Vor wenigen Minuten beendete das LEGO Ideas-Team das 3. Review 2023. Seit September 2023 konnten 42 Entwürfe die magische Marke von 10.000 Stimmen erreichen und können sich nun auf eine Begutachtung durch LEGO freuen. Wir fassen nochmals alles Wissenswerte zusammen und spekulieren ein bisschen, welche Bauwerke die besten Chancen auf eine Realisierung haben können.
Seit Anfang September sammelte LEGO wieder Fan-Entwürfe für die Fortsetzung der Ideas-Reihe. Doch bevor ein Experten-Team sich die Bauwerke näher ansieht, müssen die Modelle die Ideas-Community überzeugen. Voraussetzung dafür ist, dass innerhalb von zwei Jahren und zwei Monaten 10.000 Stimmen gesammelt werden. Das ist jetzt geschafft.
In den nächsten Monaten wird jedes Projekt anhand eines umfangreichen Katalogs eingehend geprüft. Wir erwarten die Ergebnisse voraussichtlich im Sommer 2024 und erfahren dann auch, welches Modell eine Produktionsfreigabe erhalten wird. LEGO benötigt dann in der Regel etwa ein Jahr, um das fertige Produkt zu entwickeln, sodass wir vermutlich ab Mitte 2025 mit dem (oder den) offiziellen Ideas-Set(s) aus diesem Review rechnen können.
Das 3. Review 2023
Der große Run auf Ideas scheint sich ein wenig gelegt zu haben. Nach dem Rekord zu Beginn des Jahres dürfen sich nun 42 Bauwerke Hoffnungen machen. Das 3. Review 2023 wird in der Statistik der größten Review-Runden den 5. Platz belegen und unterstreicht damit auch einen gewissen Trend zur Normalisierung. Wir möchten zusammen mit euch noch mal einige Highlights der vergangenen vier Monate heraussuchen.
Ehre, wem Ehre gebührt. An der Grenze von 10.000 Stimmen wurde schon häufiger gezweifelt. Auf der anderen Seite stellt diese Schwelle für die meisten Projekte eine unüberwindbare Hürde dar. Der Einzug in ein Ideas-Review darf immer noch als eine große Leistung angesehen werden. Besondere Beachtung möchten wir den Publikumslieblingen widmen, die den Weg sehr zügig zurücklegten. In dieser Runde geht der Titel des schnellsten Entwurfs an “Kaamelott, the Knights of the Round Table” von Lincoln SixBricks. Der Fandesigner präsentiert in dem Modell die ikonischen Spielorte der französischen Comedy-Sendung “Kaamelott”, die zwischen 2005 und 2009 viel Beachtung fand. Die Fanbase, aber auch generell das Thema Mittelalter bzw. Ritter, sorgten für starke Unterstützung und beförderten den Entwurf in 34 Tagen ins Review.
Eine gute Vermarktung ist sehr wichtig, wenn ihr um die Wahrnehmung für euer Bauwerk kämpft. Wie kann man sich in der Vielfalt abheben oder sogar ein Alleinstellungsmerkmal schaffen? – Da sind Entwürfe, die eine etablierte IP nutzen natürlich klar im Vorteil, denn eine Fanbase ist schon vorhanden. Einen Mischweg ging die schnellste eigenständige Idee “Forest Base” von Iyan Ha. Das Modell ist eine Hommage an das beliebte Thema Forestman, welches auch von LEGO mit GWPs in 2022 bzw. 2023 wiederbelebt wurde. Das Waldversteck erlangte einen Dauerplatz unter den Ideas-Trends und wurde deshalb auch gut gesehen. In sehr konstanten Tempo steuerte das Bauwerk auf das Review zu und konnte nach 85 Tagen zur großen Feier einladen.
“IP or non-IP”, das ist hier die Frage. In den Anfangstagen von Ideas lautete die Antwort ganz klar: IP. Die ersten sechs Sets basierten auf den Rechten Dritter und von den ersten 20 Sets entstanden nur fünf aus einer eigenständigen Idee. Erst in den letzten Jahren gewannen generische Bauwerke deutlich mehr an Bedeutung. Im 3. Review kam es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, das die Lizenzthemen mit minimalem Vorsprung gewinnen konnten. Von den 42 Projekten nutzten 22 Einreichungen eine fremde Idee und 20 Bauwerke entsprangen der Fantasie der Einreichenden. Damit ist das Gleichgewicht zwischen den beiden Sparten fast wieder hergestellt, nachdem es zuvor das Pendel leicht in Richtung der Lizenznutzung tendiert war. Ebenfalls waren die Laufzeiten der Kategorien nahezu ausgeglichen. Die Lizenzthemen waren im Durchschnitt einen knappen Monat schneller unterwegs als die Non-IP-Entwürfe.
Seitdem viele Sets mit einer großen Teilezahl angeboten werden, habe ich einen besonderen Blick auf die kleinen Sets entwickelt und möchte euch gerne zeigen, dass man auch mit wenigen Elementen die Community begeistern kann. An dieser Stelle hebe ich gerne den kleinsten Entwurf hervor. In dieser Runde stammt das Bauwerk von legolux1973. Das Gedenken an Queen Elizabeth II kommt mit nur 455 Teilen aus. In dem Entwurf sehen wir das herrschaftliche Dienstzimmer der verstorbenen Monarchin. Es ist mit einem Schreibtisch und einem Sessel eingerichtet. Im Hintergrund unterstreicht ein mächtiger Kamin die royale Atmosphäre. Unmittelbar nach dem Ableben der Queen gewann das Modell schnell an Zuspruch, der sich im weiteren Verlauf verlangsamte. Die Einreichung benötigte 456 Tage ins Review. Wir dürfen gespannt sein, ob LEGO der langjährigen Regentin ein offizielles Ideas-Set widmen wird.
Wie geht es nun weiter?
Ein Experten-Team wird nun alle Entwürfe anhand eines umfangreichen Bewertungskatalogs intensiv prüfen. Die genauen Kriterien sind uns nicht alle bekannt, aber LEGO verrät regelmäßig, dass großen Wert auf Stabilität, Bespielbarkeit und die eigene Produktplanung gelegt wird. Darüber hinaus soll der Entwurf natürlich auch zu den festgelegten Firmengrundsätzen und dem allgemeinen Marken-Image passen.
Eine besondere Prüfung fällt bei Lizenzthemen an. Hier gilt es, die Rechteinhaber zu kontaktieren und auszuloten, ob eine Zusammenarbeit möglich ist, denn nicht jeder möchte sein geistiges Eigentum aus verschiedenen Gründen als Spielzeug umgesetzt sehen. Manchmal sind auch die Eigentumsverhältnisse so kompliziert, dass eine gute Zusammenarbeit nicht sinnvoll erscheint. Ein weiterer Stolperstein könnten aber auch Vereinbarungen mit anderen Vertragspartnern sein, die eventuell eine exklusive Partnerschaft vorsehen oder innerhalb der Spielwarenindustrie keinen weiteren Handlungsspielraum zulassen.
Neben all diesen Überlegungen geht es natürlich auch ums Geld. Was nützt eine gute Idee, wenn sie nicht verkauft werden kann? – Also wird LEGO intern eine Planrechnung mit möglichen Absatzzielen erstellen und diese Werte in die Entscheidung einbeziehen. Dabei handelt es sich nicht um statische Prüfungsvorgaben, sondern Ideas wird die Aspekte flexibel gewichten. So könnten vielleicht auch langfristige Ziele wie zum Beispiel Neukundengewinnung einen Ausschlag geben.
In einer Infografik beziffert Ideas den Begutachtungszeitraum auf etwa vier Monate. Das ist allerdings nur ein Richtwert. Meist zieht sich dieser Prozess etwas in die Länge, sodass fünf bis sechs Monate völlig normal sind. Das Ergebnis werden wir wohl im Frühsommer 2024 erfahren. Eine Begründung dürfen wir leider nicht erwarten, denn LEGO möchte sich nicht in die Karten gucken lassen, da eine ausführliche Ablehnungsentscheidung eventuell auch Hinweise auf die zukünftige Produktplanung geben könnte.
Weiterhin ist es reine Spekulation, wie viele Entwürfe ausgewählt werden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass der bisherige Durchschnitt bei zwei Zusagen lag. Es gab aber auch schon Entscheidungen ohne eine Zusage bzw. mit vier neuen Modellen. Die Thematik hatten wir in der Ausgabe New LEGO Ideas #20 näher betrachtet. Lassen wir uns also überraschen.
Alle 42 LEGO Ideas Kandidaten in der Übersicht
Jeder Entwurf wurde von uns als Steckbrief kurz vorgestellt. Wenn ihr nochmals die wesentlichen Infos nachlesen wollt, klickt einfach in der Tabelle auf den jeweiligen Link. Seit der Umstellung auf das neue Format “New LEGO Ideas” verzichten wir bewusst auf eine konkrete Einschätzung, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass manche Informationen nur schwer oder nur sehr zeitaufwendig zu beschaffen und manche Fakten öffentlich gar nicht zugängig sind. Häufig sind insbesondere Lizenzvereinbarungen völlig uneinsichtig und würden nur Raum für Spekulationen bieten.
Trotz allem können wir aus Erfahrung bestätigen, dass Entwürfe mit einer Überschneidung zu bestehenden LEGO Reihen schlechte Karten haben. Regelmäßig trifft diese Einschätzung auf Modular Buildings, Ninjago und die Helmet Collection oder Fairground Collection sowie die Architecture-Reihe zu. Die Festlegung auf den botanischen Garten in der letzten Review-Runde war deshalb eine sehr große Überraschung und auch ein Widerspruch gegen die Guidelines. Doch erlaubt ist, was Ideas freigibt.
Ebenso schwer haben es Bauwerke mit einem starken regionalen Bezug. Oft ist die Bekanntheit sehr eingeschränkt, was wiederum Auswirkungen auf den Absatz hat. Hinzu kommen dann oftmals auch regionale Kampagnen, die ebenfalls Zweifel an der Nachhaltigkeit der Unterstützung aufkommen lassen.
Nach diesen Überlegungen halte ich die folgenden Entwürfe für aussichtsreich:
- Coraline
- JWST
- Juke-Box
- LEGO Anatomy
- LEGO Microscope
- Moon Palace
- Musik-Entwürfe
- Disney-Entwürfe
- Queen
- IKEA Store
Natürlich kann LEGO auch eine völlig andere Wahl treffen, denn wir haben selbstverständlich keinen Einblick in die Gewichtung der veröffentlichten Bewertungskriterien und können auch nicht einschätzen, welche weitere Faktoren zu berücksichtigen sind. Ein Ergebnis erwarten wir in diesem Frühsommer und die offiziellen Ideas-Sets dürften wahrscheinlich ab dem 2. Halbjahr 2025 in den Regalen stehen.
Mit der Umstellung auf den “New LEGO Ideas”-Newsletter haben wir gleichzeitig auch noch etwas Platz für einige Sonderthemen aus der Ideas-Welt gefunden. Falls ihr Lust habt, nochmal in die Welt der Details abzutauchen, haben wir für euch alle Artikel nochmals als Übersicht zusammengestellt.
Unsere Sonderthemen in der 3. Review-Periode:
#18 Unsere Ideas-Übersicht
#19 Die größten Review-Runden
#20 Wie viele Entwürfe wählt Ideas aus?
#21 Wie lange braucht es vom Entwurf zum offiziellen Set?
#22 Die “15 Jahre Ideas”-Challenge
#23 Achtet Ideas auf eine gerechte Verteilung der Fandesigner?
#24 Welche Änderungen darf LEGO am Fan-Entwurf vornehmen?
#25 Gewinner “15 Jahre Ideas”-Challenge
#26 Der Jahresrückblick 2023
Welchen Entwürfen drückt ihr die Daumen? Mögt ihr lieber die eigenen Ideen oder bevorzugt ihr Lizenz-Projekte? Freut ihr euch eher über große Bauwerke oder können auch kleine Bauten euch überzeugen? Welche Idee könnte von LEGO ausgewählt werden? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare.