Das LEGO Technic 8255 Rescue Bike im Unboxing und Classic Review

Auch vor mehr als zwanzig Jahren erschienen in der LEGO Technic Reihe schon reine Spielmodelle. Es gab damals sogar eigene Technic-Figuren und das Set, das wir heute betrachten werden, enthielt gleich zwei davon. Wie schlägt sich das 8255 Rescue Bike im Classic Review?

Vielleicht kennt ihr das: Man stolpert bei Ebay über ein altes Set zum Schnäppchenpreis und schlägt zu, obwohl es eigentlich gar nicht ins Beuteschema passt. Beim LEGO Technic 8255 Rescue Bike von 1999 handelt es sich um einen solchen Fall. Da ich früher ein großer Fan der Technic-Figuren war, gewann die Nostalgie mal wieder die Oberhand und nun halte ich das Set in Händen und bin gespannt, was es über die Figuren hinaus zu bieten hat.

Unboxing

Die Vorderseite der Verpackung erzeugt bei mir sofort nostalgische „Vibes“, durch den klassischen Technic-Schriftzug auf blauem Grund fühle ich mich direkt in die Neunzigerjahre zurückversetzt. Auf einer der Längsseiten ist angedeutet, wie das Motorrad sich mit dem Zusatzset 8735, den damaligen „Power Functions“, motorisieren lässt. Am rechten Rand der Vorderseite sowie auf der Rückseite der Verpackung sind diverse Alternativmodelle abgebildet, die sich aus den Teilen dieses Sets oder durch Kombination mit den damals separat erhältlichen Sets 8252 und 8253 bauen lassen. Überraschend ist hierbei jedoch, dass es sich nicht um klassische Alternativmodelle handelt, sondern dass alle drei Sets aus diversen Modulen zu bestehen scheinen, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen – meine Neugier ist geweckt.

Im Inneren der Box ist das Set folgerichtig trotz seines geringen Umfangs von gerade einmal 201 Teilen in vier Tüten unterteilt, eine für jedes Modul. Jedoch folgt dort gleich die nächste Überraschung: Statt wie heute üblich die Tüten einfach durchzunummerieren, sind die einzelnen Bauabschnitte in recht aufwendig gestaltete, bunt bedruckte Polybags verpackt.

Von den vier Tüten abgesehen, enthält der Karton einen kleinen Stickerbogen, zwei lose Gummiringe, die Bauanleitung sowie einen Technic-Katalog. Außerdem liegt als separates Blatt eine Skala zum Abmessen der Achslängen bei. Diese Variante finde ich von allen mir bekannten am geschicktesten, da man die Skala neben die Anleitung legen kann und nicht, wie früher sonst üblich, auf die erste Seite zurückblättern muss bzw. nicht wie heute die ständige Wiederholung der Vergleichsabbildungen die Anleitungen in die Länge zieht.

Aufbau

Beginnen wir also mit dem ersten Modul, dem Vorderteil des Motorrads. Das Polybag enthält eine überschaubare Menge an Teilen und auch gleich eine der begehrten Figuren nebst einem mit einem Schlangenkopf bedruckten Helm – sehr cool (zu einem Retter, der so einen Helm trägt, hat man doch sofort Vertrauen)! Nach 11 Bauschritten und wenigen Minuten ist man mit diesem Modul fertig. Die Bautechniken sind – bis auf den Einsatz der biegsamen Röhren – nicht ungewöhnlich. Auffällig ist jedoch der 32137 Modular Connector in trans-neon grün, der, wie meine Recherche ergab, nur in 11 Sets vorkam und mir vorher völlig unbekannt war. Dieses Teil, das wir uns noch genauer ansehen werden, dient später dazu, die verschiedenen Module miteinander zu verbinden.

Das zweite Modul, die Rückpartie des Motorrads, besteht aus gerade einmal 14 Teilen, die in sechs Bauschritten verbaut und mit dem ersten Modul verbunden werden. Auch hier gibt es, wie zu erwarten, bis auf den modularen Verbinder keine Besonderheiten.

Das dritte Modul umfasst wieder etwas mehr Teile und bildet die Basis für den Beiwagen des Motorrads. Unter anderem enthält er einen meiner Lieblingsreifen, den 30.4 x 14 VR (nicht nur der Arocs hat schöne Reifen)! Nach weiteren 14 Bauschritten ist auch dieses Modul vollendet und montiert.

Kommen wir nun zum vierten und interessantesten Modul, dem Aufsatz des Beiwagens, der auch eigenständig als Mini-Hovercraft bespielt werden kann. Nach 16 Bauschritten steht das kleine Gefährt vor einem, ein weiterer Schritt zeigt, wie es mit dem Rest des Modells verbunden wird. Dieses Polybag enthält die zweite Technic-Figur.

So sieht schließlich das fertige Modell aus. Ich habe es nicht über’s Herz gebracht, die Sticker anzubringen – allerdings tragen diese auch kaum zum Erscheinungsbild des Sets bei und können meines Erachtens problemlos weggelassen werden.

Funktionen

Nachdem der Aufbau, ehrlich gesagt, wenig spannend war, schauen wir nun einmal auf die Funktionen. Das Hovercraft kann abgenommen werden und den Rettungseinsatz alleine zu Wasser fortsetzen. Zum Vortrieb hat es am Heck einen kleinen Propeller, der über eine simple Konstruktion mittels zweier Zahnräder und eines Gummibandes durch die unter dem Gefährt verbauten Räder angetrieben wird. Übrigens, für die jüngeren Technic-Fans unter unseren Lesern: So sah Ende der Neunzigerjahre eine Rutschkupplung bei LEGO Technic aus!

Die Hauptfunktion des Sets liegt jedoch in seiner Modularität. Jeder der modularen Verbinder kann in bis zu drei verschiedenen Richtungen genutzt werden, als Verbindungsstücke dienen hierbei die grünen Doppelpins. Das bedeutet, dass die modularen Verbinder auch problemlos mit einem normalen Technic-Liftarm oder -Brick verbunden werden können, was die Kombinationsmöglichkeiten nochmals erhöht.

Die Anleitung gibt einige Anregungen (jene, die auch außen auf der Verpackung abgebildet sind), aber natürlich sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Speziell im Zusammenspiel mit den Modulen der anderen beiden Sets 8252 und 8253 kann ich mir vorstellen, dass Kinder an diesem Feature sehr viel Freude haben. Allerdings wirken manche der Konstruktionen nicht sehr stabil, und selbst beim Hauptmodell setzt energisches Bespielen einige Teile doch merklichem Stress aus – heutige Spielsets sind robuster konstruiert.

Wie bereits erwähnt, lässt sich das Motorrad mit dem damals separat erhältlichen Set 8735 motorisieren. Das Hovercraft muss in diesem Fall allerdings weichen. Löblicherweise ist auch dieser Umbau in der Anleitung beschrieben, sodass auch junge Baumeister in den Genuss kommen können, ihr Gefährt herumflitzen zu lassen.

Besondere Teile

Aus AFOL-Sicht ist dieses Set wohl eher aufgrund seiner Teile als aufgrund seiner Funktionen interessant. Zuallererst stechen natürlich die beiden Figuren heraus: Diese sind wunderbar beweglich (alle Gelenke bis auf die Knie und Handgelenke lassen sich in mehreren Richtungen drehen) und es ist wirklich sehr schade, dass LEGO sie schon seit 20 Jahren nicht mehr im Programm hat. Schade ist allerdings auch, dass die beiden beiliegenden Figuren offenbar eineiige Zwillinge sind. Nichts gegen Zwillinge, aber zumindest verschiedene Gesichter wären schön gewesen. Immerhin haben die beiden unterschiedliche Helme.

Das nächste besondere Teil ist der bereits oft erwähnte modulare Verbinder 32137. Er sorgt für die notwedige Flexibilität und gleichzeitige Einfachheit beim Zusamenstecken der verschiedenen Module. Nachfolgend sehen wir ihn noch einmal in seiner ganzen Pracht und mit besser geeignetem Hintergrund. In der Farbe trans-neon-grün kam der Verbinder ausschließlich in diesem Set vor.

Apropos einmalige Farben: Neben den Figuren und dem Verbinder kamen auch diverse andere Teile ausschließlich in diesem Set in ihrer jeweiligen Farbe (bzw. im Falle des weißen Helms: Bedruckung) vor.

Nachdem wir obige Teile wegen ihrer Buntheit bewundert haben, kommt zum Abschluss noch ein Bild „für Genießer“, und zwar von Teilen, die damals absolut nicht besonders waren, die sich aber viele Technic-Baumeister heute zurückwünschen. Manchmal ist weniger (Farbe) eben mehr.

Fazit

Wie bewertet man nun ein solches Set? Ich denke, es hängt stark vom Blickwinkel ab. Aus AFOL-Sicht bietet das Set einige Teile in interessanten Farben sowie zwei großartige Technic-Figuren, denen allerdings eine unterschiedliche Gestaltung besser zu Gesicht gestanden hätte. Der Aufbau ist für Erwachsene langweilig und stellt wohl auch für die meisten Kinder keine große Herausforderung dar. Letzere hingegen werden den Aspekt der modularen Kombinierbarkeit, auch mit anderen Sets, lieben. In dieser Hinsicht bietet das Set Potential für eine Menge Spielspaß. Aufgrund der teilweise nicht sehr robusten Konstruktion ist das Set aber auch nicht für sehr junge Kinder geeignet – die Altersempfehlung „8+“ auf der Verpackung finde ich deshalb angemessen.

Kurz gesagt halte ich das Set für ein gelungenes Spielset mit interessantem Konzept, das bei AFOLs den ein oder anderen nostalgischen Gedanken weckt, dessen Zielgruppe aber ganz eindeutig Kinder sind.

Wie denkt ihr über das LEGO Technic 8255 Rescue Bike und was haltet ihr von dem modularen Konzept? Hattet ihr früher womöglich alle drei Sets dieser Reihe? Findet ihr auch, dass die Technic-Figuren dringend ein Comeback benötigen? Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren!

Über Jens Herwig 621 Artikel
Enddreißiger, Retro-Fan und Daten-Sortierer. Liebt LEGO aus den 90ern, besonders Space und Aquazone. Hat ein Faible für Elektronik und Rätsel. Humor gerne schwarz, Kaffee weiß und LEGO bunt.
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