Bummeln mit der Bimmelbahn: LEGO 10308 Weihnachtlich geschmückte Hauptstraße mit Motorisierung im Review

Review LEGO 10308 Holiday Main Street 78

Stress lass nach, noch zwei Tage bis Weihnachten, und noch immer sind noch nicht alle Geschenke gekauft! Das denken sich wohl auch unsere Minifiguren, die nach einigen Jahren eher magischer Winterdorf-Sets voller Weihnachtsmänner, Elfen und Lebkuchenmenschen endlich wieder etwas Realismus atmen dürfen und ihre letzten Weihnachtseinkäufe an der weihnachtlich dekorierten Hauptstraße zusammenklauben möchten. Doch werden sie im begrenzten Sortiment der beiden Geschäfte etwas finden? Lassen sich Jan-Luca und Lisa-Sophie mit Holzeisenbahn und Geige zufriedenstellen, oder muss doch noch die PlayStation per Express geordert werden? Und wird der Autor dieser Zeilen rechtzeitig den Unterschied zwischen Bremse und Gashebel finden, um die nostalgische Straßenbahn vor Heiligabend nach Hause zu führen?

Kurz vor dem Fest möchte ich mit euch noch einen ausführlichen Blick auf den neuesten Zugang der “Winter Village”-Sammelreihe werfen, die uns nicht nur zwei doppelgeschossige Häuser mit verträumter Architektur und verschlafenem Einzelhandel in die eigenen vier Wände bringt, sondern auch eine historische Straßenbahn, die sich laut Verpackung mit wenigen Handgriffen motorisieren lässt. Spätestens da war mein Interesse geweckt, und so bauen wir uns in den folgenden Kapiteln langsam durch das Set und werfen wie immer einen wohlwollend-kritischen Blick auf ein weiteres LEGO Set. Nicht fehlen darf dabei wieder die Expertise meiner beiden Kinder, die sich verlässlich ungefragt in die Bewertung der Sets auf meinem Bautisch einmischen. Auf meinem Bautisch … Gerade stand das Modell doch noch … Kinder, habt ihr meine weihnachtlich geschmückte Hauptstraße gesehen?!

Set und Verfügbarkeit

Die LEGO 10308 Weihnachtlich geschmückte Hauptstraße ist bereits das 14. Set der beliebten “Winter Village”-Serie der großen Hauptkategorie “Icons”. Am 3. Oktober ist das Modell für VIP-Kunden in den Vorverkauf gegangen und seit dem 7. Oktober allgemein erhältlich. Zunächst wird das Set wie üblich exklusiv bei LEGO verkauft, im Laufe des nächsten Jahres wird es jedoch auch bei LEGO Fachhändlern erhältlich sein, die meist ab September die Weihnachtssets des Vorjahres im Sortiment haben.

Designt wurde das Set übrigens von Pierre Normandin, der seit 2008 für LEGO arbeitet und viele Jahre für zahlreiche City-Sets verantwortlich war, nicht zuletzt auch für eine Reihe von Zügen. Um 2020 herum ist er dann in die “Creator Expert” bzw. heutige “Icons”-Abteilung gewechselt und war dort beispielsweise für die 10277 Krokodil Lokomotive und die 10303 Looping-Achterbahn verantwortlich. Das vorliegende Set ist sein erster Ausflug in die LEGO Winterwelt.

Alle Details im Überblick:

  • Setnummer: 10308
  • Name (englisch): Holiday Main Street
  • Name (deutsch): Weihnachtlich geschmückte Hauptstraße
  • Designer: Pierre Normandin
  • Preis (UVP): 99,99 Euro
  • Anzahl Teile: 1.514
  • Preis pro Teil: 6,6 Cent
  • Gewicht (nur Teile): 1.119 Gramm
  • Preis pro Gramm: 8,9 Cent
  • Anzahl Sticker: 13
  • Anzahl Minifiguren: 6
  • Altersempfehlung: 18+

Rückblick

Die Winter Village Collection ist eine Reihe von LEGO Sets, die seit 2009 jährlich erscheinen und entweder realistische oder fantasievolle Szenen und Gebäude zum Thema Weihnachten zeigen. Die Sets waren ursprünglich Teil der Creator Expert Linie, seit 2020 gehören sie zur 18+ Serie und tragen ein dunkleres Design auf den Kartons. Der Name “Winter Village” wurde hauptsächlich von Fans verwendet und offiziell von LEGO mit dem Set LEGO 10275 Elfenclubhaus anerkannt.

Die insgesamt 14 bisher erschienenen Sets könnt ihr euch hier noch einmal in unserer Tabelle anschauen, die von unserer separaten “Winter Village”-Seite stammt:

Bild Setnr. Name Steine Fig. Release UVP Shop*
LEGO 10199 Weihnachtlicher Spielzeugladen 10199 Weihnachtlicher Spielzeugladen 815 7 2009, 10 59,99 € Amazon.de
LEGO 10216 Weihnachtsbäckerei 10216 Weihnachtsbäckerei 687 7 2010, 10 54,99 € Amazon.de
LEGO 10222 Winterliches Postamt 10222 Winterliches Postamt 822 7 2011, 10 69,99 € Amazon.de
LEGO 10229 Winterliche Hütte 10229 Winterliche Hütte 1.490 8 2012, 10 99,99 € Amazon.de
LEGO 10235 Winterlicher Markt 10235 Winterlicher Markt 1.261 9 2013, 10 99,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10245 Weihnachtliche Werkstatt 10245 Weihnachtliche Werkstatt 883 6 2014, 10 69,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10249 Weihnachtlicher Spielzeugladen 10249 Weihnachtlicher Spielzeugladen 898 8 2015, 10 69,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10254 Festlicher Weihnachtszug 10254 Festlicher Weihnachtszug 734 5 2016, 10 89,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10259 Winterlicher Bahnhof 10259 Winterlicher Bahnhof 902 5 2017, 10 69,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10263 Winterliche Feuerwache 10263 Winterliche Feuerwache 1.166 8 2018, 10 89,99 € LEGO
Amazon.de
LEGO 10267 Lebkuchenhaus 10267 Lebkuchenhaus 1.477 2 2019, 10 89,99 € LEGO
JBS
Proshop
LEGO 10275 Elfen-Klubhaus 10275 Elfen-Klubhaus 1.197 4 2020, 10 89,99 € LEGO
Amazon.de
Steinehelden
Toymi
LEGO 10293 Besuch des Weihnachtsmanns 10293 Besuch des Weihnachtsmanns 1.445 4 2021, 10 99,99 € LEGO
Steinehelden
Alza
KiSebA
LEGO 10308 Weihnachtlich geschmückte Hauptstraße 10308 Weihnachtlich geschmückte Hauptstraße 1.514 6 2022, 10 99,99 € LEGO
KiSebA
LEGO 10325 Almhütte 10325 Almhütte 1.517 5 2023, 10 99,99 € LEGO
LEGO 10339 10339 [Winter Village?] 1.440 -1 2024, 10 ???

Ich selbst bin kein Sammler dieser Reihe, auch weil mich in der Vergangenheit die teils schwierige Verfügbarkeit (mit seltenen Rabatten) der Sets abgeschreckt hat. Einzig den Winterlichten Bahnhof besitze ich aus naheliegenden Gründen, allerdings in einer klimatisch realistischeren, schneefreien Variante. Umso mehr habe ich mich aber gefreut, in diesem Jahr mal ein aktuelles Winterset auf Herz und Nieren zu prüfen.

Verpackung und Inhalt

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Die Verpackung geht mit Abmessungen von 48 cm x 28 cm x 9 cm eher in Richtung Breitwandkino, beim Öffnen ist sie üppig mit Steinen gefüllt.

Die Vorderseite des Sets zeigt einen verspielten Schriftzug, wie wir ihn mittlerweile im dritten Jahr kennen, seit das 10275 Elfen-Klubhaus im neuen “erwachsenen” Umkarton daherkam und eben auch offiziell zur “Winter Village Collection” gezählt wird. Neben dem erwartbarem Diorama des Setinhalts werden wie üblich die Altersempfehlung (18+, die auch hier natürlich reine Marketinggründe hat, das Set ist problemlos von City-erfahrenen, etwas älteren Kindern zu bauen und zu bespielen), die Setnummer und die Teileanzahl zusammengefasst. Nicht zum ersten Mal auf einem Karton zu sehen, aber für mich nicht minder interessant ist das Symbol in der rechten unteren Ecke, das darauf hinweist, dass dieses Modell von ein bis vier Personen gleichzeitig gebaut werden kann.

Auf der Rückseite finden wir eine Rückenansicht der Gebäude, zwei (sich etwas doppelnde) Detailansichten ebenfalls aus dem Inneren der Häuser, außerdem einige Abmessungen des fertigen Sets – und eine ausführliche Gleichung, welche sechs Komponenten zur Motorisierung der Straßenbahn benötigt werden.

Aus dem Karton fallen zwölf beschriftete Tüten für die sieben Bauschritte heraus, außerdem eine größere dunkelrote Platte und ein Umschlag, der knitterfrei die vier Anleitungshefte und den Stickerbogen enthält.

Aufbau

Abschnitt 1

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Im ersten Bauschritt arbeiten wir an einer winterlichen Szene: Ein kleiner Straßenabschnitt mit Schild, Uhr und Briefkasten – teils schneebedeckt – entsteht und ein erstaunlich massiver, aber optisch überzeugender Weihnachtsbaum aus immerhin 136 Teilen! Drei Minifiguren mit brick-built Einkaufstaschen runden die Szene ab.

Sollte man das Set tatsächlich zu viert bauen, kann man diese erste Anleitung problemlos an ein Kind weitergeben, denn diese stecken erfahrungsgemäß mit Freude die Minifiguren zusammen, können schon ein wenig interagieren, während die Erwachsenen die restlichen Bauabschnitte beenden, und werden von den simplen Bautechniken gut mitgenommen.

Ich habe für das untenstehende Foto ganze 18 Minuten Teile sortiert (“geknollt”) und anschließend 20 Minuten entspannt daran gebaut. Gerade der Weihnachtsbaum, dessen vier Seiten man entsprechend oft und identisch zusammenbauen muss, hat einige Zeit in Anspruch genommen.

Abschnitt 2

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Im zweiten Bauabschnitt folgt die untere Hälfte der Straßenbahn sowie ihr Fahrer. Die Fahrzeugbasis ist wie vom Designer zu erwarten routiniert gestaltet, geschickt wird bereits die Motorisierung vorbereitet, wie wir später noch sehen werden. Im Unterbau kommen wieder die neuen Radaufhängungen zum Einsatz, die erstmals 2019 im “Hidden Side”- sowie im Disney-Zug verbaut wurden und die Ablösung für die (wahrscheinlich extern produzierten) metallischen Achsstangen älterer LEGO Züge sind. Das Innere der Straßenbahn ist heimelig nostalgisch; zwar fehlt noch die hölzerne Sitzbank aus dem nächsten Bauschritt, dafür entsteht aber bereits der altertümliche Steuerungshebel, den ich in dieser Form nicht aus historischen Trambahnen kenne. Wisst ihr mehr? Ab in die Kommentare!

Etwas unklar ist mir beim Zusammenbau der eingehauste Teil hinter den Fenstern geblieben; hier wird nicht ganz klar, ob es sich um einen größeren Aufenthaltsbereich für den Tramführer oder eher weitere (sehr schmale) Sitz- oder Stehmöglichkeiten handelt. Da hier später der große Powered-Up-Hub verbaut wird, legt leider nahe, dass dieser Bereich ein notwendiges Übel war, hier fehlte mir beim Bau definitiv etwas mehr Detailliebe. Ein Ärgernis war für mich, apropos Detail, eine sehr früh an nur zwei seitliche Noppen herangesnottete Plate, Modified 1 x 4 Offset (4590), die als vermeintlich optische Auflockerung neben den Rädern verbaut wird, mir aber aufgrund ihrer wenigen Ansatzpunkte und der unüblichen Position ständig beim Bauen und Festhalten der Bahn aus den Noppen sprang. (Später wird sich herausstellen, dass dieses Teil ebenfalls bei der Motorisierung eine Rolle spielt, zum Kabelmanagement.)

An dieser ersten Hälfte der Straßenbahn habe ich 18 Minuten geknollt und anschließend 24 Minuten gebaut. Wie immer habe ich die Sticker zu diesem Zeitpunkt noch nicht angebracht, diese schauen wir uns später noch einmal genauer und vergleichend an.

Abschnitt 3

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Im dritten Schritt vollenden wir die Straßenbahn mit einem schneeweißen Dach und der schon angedeuteten Holzbank, die Platz für vier Minifiguren bietet, auch wenn denen dann ordentlich kalter Fahrtwind um die Nasen weht. An Front und Heck werden feiertagstypisch noch zwei identisch gebaute Kränze gehängt und mit einem (später beleuchtbaren) weißen bzw. roten Licht vollendet.

Das Dach wird im Inneren mit erstaunlich vielen, später trotz transparenter 1×2 Platten fast vollständig versteckter Details gebaut, über die ich mich anfangs gewundert habe. Auch hier wird später beim Motorisieren klar, dass einige später notwendige Teile zum Kabelmanagement an dieser Stelle als unauffällige Reserve vorgehalten werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die entsprechend benötigten Teile muss man im Fall der Motorisierung nicht irgendwo heraussuchen, sondern sie sind direkt im Set versteckt.

Da ich das weiße Tramdach als schneebedeckt lese, fehlten mir beim Bauen dann doch ein paar Eiszapfen – mindestens einen weißen Papagei hätte ich da schon erwartet.

Die letzten 15 Seiten der Anleitung widmen sich schließlich der Motorisierung der Straßenbahn, der wir uns zum Ende dieses Artikels noch einmal zuwenden wollen.

Für diesen dritten Bauschritt habe ich 20 Minuten geknollt (auch deshalb recht lang, weil ich anfangs die kleinere der beiden Tüten zu entleeren vergessen habe) und ebenso 20 Minuten Teile gestapelt.

Abschnitt 4

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Im vierten Bauabschnitt entsteht das erste Gebäude, besser gesagt das Untergeschoss von Herrn Jollies Musikladen. Der Inhaber steht diesem Abschnitt auch Pate. Gebaut wird das Haus in Medium Nougat mit Akzenten in Dunkelblau, Rot und etwas Hellgrau. Ein simples und doch effektvoll realistisches Detail finde ich die gebaute Regenrinne aus Kerzen in Flat-Silver.

Das Schaufenster stellt eine weiße Gitarre und eine Geige aus, die hier nach ihrem Debüt in der Minifiguren-Sammelfigurenserie und zwei Vidiyo-Sets erstmals in einem klassischen Set auftaucht. Im Inneren werden weitere Instrumente ausgestellt: ein Saxofon, ein brick-built Schlagzeug, eine Klaviatur und ein Taktstock (?) an der Wand sowie ein Gefäß mit weiteren Taktstöcken, Schlägeln, Sticks o.ä. Dem Vintage-Thema treu bleibt auch die rustikale Kasse in Sandgrün.

Die enthaltenen Teile habe ich 15 Minuten lang sortiert, bevor ich sie sehr gemächliche 26 Minuten lang zusammengebaut habe.

Abschnitt 5

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Im fünften Abschnitt klettern wir in den zweiten Stock des Hauses, hier wartet eine heimelige sandblaue Teeküche auf uns, der Tisch ist mit Plätzchen und einer weihnachtlichen Kerze geschmückt, auch wenn der Platz nur noch für eine grüne Jumper Plate als Halterung gereicht hat. Die ebenerdigen Stühle befinden sich auf Drehtellern. Wie auch im Geschoss darunter hängen hier (mit Stickern gelöste) Bilder an den Wänden, dieses zeigt das LEGO 10267 Lebkuchenhaus. Das dunkelgraue Dach ist mit zwei Plattenschichten angenehm organisch teilweise von Schnee bedeckt.

Während mir die gedeckten Farben und ihre Zusammenstellung richtig gut gefallen, bin ich mit den vielen gleichförmigen Mauersteinen weniger sicher, hier fehlt mir doch etwas Abwechslung durch mehr Greebling oder auch einfach mal einen umgedrehten Mauerstein.

Für diesen Schritt habe ich 16 Minuten geknollt und dann etwa 19 Minuten gebaut.

Abschnitt 6

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Das zweite Gebäude enthält einen traditionellen Spielzeugladen und wird im sechsten Bauabschnitt begonnen. Auch hier wird zu Beginn die Besitzerin zusammengebaut, doch wir wollen uns erst etwas später genauer mit den Minifiguren beschäftigen.

Im Schaufenster, das auch etwas (hier noch unbeklebte) Werbung enthält, sehen wir einen großen Kuschelhasen und eine schwarze Lok, ein langer Mistelzweig umkränzt die untere Fassade. Im Inneren warten unter anderem ein kleiner Roboter aus wenigen Steinen, Spielzeugautos sowie eine etwas weniger verspielte Kasse auf uns. Als eines der wenigen bedrucken Elemente im Set kommt hier immerhin eine Uhr zum Einsatz. Auch hier dürfen wir auf ein attraktives Farbschema hoffen, das Haus in Tan wird durch die dunkelgrüne und dunkelrote Fassade wertig abgerundet.

Bei diesem Abschnitt habe ich geschlagene 26 Minuten geknollt und gute 29 Minuten gebaut.

Abschnitt 7

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Und schon sind wir im letzten offiziellen Bauabschnitt, in dem wir ein für den Heiligen Abend vorbereitetes Schlafzimmer zusammenstecken. Mit viel Freude habe ich dabei das gewellte, mit einfachen Mitteln gesnottete Bett gebaut, auch der Nachttisch gefällt – leider muss hier aber eine 1×2 Fliese mit einem Wunschzettel beklebt werden. Der kleine Weihnachtsbaum wird dann, im Sinne einer überzeugenden Bau(m)dramaturgie, ganz zum Schluss des Bauprozesses ins Zimmerchen gestellt und ist nach dem gebauten Monsterbaum des ersten Abschnitts ein schönes kleines Weihnachtsbetthupferl.

Die Außenfassade wartet wieder mit einer schönen Schneedecke auf, gerade die mit wenigen großen Teile “beschneite” Dachkante wirkt zipfelmützig, und der Außenstuck um die Fenster und zum Dach hin versprüht einen Hauch Gründerzeit. Ohnehin ergänzen sich in meinen Augen die beiden Gebäude in ihrer Unterschiedlichkeit und doch Vergleichbarkeit gut. Was mir dagegen gar nicht gefallen will (aber über Geschmack kann man nicht streiten), ist die olivgrüne Wandfarbe des Obergeschosses.

Für diesen letzten Abschnitt habe ich noch einmal 25 Minuten Teile geknollt und die Teile dann in 24 Minuten zu einem größeren Ganzen verbunden.

Restliche und besondere Teile

Natürlich bleibt auch bei diesem Bau kein Auge trocken, dafür manches Teil übrig:

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Das Set enthält natürlich auch eine ganze Reihe neuer Teile, die es so noch gar nicht oder nur in wenigen Sets gibt:

  • 98100 2×2 stumpfer Rundstein in Dunkelgrün (exklusiv)
  • 59900 Cone in Dunkelgrün (exklusiv)
  • 28802 1×4 Bracket in Grün (exklusiv)
  • 2465 1×16 Stein in Medium Nougat (exklusiv)
  • 11211 1×2 Stein mit zwei seitlichen Noppen in Medium Nougat (exklusiv)
  • 88292 1x3x2 Bogen in Olivgrün (exklusiv)
  • 30414 1×4 Stein mit vier seitlichen Noppen in Olivgrün (exklusiv)
  • 6124 Zauberstab in Trans-gelb (exklusiv)
  • 76969 Bedruckte Fliese (nur in einem weiteren Set, Minecraft 2020)
  • 96910 Goldbarren in Dunkelgrün (nur in einem weiteren Set, Monkie Kid 2022)
  • 3027 6×16 Platte in Dunkelrot  (nur in einem weiteren Set, Castle 2005!)
  • 41740 1×4 Platte mit 2 Noppen in Dunkelrot (nur in einem weiteren Set, Speed Champions 2022)
  • 11833 4×4 Rundplatte in Grün (nur in einem weiteren Set, Seasonal 2022)
  • 92410 Schrank in Sandblau (nur in einem weiteren Set, Ideas 2022)
  • 23986 Teekanne in Sandgrün (nur in einem weiteren Set, Ideas 2022)
  • 65066 1x6x7 Rundglas in Trans-clear (nur in einem weiteren Set, Disney 2019)
  • 24299 2×2 Wedge Plate links in Grün (nur in zwei weiteren Sets, 2022)
  • 40066 Panel mit Säulenbogen in Hellgrau (nur in zwei weiteren Sets, 2021)
  • 3710 1×4 Platte in Olivengrün (nur in zwei weiteren Sets, 2022)
  • 80326 2×2 Flagge in Rot (nur in zwei weiteren Sets, 2021)
  • 78443 Wedge Plate 6 x 2 links in Weiß (nur in zwei weiteren Sets, 2022)
  • 78444 Wedge Plate 6 x 2 rechts in Weiß (nur in zwei weiteren Sets, 2022)

Die Minifiguren

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Schauen wir uns nun noch einmal die enthaltenen sechs Minifiguren genauer an. Den Anfang macht der Straßenbahnfahrer – dessen Hose ist zwar, wie bei allen anderen Figuren des Sets leider auch, unbedruckt, dafür ist der dunkelblaue Torso mit der großen Taschenuhr umso schöner gestaltet. Er ist allerdings nicht exklusiv in dem Set, sondern so auch im 21335 Motorisierten Leuchtturm zu finden. Die Hälfte der Figuren hat keinen Wendekopf, so auch der Fahrer nicht – was angesichts seiner Mütze auch nicht verwundert.

Daneben sehen wir die vermutliche Besitzerin des Spielwarenladens, die trotz ihrer scheinbar unaufregenden Ausstattung aus einem eher seltenen Haarteil in Dark Orange (letztes Jahr in 76388 Hogsmeade und Anfang des Jahres im 10297 Boutique Hotel zu entdecken) und dem noch selteneren Torso besteht, den wir nur aus dem 60335 City Bahnhof kennen. Auf der anderen Seite ihres bebrillten Kopfes gibt es auch hier kein Wendegesicht.

Eine der Einkäuferinnen aus Bauschritt 1 besitzt wenige besondere Merkmale, allerdings ist ihr gemütlicher Pullover ein eher seltener Gast in LEGO Sets, er war bisher nur im 60336 City Güterzug zu finden.

Die andere Passantin wartet ebenfalls mit seltenem Haarteil und Oberkörper auf: Die Mütze mit herausquellender Lockenpracht (als Gussform im Rahmen von “Hidden Side” entstanden) tauchte in der Minifiguren-Sammelserie 22 neben dem Pony auf, der hellgrüne Pullover war bisher nur im neuen 60330 Krankenhaus mit von der Partie.

Der Inhaber des Musikladens trägt eine gute Kombination von Gesichtsdruck (ohne Wendegesicht) und Frisur, besitzt aber keinerlei besondere Minifigurenbestandteile. Beim Kind mit den kurzen, leider nicht klappbaren Beinen (Wie soll der arme Junge in der Straßenbahn sitzen? Da wundert man sich auch über den alternativen Gesichtsausdruck nicht mehr.) ist ebenfalls nur der Oberkörper mit dem Anorak in Dark Azure ein etwas selteneres Teil (zwei weitere Sets).

Auch wenn die Figuren also insgesamt wenig Sammelwert bieten und in ihrer wenig üppigen Ausstattung eher an ein durchschnittliches City-Set erinnern, so bilden sie doch eine angemessene Personage zur Belebung der Szenerie, und mit Blick auf die Figurendichte der letztjährigen Winterdorf-Sets will ich hier auch nicht meckern.

Das fertige Set

Ich habe erstaunlich viel Zeit in den Bau des Sets investiert, vielleicht aber auch einem allgemeinen Zur-Ruhe-Kommen in der Adventszeit geschuldet: Immerhin 2 Stunden und 18 Minuten habe ich laut meinen Aufzeichnungen Teile ordentlich nebeneinander gelegt und dann 2 Stunden und 42 Minuten reine Bauzeit benötigt. Für den Setpreis bekommt man also doch einiges an Bauzeit geboten, es sei denn, man baut tatsächlich zu viert – dann sollte man nach einer Dreiviertelstunde eigentlich schon fertig sein.

Da das Set in meinen Augen nicht wenig von den aufgebrachten Aufklebern lebt, habe ich für euch mal zwei Gesamtaufnahmen vor und nach dem Bestickern angefertigt und gegenübergestellt:

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Review LEGO 10308 Holiday Main Street 36bReview LEGO 10308 Holiday Main Street 36a

Man sieht ganz gut, dass die Aufkleber für den Eindruck schon wichtig sind – aber natürlich auch, weil auf gebaute Ladenschilder verzichtet wird und mit in der Menge dann etwas übel aufstoßenden 2×4 und 2×6 Fliesen gearbeitet wird. Während ich die Werbung und Haltestellenanzeige an der Straßenbahn durchaus charmant finde, trägt die Fassadenbeschilderung meines Erachtens zu einem etwas flachen Eindruck der Häuserzeile bei – da hätte ich mir doch etwas mehr Modular- oder Creator-Verspieltheit gewünscht. Am unglücklichsten bin ich aber mit der Stickerlage der Innenräume: Gibt es hier wirklich keine bedruckten Fliesen im Inventar, die hier für etwas optische Abwechslung sorgen können? Von dem bereits angesprochenen Aufkleber auf der 1×2 Fliese für die Wunschliste ganz zu schweigen.

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Bleiben wir doch bei der Betrachtung des Gesamtsets noch einen Moment bei den Innenräumen, die für mich den eher schwachen Teil des Sets darstellen. Während ich die Geschäfte überzeugend finde, zumal sie trotz der geringen Gebäudetiefe gut ausgestattet sind, lässt mich der doppelte Wohnraum etwas leidenschaftsloser zurück. Zu schematisch finde ich die Lösung, dass immer über einem Geschäft ein privater Raum angeordnet ist, selbst wenn man es als pars pro toto nimmt und sich nicht fragt, wo die eine Familie denn schlafen und die andere essen soll – immerhin legt erst einmal nichts nahe, dass die beiden Gebäude zusammenhängen. Ebenso schematisch finde ich die Bilder, die fast in jedem Raum brav an nahezu derselben Stelle hängen. In Summe hätte ich mir für die Innenräume deshalb mehr Varianz gewünscht, vielleicht nur der gelungene Schlafraum mit Bett und Weihnachtsbaum und dafür ein zweistöckiges Musikgeschäft, ein Bandprobenraum oder ein kleines Studio, verbunden mit einer kleinen Treppe oder Leiter?

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Überzeugender finde ich da die Außenansicht der Häuser mit ihrer festlichen Dekoration, den gedeckten Wandfarben (von dem bereits angesprochenen Olivgrün abgesehen, mit dem ich mich einfach nicht anfreunden kann) und den gemütlichen Schneeverwehungen auf den Straßen und Dächern. Neben den oft dystopisch modernen City-Häusern in Beton-und-Glas-Brutalismus wirken die beiden etwas verschlafenen Oldschool-Geschäfte wie eine vom Winde verwehte Enklave irgendwo in den Bergen, wo die Zeit einfach stehen geblieben ist. Würde man da nicht gern statt dem hektischen Weihnachtsshoppen einen winterlichen urdeutschen Einkaufsbummel wagen und sich dann von der klappernden Straßenbahn nach Hause kutschieren lassen?

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Seine Stärke findet das Set meiner Meinung nach in der Gesamtwirkung: Die kleine Straßenecke, der große festliche Weihnachtsbaum, die Straßenbahn aus der “guten alten Zeit” und die beiden Häuser als Hintergrundfassaden ergeben auf dem Weihnachtstisch oder dem Fußboden ein locker ausgebreitetes, stimmiges Arrangement, mit dem auch die Kinder oder Enkel entspannt (und baulich robust) spielen können. Trotzdem frage ich mich, ob LEGO mit der Setkonzeption einen Volltreffer gelandet hat. Das erste “realistische” Set seit vier Jahren (zuletzt war es die Winterliche Feuerwache) bricht doch deutlich aus dem Ansatz “ein großes Gebäude” quasi aller Vorjahre aus. Freilicht: Wischt man die winterliche Verklärung aus den Augen, fällt schnell auf, dass die Winterdorf-Häuser nie riesig waren, aber sie haben oft geschickt mit Plastizität und Tiefe gespielt. Wäre es vielleicht schlauer gewesen, ein einzelnes, dann zwei Noppen tieferes und etwas höheres und plastisches Gebäude zu entwerfen, das sich (um nicht zu sehr in die Wiederholung von 10249 Weihnachtlicher Spielzeugladen von 2015 zu treten) eher auf den ehrwürdigen Musikladen konzentriert hätte, vielleicht mit zweistöckigem Verkaufsraum und kleinem Wohnraum unterm Dach? Bringt das Konzept der Hauptstraße so viele Punkte, wenn man dann doch architektonisch viele Abstriche machen muss, dass die Gebäude kaum zur restlichen Reihe passen und dann ja auch noch eine Straßenbahn ins Budget passen muss?

Andererseits bin ich der Letzte, der eine gemütlich knarzende Straßenbahn in der LEGO Welt von der Bettkante stoßen würde, denn Straßenbahnen gab es zuletzt nur alle fünf Jubeljahre im City-Bereich, und dann immer in modernem Design. Die hier in der Hauptstraße zu findenden Tram ist immerhin das erste historische schienengebundene Personennahverkehrsmittel überhaupt im Sortiment, wenn man vom B-Modell vom LEGO Creator 3-in-1 31097 Stadthaus mit Zoohandlung und Café absieht.

Nehmen wir das doch als Anlass, um zuletzt zu diskutieren, ob sich die großflächig beworbene Motorisierung des Sets wirklich lohnt.

Motorisierung

Die Straßenbahn ist “Ready for Powered Up”. Um sie also mit der aktuell von LEGO verwendeten Bluetooth-Technologie fahren zu lassen, sind laut Umkarton bzw. Anleitung folgende Bestandteile notwendig:

  • das vorliegende Set 10308 – logisch, das haben wir ja offensichtlich schon
  • 88009 Powered Up Hub, für 49,99 € nur bei LEGO erhältlich
  • 88011 Powered Up Zugmotor, für 13,99 € nur bei LEGO erhältlich
  • 88005 Powered Up Licht, für 9,99 € nur bei LEGO erhältlich
  • 60205 Schienen, UVP 19,99 €, im freien Handel üblicherweise für um die 14,- € erhältlich
  • die kostenlose “Powered Up”-App im App Store und Play Store

Möchte man die Tram nicht mit dem Handy bedienen, kämen übrigens noch einmal 22,99 € für die ebenfalls bei LEGO exklusiv erhältliche 88010 Powered Up Fernbedienung dazu. Kurz zusammengerechnet, kommt hier eine UVP von 93,96 € (mit Fernbedienung 116,95 €, jeweils plus Batterien) zusammen, also grob noch einmal der Setpreis. Da die meisten Bestandteile nur von LEGO selbst vertrieben werden, sind hier auch kaum Rabatte möglich.

Theoretisch zumindest wäre das die Kaufstrategie, doch wir stoßen da schnell an die Grenzen der Realität: So ist der Hub seit Ende September bei LEGO kaum zu bekommen, im Verlauf der letzten Monate tauchte die Komponente nur an einzelnen Tagen kurzzeitig zur Bestellung im Online-Shop auf. Zudem lässt sich mit dem empfohlenen Schienen-Set bei weitem keine Rundstrecke bauen, da eine 90-Grad-Kurve jeweils vier Kurvenelemente braucht, ein ganzer Kreis also 16 Kurven – das Set enthält aber nur vier (und dafür weitere Geraden und Flex-Teile). Somit kann in dieser vorgeschlagenen Konfiguration die elektrifizierte Straßenbahn nur vorwärts- und rückwärtsfahren und benötigt also mehr Zuwendung als ein im weihnachtlichen Übermut verschenkter Zwerghamster.

Grundsätzlich merke ich, dass ich gern eine “Ready for Powered Up”-Funktion auf der Website hätte, die mir mit einem Klick die erforderlichen Komponenten in den Warenkorb legt, ohne dass ich Nummern in die Suchfunktion einspeisen muss. Und wie so oft bei technischen Komponenten bei LEGO fühlt sich der Preis für die notwendigen Ergänzungen dafür, was man am Ende bekommt – eine nach vorn und hinten fahrende und etwas leuchtende Straßenbahn -, zu hoch an.

Wohl dem also, der schon über einige Zugkomponenten verfügt – oder sich günstig zu diesem Zweck zulegt, denn es kann günstiger sein, sich einen gut reduzierten City-Zug zu kaufen, der über alle oder die meisten Komponenten verfügt, und eben noch die Zugteile enthält, die man weiterverkaufen oder selbst bespielen kann. Während der neue 60337 Personen-Schnellzug sogar schon über die benötigten Lichter verfügt, kann es sich auch lohnen, den älteren 60197 Personenzug zu ergattern, der eine deutlich niedrigere UVP besaß. Hier wie da ist auch schon ein geschlossener einfacher Schienenkreis dabei.

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Nicht minder möglich ist es natürlich, sich bei BrickLink oder anderen Marktplätzen nach den benötigten Teilen umzuschauen. Achtung: Es ist wichtig, nicht nur nach der Setnummer der Komponente zu suchen, sondern auf das enthaltene Bauteil (also beim Hub statt dem Suchbegriff 88009-1 für das von LEGO vorgeschlagene “Set” durchklicken auf das enthaltene “Inventar” und damit auf das Bauteil bb0892c01 kommen), weil man dadurch ein größeres und viel günstigeres Angebot finden kann, denn hier tauchen dann auch Hubs auf, die z.B. aus ausgeschlachteten Zugsets entnommen wurden. Der Durchschnittspreis von Neuware kann hier teilweise die Hälfte der von LEGO abgerufenen UVP betragen (zzgl. Versand), durch geschicktes Kombinieren der Komponenten bei einem Händler sind hier also attraktivere Einkaufspreise zu erzielen – ich habe mir beispielsweise die Bestandteile (im Zustand “neu”) für zwei Zugmotorisierungen für den Preis von einer zulegen können im Vergleich zum Kauf beim Hersteller. Aber auch hier gibt es Fallstricke: So enthält der 88011 Zugmotor, obwohl davon nichts in der Beschreibung steht (sie werden auch nicht bei den für “Ready for Powered Up” notwendigen, abgebildeten Teilen in der Anleitung dargestellt), auch noch zwei Kreuzachsen und vor allem vier Zugräder mit Kreuzaufnahme, die man für den Betrieb zwingend braucht und im schlimmsten Fall auch nicht im Teilefundus hat. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung …

Hat man einmal alle nötigen Bestandteile beisammen, ist der Umbau selbst eine Sache weniger Minuten und wird kinderleicht im zweiten Anleitungsheft beschrieben: Aus dem Dach werden einige dort geparkte Teile entnommen, die später dem Kabelmanagement dienen. Dann wird der gesamte Radabschnitt entnommen, der unter dem verglasten Bereich der Tram sitzt, und durch den Zugmotor ersetzt – hier ist die gute Vorbereitung durch den Designer eine Freude! Anschließend wird die Beleuchtung am Fußboden entlang nach vorn und nach hinten verlegt und in die freien Technic-Löcher gesteckt. Schließlich wird der Hub auf diese Kabel und den Zugmotor und damit in den eingehausten Bereich der Straßenbahn gesetzt, die (leider sehr widerspenstigen, breiten) Kabel etwas sortiert – dann noch das Dach drauf, fertig! Das funktioniert tatsächlich problemlos.

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Optisch ist der graue Hub allerdings hinter den transparenten Fenstern kaum versteckt, hier sitzt jetzt schon ein unschöner Technikblock in der knuffigen Straßenbahn, ein misstönender Kontrast.

Die in die Powered Up-App integrierten Programmfunktion für die Straßenbahn finde ich übrigens gelungen, es sind viele Gimmicks verbaut: Zwar ist die Steuerung nicht ganz intuitiv, weil man Motor und Bremse mit zwei verschiedenen (und sich damit gegenseitig aufhebenden) Hebeln steuert, doch daneben gibt es – in der optischen Anmutung, sich im Führerstand zu befinden – viele Knöpfe, die man ausprobieren kann. Weihnachtliche Sounds lassen sich genauso an- und ausschalten wie verschiedene “Radioprogramme”, das LED-Licht an der Bahn geht nicht einfach an, sondern glüht ein bisschen auf Betriebstemperatur und verglimmt beim Ausschalten, auch der Schnee lässt sich wundersamerweise anschalten und eine Warnglocke bedienen (leider ertönen, weil es auch technisch aktuell gar nicht anders möglich ist, alle Sounds weiterhin direkt aus dem Handy), und zur großen Freude jüngerer Handybedienender kann man auch eine dampfende Tasse anwählen, die dann von einer Minifigurenhand für einen Schluck genommen wird. Hier muss man aber etwas Fantasie beweisen: Während die Fenster den Anschein erwecken, dass man aus der Bahn in den Himmel schaut, ist die Tasse so auf den Steuerungsbereich abgestellt, als wäre dieser ein Tisch, auf den man hinunterschaut – die Klemmkraft macht eben alles möglich!

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Meine Kinder haben es beim ausgiebigen Testen sogar geschafft, durch mehrfaches Auslösen einiger Funktionen kleine “Fotos” freizuschalten – leider konnte ich später diese “Errungenschaften” auch nach dem Löschen der App-Daten nur noch extrem selten reproduzieren, ich weiß also nicht, ob bestimmte Funktions-Kombinationen diese Goodies auslösen oder eine bestimmte Spieldauer in der App dazu führt. Insgesamt muss ich zur Handy-App aber sagen: Wie die verschiedenen Funktionen miteinander interagieren und man immer wieder kleine, für die Funktion nicht unbedingt nötige, aber verspielte Details entdeckt, hat mich überzeugt. Man kann den entsprechenden App-Bereich übrigens auch mit jedem anderen Zug ausprobieren, die App unterscheidet nicht die unterschiedlichen Modelle.

Nachdem alle elektronischen Elemente verbaut sind, kann die Straßenbahn mit Schmackes über die ausgelegten Schienen, im Zweifel aber natürlich auch übers Parkett fahren. Und man schaut ihr zu und fragt sich: War es das wert? Stichwort fürs Fazit!

Fazit

Obwohl ich die Winterdorf-Sets nicht sammle, haben sie einen kleinen Platz in meinem noch kleineren Herzen inne. Für mich, der ich kein einziges Modular besitze, besetzt die “Winter Village Collection” einen perfekten Design-Bereich, den City mit seiner oft etwas unterkühlten Ästhetik, Creator 3-in-1 durch die manchmal etwas gröbere und farbintensivere Bauweise und generell die Kindersets durch Anforderungen an Stabilität und Baulogik unbesetzt lassen. Schöne Bautechniken, ein Schuss Vergangenheitsversonnenheit machen mir als Erwachsenem Freude – und zugleich freuen sich meine Kinder, denen eine ganze Ziffer vor ihrem Alter fehlt, um überhaupt in die Nähe der Altersempfehlung zu kommen, über die Minifiguren, die Spielsituationen und natürlich das weihnachtliche Flair. Zudem hielten alle Einzelelemente des Sets selbst freudvollere Bespielung locker aus. Und die Straßenbahn als Fahrzeug findet ohnehin schnell Begeisterung und swoosht schnell mit den eiligen Einkäuferinnen von Haus zu Haus. Auch freue ich mich, dass nach viel Märchenbrimborium nun ein etwas realistischeres Set in die weihnachtliche Stadt einkehrt – das mögen aber andere Sammler:innen der Reihe anders sehen. Zudem finde ich, auch wenn mich das selbst überrascht, den Bereich in der Handy-App gelungen.

Meine Kritik am Set habe ich im vorherigen Abschnitt schon ausgebreitet: Mich überzeugt die Setkonzeption mit den zwei Häusern eher weniger, und einige der Aufkleber nerven mich, gerade aber auch wegen ihrer Zweidimensionalität, die auch ein Druck nicht verbessert hätte.

Und so sehr ich mich auch freue, dass “irgendwas mit Schienen” in dem Set dabei ist und sich mit “Ready for Powered Up” sogar eine durchdachte Upgrade-Funktion im Gepäck findet, kann man am Ende dann doch nur einen einzelnen motorisierten (und dadurch auch platzbegrenzten) Einzelwagen herumflitzen lassen. Jeder meiner Züge, der auf einem Parallelgleis an der Tram vorbeizieht, gräbt ihr optisch das Wasser ab, weil einfach Triebkopf und Waggons so viel mehr visuellen Reiz und Bespielbarkeit bieten, und das in Summe für einen deutlich geringeren Preis. Allen nostalgischen Gefühlen zum Trotz würde ich dann doch lieber meine modernere, sieben Jahre alte Straßenbahn aus dem 60097 City Stadtzentrum motorisieren. Insofern: Kinder, kauft euch Hubs, Zugmotoren, Lichter und Fernbedienungen – aber baut sie in eure Schnell- und Güterzüge, Krododil-Lokomotiven und Hogwarts Expresse ein, die sie mühselig und beladen sind.

Da das Set nun einmal so ist, wie es ist, mit seinen Stickern und etwas schmalen Fassaden, bleibe ich trotzdem dabei: Es reiht sich als neue Geschmacksnote sinnvoll in bestehende Winterdörfer ein, und mit wenigen Griffen und ein paar Ersatzsteinen machen die Gebäude auch zur Sommerzeit eine gute Figur, sei es in der eigenen City oder vielleicht sogar als kleine windschiefe Häuschen umringt von Modulars. Auf Rebrickable existieren auch schon die ersten Modifikationen, die die Häuser mit ein paar Teilen in Richtung Modular weiterentwickeln.

Preislich fühlt sich das Set durch die Fülle von Einzelelementen gar nicht schlecht kalkuliert an, das legen auch die Teile- und Grammpreise nahe. Wer die innere Gelassenheit und zugleich etwas Abenteuerlust hat, kann natürlich auch warten, ob er das Set nächstes Jahr mit etwas Rabatt bekommt – spätestens dann macht man wohl nichts mehr falsch mit dem Set. Und mal ehrlich: Viel adventlicher, als eine weihnachtlich geschmückte Hauptstraße in den Tagen vor Heiligabend aus LEGO zu bauen, wird es doch nicht, oder?

Nun interessiert mich aber eure Meinung: Nennt ihr das Set euer Eigen? Favorisiert ihr die etwas fantasievolleren Modelle oder mögt ihr auch eher die realistischeren Entwürfe der Reihe? Würdet ihr die enthaltene Straßenbahn motorisieren, habt ihr es vielleicht sogar schon gemacht? Und habt ihr überhaupt ein eigenes Winterdorf, das jährlich aufgebaut wird, oder nutzt ihr die Sets lieber für eure sonstige Stadt? Immer her mit euren Kommentaren!

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Über David 23 Artikel
Mitte 30, arbeitet in einer bayerischen Kulturinstitution und erkundet mit zwei Kindern die Welt. Hat 2016 durch DUPLO zurück zu LEGO gefunden und 2019 StoneWars entdeckt. Nun baut er die Blauröcke-Festungen und Piraten-Schlupfwinkel, von denen er als Kind geträumt hat.
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