Ahoi, ihr Landratten! Review der LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur

LEGO 40504 Hommage An Eine Minifigur Review Titel

Die ersten LEGO Piratensets kamen 1989 einer Revolution gleich. Zum ersten Mal waren dort Minifiguren mit individuellen Gesichtern enthalten, während LEGO vorher (und in einigen Reihen noch Jahre später) stets auf Figuren mit dem Standard-Smiley zurückgegriffen hatte. Am bekanntesten unter den damals neuartigen Figuren ist zweifellos Captain Redbeard, weshalb LEGO dem Ober-Piraten mit dem Set 40504 Hommage an eine Minifigur nun ein Denkmal gesetzt hat. Diese baubare Minifigur, die ausschließlich im LEGO House in Billund erworben werden kann, wollen wir uns im heutigen Review einmal genauer ansehen.

Für mich persönlich schlägt das Set eine Brücke zu einer meiner frühesten LEGO Erinnerungen. Im zarten Alter von sechs Jahren machten mir meine Eltern mit der LEGO 6285 Black Seas Barracuda (bzw. der “Piratenbrigantine”) ein wahrhaft beeindruckendes Urlaubsgeschenk – wohl auch nicht ganz uneigennützig, denn das Set versprach viele Stunden Bau- und Spielspaß und damit etwas Ruhe für alle anderen Beteiligten. Auf meinem neuen Schiff führte der rotbärtige Kapitän, der auch als Käpt’n Roger bezeichnet wurde, ein strenges Regiment und schickte einen um den anderen Gefangenen über die Planke – sehr zur Freude des Hais, den ich als Teil eines kleineren Ergänzungssets ebenfalls mein Eigen nannte.

Doch auch losgelöst von aller Nostalgie empfinde ich den Piraten-Kapitän im zeitlichen Kontext als eine außergewöhnlich schön gestaltete und innovative Minifigur. Entsprechend groß war meine Begeisterung, als bekannt wurde, dass LEGO den Käpt’n als Vorlage für das diesjährige exklusive LEGO House Set ausgewählt hatte, und groß ist nun auch meine Vorfreude darauf, die Figur gemeinsam mit euch einem gründlichen Review zu unterziehen. Bevor wir allerdings loslegen, gilt mein Dank unserem Leser André, der das Set gleich zum Verkaufsstart im März für uns besorgt hat – die Verzögerung geht auf meine Kappe. 😉

Die Fakten zum Set:

  • Nummer: 40504
  • Name: Hommage an eine Minifigur
  • Englischer Name: A Minifigure Tribute
  • Anzahl Steine: 1041
  • Preis (UVP): 599 DKK (ca. 80,- Euro)
  • Preis/Stein: 7,7 Cent
  • Maße der Figur (HxBxT): 30 cm x 18 cm x 13 cm
  • Release: 1. März 2023
  • Altersempfehlung: 10+
  • LEGO Designer: Stuart Harris und Markus Rollbühler
  • Sticker: 2

Die Box und ihr Inhalt

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Die Box ist im typischen Design der LEGO House Exklusivsets gestaltet. Seit einigen Jahren bilden diese auch ganz offiziell eine eigene Sammelreihe und sind daher fortlaufend nummeriert. Beim Kapitän handelt es sich um das vierte Set der Reihe und insgesamt um das siebte Exklusivset, das im LEGO House erworben werden kann. Die drei direkten Vorgänger sind auf der Rückseite des Kartons abgebildet, die außerdem einige “Evolutionsschritte” auf dem Weg hin zur modernen Minifigur zeigt. Ein begleitender Text kommentiert die Geschichte, wie sich aus den ersten, noch zum großen Teil aus Steinen gebauten Figuren langsam das heute wohl beliebteste Aushängeschild der Marke LEGO entwickelte.

Die Box-Rückseite zeigt auch die Beweglichkeit der Figur, die genau der einer echten Minifigur entspricht. Während es bereits vor über 20 Jahren eine große, recht unbewegliche baubare Minifigur in der Sculptures-Reihe gab, setzte LEGO 2021 mit den Figuren von Harry Potter und Hermine Granger neue Maßstäbe und definierte ein Konzept, das nun in diesem Set erneut aufgegriffen wird.

Auf den Schmalseiten des Kartons findet man die üblichen Sicherheitshinweise, den Slogan “Home of the Brick” des LEGO House sowie einen weiteren Text, der einige interessante Fakten zu den LEGO Minifiguren zusammenfasst, etwa, dass inzwischen über 10 Milliarden Figuren in über 8000 verschiedenen Designs produziert wurden. Da die ersten Minifiguren 1978 erschienen, feiert LEGO in diesem Jahr deren 45. Geburtstag.

Auf der Kopfseite der Box finden wir eine 1:1-Abbildung des vielleicht spannendsten Teils, das in diesem Set enthalten ist: des großen 6 x 4 Slopes mit aufgedrucktem Piratengesicht.

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Das Innere des Kartons gibt insgesamt 15 nummerierte Tüten preis, die in neun Bauabschnitte unterteilt sind. Darüber hinaus liegen drei Platten lose bei, die für den Aufbau des Präsentations-Ständers benötigt werden. Neben der Anleitung purzelt außerdem ein kleiner Stickerbogen aus der Box, der je einen Aufkleber für den Hut und einen für die Schatzkarte enthält. Alle anderen Details wurden entweder baulich oder mit bedruckten Teilen gelöst.

Die Inhalte der Tüten lassen schon erahnen, in welcher Reihenfolge der Aufbau des Sets vonstatten gehen wird: Zunächst ist die Basis an der Reihe, dann folgen Torso, Beine, Arme, Epauletten, Kopf, Hut und zum Schluss die Karte.

Hintergrundinfos in der Anleitung

Wie es bei den Exklusivsets aus dem LEGO House (oder ganz allgemein bei besonderen Sets für Erwachsene) üblich ist, beginnt das Anleitungsheft nicht direkt mit dem Aufbau, sondern mit einigen Seiten, welche die Idee hinter dem Modell beleuchten und in diesem Fall auch auf die Verbindung zum LEGO House eingehen. In der gedruckten Version liegen alle Texte nur auf Englisch vor, man kann allerdings eine etwas holprig ins Deutsche übersetzte Version direkt bei LEGO oder alternativ auch hier bei uns herunterladen. Einige interessante Seiten haben wir nachfolgend als Galerie eingebunden, die meisten Fakten sollten denjenigen, die sich etwas mit der LEGO Geschichte befasst haben oder schon einmal im LEGO House waren, aber ohnehin bekannt sein.

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Merkt euch bitte einmal das Aussehen der ersten Figur (von 1974) auf der linken Seite des großen Bildes – speziell die Form des Kopfes. Diese von LEGO als “Baufiguren” bezeichneten Vorläufer der modernen Minifigur kamen schon 1974, also vier Jahre früher, auf den Markt. Während die Minifiguren ihnen recht schnell den Rang abliefen, wurden zumindest ihre Arm-Elemente noch bis in die Neunzigerjahre in den LEGO Weltraumreihen und bei Aquazone für Roboter, U-Boote, usw. weiterverwendet.

Nach den einleitenden Sonderseiten der Anleitung bietet diese übrigens keine Überraschungen mehr, sondern ist nach dem gleichen Schema gestaltet wie alle aktuellen LEGO Anleitungen.

Aufbau

Jetzt stürzen wir uns aber endlich auf die Steine! In 270 Bauschritten, verteilt auf die oben genannten neun Abschnitte, wird die LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur nach und nach zusammengesetzt. Der Aufbau der Figur ist, so viel sei schon zu Beginn verraten, hinsichtlich der “technischen” Aspekte, also der Bautechniken, mit denen z.B. die ausreichende Festigkeit der Gelenke oder der Übergang zwischen Torso und Beinen gelöst werden, nahezu identisch mit den beiden großen Minifiguren aus dem Set LEGO 76393 Harry Potter & Hermine Granger. Wer diese Figuren sein Eigen nennt, wird also das eine oder andere Déjà-vu erleben. Gleichzeitig unterscheidet sich die Piratenfigur aber durch das Holzbein, den Hut, den aufwendig gestalteten Torso sowie diverse versteckte Details trotzdem so stark von diesen beiden Figuren, dass der Aufbau stets kurzweilig bleibt. Legen wir los!

Der Schatz unter der Planke

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Als erstes konstruiert man aus den drei lose beiliegenden Platten, vielen kleineren Platten und Fliesen sowie einigen Standardsteinen den Sockel der Figur, der vorne mit zwei bedruckten 1×8-Fliesen verziert wird, auf denen der englische Setname sowie ein Verweis auf das LEGO House zu lesen sind. Die beiden “Noppen” auf der Oberseite dienen später der stabilen Befestigung des Kapitäns, dessen Holzbein im Gegensatz zur kleinen Minifigur allerdings einen geringeren Innendurchmesser hat als das reguläre Bein und deshalb nur eine kleinere Noppe aufnehmen kann.

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Im Inneren des Sockels verbergen sich links und rechts zwei Barren in Metallic Gold. Vermutlich legten die Designer Wert darauf, dass ein echter Piratenkäpt’n nicht ganz ohne Schatz daherkommen könne, worin ich ihnen sofort zustimmen würde. Die grünen 2 x 4-Steine mit Achslöchern (39789), die bisher eher selten außerhalb der LEGO Education-Reihe vorkamen, ermöglichen es, die kleinere Noppe mit einem darin versenkten 3L-Stab zu fixieren und damit der Figur zusätzliche Stabilität zu verleihen.

Nach dem Sockel bzw. der Standplatte geht es mit dem Torso weiter. Dessen typische Trapezform wird an den Kanten mit gestapelten 75°-Slopes erreicht, zwischen denen auf der Rückseite einfach ein großes, schwarzes Paneel als “Lückenfüller” eingesetzt wird, während der Aufbau der Vorderseite, wie wir gleich sehen werden, sich sehr viel komplexer gestalten wird.

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Schon jetzt dürfen wir uns über das erste kleine Detail freuen, das nach eigener Aussage auch Markus Rollbühler, einem der beteiligten Designer, besonders gut gefallen hat: Für die Gürtelschnalle des Käpt’ns kommt ein goldener Eimer-Henkel (95344) zum Einsatz, der in einen O-Clip gesteckt wird – ebenso einfach wie überzeugend! Rechts und links des Bauchs werden mittels modifizierter 1 x 1-Steine bereits Vorkehrungen getroffen, um später die auffälligen Knöpfe der Figur befestigen zu können.

Jetzt folgt der bautechnisch vielleicht interessanteste Teil, der aus den beiden Harry Potter Figuren quasi unverändert übernommen wurde: der Aufbau der Seitenteile des Torsos im korrekten Winkel, die gleichzeitig die Arme aufnehmen und genügend Reibung bieten müssen, damit jene auch in gehobener Position stabil gehalten werden können.

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Hier dürften die Designer bei der ursprünglichen Entwicklung des Konzepts vor einer der größten Herausforderungen gestanden haben, und erneut ist die Lösung, die LEGO letztlich gefunden hat, so simpel wie genial: Die 5L-Kreuzachsen mit Stopper, die aus dem Körper herausragen und der Befestigung der Arme dienen, besitzen im Inneren selbst je ein Zahnrad mit 8 Zähnen und sind zu beiden Seiten von weiteren Zahnrädern gesäumt, die auf Pins mit hoher Reibung befestigt sind. Wer den Arm und damit die Achse drehen möchte, muss also diese Reibung überwinden, was den Armen so viel Stabilität verleiht, dass sie nicht nur in ihrer Position verharren, sondern dass die Figur sogar noch einen leichten Gegenstand hochhalten kann.

Die ganze Konstruktion wird dann mittig in den im vorherigen Schritt vorbereiteten Torso eingesetzt und vorne wie hinten mit einem Technic 1 x 4-Stein fixiert.

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Als nächstes vollendet man das grüne Rüschenhemd, wobei ganz hemmungslos “gesnottet” wird. Es werden also Steine (bzw. Platten) lustig in alle möglichen Richtungen gedreht und miteinander verbunden, sodass sich am Ende ein ziemlich glaubwürdiger Look ergibt. Als Halterung für den Kopf montiert man dann die untere Hälfte eines Drehtellers mit Ratschgelenk, auf dem sich also der Kopf nicht frei, sondern in kleinen, vorgegebenen Schritten drehen lassen wird.

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Beim Kopf sind wir allerdings noch lange nicht angekommen, denn schließlich fehlen noch die Knöpfe und der Gürtel, und außerdem geht es danach erst einmal mit den Beinen weiter. Im Vergleich zur Minifiguren-Vorlage muss der große Pirat zwar auf zwei Knöpfe verzichten, die sich eigentlich links oben und recht unten unterhalb des Gürtels befunden hätten, dies tut der sofort wiedererkennbaren Gesamtoptik allerdings keinen Abbruch.

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Auf einem Bein steht man… recht gut

Im nächsten Bauabschnitt geht es mit dem Unterkörper weiter, bzw. mit dem, was davon beim Käpt’n noch übrig ist. Zunächst kümmern wir uns um die Hüftpartie, an der später das reguläre sowie das Holzbein befestigt werden. Hierzu dient eine Konstruktion aus Technic-Balljoints mit passenden Gelenken, wobei für das “gesunde” Bein zwei Gelenke hintereinander, für das Holzbein hingegen nur eines verwendet wird – warum, das wird sich gleich noch aufklären.

Das eigentliche Hüftteil, also der Rahmen, wird um 180° gedreht montiert, sodass seine Noppen später nach unten zeigen und sauber mit Fliesen abgedeckt werden können – auch das kennt man schon von den Harry Potter Figuren. Dennoch macht es beim Zusammenbauen wieder große Freude, wie hier durch diverse Richtungswechsel am Ende ein sehr glatter, sauberer Look entsteht.

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Der Unterkörper kann nun – vorerst noch ohne Beine – genau wie bei einer echten Minifigur einfach in den Torso geschoben werden, dringt aber natürlich weniger tief in diesen ein, da ja die Mechanik für die Arme im Weg ist. Trotzdem hält alles prima und lässt sich dennoch wieder leicht voneinander trennen, da hier durch die umgedrehte Bauweise größtenteils Plattenunterseiten aufeinander treffen und die eigentliche Verbindung nur von acht Noppen hergestellt wird.

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Jetzt ist der Aufbau des Holzbeins an der Reihe. Dieses wird zunächst hohl konstruiert, woraufhin von oben eine Konstruktion eingeschoben und fixiert wird, welche die Technic-Kreuzachse der Hüfte aufnehmen und so das Bein daran befestigen kann. Konkret versteckt sich hierin ein weiteres Kugelgelenk, sodass nun auch das Holzbein mit insgesamt zwei Gelenken gehalten wird und deren doppelte Reibung dem Bein genügend Festigkeit verleiht, um in der gewünschten Pose verharren zu können. Der Hohlraum, der dabei das hüftseitige Gelenk aufnimmt, verleiht dem Ganzen zusätzliche Stabilität.

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In sehr ähnlicher Weise baut man als nächstes das rechte, reguläre Bein der Figur zusammen. Auch hier verschwindet das doppelte Kugelgelenk wieder in einem Hohlraum, hinter dessen abschließender Technic-Platte sich allerdings kein weiterer Ball Joint befindet, sondern nur ein 2 x 2 x 2/3-Stein (71752), der die eine der beiden Kreuzachsen aufnimmt.

Dergestalt ausgestattet, kann man die Figur nun erstmals auf ihren Sockel stellen.

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Arrrr-me und Epauletten

Der arme Redbeard musste in seinem Leben als Freibeuter offenbar schon Einiges mitmachen, weshalb er nicht nur ein Holzbein, sondern in bester Captain-Hook-Manier auch einen Haken anstelle seiner linken Hand besitzt. Alleine diese Tatsache machte anno 1989 die Minifigur schon zu etwas Besonderem, denn körperliche Versehrtheiten hatte es bei LEGO Minifiguren bis dahin nie gegeben. Für dieses Sets sind die speziellen Merkmale des Käpt’ns schon dahingehend erfreulich, dass sie den Aufbau abwechslungsreicher gestalten, was vermutlich auch ein Grund dafür ist, warum LEGO ausgerechnet auf diese Vorlage zurückgriff.

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Während die typischen Proportionen und Formen der Minifigur bisher sehr gut eingefangen wurden, stößt der Maßstab bei den Armen (und vor allem bei den Händen) erstmals an seine Grenzen. Der runde, fließende Übergang zwischen Ober- und Unterarm war offenbar in dieser Kompaktheit nicht vernünftig darstellbar, weshalb die Designer sich für eine Konstruktion entschieden haben, in der der Unterarm einfach “abknickt”. Amüsant ist dabei die Farbcodierung der 1 x 1 Technic-Steine, die schon vorab klar macht, an welchem Arm am Schluss die gelbe Hand und an welchem der graue Haken befestigt werden soll.

Jener wird aus drei grauen Makkaroni-Röhren konstruiert, die mit einem “Action-Element”, wie es ursprünglich für fliegende bzw. springende Posen in den Minifiguren-Sammelserien eingeführt wurde, auf einer 3 x 3-Kuppel befestigt werden. Die blaue 2 x 2-Rundplatte, die relativ versteckt zwischen Haken und Arm angebracht wird, stellt vermutlich eine Anspielung auf das Eintrittsbändchen dar, das Besucher im LEGO House in Billund bekommen, denn schließlich handelt es sich bei diesem Set ja um ein Produkt, das exklusiv im LEGO House erworben werden kann.

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Während ich mit dem etwas eckigen Haken sehr gut leben kann, gefällt mir die Form der Hand, ehrlich gesagt, von allen Aspekten dieses Sets am wenigsten. Ich weiß zwar keinen besseren Weg, eine halbwegs stabile Minifigurenhand in diesem Maßstab zu konstruieren, die zudem noch drehbar sein soll, aber ich bin wirklich froh, dass man später aufgrund der Schatzkarte nicht mehr allzu viel davon sehen wird. Schon bei den Potter-Figuren hatten mich die Hände gestört, wobei dort ja glücklicherweise ebenfalls die Zauberstäbe etwas davon ablenkten.

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Sehr viel Freude machen mir hingegen die Epauletten. Dieser Schulterbesatz der Kapitänsuniform besteht bei der Minifigur aus einem Teil, das über deren Hals gestülpt und durch den aufgesteckten Kopf fixiert wird, bei der großen Variante hingegen wird er in zwei identischen Hälften links und rechts auf dem Torso befestigt. Durch den kleinteiligen Aufbau wird die Optik der Vorlage recht gut eingefangen, wie wir später auch im direkten Vergleich mit der Minifigur sehen werden.

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Da der damalige Braunton inzwischen bei LEGO nicht mehr existiert, sind die Epauletten in Reddish Brown gestaltet, genau wie übrigens das Holzbein. Auch für die Hakenhand kommt nicht mehr das inzwischen abgeschaffte Light Gray, sondern das moderne Light Bluish Gray zum Einsatz. All diese Nuancen stören die farbliche Gesamtwirkung der großen Figur allerdings in keiner Weise.

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Nichts als Schätze im Kopf

Mein persönliches Highlight des Sets ist der Kopf der Figur, und das nicht nur, weil hier der toll bedruckte Curved Slope mit dem Originalgesicht zum Einsatz kommt. Im Inneren des Kopfes manifestieren sich nämlich die Gedanken des Piraten, die offenbar bei einer kleinen, einsamen Insel weilen, die man aus wenigen Teilen und doch unverkennbar zusammenbaut. Was dort wohl für ein Schatz vergraben liegt? Oder wurde er wie einst Jack Sparrow von seiner meuternden Crew dort ausgesetzt, mit nichts als einer einzigen Kugel im Lauf (eine Pistole oder einen Säbel vermisse ich übrigens schmerzlich bei diesem Set)? Wünschen wir ihm, dass Ersteres der Fall ist.

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Ich möchte nun aber noch einmal kurz auf das Gesicht zu sprechen kommen. Hierfür hat LEGO nicht nur wie bei den Harry Potter Figuren einen (diesmal natürlich gelben) 6 x 4 Curved Slope bedruckt, sondern auch zwei Exemplare in den Maßen 1 x 2 x 1, um den roten Bart noch etwas weiter nach unten fortsetzen zu können. Diese Liebe zum Detail ist schön und wertet die Figur auf! Auch das Design des Gesichts selbst macht mir Freude, denn hier erkennt man sehr gut die Idee, welcher die Designer 1989 bei den allerersten Minifiguren folgten, die nicht ausschließlich das Standard-Smileygesicht hatten: Alle (männlichen) Piratenfiguren, also auch der Käpt’n, basierten nämlich weiterhin auf der ikonischen Kombination aus Lächeln und Knopfaugen, allerdings wurden je nach Charakter Haare, Bärte und/ oder Augenklappen einfach hinzugefügt. Denkt man sich diese Gestaltungselemente weg, so hat man wieder das traditionelle Minifiguren-Gesicht.

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Auch für die restlichen drei Seiten des Kopfes kommen gelbe 6 x 4 sowie 1 x 2 x 1 Curved Slopes zum Einsatz, allerdings unbedruckt. Unten bilden vier 4 x 1 x 2/3 Curved Slopes den Hals der Figur. Die Insel wird mit Bogenelementen überbaut, damit der Kopf oben geschlossen werden kann. Er erhält allerdings nicht die charakteristische Noppe, sondern bleibt flach, da ja gleich im Anschluss noch der Hut darauf gesetzt wird. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn LEGO alternativ dennoch die Möglichkeit angeboten hätte, den Kopf ohne Hut zu vollenden – schließlich lassen sich ja auch Ober- und Unterkörper fast wie bei der echten Minifigur auseinandernehmen. Aber das ist zugegebenermaßen Jammern auf hohem Niveau.

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Von unten betrachtet hat der Kopf übrigens einen quadratischen, 4 x 4 Noppen großen Hohlraum, sodass er auf dem Drehteller des Torsos befestigt werden kann. Der Kopf dreht sich also nicht auf einem starren Hals wie bei der kleinen Minifigur, sondern das Innere des Halses, also der Drehteller, bewegt sich mit. Durch das Ratschgelenk kann man den Kopf in vielen kleinen Schritten bewegen, in denen er dann auch verbleibt.

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Mein Hut, der hat zwei Ecken

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, deren Uniformen LEGO auch als Inspiration für die imperialen Soldaten der Piratenreihe dienten, kam eine neue Hutform in Mode, die von vielen Offizieren getragen wurde und sich aus dem Dreispitz entwickelt hatte: Der Zweispitz. Hierbei wurde die Hutkrempe an zwei Seiten nach oben geklappt, der Hut konnte dann (wie etwa von Napoleon und Lord Nelson) entweder quer getragen werden oder so (wie z.B. vom Duke of Wellington), dass die Spitzen nach vorne und hinten zeigten.

Unser Pirat steht modisch offenbar Lord Nelson näher, weshalb er seinen Zweispitz quer trägt. Anstelle der sonst oft üblichen Kokarden oder Hoheitsabzeichen wird des Käpt’ns Hut von einem Totenkopf mit gekreuzten Knochen geschmückt, wie man sie sonst von der Piratenflagge, dem “Jolly Roger” kennt – allerdings erst, wenn man den entsprechenden Sticker aufgebracht hat, denn hier kommt (leider) der erste von insgesamt zwei Aufklebern des Sets zum Einsatz. Zunächst habe ich ihn beim Aufbauen allerdings weggelassen, damit ich euch unten den Vergleich der Figur mit und ohne Sticker zeigen kann.

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Insgesamt ist der Aufbau des Huts “ganz nett”. Einige bunte Teile im Inneren lockern das Bauen auf, sind aber später nicht mehr zu sehen. Die angewinkelte Form der hochgeklappten Krempe, sodass diese zu den Seiten hin spitz zulaufen kann, wurde mit Gelenkplatten realisiert, was zu deutlichen Lücken vorne und hinten führt, aber auch, wenn man den Hut von oben oder unten betrachtet. Da er von außen komplett schwarz ist, fallen diese Lücken aber kaum ins Auge, und auch die Tatsache, dass der Hut von unten flach, also in keiner Weise ausgehöhlt ist, ist leicht zu verschmerzen.

Wenn ich mir oben auch einen alternativen Abschluss für den Kopf gewünscht habe, so ist es doch unbestreitbar, dass man die Figur fast immer “in einem Stück”, also mit Hut, ausstellen wird, und selbst, wenn man ihn doch einmal daneben legt, so muss man ihn ja nicht von unten zeigen. Als etwas störender empfinde ich da schon die Gesamtproportionen des Huts, der gerade im Zusammenspiel mit dem Kopf zu massiv wirkt. Betrachtet man ihn im Vergleich mit der Minifigurenvariante (was wir unten tun werden), so zeigt sich, dass dies unter anderem daran liegt, dass die Krempe weniger rund ist und etwas später zu den Seiten hin abfällt, außerdem ist die “Röhre” für die (hier nicht relevante) Feder systembedingt zu breit. Insgesamt haben die Designer die komplexe Form des Huts trotz allem recht gut eingefangen, denn die diversen Rundungen des Originals perfekt umzusetzen, das sogar zu den Seiten hin noch leicht herunterhängt, halte ich in diesem Maßstab ohnehin für nahezu unmöglich.

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Zu guter Letzt fehlt noch die Schatzkarte. Bei der Minifigur war diese stets eine bedruckte 2 x 2 Fliese. Da der große Pirat allerdings mit Hut ca. 29,5 cm misst und damit gut sechs mal so groß wie die Minifigur ist, hätte man, um im Maßstab zu bleiben, eine 12 x 12 Noppen große Karte beilegen müssen. Das hätte entweder mehrere Sticker oder mehrere Drucke (mit potentiellen Lücken dazwischen) bedeutet, da es bei LEGO keine 12 x 12 Fliesen gibt, und außerdem hätte eine so große Karte das Modell optisch völlig dominiert. Auch hätte die Friktion des Armgelenks der Figur wohl gar nicht ausgereicht, um ein Teil mit diesem Gewicht und so großer Hebelwirkung festzuhalten. LEGO entschied sich daher dafür, die Karte auf 6 x 6 Noppen zu verkleinern, was im Maßstab etwa einer 1 x 1 Fliese entspricht – für mich genau die richtige Entscheidung.

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Durch den 4 x 4 Noppen großen Hohlraum auf der Unterseite, den man wohl der Stabilität halber etwas tiefer gestaltet hat, als er eigentlich hätte sein müssen, kann man die Karte einfach von oben auf die Hand der Figur stecken, so wie man eine kleine Fliese auf eine Minifigurenhand stecken würde.

Habe ich eben noch lobend erwähnt, dass die Karte verkleinert wurde, um dem Modell nicht zu viel von seiner Wirkung zu nehmen, so muss ich nun einen Aspekt eben dieser Wirkung bemängeln: Die beiden Sticker sind meiner Meinung nach für das Gesamterscheinungsbild der Figur unerlässlich – und deshalb ärgern sie mich. Ich bin niemand, der pauschal fordert, alle Elemente bei LEGO müssten bedruckt sein. Ich weiß, dass die Einrichtung einer Tampondruck-Linie kompliziert und teuer sein kann, vor allem dann, wenn ungewöhnliche Teile bedruckt werden sollen, für die ggf. zunächst spezielle Halterungen konstruiert und die Roboter, welche die Teile in der Linie platzieren, umprogrammiert werden müssen. Ich weiß auch, dass bedruckte Teile die Planung und die Logistik in der Produktion eines Sets komplizierter machen – doch all diese Punkte fallen hier m.E. kaum ins Gewicht. Beide Teile, also sowohl die 6 x 6-Fliese der Karte als auch das 1 x 6 x 5 Paneel im Hut, kamen in den letzten Jahren in mehreren Sets in bedruckter Form vor, weshalb der Prozess ohne allzu großen Aufwand hätte umsetzbar sein sollen.

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LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur: links ohne, rechts mit Aufklebern

Außerdem werden die LEGO House Sets aufgrund ihrer Exklusivität in viel kleineren Stückzahlen produziert als manch andere Sets, und es ist davon auszugehen, dass diese auch nicht ständig in der “Rotation” sind, sondern eher sporadisch neu aufgelegt werden. Es wäre daher unnötig, bedruckte Teile ständig vorzuhalten. Auch werden die LEGO House Sets direkt vor Ort in Billund verpackt, was zusätzliche Flexibilität ermöglicht. Der Verzicht auf diese beiden Drucke, speziell den des Huts, wirkt daher auf mich wie eine reine Sparmaßnahme, was ich in Anbetracht des sonst so gelungenen Designs schade finde. Immerhin hatten die Harry Potter Figuren ebenfalls bedruckte Gesichter, aber zusätzlich bedruckte Paneele für die Torsos. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Käpt’n insgesamt wesentlich aufwendiger gestaltet ist (und zudem noch die Sockelplatte umfasst), finde ich dennoch, wenigstens der Druck für den Hut wäre “drin gewesen”. Lieber hätte ich dafür auf die beiden Fliesen mit dem Namen des Sets und dem Hinweis auf das LEGO House verzichtet.

Das es nun aber einmal so ist, dass Karte und Hut mit Aufklebern versehen werden müssen, wollen wir uns diese als nächstes noch einmal genauer ansehen, speziell den Sticker für die Karte. Hier haben die beteiligten LEGO Designer einige nette Details versteckt. So erinnern die Umrisse des Landes auf der Karte an Dänemark und das Kreuz, das die Stelle des Schatzes markiert, wurde da platziert, wo man auf der echten Landkarte Billund verorten würde. Dort befindet sich nicht nur die LEGO Firmenzentrale, sondern auch das LEGO House, dessen neues Exklusivset der Piratenkapitän ist. Auch die gestrichelten Linien wurden nicht zufällig gewählt: Sie stehen für die Herkunft der beiden Designer, die es aus England (Stuart Harris, Ankunft damals wohl in Esbjerg) bzw. aus Deutschland (Markus Rollbühler) nach Billund gezogen hat. Das Schiff, das oben links zu sehen ist, ist eine weitere Anspielung, nämlich auf die Black Seas Barracuda von 1989, aus der die ursprüngliche Minifigur des Käpt’ns stammt.

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Und eine weitere Anspielung hat es auf die Karte geschafft: Erinnert ihr euch noch, dass ich euch am Anfang des Artikels gebeten habe, euch einmal die Kopfform der “Baufiguren” von 1974, also der Vorläufer der modernen Minifiguren, einzuprägen? Diese Form finden wir im Totenkopf wieder, der auf der Karte als Kompassrose fungiert.

Ideen und Vergleiche

Damit sind Aufbau und Review eigentlich abgeschlossen, doch einige Vergleiche und Querverweise möchte ich keinesfalls unterschlagen. Wer sich etwa an der verkleinerten Karte stört, kann dem Käpt’n ohne Weiteres auch ein anderes passendes Accessoire an oder vielmehr in die Hand geben. Ich werde zeitnah versuchen, eine passende Pistole bzw. einen Säbel für ihn zu bauen, doch auch das gerade erhältliche Set LEGO 31136 Exotischer Papagei bzw. seine Farbvariante 31144 eignen sich – obwohl der Papagei natürlich eigentlich rot sein müsste – ziemlich gut, um sie mit der Piratenfigur zu kombinieren. Zwar ist der Papagei zum Hochhalten etwas zu schwer, aber man kann ja notfalls mit einigen transparenten Steinen nachhelfen oder ihn einfach wie in der folgenden Fotomontage auf seinem im Set enthaltenen Sitzast neben die Piratenfigur stellen.

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Persönlich fand ich es jedoch amüsanter und verspielter, dem Kapitän eine Miniversion seines eigenen Schiffes in die Hand zu geben. Diese war 2018 in der Gratisbeigabe LEGO 40290 60 Jahre LEGO Stein enthalten, lässt sich auch ganz leicht aus eigenen Teilen nachbauen und passt wunderbar zum neuen Exklusivset, da das Mini-Schiff wesentlich noppiger daherkommt und deshalb selbst in den Händen der Piratenfigur wie ein LEGO Spielzeug aussieht. Einzig das Gewicht stellt auch hier ein kleines Problem dar, weshalb ich mit einem zusätzlichen schwarzen Stein zwischen Arm und Bauch ein wenig “geschummelt” habe.

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Welche Ideen habt ihr für die Umgestaltung der Figur, oder besitzt ihr möglicherweise sogar schon ein modifiziertes Exemplar? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Vergleich mit der Minifiguren-Vorlage

Nachdem ich weiter oben schon mehrfach darauf eingegangen bin, müssen wir uns nun natürlich noch eine Gegenüberstellung der baubaren Figur und ihrer kleinen Vorlage ansehen, oder anders formuliert: Wie gut schlägt sich die LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur im direkten Vergleich mit eben jener Minifigur? Die kurze Antwort lautet: sehr gut! Die etwas längere Antwort lautet, dass die Proportionen zwar nicht perfekt, aber insgesamt viel besser getroffen wurden, als ich es in diesem Maßstab für möglich gehalten hätte.

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LEGO 40504 Hommage An Eine Minifigur Review (74)
LEGO 40504 Hommage An Eine Minifigur Review (75)

Das einzige, was mich wirklich stört, ist die zu kleine Totenkopf-Verzierung des Huts, dessen Sticker sich außerdem je nach Beleuchtung recht deutlich vom Material der Steine abhebt und der für mich sowieso, wie oben bereits thematisiert, der Schwachpunkt des Modells ist. Da LEGO den Sets keine Aufkleber mehr beilegt, die über mehrere Teile gehen, war die grafische Gestaltung wohl nicht besser umsetzbar, und auch ein Druck hätte ja ggf. mehrere Teile umfassen müssen. Wie aus der Präsentation des Set im LEGO House durch die Designer Stuart Harris und Markus Rollbühler hervorging, die für Konzept und “Feinschliff” des Sets zuständig waren, hatte man außerdem während der Entwicklung auch mit gebauten Varianten der Verzierung experimentiert, diese Idee dann aber wieder verworfen – vermutlich, weil ein hervorstehender Totenkopf mit Knochen den Gesamteindruck noch mehr gestört hätte als der zu klein geratene Aufkleber. Dennoch ist die jetzige Lösung weit davon entfernt, ideal zu sein.

Apropos Entwicklungsphase: Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass anfangs die Idee einer großen Version der klassischen LEGO Schatztruhe im Raum stand – ein weiteres Accessoires, mit dem sich das Set gut erweitern ließe, wenn auch leider nur im Eigenbau. Nachfolgend habe ich euch einige Bilder aus der Präsentation eingebunden, die uns André dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat.

Gehen wir zuletzt noch kurz auf den “Funktionsvergleich” der großen und der kleinen Figur ein, denn das Aussehen ist schließlich nicht der einzige Trumpf des Sets. Die Besonderheit des neuen Großfiguren-Standards ist nämlich, dass die Beweglichkeit der Figur nahezu exakt der einer Minifigur entspricht. Und hier erfüllt die LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur alle in sie gesetzten Erwartungen, obwohl man von den Gelenken natürlich keine Stabilitätswunder erwarten kann. Posieren, selbst in etwas extremerer Form wie im Bild unten, ist problemlos möglich, aber für die Dauerbespielung durch Kinder ist die Figur ungeeignet.

LEGO 40504 Hommage An Eine Minifigur Review (73)

Vergleich der Schatzkarten

Nachdem wir nun die Figur selbst mit ihrer Vorlage verglichen haben, schauen wir uns auch kurz noch die Schatzkarte im Vergleich zu ihren Vorgängern an. Sowohl der ursprüngliche Käpt’n aus der Black Seas Barracuda/ Piratenbrigantine von 1989 als auch die Neuauflage von 2020 aus der Barracuda Bay besaßen eine bedruckte 2 x 2-Fliese als Schatzkarte, wobei deren Gestaltung sich bereits deutlich unterschied, wie ihr im unten eingebundenen Vergleichsbild sehen könnt. Der große Sticker aus diesem Set weicht nun farblich nochmals ab und vermischt Elemente beider Vorgänger.

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Die Schatzkarten im Vergleich (nicht maßstabsgetreu). Oben: bedruckte 2×2 Fliese aus Piratenbrigantine von 1989 (links), bedruckte 2×2 Fliese aus Barracuda Bay von 2020 (rechts). Unten: 6×6 Sticker aus diesem Set

So entsprechen die Einrisse an den Rändern und das Kompasskreuz eher der alten Karte, die Farbe des Meeres und die Verzierung mit dem Totenkopf allerdings eher der neuen, genau wie die rote Farbe des Kreuzes und der gestrichelt eingezeichnete Weg. Neu und eigenständig ist hingegen die kleine Darstellung der Black Seas Barracuda und die bereits besprochene Tatsache, dass die Umrisse von Dänemark als reale Vorlage dienten.

Ein neues Sammelgebiet?

Doch nicht nur der Vergleich mit den direkten Vorlagen des Sets ist interessant, denn wie schon mehrfach erwähnt, ist der Piratenkapitän nicht die erste baubare Figur in dieser Größe und Machart. Vielmehr war er nach Harry und Hermine bereits die dritte Großversion einer realen Minifigur, die LEGO in den Handel brachte. Inzwischen wurde die “Reihe” außerdem um ein weiteres Set ergänzt, nämlich die sehr positiv aufgenommene und fair bepreiste LEGO 40649 Große Minifigur, die zwar wie bisher alle vier Figuren exklusiv, aber immerhin regulär im LEGO Onlineshop und den Brand Stores erhältlich ist. Zwar erschienen die Sets in verschiedenen Themenwelten und es ist auch nicht bekannt, ob LEGO weitere Großfiguren plant, doch ist es durchaus möglich, dass hier gerade ein neues Sammelgebiet entsteht.

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Der Käpt’n, die beiden Figuren aus dem Harry Potter Set 76393 und die generische “Große Minifigur” 40649.

Besonders glücklich wäre ich als Fan der älteren Sets natürlich, wenn LEGO den mit dem Käpt’n eingeschlagenen Weg fortsetzen und noch andere klassische LEGO Charaktere in diesem Format auf den Markt bringen würde, etwa aus den Weltraum- oder Ritter-Themenwelten. Für einen Aquanauten würde ich sogar zu Fuß bis nach Billund laufen, aber das ist wohl reines Wunschdenken. Immerhin: Dank des Sets 40649 ist es nun möglich, an ein neutrales Smiley-Gesicht für eigene Kreationen zu kommen, und ich bin sehr gespannt, was wir bald auf den Ausstellungen zu sehen bekommen werden!

Fazit

Auch, wenn ich einige Kleinigkeiten zu bemängeln habe, bin ich insgesamt begeistert von der LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur. Das Set drückt bei mir als Liebhaber alter Sets aus den 90er-Jahren genau die richtigen Knöpfe, denn das Piratenschiff LEGO 6285, in dem der Käpt’n erstmals vorkam, war eines meiner ersten größeren und ist bis heute eines meiner liebsten LEGO Sets. Aber auch unabhängig von aller nostalgischen Verklärung ist es LEGO sehr gut gelungen, die speziellen Merkmale der Minifigur in vergrößerter Form einzufangen, wobei besonders die baulich gelösten Details an der Vorderseite des Torsos zu gefallen wissen, aber auch die Umsetzung des Holzbeins und des Kopfs mit seinem tollen, bedruckten Gesicht und der versteckten Schatzinsel im Inneren.

Wer zum ersten Mal eine solche Figur baut, wird vermutlich auch von den mechanischen Aspekten fasziniert sein, also davon, wie der trapezförmige Oberkörper entsteht und trotzdem die Arme mit genügend Reibung daran befestigt werden können, wie Torso und Beine miteinander verbunden werden, usw. Da ich vorher bereits die beiden Figuren aus der Harry Potter Reihe gebaut hatte und die wesentlichen Bautechniken von diesen übernommen wurden, war mir das meiste bereits bekannt, aber Spaß hat der Aufbau aufgrund der aufwendigeren Gestaltung der Figur dennoch zu jedem Zeitpunkt gemacht.

Einzig der Hut, die Schatzkarte und die Hand wussten mich nicht ganz zu überzeugen, wobei ich aber bei letzterer auch keinen besseren Ansatz hätte und bei den beiden Accessoires vor allem bemängele, dass hierfür auf Sticker zurückgegriffen wurde. Zumindest im Falle des Huts, bei dem der Aufkleber wirklich negativ auffällt (und das nicht nur, weil das Motiv zu klein ist), hätte ich mir ein bedrucktes Teil gewünscht und habe das Gefühl, dass LEGO hier auf meine Kosten gespart hat. Das ist allerdings wirklich Jammern auf hohem Niveau und vor allem der Tatsache geschuldet, dass mir die Figur ansonsten so gut gefällt.

Wie findet ihr die LEGO 40504 Hommage an eine Minifigur? Hat der Käpt’n bereits bei euch Anker geworfen? Falls nein, plant ihr einen Besuch in Billund und werdet ihr dort den Shop des LEGO House entern, oder greift ihr lieber auf den Zweitmarkt zurück? Wie findet ihr generell die Idee, eine ikonische Minifigur aus der Vergangenheit in dieser Form zu würdigen – und sollte LEGO hieraus eine Reihe machen? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus.

Über Jens Herwig 519 Artikel
Mag verzerrte Gitarren, LEGO und Enten. Wollte so sein wie MacGyver, ist aber nur Physiker geworden. Erweckung aus den Dark Ages durch den Technic Unimog. Liebt alte Sets und hat ein Aquazone-Diorama im Wohnzimmer stehen.
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