Update (06.11.2023, 18:52 Uhr): Nachdem wir vor einigen Wochen über den mysteriösen 3D-Drucker im LEGO House berichtet haben, ohne dessen genauen Zweck zu kennen, hat sich nun das Geheimnis um die Funktion der Maschine gelüftet: Der 3D-Drucker soll im LEGO House 2×4 Schlüsselanhänger mit Reliefs bedrucken. Seit dem 1. November soll der Printer in Billund wohl im Betrieb sein.
Am 25. Oktober ist auf dem Instagram-Account des LEGO House ein erster Teaser veröffentlicht worden, der die neuen Schlüsselanhänger zeigt. Auf einen 2×4 Stein wird offenbar per 3D-Druck-Verfahren Schrift aufgedruckt, die sich auch spürbar von der ABS-Oberfläche abhebt. Ähnliche Relief-Schlüsselanhänger kann man sich auch in Shanghai bedrucken lassen, wie das RLFM Candidbricks bereits 2019 berichtete. Die Story enthielt einen Countdown, der auf den 1. November hin gezählt hat. Wir haben euch einige Screenshots in dieser Galerie eingebunden:
Am 1. November hat das LEGO House ein weiteres Video veröffentlicht, in dem auch zu sehen war, welche Symbole neben Text für den individuellen Druck verwendet werden können. In welchen Farben der 2×4 Stein alles verfügbar ist, wissen wir leider nicht, aber die Textfarbe scheint immer gelb zu sein.
Das kurze Video ist inzwischen wieder vom Instagram-Kanal des LEGO House verschwunden. Den Grund dafür kennen wir nicht, aber denkbar wäre zum Beispiel, dass eine Fehlfunktion des Druckers die Inbetriebnahme verzögert hat und die kleine Werbekampagne deshalb gestrichen wurde. Meldet euch gerne in den Kommentaren, wenn ihr vor Kurzem in Billund wart und mehr wisst!
Originalbeitrag (26. September 2023, 14:31 Uhr): Immer wieder wartet das LEGO House, auch betitelt als „Home of the Brick“, mit speziellen Produkten und Erlebnissen für seine Besucher auf. Dazu gehört in Kürze offenbar auch ein neuer 3D-Drucker im hauseigenen Shop, der aller Voraussicht nach spezielle, nur dort erhältliche Teile für die Kunden fertigen wird.
Gerade fand in Dänemark das Skærbæk Fan Weekend statt, also ein Wochenende voller Ausstellungen und Veranstaltungen rund um das Thema LEGO, zu dem auch immer viele Designer und sonstige Mitarbeiter aus dem 80 km entfernten Billund anreisen. Und wenn man schon einmal so nah am LEGO Hauptquartier ist, steht natürlich auch ein Besuch im LEGO House auf dem Programm. Als Lukas am gestrigen Montag vor Ort und gerade im dortigen, frei zugänglichen Shop war, konnte er eine interessante Beobachtung machen: Im Brand Store des LEGO House wurde gerade ein großer, professioneller 3D-Drucker aufgebaut.
Auch, wenn das Gerät nach einiger Zeit hinter eigens aufgebauten Sichtschutzwänden verschwand, so blieb doch genügend Zeit, um einen ausgiebigen Blick darauf zu werfen und die Bilder zu schießen, die ihr oben seht (was, wie wir betonen möchten, nicht verboten war). Zwar wollte man den Anwesenden keine Auskunft darüber geben, wofür der Shop einen solchen 3D-Drucker bekommt, doch es dürfte in Anbetracht der öffentlichen Platzierung sehr wahrscheinlich sein, dass dort zukünftig spezielle LEGO Teile gefertigt werden, die man dann ausschließlich im LEGO House kaufen kann. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass diese neue „Attraktion“ im November ihren Betrieb aufnehmen soll.
Was kann die Maschine?
Auch, wenn keine Modellbezeichnung auf der Maschine erkennbar war, konnten wir dennoch für euch herausfinden, welches Gerät in Billund aufgebaut wurde und somit auch, was dieser Drucker leisten kann. Es handelt sich um den ARBURG freeformer 200-3X, der zwei Austragseinheiten besitzt, also mit zwei Komponenten gleichzeitig drucken kann. ARBURG ist ein Hersteller, der eigentlich auf Spritzgussfertigung spezialisiert ist und mit dem LEGO in der Vergangenheit bereits umfangreich zusammengearbeitet hat. So stammen etwa die Spritzgussmaschinen des chinesischen LEGO Werks in Jiaxing alle von ARBURG, wie ein Foto aus einer im Vorjahr veröffentlichten Pressemeldung zeigt. Auch in Billund kommen – neben anderen Herstellern wie BATTENFELD und ENGEL – Maschinen des Unternehmens aus Loßburg zum Einsatz.
Und dieses Know-How hat ARBURG auch in den „freeformer“ einfließen lassen. Im Gegensatz zu den meisten anderen 3D-Druckern arbeitet dieser nämlich nicht mit Filament-Rollen oder anderweitig aufbereitem Material, sondern mit demselben Kunststoff-Granulat, das LEGO auch in den Spritzguss-Maschinen einsetzt. Die gedruckten Teile sind also in Sachen Material voraussichtlich absolut identisch zu den regulären Steinen von LEGO. Nachfolgend seht ihr eine Grafik aus der Produktbroschüre, es gibt allerdings auch ein Video auf der ARBURG-Homepage, welches das Verfahren als Animation zeigt.
Im weiteren Verlauf des Videos bzw. in der Broschüre des Herstellers wird gezeigt, dass der Drucker offenbar durch seine speziellen Düsen, die das Material tropfenweise abgeben, in der Lage ist, Teile mit extrem variablen Eigenschaften zu produzieren, also etwa flexible Scharniere, schwammartige Gebilde usw. Auch lassen sich harte mit weichen Kunststoffen in einem Arbeitsgang kombinieren, wie LEGO es etwa auch im Spritzgussverfahren für manche im Dual-Mold-Verfahren gefertigte Teile umsetzt. Kurzum: Auch abseits des „Anschauungsobjekts“ im LEGO House hat diese Technik vermutlich ein großes Potential für LEGO.
Worum könnte es sich bei den 3D-Druck-Teilen handeln?
Es wäre nicht das erste Mal, dass LEGO spezielle Teile aus dem 3D-Drucker zum Kauf anbietet. Zum ersten Mal kam dies im exklusiven Set für die Teilnehmer der LEGO Inside Tour 2019 vor, wo ein Teil des Zeichenpults für neue Set-Entwürfe aus einem auf diese Weise gefertigten Teil bestand. Das prominentere Beispiel ist allerdings die Mini-Version der klassischen LEGO Holzente aus ABS, die vor genau einem Jahr, nämlich zum letztjährigen Skærbæk Fan Weekend, in Billund ausgegeben wurde und später noch einmal für kurze Zeit im LEGO House erhältlich war. Bei Bricklink wird dieses Teil heute für mindestens 200,- Euro angeboten und der Pogo-Stick, den man als Beigabe im Crowdfunding des Buchs „The Secret Life of LEGO Bricks“ erwerben konnte, ist sogar noch teurer.
Der besondere Clou bei beiden Elementen, besonders aber bei der Ente, war ihre mechanische Funktion. Die Ente öffnete und schloss nämlich trotz ihrer sehr geringen Größe den Schnabel, wenn man sie über den Tisch rollte.
Wird die Ente also ein Revival erleben und demnächst für jeden Besucher im LEGO House Billund erhältlich sein? Möglich wäre es, aber nicht wahrscheinlich. Die mechanische Funktion setzt nämlich voraus, dass die Hohlräume beim Drucken zunächst mit einer zweiten, wasserlöslichen Komponente aufgefüllt werden, die dann nach der Fertigung ausgewaschen wird. So lassen sich übrigens auch ganze Getriebe per 3D-Druck in einem Stück fertigen. Ob LEGO allerdings den Aufwand betreiben möchte, die Teile zunächst öffentlich im Shop zu drucken, dann (hinter den Kulissen?) zu waschen und zu trocknen und erst danach zu verkaufen, ist fraglich. Realistischer ist wohl, dass man die beiden Komponenten, die der Drucker parallel verarbeiten kann, für etwas anderes nutzt, etwa für die Kombination eines harten und eines weichen Kunststoffs.
Letztlich ist dies allerdings bisher nur reine Spekulation. Lassen wir uns einfach überraschen, was uns ab November im LEGO House erwartet. Solltet ihr demnächst vor Ort sein, so könnt ihr ja vielleicht die Augen offen halten und uns schreiben, wenn sich diesbezüglich etwas im Shop tut. 😉
Wäre ein spezielles Teil aus dem 3D-Drucker ein Mitbringsel aus dem LEGO House, das euch reizen würde? Wenn ja, würdet ihr euch ein Comeback der Ente wünschen, oder habt ihr vielleicht andere Ideen, was sich gut in diesem Gerät umsetzen ließe und thematisch zum LEGO House passen würde? Tauscht euch gerne im Kommentarbereich aus.