Update (2. Juni, 12:19 Uhr): LEGO hat über das LAN (also das von außen nicht einsehbare LEGO Ambassador Network) ein Statement zur Preiserhöhung veröffentlicht, das nun bei den von LEGO anerkannten Fanmedien veröffentlicht wurde und das wir hier gerne an euch weiterreichen wollen. Wir haben das Statement für euch übersetzt und darunter zusätzlich den originalen Text in englischer Sprache eingebunden:
Die gegenwärtigen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen in Form von gestiegenen Rohstoff- und Betriebskosten wirken sich auf viele Unternehmen aus.
Für uns als Unternehmen steht der Verbraucher im Mittelpunkt, und wir haben diese Kosten eine Zeit lang aufgefangen, um die Preise stabil zu halten. Da diese Kosten jedoch weiter rapide gestiegen sind, haben wir beschlossen, die Preise für einige unserer Sets zu erhöhen. Diese Erhöhung wird im August und September in Kraft treten.
Die Erhöhung wird je nach Set unterschiedlich ausfallen, wobei sich die Preise bei etwa einem Viertel des Portfolios ändern werden. Bei einigen Sets werden wir die Preise nicht ändern, bei anderen wird es eine einstellige Erhöhung geben und bei größeren, komplexeren Sets wird die prozentuale Erhöhung höher ausfallen.
Wir werden weiterhin daran arbeiten, dass unsere Produkte ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und sind uns bewusst, wie wichtig dies für unsere Fans und alle, die unsere Produkte lieben, ist.
Unsere Presseanfrage mit detaillierteren Nachfragen blieb bisher unbeantwortet, allerdings ist seitdem auch noch kein ganzer Tag vergangen.
Über einen Abschnitt im Statement stolpern wir auch nach mehrmaligem Lesen immer wieder, denn hier stellt LEGO einige falsche Behauptungen auf, die sich nicht mit den von uns veröffentlichten, konkreten Preisveränderungen deckt. Wir zitieren an dieser Stelle aus dem englischen Statement aus dem LAN:
On some sets we will not alter price, on others there will be a single digit increase and on larger, more complex sets the percentage increase will be higher.
LEGO sagt also, dass bei den größeren Sets die „prozentuale Preiserhöhung“ höher ausfallen wird, während bei (nicht näher definierten) anderen Sets, eine „einstellige Erhöhung“ fällig wird. Ob man bei der „einstelligen Erhöhung“ nun von Prozenten oder in Absoluten spricht, wird leider nicht ganz deutlich. Dennoch sagt LEGO mit dem Statement aus, dass die prozentuale Erhöhung bei den großen Sets höher sein wird, als bei den kleineren Sets – unsere unten eingebundene Liste zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist: Bei den kleinen Sets (z.B. bei den Speed Champions sind Erhöhungen bis zu 25 Prozent möglich, wo hingegen die größten Sets in unserer Liste „nur“ zwischen 11 Prozent und 17 Prozent teurer werden.
Falls LEGO also nicht planen sollte, die noch größeren exklusiven Sets, die in unserer Liste bisher fehlen, um mehr als 25% im Preis zu erhöhen, ist das Statement von LEGO nicht ganz korrekt.
Vielen Dank an dieser Stelle übrigens ausdrücklich an Brickset, die (soweit wir das gesehen haben) als einziger internationaler LEGO Blog und Recognized LEGO Fan Medium auf unseren Beitrag verwiesen haben, während andere Veröffentlichungen einige Details aus unserer Liste ohne Nennung von Quellen übernommen haben.
Und da uns eine Nachfrage erreicht hat, ob wir die konkrete Preisliste hier im Blog überhaupt veröffentlichen durften: Selbstverständlich ist es uns als unabhängiger LEGO Blog erlaubt, hier auch Dinge zu veröffentlichen, die die LEGO Gruppe lieber nicht veröffentlicht gesehen hätte. Auch wenn niemand von uns Journalist ist, gehört dies zu unserem Verständnis für journalistische Arbeit. Während wir Leaks von Produkten ablehnen (zumindest solange sie nicht von LEGO selbst oder einem LEGO Händler veröffentlicht wurden), fühlen wir uns abseits davon in unserer Kommunikation nicht an die von LEGO vorgegebenen Kommunikationsrichtlinien gebunden.
Originalbeitrag (1. Juni): Leider starten wir den neuen Monat mit einer schlechten Nachricht für die meisten LEGO Fans: Im September 2022 wird es bei LEGO zu einer Preiserhöhung bei zahlreichen Artikeln im gesamten Sortiment kommen. Insgesamt steigt (nach unserem aktuellen Wissensstand) die UVP von über 100 Sets, wodurch sich eine deutliche Verteuerung des gesamten Sortiments ergibt. In diesem Artikel teilen wir die Liste der betroffenen Produkte mit euch und analysieren die Preiserhöhungen.
Schon Ende letzten Jahres mussten wir euch davon berichten, dass es zum ersten mal seit vielen Jahren Preiserhöhungen im aktiven LEGO Sortiment in Deutschland geben würde. Unsere Analyse der Daten für den gesamten europäischen Raum zeigte, dass tatsächlich, wie von LEGO kommuniziert, eine „Preisangleichung“ für den europäischen Raum erfolgte, bei der es in Deutschland allerdings leider nur in eine Richtung ging: nach oben.
Nachdem wir uns vor einigen Tagen über die höher als erwartet ausgefallene UVP des LEGO Star Wars 75333 Obi-Wans Starfigher gewundert hatten, forschten wir bezüglich einer Preiserhöhung nach und haben nun die endgültige Bestätigung: Es steht eine weitere Welle von Preissteigerungen an, die diesmal nicht mit dem Jahreswechsel erfolgt, sondern stattdessen ab dem 1. September 2022 in Kraft treten wird. Und davon betroffen sind sogar einige Neuheiten, die teilweise noch gar nicht im Handel verfügbar sind.
Inhaltsverzeichnis
Liste der Sets, die teurer werden
Wir haben euch in der unten eingebundenen Tabelle alle Sets aufgelistet, von denen wir bisher wissen, dass ihr Preis ab September 2022 steigen wird. Dort findet ihr unter anderem die alte UVP, die neue UVP und die prozentuale Preiserhöhung.
Insgesamt wissen wir von aktuell 105 Sets, deren UVP steigen wird. Bitte beachtet, dass es sich dabei bisher ausschließlich um Sets aus dem Standard- und Fachhandels-Sortiment handelt. Wir rechnen jedoch fest damit, dass sich vor allem auch bei den teuren, teilweise besonders beliebten Exklusiv-Sets ebenfalls Preiserhöhungen ergeben werden. Es fällt nämlich auf, dass bereits jetzt in der Liste relativ viele Sets enthalten sind, die besonders für das kaufkräftige erwachsene Publikum relevant sind: Rund ein Viertel der Sets trägt die Kennzeichnung „18+“.
Ein Teil dieser Preissteigerungen ist natürlich in gewisser Weise „fiktiv“, denn sie betreffen Sets, die erst nach der Preiserhöhung erscheinen werden. Wir haben diese Produkte dennoch mit aufgenommen, da vorab andere Preise an die Händler kommuniziert wurden und diese die Sets auch basierend auf jenen Preisen bestellen konnten.
Bisher sind übrigens keine Sets von Preiserhöhungen betroffen, die für Ende 2022 auf der LEGO EOL Liste stehen. Für die exklusiven Sets, die Ende des Jahres aus dem Sortiment verschwinden, müsst ihr dementsprechend vermutlich auch nicht mehr mit einer Verteuerung rechnen.
Kurze Analyse der Preiserhöhung
Im Folgenden wollen wir uns die gestiegenen Preise einmal etwas genauer anschauen, wobei uns für eine umfangreiche Analyse vor allem die Daten der exklusiven Sets fehlen. Wir werden uns die Preisänderungen gegebenenfalls noch einmal im Detail ansehen, sobald wir (spätestens im September) die endgültigen Preise für das gesamte Sortiment vorliegen haben.
Aus unserer Sicht sind mehrere Betrachtungsweisen auf die Preisänderungen relevant, nämlich:
- die durchschnittliche prozentuale Änderung der betroffenen Produkte
- die prozentuale Änderung bezogen auf das gesamte Sortiment
- die prozentuale Änderung in Bezug auf den Teil des Sortiments, der nicht in diesem Jahr den EOL-Status erreicht
Insgesamt werden aus dem von uns betrachteten Händlersortiment, das 555 Produkte umfasst, 105 Produkte teurer. Das entspricht rund 19% des Sortiments. Betrachtet man nur diese betroffenen Sets, so erhöht sich der Preis um durchschnittlich etwa 13,7 Prozent. Dem gegenüber stehen allerdings auch 450 Sets, die nicht teurer werden.
Die prozentuale Steigerung bezogen auf das gesamte betrachtete Sortiment (bestehend aus 555 Sets) beträgt 4,5 Prozent. Dazu haben wir jeweils die Summen aller alten und neuen UVPs des Sortiments verglichen.
Von den 450 Sets, die nicht teurer werden, werden 236 Sets zum Jahresende vom Markt genommen und dementsprechend im September nicht mehr im Preis erhöht werden. Wenn man diese 236 EOL-Sets nicht in die Berechnung mit aufnimmt, beträgt die Preissteigerung für das „aktiv bleibende“ Sortiment rund 6,8 Prozent.
Einige Sets der Liste werden übrigens nach der Preiserhöhung im Januar 2022 bereits zum zweiten mal im Preis erhöht. Auch diese Produkte wollen wir euch noch einmal kurz in einer eigenen Tabelle auflisten. Teilweise entstehen hier aus deutscher Sicht Preiserhöhungen von über 30% im Vergleich zum Vorjahr.
Unklare Situation für den internationalen Markt
Die von uns hier betrachteten Preisänderungen beziehen sich auf den deutschen Markt. Aufgrund der von LEGO angestrebten Harmonisierung in Westeuropa gehen wir davon aus, dass zumindest für die anderen Länder, die LEGO intern zu Westeuropa zählt, die Preise im gleichen Maße steigen werden – denn falls nicht, ist die Harmonisierung nach nur neun Monaten wieder hinfällig.
Für den internationalen Markt haben wir keinerlei Daten zu den Preisänderungen vorliegen. Wir gehen aber davon aus, dass auch abseits von Europa die Preise vergleichbaren Änderungen unterliegen werden. Eine entsprechende Anfrage an LEGO haben wir heute gestellt. Von einer früheren Anfrage Im Vorfeld der Veröffentlichung unseres Artikels haben wir nach zuletzt schlechten Erfahrungen abgesehen. LEGO veröffentlichte in der Vergangenheit wiederholt die Antworten auf unsere Presseanfragen zuerst über das LEGO Ambassador Network, auf das wir keinen Zugriff haben, da wir nicht zu den Recognized LEGO Fan Media zählen.
So begründet LEGO die Preiserhöhung
LEGO selbst gibt an, trotz „anhaltend hoher Kostensteigerungen über die letzten beiden Jahre“ daran gearbeitet zu haben, „die Preise auf stabilem Niveau“ zu halten. Nun hätten „außerordentliche Kostensteigerungen in den Bereichen der Energie, der Logistik und der Rohstoffe“ dazu geführt, dass man die Preise nicht mehr halten könne und nun die Preisliste anpassen müsse. So formuliert es LEGO in einer E-Mail gegenüber Händlern, die unserer Redaktion vorliegt.
Eine erste Einschätzung
Die Beurteilung dieser Preiserhöhung fällt schwer, denn ohne Frage sind Verteuerungen aus der Sicht von Fans und Kunden immer negativ und niemals Grund zur Freude. Allerdings muss beachtet werden, dass LEGO mit diesen Preiserhöhungen bei weitem nicht alleine dasteht und viele andere Hersteller (auch in der Spielwarenbranche) in den vergangenen Monaten ähnliche und teilweise deutlich drastischere Schritte gegangen sind. Dass vor allem die Energiepreise überall aufgrund der aktuellen Weltlage gestiegen sind, ist kein Geheimnis und auch die Preise für Kunststoffgranulate sind in den letzten beiden Jahren stark gestiegen. Das wirkt sich entsprechend auf die Kosten in fast allen Bereichen aus: Die Inflationsrate lag zuletzt im Mai bei 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Dem gegenüber stehen bei LEGO Rekordgewinne in den vergangenen Jahren, sodass aus Kundensicht für eine (aus deutscher Perspektive erneute) Preiserhöhung vermutlich wenig Verständnis aufgebracht werden dürfte. In Anbetracht der ohnehin schon gestiegenen Lebenshaltungskosten für viele Menschen sind wir gespannt, wie sich dieser Schritt auf die Absatzzahlen von LEGO auswirken wird. LEGO wird als Luxusgut (ähnlich wie aktuell Spargel) sicherlich ohnehin schon zu den Produkten gehören, für die manche nun weniger Geld ausgeben können. Eine erneute Preissteigerung wird diese Situation nicht verbessern.
Die Frage, wie ihr die kommenden Preiserhöhungen bei LEGO ab September 2022 findet, erübrigt sich wohl für die bei uns obligatorische Fragerunde im letzten Absatz… Das Thema darf natürlich trotzdem gerne diskutiert werden, wir wollen aber vorsichtshalber bereits vorab um die Einhaltung unsere Netiquette bitten. Bleibt freundlich zueinander und tauscht eure Sichtweisen aus. 🙂