Wer in den vergangenen Tagen eine Sendung aus dem LEGO Onlineshop erhalten hat, hat sich eventuell über den verwendeten Versandkarton gewundert. Tatsächlich wird dort ein neues Verpackungssystem verwendet. Wir haben eine entsprechende Sendung erhalten und vergleichen die Box mit ihren Vorgängern.
Normalerweise schenken wir dem Versandkarton ganz im Gegensatz zur bunt bedruckten LEGO Box nur wenig Beachtung – es sei denn, er ist beim Transport kaputtgegangen und dadurch wurde der Inhalt beschädigt. Ansonsten werfen viele den Karton vermutlich in den dafür vorgesehenen Müllbehälter und freuen sich eher über den Inhalt des Kartons. Aus aktuellem Anlass wollen wir uns heute doch damit befassen und werfen dabei auch einen Blick in die jüngere Vergangenheit der Versandkartons bei LEGO.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der LEGO Versandkartons
In der Vergangenheit hat LEGO bereits verschiedene Versandkartons verwendet. Ich habe in meinem Kartonarchiv gewühlt und dabei die beiden letzten Generationen gefunden. Zusammen mit der gerade eingetroffenen Lieferung stehen also drei Varianten der Versandverpackung zur Begutachtung bereit. Wir gehen chronologisch vor und starten mit den ältesten Boxen, die ich finden konnte. Meine Erfahrungen gelten hier für Sendungen aus dem Logistikzentrum für Westeuropa in Geel, Belgien. In anderen Zentren sind unter Umständen andere Verpackungen zum Einsatz gekommen und auch die neue Variante muss dort nicht zwingend ebenfalls jetzt eingeführt werden.
Karton mit Kunststoffband
Die ältesten Versandkartons, die wir uns heute ansehen wollen, sind aus Wellpappe gefertigt und wurden von zwei Kunststoffbändern, den sogenannten Umreifungsbändern, geschlossen gehalten. Die Bänder bestanden vermutlich aus PP (Polypropylen) und können manuell, aber auch mittels einer Maschine um das fertig gepackte Paket gebunden werden. Durch Verkleben der beiden Enden ergibt sich ein Ring, der um den Karton gelegt ist und mit etwas Glück zur Seite abgeschoben werden kann. Weitere Sicherungen wie Kleber oder Klebeband kamen nicht zum Einsatz.
Aus demselben „Kartonrohling“, aus dem die Box im Bild oben gefaltet wurde, kann auch eine kleinere Box gefaltet werden, indem er oben an den Ecken aufgetrennt wird. Dann greift der Decken in vorbereitete Laschen auf dem gegenüberliegenden Deckelteil. Auch diese wurden natürlich mit Umreifungsbändern gesichert.
Vorteile
- Karton ist bis auf den Adressaufkleber nicht verklebt, kann daher gut recycelt werden
- Schiebt man die Umreifungsbänder zur Seite ab, kann der Karton samt der Bänder wiederverwendet werden
Nachteile
- Es ist nicht ersichtlich, ob der Karton während des Transports geöffnet wurde
- Umreifungsband ist aus Kunststoff
- Durch die vielen Perforationen nicht besonders robust
Karton mit Klebeband
Die nächste Generation wurde im Anschluss eingeführt und verzichtet auf die Umreifungsbänder. Stattdessen wird der Karton mit einem Papierklebeband verschlossen, dessen Klebeschicht durch Anfeuchten aktiviert wird, ähnlich einer Briefmarke (die Älteren werden sich erinnern). Der Deckel wird durch Einschieben in eine Lasche geschlossen und dann mit dem auch Nassklebeband genannten Klebeband gesichert. Auch diese Variante lässt sich zerstörungsfrei öffnen und daher wiederverwenden.
Vorteile
- Kein Kunststoff in der Versandverpackung
- Karton lässt sich erneut verwerten
- Gut zu recyceln, da nur aus Pappe und Papier
Nachteile
- Meist Messer oder Ähnliches zum Öffnen nötig
- Durch die vielen Perforationen nicht besonders robust
Die neuen Versandkartons
Seit Ende Mai wird nun die neueste Variante verwendet: Kartons ganz ohne Klebe- oder Umreifungsbänder. Die Boxen werden dazu maschinell im Logistikzentrum hergestellt und ebenso maschinell verklebt. Sie bestehen aus sehr stabiler, aber im Vergleich zu älteren Varianten etwas dünnerer Wellpappe. Zum Öffnen sind an drei Seiten Perforationen angebracht, sodass sich ein Streifen Pappe heraustrennen lässt und dadurch ein aufklappbarer Deckel entsteht.
Darunter kommen weitere Lagen der Pappe (gefaltet) zum Vorschein, die ebenfalls miteinander verklebt sind.
Das Lösen der Verklebungen benötigt etwas Kraft, geht aber insgesamt gut. (Hinweis: Das Lösen der seitlichen Deckel, wie im zweiten Bild zu sehen, ist nicht nötig. Es können auch direkt die unteren Seitenteile, wie im dritten Bild zu sehen, geöffnet werden.)
Vorteile
- Karton kann nicht unbemerkt geöffnet werden
- Box ist stabiler als die älteren Varianten
- Keinerlei Kunststoff
- Gut zu recyceln, da nur aus Pappe und Papier
Nachteile
- Der Versandkarton muss zum Öffnen zerstört werden
Vergleich alt gegen neu
Sind die neuen Boxen für uns Kunden nun besser? Das lässt sich abschließend noch nicht beurteilen, da mir bisher nur eine Box vorliegt und darin auch nur ein Polybag versendet wurde. Der neue Karton macht einen deutlich stabileren Eindruck, was sicher auch den mehreren Lagen Karton geschuldet ist. Er ist im Vergleich zu dem alten kleinen Karton etwas flacher, was aber dazu führen könnte, dass für Sets, die früher in der kleinen Box versandt worden wären, jetzt der nächst größere Karton verwendet werden muss. Möglich ist aber auch, dass die Höhe der Kartons erst beim Verschließen festgelegt wird und somit jede Box eine optimale Höhe erhält. Grundsätzlich sollte der Inhalt aber besser geschützt sein als früher.
Die oben aufgeführten Vor- und Nachteile sind natürlich nur die aus Kundensicht. Für LEGO (oder besser dem Logistikdienstleister) sind sicher andere Vor- und Nachteile ausschlaggebend gewesen. Von einem Mitarbeiter des Versandzentrums in Belgien haben wir gehört, dass man sich einen höheren Durchsatz erhofft, sprich: mehr Sendungen in gleicher Zeit versenden zu können. Da die Boxen besser an den Inhalt angepasst sind und somit weniger Luft enthalten, passen auch mehr Sendungen in einen Lkw, was ebenfalls Kosten spart (und nebenbei die Umwelt entlastet). Weniger Reklamationen durch unterwegs beschädigte Pakete ist ebenfalls ein erhoffter Effekt.
Fazit
Um den guten Heraklit von Ephesus zu zitieren: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Ich freue mich über die neuen Kartons aus mehreren Gründen: Stabilerer Kartons sind eine gute Sache, auch wenn ich bisher erst ein einziges Mal einen wirklich kaputten Versandkarton von LEGO erhalten habe. Der Inhalt war glücklicherweise in Ordnung, aber da haben wir auch schon andere Sachen gehört.
Außerdem finde ich es ausgezeichnet, dass weiterhin keinerlei Kunststoff in der Versandverpackung enthalten ist. Selbst die Streifen, die man aus dem Karton reißen muss, haben nicht wie so oft einen Kunststoffstreifen auf der Rückseite.
Schließlich ist der Nachteil, dass man den Karton zum Öffnen nun zerstören muss, für mich persönlich eher ein Segen: So kann ich ihn guten Gewissens in den Papiermüll geben und muss ihn nicht aufbewahren. Falls ich mal was versenden will. Nicht, dass ich nicht schon einen Berg leerer Kartons im Keller hätte 🙂
Habt ihr schon eine Sendung im neuen Versandkarton erhalten? Ist euch der Unterschied aufgefallen? Oder sind euch die Kartons ohnehin egal? Sammelt ihr die alten Kartons, um sie später wiederzuverwerten? Oder baut ihr sie in große MOCs als Unterbau ein und könnt die neuen daher gar nicht gebrauchen? Wir freuen uns auf eure Gedanken in den Kommentaren.