Wir haben in den letzten Monaten immer wieder in den Kommentaren diskutiert, ob Ideas das Regelwerk überarbeiten sollte, um die Entwurfsflut der Review-Entwürfe einzudämmen. Heute äußerte sich das Ideas-Team nun offiziell zu dieser Situation.
Gestern endete die zweite Reviewrunde 2020 mit einen neuen Rekord: 35 Projekte werden bis Anfang nächsten Jahres auf eine mögliche Umsetzung geprüft. Damit wurde die Bestmarke der ersten Reviewrunde 2020 nochmals um neun Entwürfe übertroffen. Bereits nach Ende des ersten Reviews diskutierten wir mit euch gemeinsam, ob eine Reform notwendig ist und versuchten Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Euer Meinungsbild war geteilt: Einige sahen die Notwendigkeit neue Regeln zu erlassen, andere freuten sich über eine viel größere Auswahl.
Heute nachmittag meldete sich das Ideas-Team nun offiziell per Blogpost zu Wort. Darin wird uns Fans mitgeteilt, dass man den starken Anstieg durchaus auf dem Radar hat, aber zum aktuellen Zeitpunkt (noch) keinen Anlass für eine Anpassung des Regelwerks sieht. Die Situation wird mit dem geänderten Nutzungsverhalten im Rahmen der Pandemie und dem damit verbundenen Lock-Down erklärt. Viele User würden mehr Zeit zu Hause verbringen und auch länger auf Ideas verweilen.
Man werde allerdings weiterhin die Entwicklung genau im Auge behalten. Das Ideas-Team geht auf Dauer davon aus, dass die Entwurfsflut nicht weiter anhalten wird und die Situation sich allmählich wieder beruhigt. Langfristig ist jedoch sicher, dass wir einige Änderungen erwarten dürfen, denn LEGO hat ja auf der Nürberger Spielwarenmesse bestätigt sich mehr um die Bedürfnisse der erwachsenen Fans zu kümmern. So dürfte es nicht überraschen, dass wir in dem Post schon einen ersten Hinweis darauf entdecken:
In the longer term, we are exploring several potential changes, not only to address the current situation, but also to continue our mission of realising more AFOL designs. When exploring these options, we are of course mindful of the decade-long journey and heritage of design collaboration with the LEGO Ideas community.
Gegenargumente zum Statement
Ich kann die Reaktion von Ideas verstehen. Man möchte nicht vorschnell die Regeln ändern, um zu einem späteren Zeitpunkt feststellen, dass unbedacht gehandelt wurde. Vermutlich erwartet man eine Normalisierung und die Rückkehr zu den langfristigen Durchschnitt mit ca. 10-12 Projekten pro Review. Ich habe einige Zweifel, dass es dazu kommen wird und möchte euch meine Argumente kurz vorstellen.
Ideas geht davon aus, dass die Entwicklung durch die Sondereffekte der Pandemie bedingt ist. Die Ideas-Nutzerzahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: Im Oktober 2019 wuchs die Ideas-Gemeinde auf 1.000.000 Nutzer an und im Mai 2020 umfasste die Plattform 1.235.000 User. Heute mittag können schon über 1.413.000 Fans gezählt werden. Nach unseren Recherchen gab es aber keinen sprunghaften Anstieg während der Lock-Down-Zeit, sondern einen stetigen Zuwachs. Aufgrund des Erfolgs von Ideas wäre eine Anhebung der Grenzen ein logischer Schritt. Vermutlich würden dadurch aber die lizenzfreien Entwürfe benachteiligt werden, da eine Fanbase erst erarbeitet werden muss.
Ein Blick auf die eingereichten Ideen zeigt, dass auch die Beliebtheit stark zugenommen hat: Anfang des Jahres konnten wir zwischen rund 1.800 Projekten auswählen, im Mai waren es schon gut 2.700 und vor einigen Tagen zählte Ideas 3.700 Projekte, die um eure Aufmerksamkeit werben. Hier gilt ebenfalls, dass sich der Zuwachs nicht sprungartig vollzog, sondern langsam und stetig.
Ich möchte euch aber noch auf etwas aufmerksam machen, dass ich erst nach dem Post zur Ideas-Reform entdeckte: In den letzten Wochen sind mir immer wieder Nutzerkonten aufgefallen, die extrem viele Entwürfe unterstützen. Ein Beispiel dafür könnt ihr auf den Screenshots sehen:
Das Nutzerkonto ist seit einem Monat aktiv und supportet fast 2.000 Entwürfe. Ich wage mal die Ernsthaftigkeit und ein mögliches Kaufinteresse in Frage zu stellen. Leider ist das kein Einzelfall und würde auch erklären warum in so kurzer Zeit so viele Stimmen gesammelt werden können. Ich persönlich bezeichne dieses Phänomen als „Stimmeninflation“. Die Unterstützung ist beliebig und unendlich möglich. Ich dachte immer, dass ich schon recht aktiv bin, aber innerhalb eines Jahres komme ich auf nicht einmal 100 unterstützte Projekte.
Deshalb könnte ich mir zusätzlich vorstellen, dass es eine sinnvolle Idee sein könnte, die Stimmgabe entweder auf ein bestimmtes Kontingent pro Review-Periode oder pro Jahr zu beschränken oder die Ende 2018 abgeschaffte Kurzumfrage bei der Stimmabgabe wieder einzuführen.
Ihr könnt die Zukunft von Ideas ein bisschen mitgestalten. Wie das gehen soll? – Ganz einfach: Ideas hat ein Vorschlagswesen (Ideas User Voice). Die User können dort Verbesserungsidee einreichen und in der Vergangenheit wurden auch schon einige Anregungen umgesetzt. Ihr findet dort die Idee zur Anhebung der Grenzen, aber auch die Idee, dass die abgelehnten Vorschläge in Zukunft via Bricklink angeboten werden sollen und die Einführung einer Stimmgrenzung. Hier kommt ihr zur „Ideas User Voice“
Fazit
Ideas hat sichtlich an Bedeutung gewonnen, was ich natürlich gut finde. Ich kann auch sehr gut verstehen, dass eine Regelwerkänderung kein Schnellschuss sein soll. LEGO bewies aber in der Vergangenheit auch, dass reletiv schnell auf Entwicklungen reagiert wird. Das kann ich mir auch in der aktuellen Situation gut vorstellen. Zwischen den Zeilen wird ja auch schon bestätigt, dass sich längerfristig etwas ändern wird. Ob das auch für die Entwurfsflut gilt, bleibt abzuwarten. Ich denke jedoch, das Ideas-Team möchte vorher sicherstellen, dass es sich nicht um eine außergewöhnliche Extremsituation handelt.
Aus euren vielen Kommentaren der letzten Wochen kann ich allerdings ersehen, dass sich angesichts der häufigen Berichterstattung eine gewisse Müdigkeit einstellt, die ich auch gut nachvollziehen kann. Ich persönlich habe ebenfalls manchmal das Gefühl von Beliebigkeit. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, die Regelverstöße häufen sich auf der LEGO Ideenschmiede. Das Beispiel der 737-800 (4.000 Teile) ist eines von vielen weiteren Beispielen, dass es Ideas zur Zeit schwer fällt, die Einhaltung der aktuellen Regeln sicher zustellen.
Ich glaube deshalb, wenn wir weiterhin eine Vielzahl an Review-Projekten sehen werden, wird das Ideas-Team spätestens zum Jahreswechsel ein Änderung beschließen.
Was meint Ihr? Findet ihr die Anzahl der Entwürfe im Review genau richtig oder fühlt ihr euch überfordert? Ist die Entscheidung von Ideas richtig erstmal abzuwarten oder sehnt ihr euch nach einer Reform? Seid ihr auch schon gespannt welche Änderungen geplant sind, um die neue AFOL-Strategie umzusetzen? Habt ihr eine Idee was das sein könnte? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare.