Es ist Anfang Dezember, das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und auch der Höhepunkt der alljährlichen LEGO Messen in Deutschland liegt bereits hinter uns: die Bricking Bavaria. Gino hat euch die gigantische Ausstellung bereits kurz nach dem Event in einem kleinen Beitrag vorgestellt, doch dieses Wochenende soll es noch einmal um ein Modell im Besonderen gehen: Die große RogueBricks Collab-Anlage, die in diesem Jahr das antike Griechenland zum Thema hatte.
Gleich zwei Artikel haben wir zu diesem gigantischen MOC vorbereitet: Teil 2 erscheint morgen und wird euch die Gemeinschaftsanlage mit all ihren Details und Besonderheiten in voller Gänze näherbringen. Doch kein Modell entsteht ohne sorgfältige Planung und Vorbereitung: Wie das riesige Griechenland überhaupt realisiert werden konnte, soll Thema dieses Artikels werden. Ich durfte in diesem Jahr zum ersten Mal Teil des Gemeinschaftsmodells sein und ein kleines Modul beitragen, anhand dessen ich euch zeigen möchte, wie die Koordination und Entstehung eines solchen MOCs ablaufen. Aber auch einige Bauprozesse anderer Teilnehmer, die ganz besondere Herausforderungen zu bewältigen hatten, möchte ich euch vorstellen, bevor morgen, im zweiten Teil, all diese Puzzlestücke zum großen „Rogue Odyssey“-Modell zusammengesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
RogueBricks Gemeinschaftsanlagen
Die LEGO Online-Community RogueBricks existiert seit 2017 und hat sich in den letzten Jahren vor allem einen Namen durch die großen Gemeinschaftsanlagen gemacht, mit denen sie immer wieder auf LEGO Events vertreten ist. Besonders die MOCs für die jährliche Bricking Bavaria erreichen oft gigantische Ausmaße, sind aber dennoch auch detailverliebt bis in den letzten Winkel. Die Themen sind meist historisch, wie beispielsweise beim „Port Rogue“ Piratenhafen von 2018:
Auch auf StoneWars gibt es bereits mehrere Berichte über die alten Anlagen, einerseits natürlich, weil Jonas ein „Rogue“ der ersten Stunde ist, aber auch, weil die großen MOCs einfach immer einen Bericht wert sind. Werft gerne noch einmal einen Blick auf den Artikel zu den Adventure Islands, wenn ihr die noch nicht kennt, oder erkundet zusammen mit Jonas die Westernlandschaft des verschneiten Kanadas von „Rogue Frontier„:
Zieht eure wärmsten Mäntel an, RogueBricks hat wieder ein riesiges LEGO Gemeinschaftsprojekt umgesetzt, das auf über 100 Grundplatten eine bergige Wild-West-Landschaft darstellt. Wir stellen euch das Modell mit ganz vielen Bildern vor und geben einen […]
„Rogue Frontier“ war auch das erste Collab, also „Collaborative MOC“, der Rogues, das ich auf der Bricking Bavaria 2022 live erleben konnte. Aber nicht nur haben die Mitglieder der Onlinecommunity hier mal wieder gezeigt, was sie alles drauf haben, sondern in Fürth wurde, unter strengster Geheimhaltung, bereits das nächste Collab-Thema ausgemacht. Nach dem kalten Kanada sehnte man sich nach mediterranem Klima und entschied, für 2023 ein gigantisches Griechenland der Antike umzusetzen.
Karten, Standards und die frühe Organisation
Die Planung des gigantischen Projekts übernahm das Organisationsteam hinter RogueBricks zusammen mit unserem Mitglied und Alt-Historiker Kevin (Skywalter), der immer ein Auge auf die historisch korrekte Umsetzung aller Ideen hatte.
Auf Basis eines frühen Konzeptbilds konnten zunächst alle Teilnehmer:innen Orte, Ereignisse oder Mythen vorschlagen, die sie gerne thematisieren würden. Ein grober Vorschlag, in welcher Größe das entsprechende Modul geplant wäre, ermöglichte es außerdem allen, selbst zu bestimmen, wie groß ihr Anteil an der Gemeinschaftsanlage sein würde. Denn natürlich hat nicht jeder gleich viele Steine oder Zeit, die er in ein solches Projekt investieren kann.
Auf Basis dieser Wünsche wurde ein digitales Mikromodell vom Organisationsteam erstellt, das einen Überblick über das Layout der Collab schaffen sollte. Rasterkarten ermöglichten es den Teilnehmenden, auf einen Blick ihre Nachbarn auszumachen.
Um ein einheitliches Gesamtbild zu wahren, wurde ein Katalog aus Standards erstellt, die als Richtlinie beim Bauen gelten sollten. Das Meer wurde, wie immer bei Rogue Collabs, aus trans light blue 1×2 Fliesen gebaut. Ein darunterliegender Farbverlauf aus Grautönen soll die Wassertiefen darstellen. Strände wurden in tan und dark tan gestaltet. Die Felsen sind dieses Jahr erstmalig mit Wedges und Curved Slopes, statt mit regulären Dachsteinen, gebaut. Wie die Erfahrung gezeigt hat, war das wesentlich anspruchsvoller, sah aber auch ästhetischer als in den Jahren zuvor aus. Wiese sollte im Verhältnis 9:1 aus dem hellen bright green und dem giftgrünen lime gebaut werden.
Für die Vegetation hat Jonas Olivenbäume, Zypressen und Büsche entworfen, und sie als Stud.io Dateien zum Nachbau bereitgestellt, damit auch die Bepflanzung des Gemeinschaftsmodells einheitlich aussieht.
Auch die Architektur war von Standards geregelt: Der Großteil der Gemeinschaftsfläche sollte von weißen, klassisch griechischen Gebäuden dominiert werden, während für Troja eine beige, eher minoische Bauweise vorgesehen war.
Außerdem gab es Standards für Straßen, Wege, Figuren und sogar für die Unterwelt. Der ganze Katalog ist so lang, dass man munkelt, nicht einmal die Teilnehmer:innen hätten ihn alle vollständig gelesen. 😉 Alle Einzelheiten werde ich euch deshalb ersparen.
Ein Modul entsteht
Für mich ist „Rogue Odyssey“ die erste Collab gewesen, an der ich mitwirken durfte, weshalb ich mich entschieden habe, klein anzufangen und nur ein bescheidenes 1×2 Modul (32×64 Noppen) beizusteuern. Beim Durchblättern eines Kinderbuchs über das antike Griechenland bin ich auf eine Skizze eines antiken Fischerdorfes gestoßen und entschied, mich an einer solchen Siedlung zu versuchen. Im fertigen Layout wurde mir für meinen Beitrag ein Bereich vor Trojas Stadtmauer zugewiesen, in dem das Fischerdorf entstehen sollte.
Der Grundriss
Als Erstes machte ich mich daran, einen groben Grundriss für mein Modul festzulegen. Ohne groß zu planen, wurden Strand und Fels-Küste verlegt, um das Fundament für mein Dorf zu umgrenzen. Dabei ließ ich die Küstenlinie möglichst nah entlang des Wassers verlaufen, um genügend Platz für meine Gebäude zu haben. Gleichzeitig habe ich versucht, eine zu geradlinige Wasserkante zu vermeiden und Platz für einen Steg in einer kleinen Bucht zu lassen. Ein Referenzpfeiler half mir, die Steigung einzuschätzen, die mein Modul benötigen würde, um das elf-steine-hohe Ecknachbar-Modul zu erreichen.
Als Nächstes machte ich mich daran, die Felsen auf meinem Modul auszuschmücken. Die Kombination von Curved Slopes und Wedges nahm einiges an Zeit in Anspruch, um ein zufriedenstellendes und lücken-freies Ergebnis zu erzielen, aber die Arbeit hat sich gelohnt, wie ich finde. Den Strand habe ich ebenfalls noch etwas fortgeführt.
Wege, Rasen und die Steigung wurden zunächst nur grob angedeutet, um die Höhenlage im Modell einschätzen zu können. Später habe ich die Akzente in lime hinzugefügt und Bäume und kleine Pflanzen ergänzt. Zunächst aber galt es, die Gebäude zu definieren.
Gebäude und die Qual der Farbwahl
Als Referenz für antik-griechische Architektur zog ich einige Konzeptbilder für das Videospiel Assassins Creed: Odyssey zurate. Speziell mit folgendem Bild habe ich die Anordnung meiner Gebäude geplant:
Mein großes Haupthaus habe ich maßgeblich nach dem Vorbild des Gebäudekomplexes im Bildhintergrund gebaut. Aufgrund des beschränkten Platzes konnte ich allerdings nur eine Terrasse und keine der Treppen umsetzen. Außerdem hat es mir der Bogen links im Bild als Durchgang angetan, den ich ebenfalls in meinem Modul unterbringen wollte. Problematisch war die Wahl der Fassaden-Farbe. Einerseits zeigten meine Referenzbilder, wie auch das oben eingebundene, hell verkalkte Wände. Aufgrund der Lage meines Moduls vor der Mauer Trojas musste ich allerdings zwingend in der Farbe Tan bauen, da die Häuser sonst aus dem Gesamtbild hervorgestochen hätten.
Letztlich habe ich mich für eine beige-braune Farbpalette entschieden, die zwar weniger griechisch aussieht, sich aber stimmig in das Troja Layout eingefügt hat. Der Baustil für Häuser wurde maßgeblich von Elias (Brickleas) und Gerrit (gGh0st) geprägt, die bereits früh erste Work-in-Progress Bilder geteilt haben und an deren Bautechniken ich mich daher orientiert habe. Nachdem also sowohl die Farbpalette, als auch der Baustil definiert waren, habe ich mich zuerst daran gemacht, das große Haupthaus zu bauen. Dieses musste ich aus Stabilitätsgründen fest mit den Baseplates verbinden. Einige Bäume, Pflanzen und der in der Zwischenzeit überarbeitete Pfad runden das Gesamtbild ab.
Den geplanten Durchgangs-Bogen habe ich einzeln gebaut und als „Fertigteil“ in das Modell eingefügt. Im Boden hatte ich eine Rille gelassen, in die sich die dünne Wand einfach hineinschieben ließ. Ein kleines Fass klemmte den Durchgang endgültig fest:
Das kleine Nebenhaus habe ich auf einer Kette von Scharnieren befestigt, damit es angewinkelt, aber dennoch stabil auf dem Untergrund steht. Die angewinkelte Wand schließt das Ende des Bogens bündig ab. Ein Interior hat das kleine Gebäude, wie auch das Große, nicht.
Die kleine Siedlung war damit fertiggestellt – zum Fischfang fehlte nur noch ein Steg, den ich separat gebaut habe. Lediglich an einer einzelnen Noppe wurde der Holzpier befestigt. Dadurch konnte er angewinkelt werden und fügt sich ein wenig organischer und natürlicher in die Landschaft ein. Vorbild war auch hier wieder einmal das oben eingebundene Konzeptbild.
Minifiguren
Um ein Modul mit Leben zu füllen, braucht es noch Minifiguren, die die gesamte Szenerie etwas auflockern. Meine Minifiguren habe ich vorrangig aus meinem Vorrat an Star Wars und Harry Potter Charakteren zusammengestellt. Bei Bedarf haben andere Rogues natürlich auch ausgeholfen, wenn irgendwo etwas gefehlt hat. Mir wurde freundlicherweise eine Ziege für meinen Hirten geliehen. Auch die Soldaten, die strengen Standards unterlagen und aus teilweise recht kostspieligen Teilen bestanden, konnten beim Organisationsteam geborgt werden.
Mythen, Sagen und historische Referenzen
Neben dem alltäglichen Leben der Antike sollte die Rogue Collab 2023 auch bekannte Mythen und Legenden der alt-griechischen Literatur wiedergeben. Orte wie der Hades, die Stadtmauer von Troja oder der Olymp boten zwar aus offensichtlichen Gründen mehr Optionen für solche Referenzen als zum Beispiel mein einfaches Fischerdorf. Doch auch in der kleinen Siedlung gibt es zwei Anspielungen auf die antike Geschichtenwelt:
Der Legende nach war es König Akrisios von Argos bestimmt, dass ihm der Sohn seiner Tochter Danaë Unglück bringen würde. Als er sie trotz strengster Bewachung einen Sohn, Perseus, von Zeug gebärt, werden die beiden kurzerhand in eine Kiste gepackt und auf dem Meer ausgesetzt. Zeus und Poseidon aber wachen über sie und so erreichen beide die Kykladeninsel Seriphos, wo der Fischer Dictys sie rettet. Genau diese Szene habe ich am Steg meiner kleinen Fischersiedlung nachgestellt.
Abseits der Welt von Sagen und Legenden habe ich außerdem eine bekannte historische Persönlichkeit in mein Modul aufgenommen, die hier ihre letzten Worte spricht: „Noli turbare circulos meos!“
Bei der Belagerung von Syrakus soll der Mathematiker und Ingenieur Archimedes Kreisberechnungen angestellt haben, als ihn ein römischer Eroberer aufforderte, ihm zu folgen. Archimedes, von der kriegerischen Handlung um ihn herum unbeeindruckt, soll gesagt haben: „Störe meine Kreise nicht“, woraufhin der gereizte Soldat ihn erstach. Das Setting ist hier ein anderes, und der Soldat ist genaugenommen ein trojanischer, aber das hat mich nicht davon abgehalten, dieses historische Easter-Egg zu verbauen.
Für die fertige Collab wurden außerdem kleine Tafeln mit Erklärungen historischer Ereignisse und mythischer Erzählungen vom Organisationsteam vorbereitet. Diese wurden rund um das Modell herum verteilt aufgestellt, um den Besuchern weitere Informationen zu all den Details zu vermitteln.
Am Rand der Welt
Ein Arbeitsschritt, der beim Collab-Bau besonders wichtig ist, ist das Abstimmen des Randverlaufs mit anderen Teilnehmer:innen. Da mein MOC zum Teil an Wasser angrenzte, musste ich mich nur mit zwei anderen Rogues absprechen, wie unsere jeweilige gemeinsame MOC-Kante auszusehen hatte. Da beide allerdings später mit dem Bauen angefangen haben, als ich, haben wir nicht parallel einen Übergang ausgearbeitet, sondern einfach die von mir vorgegebene Kante als Ausgangspunkt für die anderen Module genutzt. Dazu musste ich meine Modulränder vor allem gut sichtbar dokumentieren. Das geschah zum einen mit Fotos, aber auch mit Studiomodellen der Kante, die das Zählen der Höhenlagen etwas vereinfachen sollten, wie beispielsweise hier auf der Rückseite:
Meine Modulnachbarn haben dann beide sehr gut die von mir begonnene Landschaft fortgeführt, sodass beim Zusammensetzen am Aufbautag die Kante plötzlich unsichtbar wurde und die ganze Region wie aus einem Guss aussah.
Das fertige Modul
Das fertige Modul könnt ihr auf diesen Bildern noch einmal in voller Gänze betrachten:
Alle interessanten Details und Szenen, die auf den großen Bildern weniger zur Geltung kommen, könnt ihr auch auf den Detailfotos noch einmal erkunden:
Aber in diesem Artikel soll es nicht allein um mein Modul gehen, sondern auch um die Planung der Collab allgemein. Deshalb möchte ich euch auch einige Module kurz vorstellen, die gänzlich andere Herangehensweisen erfordert haben, als bei mir.
Weitere Module
Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht vorgreifen und schon zu sehr auf die fertige Collab eingehen. Da aber natürlich einige andere Teilnehmer:innen auch andere Herausforderungen zu bewältigen hatten, um ihr Modul fertig zu stellen, möchte ich gerne auch einige „fremde“ Workflows hier vorstellen und verschiedene Rogues zu Wort kommen lassen:
YgrekLEGO: Der Hades
Gino aka YgrekLEGO hat in diesem Jahr große Teile des Hades gebaut. Diese wurden unter die reguläre Landschaft gebaut und mussten daher einiges an Stabilität aufweisen:
„Als wir uns auf ein Thema für die Gemeinschaftsanlage 2023 geeinigt hatten, war ich sofort total begeistert und wusste, ich wollte mich thematisch unbedingt mit dem Hades, der griechischen Unterwelt, beschäftigen. In unserem Grundlayout war dafür nur an einem Ende Platz, auf der Athener Seite, wo das Gelände bis zum Olymp hin aufsteigt und Platz für eine Unterkonstruktion bietet. Das hieß auch, das die Unterkonstruktion das Gelände tragen und gleichzeitig ein voll ausgestaltetes Innenleben beherbergen musste. Die Entscheidung war, die gesamte Rückseite des Modells mit dem Hades zu untertunneln, insgesamt 9 Baseplates lang, wovon ich 7 gestalten wollte. Da hatte ich mir was vorgenommen! Gut, dass ich schon Monate im Voraus angefangen habe. Genau eine Woche vor der Bricking Bavaria wurde ich fertig mit dem letzten Modul. Immer wenn ein weiterer Teil fertig gestellt war, habe ich ihn mit 10 kg Gewicht aus Büchern und alten Laptops beschwert und ihn damit über eine Woche lang einem Stresstest unterzogen.
Meine Horror-Vorstellung war, das mir Teile Athens oder der Olymp in den Hades krachen würden, daher die Vorsicht und die sehr stabilen Stützpfeiler, die jeweils mit mehreren Brackets und SNOT Steinen verschachtelt gebaut, unheimlich stabil und in alle Richtungen konstruiert sind.
Eine weitere Herausforderung war, dass das Licht der Messehalle natürlich nur schlecht in meine Module hereinreichen konnte, weshalb ich von Beginn an alle Modelle komplett mit LED Lichterketten verkabelt habe. Das war gerade für mich sehr wichtig, damit alle Details im Hades gut zu sehen waren. Mit viel Mühe und guter Planung ist mir auch das aber ziemlich erfolgreich gelungen.“ – Gino (YgrekLEGO)
Vaionaut: Schiffsdock und Tempel in Athen
Johannes (Vaionaut) hat sein Modul in diesem Jahr vollständig digital geplant. Die benötigten Teile hat er erst einige Wochen vor der Ausstellung bestellt, um dann, seiner digitalen Planung folgend, das finale Modul fertigzustellen:
„Nachdem wir im Organisationsteam die Standards und ein grobes Layout ausgearbeitet hatten, konnte ich mich der Planung meines eigenen Moduls widmen. Dieses sollte nicht weniger als 9 Baseplates umfassen und zentral an der Küste Athens liegen.
Hier sollte ein großer Schiffsdock entstehen, wobei mir einige Screenshots aus Assassins Creed: Odyssey als Inspiration dienten. Die Herausforderung dabei war jedoch, dass das Gebäude Richtung Landesinnere ganz leicht ansteigen sollte. Hierzu einfach ein Dach schräg aufzusetzen, kam dabei nicht in Frage, da dies auch die Dachabschlüsse in Schräglage versetzen würde. Deshalb probierte ich verschiedenste Bautechniken in BrickLink Studio und landete schließlich bei einer Kombination aus 1×1 Brackets und gesnotteten 1×2 Jumpern, welche mir auch auf dem geringen Platzangebot unter dem Dach erlaubte, dass die Seiten des Docks pro Noppe immer nur um 1/4 Plattenhöhe ansteigen. Der Platz war auch deshalb begrenzt, da ich das Dock möglichst offen gestalten wollte, um den Blick auf das darin liegende Schiff nicht zu sehr zu verdecken.
Neben dem Dock mitsamt Segelschiff wollte ich außerdem noch einen größeren Tempel und einen runden Pavillon auf einer höher liegenden Ebene meines Moduls unterbringen, wobei ich mir auch hier die Arbeit durch ausgiebige Vorplanung mit Studio erleichtert habe. Beim Tempel habe ich vor allem viel Zeit in die oben umlaufende Verzierung gesteckt, welche recht komplexe SNOT-Techniken, u.a. mit Minecraft-Kisten, enthält. Außerdem fand ich die Verwendung stufenartig aufgereihter 1×2 curved Slopes für das Dach interessant, welches schließlich noch mit den goldenen Eiern aus dem trimagischen Turnier gekrönt wurde. Bei den Säulen des Rundpavillons habe ich auf ein altes und leider recht seltenes Zahnrad aus den 90ern zurückgegriffen, bei welchem ich Bars zwischen dessen „Zähne“ gesteckt habe.
Der eigentliche Bauprozess startete bei mir erst wenige Wochen vor der Ausstellung. Hierfür habe ich einen Großteil der benötigten Elemente erst kurzfristig geordert, als ich mit meiner digitalen Planung zufrieden war. Aus den in Studio erstellten Modellen ließen dazu sich einfach BrickLink Wanted Lists generieren, von denen ich dann die Teile wieder abgezogen habe, welche bereits sicher in ausreichenden Mengen in meiner Sammlung waren. Vor allem die Landschaft stellte mich kurz vor Schluss aber nochmals vor eine Herausforderung mit dem aufwendigen Rockwork an der Steilküste, welches ich etwas unterschätzt hatte. Noch am Tag vor der Anreise nach Friedrichshafen ergänzte ich letzte Details wie ein kleines Monument hinter dem Tempel und einen Olivenbaum, der einen Platz zwischen meinem Modul und den dahinterliegenden Straßen Athens zieren sollte. Bei den langen Bauabenden (und -nächten) hatte ich jedoch stets gute Unterhaltung mit Hangouts auf unserem RogueBricks Discord oder den dienstäglichen Streams von Jonas und Lukas 😉“ – Johannes (Vaionaut)
Felix_The_Builder: Insel der Medusa
Felix_The_Builder hat in seinem Modul Licht und Bewegung verbaut. Beides benötigt Strom, was eine kleine Herausforderung bei der Planung des Collabs dargestellt hat.
„Attraktiv ist alles was leuchtet und sich bewegt. Das trifft insbesondere auf große Gemeinschaftsanlagen zu, bei denen sowohl Kinder- als auch Erwachsenenaugen angesichts der Detailfülle oftmals überfordert sind. So war auch in diesem Jahr das Ziel, ein wenig Beleuchtung und Bewegung in Rogue Odyssey zu integrieren.
Ich habe bei meiner Insel der Medusa beides umgesetzt. Micro-LEDs, deren Verdrahtung im Eigenbau hergestellt wurde, sind geschickt in LEGO-Elemente integriert worden. So sind die Grotte und die Höhle der Medusa mit schaurig grünem Licht beleuchtet. Die Schlangenskulptur im kleinen Tempel leuchtet von innen heraus, und die Fackeln vor dem Portal zur Höhle flackern wie in echt.
Außerdem sollte die ikonische Auseinandersetzung zwischen Perseus und Medusa angedeutet werden. Dazu dreht Perseus sich, den Schild zum Schutz vor dem tödlichen Blick der Medusa erhoben, jedesmal weg, wenn Medusa aus dem Höhleneingang erscheint und wieder zu ihr hin, wenn sie darin verschwindet. [Eine vollständige Version des unten eingebundenen Videos findet ihr hier]
Beide Bewegungen werden von einem LEGO Technic Power Functions Motor angetrieben. Dieser dreht sich permanent in eine Richtung, während sowohl die geradlinige Hin- und Herbewegung der Medusa, als auch die halbkreisförmige Bewegung von Perseus mittels Koppelgetriebe umgesetzt sind. Das Technic-Modul findet im Unterbau des Hochplateaus platz.
Der Motor bekommt seinen Strom von einem LEGO 9V Eisenbahntrafo, das gute alte „Arbeitspferd“, die LEDs werden per USB Anschluss mit 5V versorgt. Die Kabel werden in einem schmalen Kanal unterhalb der Wasserplatten nach außen geführt, so dass die Funktionen jederzeit an- oder abgeschaltet werden können.“ – Felix_The_Builder
Nando: Trojanische Mauer
Nando gehörte zu den Teilnehmern, die an der trojanischen Stadtmauer gearbeitet haben. Dabei musste vor allem die einheitliche Gestaltung des riesigen Bollwerks gewährleistet werden.
„Die Besonderheit an der Mauer von Troja ist gewesen, dass sie sich über drei Teilnehmer erstreckt hat. D.h. wir mussten schon sehr harmonisch zusammen bauen, dass es wie eine gesamte Mauer wirkte. Daher hatte ich mich auch mit Jonas getroffen um das Ganze mal ein bisschen zu planen. Zu dem Zeitpunkt hatte Jonas bereits schon das Design des großen Tors vorgegeben, sehr praktisch, so hatte man einen guten Start um die gesamte Mauer durchzuplanen:
Mit Blick auf das Konzeptbild wurde uns klar, dass die Mauer auf der Außenseite komplett sichtbar sein sollte. Außer etwas Begrünung würde es davor nicht viel zu sehen geben. Auf der Innenseite der Mauer dagegen sollte die ganze Stadt und der Trubel drumherum aufblühen, so dass die Mauer optisch in den Hintergrund geraten ist. Wir wollten deshalb vor allem die Außenseite der Mauer im Detail gestalten. Konzeptbilder oder Filme wie Troy (2004) zeigen von der Stadtmauer von Troja meist lange und sehr hohe Mauern. Das konnten wir so natürlich nicht maßstäblich darstellen, da die Mauer zu präsent im Collab-Gesamtbild geworden wäre. Stattdessen haben wir die Mauer geschrumpft. Außerdem war uns auch klar, eine einfache, lange gerade Mauer zu bauen wäre auch zu langweilig gewesen. Um dem entgegenzuwirken, habe ich entschlossen, meine Mauer alle 16 Studs um 3 Studs nach hinten zu versetzen. So konnten wir einerseits die Optik von Jonas‘ Tor-Modul einfangen und konnten andererseits meine Mauer langsam in Richtung meiner zweiten Modulgrenze bewegen, damit Pascal dort mit dem dritten Teil der Mauer anschließen konnte. Außerdem mussten wir auf eine ausgewogene Mischung aus Mauerabschnitten und Türmen an deren Enden achten. So wirkte die lange Front harmonisch und in sich geschlossen.
Zu guter Letzt mussten wir die Burgwehr auf meiner Seite auch offener gestalten, damit die Bogenschützen überhaupt die Möglichkeiten haben konnten, zwischen den einzelnen Mauernabschnitten zu gehen. Mit so vielen Überlegungen und Plänen ging es dann ans Bauen.
Jonas hatte vermehrt verfügbare Steine aus der PAB Wand für sein Modul verwendet. So war es auch für Pascal und für mich einfach, die notwendigen Steine für unsere Mauer-Abschnitte in einer großen Anzahl zu besorgen. Bedingt, dass Jonas in diesem Jahr nicht mit nach Friedrichshafen gefahren ist, habe ich zeitig sein Modul abgeholt und konnte daher daheim besser die Übergänge der Landschaft planen.“ – Nando
Zeit zu packen!
Bis zur letzten Minute wurde fleißig gebaut, bis jedes Modul perfekt war und auf die Reise nach Friedrichshafen gehen konnte. Nur ein letzter Schritt ist noch wichtig gewesen, damit auf der BB auch mehr als nur ein Haufen Einzelsteine ankommen konnte: Eine sichere Verpackung.
Mein Modul habe ich zunächst so weit zerlegt, dass alle Figuren und schlecht befestigten Zubehörteile in einem Beutel transportiert werden konnten. Auch die Bäume, das kleine Haus, der Bogen und der Steg wurden abmontiert und einzeln verpackt. Die Landschaft mitsamt dem Haupthaus habe ich aus Stabilitätsgründen auf einem LEGO Technic-Rahmen transportiert:
Zu guter Letzt wurden alle einzelnen Bestandteile mit sehr viel Polsterfolie in einen großen Karton verpackt und mein Modul war abreisebereit. Wer mehr Selbstvertrauen in die Stabilität seines MOCs gesetzt hat, hat mit nicht ganz so viel Verpackungsmaterial benötigt wie ich, aber auf jeden Fall sind alle Module gut auf der Bricking Bavaria angekommen.
Fazit
An dieser Stelle ist es nun Zeit, diesen Artikel zu einem Ende zu führen. Ich hoffe, ihr habt einen guten Einblick in die Koordination der Rogue Collab bekommen. Morgen wird hier auf StoneWars voraussichtlich Teil 2 der kleinen Artikelreihe erscheinen, der dann endlich die große, ganze „Rogue Odyssey“ Anlage unter die Lupe nimmt und alle Puzzle-Steine zu einem gigantischen MOC zusammensetzen wird.
Für mich war es eine unglaublich schöne Erfahrung, in diesem Jahr Teil der Gemeinschaftsanlage zu sein. Ich fand es extrem spannend, selbst erfahren zu können, wie es jährlich ein kleines Team von Organisatoren schafft, 30 Mitbauende im Zaum zu halten und zu einem wunderschönen Endergebnis zu bringen. Ich hoffe, ihr fandet diesen Blick hinter die Kulissen genauso interessant wie ich!
Habt ihr noch Fragen zur Entstehung unseres RogueBricks Collabs? Wie hat euch dieser Einblick in die Entstehung meines Moduls, und der Gemeinschaftsanlage allgemein gefallen? Kommentiert gerne unter diesem Beitrag!