
Das diesjährige Highlight aus der LEGO Technic Serie ist zweifelsohne der Knickgelenk-Dumper von Volvo. Wir haben uns ein Exemplar zugelegt und unterziehen es nun einer gründlichen Review.
Das Set ist am 1. August in den Handel gekommen. Durch die logistischen Probleme, die durch die Osprey entstanden sind, und weitere unglückliche Umstände kam das Set leider erst verspätet bei mir an und so ist unsere Review dazu ebenfalls etwas später. Immerhin ist die Review des zweiten Sets aus der Herbstwelle – dem Betonmischer – schon länger verfügbar.
Inhaltsverzeichnis
Über das LEGO Set
LEGO kooperiert schon länger mit dem schwedischen Hersteller Volvo, der neben PKW auch Baufahrzeuge herstellt. Aus dieser Kooperation sind bereits drei LEGO Technic Modelle hervorgegangen: Nach dem überaus beliebten Radlader (42030) aus dem Jahre 2014 über den Hydraulikbagger (42053) aus 2016 bis zum kontrovers diskutierten Konzept-Radlader ZEUX (42081) aus dem Jahre 2018. Bisher gab es also alle zwei Jahre ein neues Modell, was nun auch 2020 fortgesetzt wurde. So haben wir dieses Jahr ein weiteres Baustellenfahrzeug vor uns: den Knickgelenkten Dumper.
- Setnummer: 42114
- Name: Knickgelenkter Volvo-Dumper (6×6)
- Anzahl Teile: 2193
- Motoren: 1 XL-Motor, 1 L-Motor und 1 großer Winkelmotor
- Steuerung: 1 CONTROL+ Hub
- Erscheinungsdatum: 1. August 2020
- Sticker: 19, davon zwei doppelt
- Preis (UVP): 249,99 Euro (mit reduzierter MwSt 243,69 Euro)
- Preis pro Teil: 11,4 Cent
- Gewicht (nur Kipper ohne Batterien): 2481g
- Preis pro kg: 100,76 Euro/kg
Das Vorbild zum Modell
Das Modell stellt den Kipper A60H der Firma Volvo CE dar. Das CE steht für „Construction Equipment“, also im weitesten Sinne Baustellenausrüstung. Volvo stellt diese Art Dumper bereits seit 1966 in Serie her – damals noch mit einer wesentlich kleineren Version, die „nur“ 10 Tonnen laden und damit 25 km/h schnell fahren konnte. Das heutige Spitzenmodell, das 2016 vorgestellt und nun auch von LEGO nachgebildet wurde, trägt bis zu 55 Tonnen und wird bis zu 55 km/h schnell. Bis 2017 hat Volvo insgesamt (also über alle Varianten dieser Kipperart) bereits 75.000 Exemplare hergestellt.
Hier noch mal ein paar Fakten zum Vorbild:
- Gewicht (leer): 43,75t
- Maximale Zuladung: 55t
- Größe (L x B x H): 12,22 x 3,88 x 3,85 m
- Volumen der Mulde: 33,6m³
- Motorleistung: 470kW/630PS
- Höchstgeschwindigkeit: 55km/h
- Zeit zum Kippen der Mulde: 13s
Box und Inhalt
Doch zurück zum LEGO Modell. Es kommt in einer – wie es sich für das Flaggschiff des Jahres gehört – großen Box (58x48x12 cm). Das Design orientiert sich an den anderen Technicsets, es hat also nicht das noble Design der 18+ Sets. Das ist auch logisch, schließlich gibt LEGO selbst die Altersempfehlung 11+ auf der Box an.
Auf der Vorderseite ist neben einigen Daten und dem CONTROL+ Logo das Modell in groß abgebildet. Ein Klappe gibt es nicht, ebenso wie ein B-Modell.
Die Rückseite zeigt den Dumper von hinten und natürlich auch die vorhandenen Funktionen. Auch kann man einen Blick auf die App werfen, die zur Steuerung benötigt wird. Zusätzlich ist noch ein Foto vom Vorbild mit einigen technischen Daten vorhanden.
Auf einer Seite werden die enthaltenen elektrischen Komponenten (also Motoren und der Hub) aufgelistet. Auf der gegenüberliegenden Seite finden sich die Funktionen der App in Stichworten. Ansonsten bieten die Seiten keine wirklichen Überraschungen.
Auspacken
Im Innern finden sich 17 nummerierte Tüten mit den benötigten Teilen sowie eine Tüte ohne Nummer mit den Felgen, zwei Kotflügeln und drei orangen Schläuchen. Eine schwarze Schachtel mit den elektrischen Teilen (also die Motoren und ein CONTROL+ Hub) ist ebenfalls enthalten. Daneben natürlich auch noch die Anleitung.
In der Tüte mit der Anleitung befindet sich neben einem Gutschein für das LEGOLAND (für ein Kind bei einem voll zahlenden Erwachsenen) auch noch der Stickerbogen mit seinen insgesamt 19 Aufklebern.
Aufbau des Kippers
Der Bau gliedert sich in 4 Bauabschnitte. Diese werden in der 456 Seiten starken Anleitung in 691 Schritten beschrieben.
Bauabschnitt 1
Im ersten Bauabschnitt werden der hintere Rahmen inklusive der Hinterachsen gebaut. Auch das Getriebe für den Antrieb und die Kippfunktion wird schon erstellt. Neben den Teilen aus den Tüten mit der Nummer 1 werden der große XL- sowie der kleine L-Motor benötigt.
Dabei werden erstaunlich massive Blöcke aus mehreren Liftarm Rahmen erstellt, in die dann später die kleinen Differentiale kommen. Apropos Differentiale: In diesem Bauabschnitt wird neben den beiden Differentialen für die beiden Hinterachsen auch noch ein weiteres längs eingebaut. Wofür das nötig ist, wird sich erst später zeigen.

Möchte man sich die Funktion des Getriebes etwas genauer anschauen (und ausprobieren), so sollte man dies erledigen, bevor die Motoren eingebaut werden. Sind diese erst mal an ihrem Platz, ist es doch recht schwierig, das Getriebe so in Gang zu setzen, dass man versteht, was dort passiert.
Ein spannendes Detail ist hier noch die Rutschkupplung, die unter dem Getriebe verbaut wird. Spannend ist dabei vor allem, dass eine Seite fest, also nicht drehbar mit dem Rahmen verbunden wird. Wozu das wohl benötigt wird?
Unterm Strich ist dieser Bauabschnitt ein Fest für Technikliebhaber: Schon beim Öffnen der Tüten fallen einem extrem viele Zahnräder auf. Für diesen Abschnitt habe ich 1 Stunde und 34 Minuten benötigt. Dabei mussten 173 Schritte auf 109 Seiten befolgt werden.
Bauabschnitt 2
Jetzt geht es im vorderen Teil weiter: Es entsteht der untere Teil der Fahrerkabine mit der Lenkung, sowie die Nockenwelle für den Fakemotor. Da die Vorderachse nicht gelenkt ist, kann diese auch einfach angetrieben werden. Dafür wird natürlich wieder ein Differential benötigt, welches erstaunlicherweise erst in einem der letzten Schritte eingesetzt wird, obwohl bereits zu Beginn alle Vorbereitungen dafür getroffen werden. Für diesen Bauabschnitt werden neben den Teilen auch der Winkelmotor benötigt.
Am Ende des zweiten Bauabschnitts wird der vordere Teil mit dem Teil aus dem ersten Bauabschnitt verbunden. Die Anleitung weist hier sehr deutlich darauf hin, dass die Differentiale richtig herum eingebaut sein müssen. Hier kann aber eigentlich nichts mehr schief gehen, wenn man die Hinweise in den Schritten vorher beachtet hat. Trotzdem kann man noch einen Schreck bekommen: Dreht man an dem Differential der hinteren Achse, so dreht sich die mittlere Achse in die gleiche Richtung. Die vordere Achse unter der Fahrerkabine dreht sich jedoch entgegengesetzt! Das ist allerdings völlig richtig und erklärt sich durch das zusätzliche Differential, das längs eingebaut ist. Der Motor treibt später dieses Differential an und dann drehen sich die Räder alle in die gleiche Richtung.
Nach 1 Stunde und 31 Minuten hatte ich diesen Abschnitt auf 111 Seiten fertig. Er bestand aus 168 Schritten.
Bauabschnitt 3
Dieser Bauabschnitt beginnt mit einem Fehler: Auf Seite 221 beginnt der Bauabschnitt wie immer mit einer Ansicht, die das Modell am Ende des Abschnitts zeigt sowie einer Darstellung der dafür nötigen Teile. Dort ist neben der Tütengruppe 3 der CONTROL+ Hub und zwei der langen flexiblen Röhren gezeigt. Später stellt man jedoch fest, dass auch noch die beiden Kotflügel aus der unnummerierten Tüte benötigt werden.
Obwohl in diesem Bauabschnitt viele Teile verbaut werden, entsteht doch nur der Motor samt Motorhaube und die Verkleidung der Fahrerkabine nebst ein wenig Verzierung. Auch der CONTROL Plus Hub wird in diesem Abschnitt befestigt.
Nach 210 Schritten auf 102 Seiten hatte ich diesen Abschnitt nach 1 Stunde und 34 Minuten abgeschlossen.
Bauabschnitt 4
Zu guter Letzt wird die Mulde zusammen- und aufgesetzt. Begonnen wird allerdings mit den beiden Aktuatoren, die am Rumpf befestigt werden. Weiter geht es dann mit einem Berg von Technic Panelen in verschiedenen Größen und Formen. Nach und nach baut man eine erstaunlich große Mulde zusammen, die schließlich auf das Fahrzeug gesetzt und mit den beiden Aktuatoren verbunden wird. Als letztes werden die sechs großen Räder aufgesteckt.
Für diesen Abschnitt habe ich eine Stunde und vier Minuten benötigt. Dafür musste ich 140 Schritte auf 114 Seiten befolgen.
Der gesamte Bau
Nach 5 Stunden und 43 Minuten steht nun also der Knickgelenk-Dumper vor mir. Befolgt man die Anleitung konzentriert, so sollte man keine Probleme beim Aufbau haben. Fehler sind mir bis auf den oben genannten keine aufgefallen, die Anleitung weißt auf kritische Stellen immer wieder explizit hin, sodass auch solche kein Problem darstellen. Übrig bleiben einige Kleinteile und erstaunlicherweise auch ein langer oranger Schlauch.
Funktionen und Details
Widmen wir uns nun den Funktionen des Modells, bevor wir das Modell mit dem Vorbild vergleichen.
Manuelle Funktionen
Das Modell bietet eigentlich nur eine manuelle Funktionen: Die Motorhaube lässt sich öffnen. Wie auch beim Original klappt man zuerst den „Kühlergrill“ herunter – darin befindet sich dann eine Leiter, um zum eigentlichen Motor hinaufzusteigen. Anschließend kann man die eigentliche Motorhaube öffnen. Damit diese nicht gleich wieder herunterklappt, steckt man eine gelbe 5er Achse, die normalerweise als Sicherung des Kühlergrills dient, in eine Halterung und hält somit die Haube offen.
Unter der Motorhaube kommt ein Reihensechszylindermotor zum Vorschein, der mitläuft, sobald sich der LKW bewegt. Auch sind hier diverse andere Motorteile wie eine Kühlung angedeutet.
Elektrische Funktionen
Die spannenderen Funktionen sind natürlich die durch CONTROL+ gesteuerten. Über die drei Motoren können damit die folgenden Funktionen gesteuert werden:
- Lenkung
- Geschwindigkeit
- Mulde kippen
Diese werden wir später in einem separaten Artikel noch genauer beleuchten.
Vergleich mit dem Original
Optisch ist der Dumper sehr gut getroffen. Die markante Form insbesondere der Fahrerkabine mit dem Motor ist sehr nah am Original. Und das, obwohl an vielen Stellen Winkel erzeugt werden müssen, die nicht gerade klassisch für LEGO sind.


Das Modell ist sehr groß: 60x23x22 cm (LxBxH). Damit ergibt sich ein Maßstab von ungefähr 1:20, somit ist das Modell deutlich größer als Minifigurenmaßstab (was etwa 1:42 wäre) und trifft ziemlich genau den Maßstab der alten Technicfiguren (etwa 1:19,3).
Ein Detail der Mulde ist jedoch ganz und gar nicht Vorbildgetreu: Sie hat einige größere Löcher, sodass man nur grobe Ladung zuladen sollte. Wer also auf die Idee kommt Technic Pins zu laden, kann später den Weg des Kippers anhand einer Pinspur verfolgen…
Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder des fertigen Dumpers zum durchklicken:
Fazit
Optisch gefällt mir das Modell sehr gut, weil das Vorbild sehr gut getroffen ist. Auch dass hier – wie bei einigen größeren Modellen der letzten Zeit – einige Details wie zum Beispiel die Scheinwerfer mit „normalen“ LEGO Elementen umgesetzt wurden, gefällt mir. Nicht ganz so toll sind die großen Löcher in der Ladefläche, da man so keine kleinen Teile transportieren kann.
Der Bau hat durchweg Spaß gemacht, da er sehr abwechslungsreich ist und nur sehr wenig doppelt gebaut werden muss.
Nun bin ich gespannt, ob die elektrisch betriebenen Funktionen einen ähnlichen Spielspaß bieten wie die des Liebherr aus dem letzten Jahr. Darüber berichte ich dann wie schon angedeutet noch einmal separat.
Was haltet ihr von dem Knickgelenkten-Dumper? Besitzt ihr ihn schon oder wartet ihr noch auf Rabatte? Trauert ihr den B-Modellen nach? Wie immer sind eure Kommentare unten willkommen!