Heute haben wir endlich mal wieder einen Leserbeitrag für euch! In seinem ersten Review auf StoneWars präsentiert Valentin eines der wohl spannendsten Technic-Sets des bisherigen Jahresverlaufs: das LEGO 42179 Sonne Erde Mond Modell. Ob der Aufbau Freude macht, der Mechanismus funktioniert und wie realistisch die tatsächlichen Umlaufzeiten abgebildet werden, erfahrt ihr in diesem Artikel, für den wir Valentin herzlich danken und bei dessen Lektüre wir euch nun viel Spaß wünschen.
Anfang März erschienen als Teil der neuen, mehrere Themenwelten umspannenden Space-Reihe von LEGO unter anderem vier neue Technic-Sets. Eines davon ist ein sogenanntes Orrery, benannt nach dem 4. Earl von Orrery, der 1713 das erste (astronomisch korrekte) Modell des Sonnensystems bauen ließ. Genau genommen handelt es sich um ein sogenanntes Tellurium, also eine Version, die nur Sonne, Mond und Erde simuliert. LEGO erspart sich die komplizierten Fachbegriffe und nennt das Set ganz simpel „Sonne Erde Mond Modell“ (zu Englisch „Planet Earth and Moon in Orbit“). Dieses Set werden wir uns im heutigen Review zusammen anschauen.
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Inhaltsverzeichnis
Hintergrund und Fakten
Die Idee eines Modells des Sonnensystems aus Klemmbausteinen ist keinesfalls neu, denn auf LEGO Ideas, Rebrickable und Co. findet man zahlreiche ähnliche MOCs und auch alternative Hersteller verkaufen bereits solche Sets. LEGO kopiert jedoch nicht bloß eine zigfach aufgegriffene Idee, sondern verleiht dem Set ein eigenes Flair: So setzt man hier nicht auf brick-built (also aus mehreren System-Teilen gebaute) Himmelskörper, sondern verwendet die neuen Technic-Halbkugeln (die zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Beachtung finden werden). Auch die Farbgebung ist interessant, hier werden nämlich – wie in allen Sets der Space-Reihe – Teile im neuen Farbton Reddish Orange verbaut.
Hier die wichtigsten Fakten zum Set:
- Setnummer: 42179
- Name (englisch): Planet Earth and Moon in Orbit
- Name (deutsch): Sonne Erde Mond Modell
- UVP: 79,99 Euro
- Teilezahl: 526
- Preis pro Teil: 15,2 Cent
- Erscheinungsdatum: 1. März 2024
Box und Inhalt
Die bei mir leider durch Transportschaden leicht verbeulte Box zeigt auf der Vorderseite ganz klassisch das Modell vor einem zum Thema passenden Sternenhimmel als Hintergrund. Leider ist bereits hier zu erkennen, dass die Anzeige der Monate und Mondphasen mit Stickern umgesetzt wurde. Trotzdem freue ich mich, dass hier im Gegensatz zu vielen 18+ Sets auch die Box ansprechend gestaltet wurde. Des Weiteren schmückt eine silberfarbene Banderole den rechten Rand der Vorderseite und weist dieses Set als Teil der Space-Reihe aus.
Die Rückseite präsentiert bereits die Funktionen des Modells, die ich später noch ausführlich testen werde, und liefert Nahaufnahmen der Himmelskörper sowie der Mechanik.
Beim Öffnen der Box fallen einem neben der Anleitung und dem Stickerbogen die Tüten für vier Bauabschnitte entgegen. LEGO verwendet hierfür die neuartigen und in der Community durchaus heiß diskutierten Papierbeutel. Unabhängig vom Umweltaspekt machen diese auf mich einen guten Eindruck, ich persönlich sehe auf den ersten Blick keine Nachteile gegenüber den herkömmlichen Plastiktüten.
Die beiden Halbschalen, aus denen später die Sonne gebaut wird, sowie zwei große Ringe im Farbton Reddish Orange liegen lose bei. Einige weitere größere Teile befinden sich in einem separaten Plastikbeutel. Warum hier nicht auch auf Papier gesetzt wird, kann ich leider nicht genau beantworten. Die Maße der Formteile alleine liefern jedenfalls keine zufriedenstellende Erklärung, da auch die einzelnen Bauabschnitte größere Elemente enthalten.
Das Sonnensystem entsteht
Bauabschnitt 1: Ein fester Stand
Der erste Bauabschnitt besteht aus einigen größeren Teilen sowie den in einem eigenen Innenbeutel verpackten, obligatorischen Pins und Konnektoren. Im Gegensatz zu den einfach zu öffnenden großen Papierbeuteln erweist sich das Design der kleineren als etwas umständlich: Da diese relativ prall gefüllt sind und sich die Perforation eher mittig befindet, fliegt ihr Inhalt beim unvorsichtigen Öffnen gerne auch mal durch die Luft. Dies ist jedoch kein gravierender Kritikpunkt, da er mich beim Bauen nicht bedeutend gestört hat.
Die Bauanleitung weist darauf hin, dass in diesem Bauabschnitt bereits der erste der beiden großen Ringe in Reddish Orange sowie vier Technic-Motorradreifen verbaut werden, welche als Standfüße dienen. Aus Liftarmen, Viertel-Zahnkränzen und Frames wird nun ein erstes Grundgerüst gebaut, welches stabil steht und das Gewicht des Modells auf eine große Fläche verteilt. Hier wird definitiv geklotzt und nicht gekleckert.
Bauabschnitt 2: Das Grundgerüst
Im zweiten Bauabschnitt finden sich einige System-Elemente, deren Bedeutung ich mir auch nach Zusammenbau nicht ganz erschließen kann. Die damit gebauten, weißen Paneele sollen vermutlich das Innenleben des Modells etwas verbergen, wirken meiner Meinung nach aber ein wenig fehl am Platz.
Nach dem zweiten Bauabschnitt steht die fertige Basis des Modells mit innerer Mechanik, Kurbel und Drehteller vor einem, durch dessen Mitte zwei fest mit der Basis verbundene Achsen verlaufen, außerdem eine drehbare Achse, die mit darunter liegenden Zahnrädern verbunden ist. Auf dem zweiten, etwas über dem ersten liegenden Ring würden nun die ersten Sticker angebracht, welche die Monate ausschildern. Ich persönlich bringe allerdings keine Sticker an meinen Modellen an, da jene mich eher stören.
Bauabschnitt 3: Die Sonne
Auch der dritte Bauabschnitt enthält einige System-Elemente und wieder ein paar größere Liftarme und Frames. Doch die eigentliche Überraschung liegt im Kleinen: Hier werden nämlich gelbe Pins verbaut! Diese werden für den Zusammenbau der beiden großen Halbkugeln zur Sonne benötigt, die übrigens unerwartet voluminös ausfällt.
Abgesehen von der Sonne selbst wird in diesem Abschnitt die erstaunlich komplexe Mechanik für die Rotation der Sonne um die eigene Achse und der Erde um die Sonne gebaut. Beim Betätigen der Kurbel funktioniert diese bereits und liefert einen Vorgeschmack auf die Funktionen des fertigen Modells. Die lange Achse, welche mittig durch den Arm verläuft, dreht sich dann ebenfalls und lässt bereits darauf schließen, dass hiermit Mond- und Erdrotation angetrieben werden.
Bauabschnitt 4: Der blaue Planet und sein Begleiter
Im vierten und letzten Bauabschnitt werden nun die übrigen großen Formteile, unter Ihnen die beiden Erdhalbkugeln (hier im wahrsten Sinne des Wortes), verbaut.
Zuerst wird ein System aus Drehtellern konstruiert, deren voller Nutzen später ersichtlich wird. Dieses wird nun um zusätzliche Elemente und Zahnräder erweitert. Auf einer durch die Mitte des Drehtellers verlaufenden Plattform wird nun die Erde platziert und mit angewinkelten Konnektoren in leichte Schräglage versetzt. Sicherlich durch die in mehreren Dimensionen gekrümmte Form bedingt, aber trotzdem etwas ärgerlich ist hier die Druckqualität. Am Äquator ist deutlich eine blaue Linie zu erkennen und außerdem sind Nord- und Südhalbkugel etwas versetzt.
Ganz zum Ende des Bauschritts wird schließlich noch der Mond angebracht. Die Anzeige des Mondzyklus ist leider, ähnlich wie die der Monate, durch Sticker gelöst.
Und sie dreht sich doch!
Betätigt man die Kurbel, drehen sich sowohl Erde und Sonne selbst als auch der Mond um die Erde und die Erde um die Sonne. Die Erde rotiert mit beachtlicher Geschwindigkeit, wohingegen der Mondumlauf und die Eigenrotation der Sonne deutlich langsamer vonstattengehen. Die Drehung der Erde um die Sonne ist natürlich die langsamste, aber immer noch gut mit dem Auge direkt zu erkennen. Trotzdem muss die Kurbel für einen vollständigen Umlauf (also ein Jahr) einige dutzend Male gedreht werden. Am besten wird das wohl in einem Video deutlich:
Insgesamt macht die Funktion viel Spaß und es wird auch nach einiger Zeit nicht langweilig, das komplexe System in Bewegung zu sehen. Alle Bewegungen erfolgen weitgehend reibungslos, lediglich die Sonne dreht sich ein wenig ruckelig. Auch die Neigung der Erdachse, welche für unsere Jahreszeiten verantwortlich ist, wurde gut durchdacht und bleibt wie in der Realität während eines Jahres parallel zu sich selbst. Umgesetzt wird dies durch einen cleveren Mechanismus, der dafür sorgt, dass beim Umlauf der Erde um die Sonne die dadurch entstandene Drehung der Achse wieder ausgeglichen wird. Einzig negativ aufgefallen ist mir, dass sich beim Kurbeln die Standfüße durch das Gewicht des Arms teilweise vom Boden abheben.
Modell vs. Realität
Abgesehen von den natürlich nicht maßstabsgetreuen Proportionen der Himmelskörper und deren Entfernung zueinander verhalten sich die Umlaufzeiten und Rotationsgeschwindigkeiten auf den ersten Blick durchaus realistisch. Doch ist dies auch wirklich der Fall? Berechnen wir das Übersetzungsverhältnis der im Planetengetriebe verwendeten Zahnräder, so kommen wir auf eine Jahresdauer von … 364,5 Tagen! Eine Messung bestätigt dieses Ergebnis. Die Umlaufzeiten der Erde und Sonne verhalten sich also erstaunlich realistisch, vor allem wenn man bedenkt, dass LEGO nur eine begrenzte Vielfalt von Zahnrädern im Programm hat, welche es schwer machen, das gewünschte Übersetzungsverhältnis exakt zu erzielen.
Doch schauen wir nun auf den Mond: Dieser dreht sich im Modell innerhalb von 27 Tagen um die Erde, was ebenfalls fast dem echten Wert von 27,3 Tagen entspricht. Ein Mondzyklus dauert aufgrund der relativen Drehung der Erde um die Sonne wie in Wirklichkeit etwas länger, nämlich ca. 29,5 Tage. Der Mond selbst dreht sich – wie in echt – relativ zur Erde gesehen nicht.
Nun schauen wir uns zuletzt noch die Sonne an. Diese dreht sich im Modell innerhalb von 27 Tagen um sich selbst. Hier ist ein Vergleich mit den realen Verhältnissen etwas schwierig, denn die Sonne dreht sich aufgrund ihrer gasförmigen Zusammensetzung am Äquator schneller als an den Polen und braucht somit 25-30 Tage für eine Umdrehung. Natürlich dreht sich die LEGO Sonne überall gleich schnell, simuliert aber mit ihren 27 Tagen ein realistisches Mittel. Insgesamt hat LEGO hier also einen großartigen Job gemacht und das Modell eignet sich hervorragend zur Erklärung der Phänomene unseres Sonnensystems wie Jahreszeiten oder Mondphasen.
*Partnerlinks (Werbung), Preise zuletzt am 15.10.2024 aktualisiert
Fazit
Insgesamt macht das Set einen guten Eindruck. Die Bauanleitung ist leicht verständlich und auch für Kinder geeignet, der Bau macht viel Spaß und ist abwechslungsreich. Speziell über die Nutzung des neuen Farbtons Reddish Orange lässt sich sicherlich streiten und auch die Nutzung bunter Farben im Inneren gefällt sicher nicht jedem, stört mich persönlich jedoch bei einem Technic-Set nicht großartig. Der Fokus liegt hier eben ganz klar nicht auf Display-Fähigkeit, sondern auf den Funktionen. Und diese funktionieren einwandfrei, sind schön anzusehen und erfüllen zugleich noch einen Lehrauftrag.
Einen Kritikpunkt sehe ich jedoch (neben den Qualitätsproblemen beim Druck und der Verwendung von Stickern) beim Preis: 529 Teile für eine UVP von 79,99 Euro sind meiner Meinung nach definitiv zu teuer, selbst wenn man die Menge großer Teile berücksichtigt.
Trotzdem freue ich mich, dass LEGO in der Technic-Reihe neben den vielen lizenzierten Autos mal wieder ein echtes Spielset auf den Markt bringt, das allein durch seine Funktionalität besticht. Das Set ist aufgrund seiner realistischen Darstellung sowohl für Astronomie-Fans als auch für Kinder interessant, und auch Technic-Veteranen kommen aufgrund der komplexen Mechanismen hier auf ihre Kosten.
Wie findet ihr das LEGO 42179 Sonne Erde Mond Modell? Wart ihr schon vorher davon überzeugt, oder hat euch das Review Lust auf das Set gemacht? Was hättet ihr euch – neben einer niedrigeren UVP – anders gewünscht? Tauscht euch gerne im Kommentarbereich zu diesem Set aus und lasst Valentin bei dieser Gelegenheit ein paar nette Worte da.
*Partnerlinks (Werbung), Preise zuletzt am 21.08.2024 aktualisiert
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