEGO Movie waren digitale Kratzer und Macken extrem wichtig, um dem Film Atmosphäre und Charakter zu verleihen und die Animation realistischer und glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Auch der Lighting Artist und CG-Experte Stefan Müller hat im Interview zum Classic Pirate Poster mit uns über den Effekt der Abnutzung gesprochen. Doch nicht immer sind Kratzer erwünscht: Was ist, wenn ihr durch die Scheiben eurer Classic Space Raumschiffe schon nicht mehr hindurch sehen könnt, weil sie vor lauter Gebrauchsspuren ganz milchig sind?

Bei manchen Teilen ist der einfachste Weg: Austauschen! Das Polieren von Teilen ist eine zeitaufwendige Tätigkeit. Ihr solltet eure Teile nur dann behandeln, wenn es sich um besondere Elemente handelt, die sich nicht ohne weiteres wechseln lassen. Das kann zum Beispiel bei alten Cockpit-Scheiben der Fall sein, wenn diese nicht mehr in einer entsprechenden Farbe oder Form gefertigt werden und deshalb auf Plattformen wie Bricklink nur noch sehr teuer erhältlich sind. Dann lohnt es sich manchmal, zur Schleifpaste zu greifen und den Aufwand des Polierens in Kauf zu nehmen.

Polierpaste: Funktionsweise und Beschaffung

Polierpaste enthält winzige Partikel, die die Oberfläche eurer LEGO-Teile weiter zerkratzen. Aufgrund der winzigen Größe der Körner, die mit einem Lappen immer wieder über das Plastik gerieben werden, sind diese “Kratzer” allerdings nicht sichtbar, weil sie so klein sind. Stattdessen tragt ihr winzige Materialmengen vom Teil ab, womit ihr die Oberfläche der Teile quasi ein wenig absenkt. Das führt dazu, dass die Kratzer scheinbar verschwinden. Im Prinzip ist Polieren also nur eine sehr feine Version des Schleifens.

So viel zur Theorie des Poliervorgangs – mehr Details findet ihr auch in diesem Wikipedia-Artikel. Fakt ist, dass man beim Polieren kleine Mengen Plastik vom Stein entfernt. So lange zu polieren, bis selbst die aller tiefsten Kratzer verschwunden sind, führt also dazu, dass das Teil völlig deformiert wird und sollte daher vermieden werden.

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Welche Polierpaste ihr nutzt, ist ganz euch überlassen. Hier gibt es eine breite Auswahl von Cremes, die z.B. zum Instandhalten von Autoscheinwerfern angepriesen werden. Ihr solltet euch nach Produkten zum Polieren von Acrylglas oder Plexiglas umsehen. Ich habe die ROTWEISS 5350 Acryl & Plexiglas Polierpaste verwendet und damit gute Ergebnisse erzielt, aber ihr könnt euch auch einfach im örtlichen Baumarkt mal umsehen.

Arbeitsablauf und mögliche Schwierigkeiten

Den Lappen wickelt man beim Polieren am besten um einen Schleifklotz oder einige zusammengesteckte Basic-Steine. Das zu polierende Teil sowie der Lappen werden mit etwas Schleifpaste versehen. Anschließend poliert ihr mit dem Lappen so lange das Teil, bis es euch kratzerfrei erscheint. Das kann, je nach Form des Teils und Gründlichkeit bis zu 10 Minuten dauern. Wie stark man aufdrücken sollte, testet ihr am besten zuerst an einem Probestein. Unter klarem Wasser könnt ihr nach dem Schleifen die Rückstände der Creme abwaschen.

Achtet darauf, möglichst jeglichen Hautkontakt zum Poliermittel zu vermeiden. Dieser kann allergische Reaktionen hervorrufen – eventuell empfehlen sich also auch Handschuhe für das Schleifen. Alle weiteren Sicherheitsinfos entnehmt ihr am besten der Produktverpackung. Auf jeden Fall solltet ihr immer ein wenig Acht geben im Umgang mit Poliermitteln.

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Leider funktioniert das Polieren selbstverständlich nicht bei Teilen mit Aufdruck. Poliert ihr mit der Paste über den Print, wird dieser selbstverständlich abgetragen – bei seltenen, alten, bedruckten Teilen eher ungünstig. Ihr könnt natürlich versuchen, vorsichtig um den Aufdruck herum zu polieren. Auch Teile mit Chrom-Beschichtung sollten, aus demselben Grund, nicht poliert werden.

Das Ergebnis

Um das Ergebnis des Polierens zu dokumentieren, habe ich einige Slider erstellt. Hier seht ihr beispielsweise einen polierten 2×4 Stein in Rot, verglichen mit einem zerkratzen Element. Der behandelte Stein hatte ursprünglich ähnlich viele Kratzer wie der Referenzstein im Slider.

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Im Vergleich zu einem neuen Stein zeigt sich, dass auch das Schleifen natürlich nicht alle Kratzer und Macken in der Oberfläche des Steins restlos beseitigen konnte. Die Reflexion des polierten Teils ist aber ähnlich hart, wie die des neuen Elements, und überhaupt nicht mehr stumpf.

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An einer alten Scheibe habe ich das Verfahren ebenfalls getestet. Gerade bei transparenten Teilen ist es oft sehr schwierig, wirklich gute Ergebnisse zu erzielen, da selbst die letzten, verbleibenden Kratzer meist auffällig sichtbar sind. Auch müssen beispielsweise Windschutzscheiben von außen und von innen geschliffen werden. Mit genügend Polierpaste, Zeit und motorischem Feingefühl lassen sich aber auch an Teilen wie dieser alten Windschutzscheibe gute Resultate erreichen:

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Tiefe Kratzer können selbstverständlich beim Polieren nie entfernt werden und sind auch weiterhin sichtbar. Wenn alles geklappt hat, sollte allerdings die matte Oberfläche alter Teile verschwinden. Trotzdem sehen behandelte Teile natürlich nicht wie neu aus, aber persönlich finde ich zumindest, dass die Politur meine Testobjekte deutlich aufgewertet hat.

Fazit

Nicht immer lohnt es sich, bei einem zerkratzten Teil direkt zur Polierpaste zu greifen. Für besondere Fälle ist die Methode dennoch praktisch und effektiv. Der Unterschied ist merklich und wertet vor allem transparente Teile ganz klar auf, denn gerade diese können nach einem langen Leben in LEGO Wühlkisten schon ganz stumpf und milchig sein. Polierpaste kann bei geduldiger Behandlung zumindest Transparenz und alten Glanz wiederbringen, auch wenn besonders tiefe Kratz im Plastik bleiben.

Hattet ihr auch schon einmal zerkratzte Teile, die schwer zu ersetzen waren? Habt ihr schon mit Polierpaste herumprobiert? Werdet ihr die Methode vielleicht zukünftig einmal testen? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus und schreibt uns eure Erfahrungen mit dem Entfernen von Kratzern auf LEGO Steinen.

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Über Justus 79 Artikel
LEGO Fan und Star Wars Nerd. Sammelt und baut MOCs, wenn er nicht gerade News oder Reviews schreibt.
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