Die erste Etappe ist erreicht: 10.000 Ideas-Fans ließen den Entwurf „Carl’s House“ in Richtung zweites Ideas-Review abheben. Nach einer Zwischenlandung werden die LEGO Designer ab September die Flugtauglichkeit näher unter die Lupe nehmen und über die Zukunft des 27. Kandidaten der aktuellen Auswahlrunde entscheiden. Wir stellen euch alle notwendigen Details und einige Hintergründe vor.
Beginnen wir bei unserer Betrachtung wie immer mit dem kreativen Kopf hinter der Bauidee. Das Nutzerkonto von Yang Yang stellt uns leider kaum Informationen zur Verfügung. Wir erfahren lediglich, dass es vor rund einem Jahr eröffnet wurde. In dieser Zeit wurden drei Projekte ins Rennen um die Stimmen geschickt und seit heute kann sich Yang Yang „10k Club Member“ nennen. Im Beschreibungstext entdecken wir noch den Hinweis, dass es sich beim aktuellen Projekt um eine „Re-Submission“, also ein erneutes Hochladen, handeln soll, aber das vermeintliche Vorgängermodell lässt sich nirgends finden. Also lassen wir uns davon nicht weiter aufhalten und widmen uns dem Modell.
Yang Yang nahm sich das Haus aus dem Pixar-Film „Oben“ zum Vorbild und erschuf die farbenfrohe Behausung aus 2.988 Teilen. Das Set-Up soll mit 2 Minifiguren auskommen, die den alten Carl Fredricksen und den jungen Pfadfinder Russell darstellen. Weiterhin sind der sprechende Hund Dug und der große Paradiesvogel Kevin als brick-built Variante mit von der Partie.
Die Basis der Filmkulisse wird auf einer Grundplatte im Format 32×32 Noppen errichtet und mit einem weißen Zaun eingefriedet, der an den Seiten Pin-Aufnahmen vorsieht. Damit könnt ihr das kleine Anwesen problemlos mit anderen Modular Buildings verbinden. Der Garten besticht nicht gerade durch einen grünen Daumen, so dass wir uns direkt das Innenleben ansehen werden.
In den vier Wänden geht es etwas beengter zu, aber Carl schafft es, in seiner Bleibe alles Wichtige unterzubringen. Im Wohnzimmer platziert er ein kleines Sofa sowie seinen bequemen Ohrensessel und neben dem Kamin finden auf dem Sims einige Erinnerungsstücke Platz. Von seinem Lieblingsplatz hat er durch die großen Erkerfenster stets einen guten Blick auf das Geschehen vor dem Haus. Hinter dem Wohnzimmer ist eine einfache und spärliche Küche eingebaut. Da unser Held schon arg in die Jahre gekommen ist, ließ er sich im Treppenhaus einen Lift einbauen, den Yang Yang ebenfalls berücksichtigte.
Nach der holprigen Fahrt mit dem leicht defekten Treppenlift gelangt Carl ins Obergeschoss. Dort finden wir nur sein Schlafzimmer vor. Obwohl hier immer noch ein Doppelbett steht, erkennen wir an dem unbenutzten Kopfkissen, dass Carl mittlerweile alleine lebt. Es scheint fast so, als hätte sich ein Hauch von Traurigkeit und Einsamkeit niedergelassen. Hinter der letzten noch nicht erkundeten Tür ist vermutlich der Zugang zum Dach verborgen.
Damit ihr die Abenteuer von Carl nachspielen könnt, sieht Yang Yang vor, dass die Etagen einzeln abgenommen werden können und auch das Dach könnt ihr mit einem Handgriff vom restlichen Gebäude trennen. Vermutlich ist auch eine Art Schwebemechanismus geplant, denn auf dem Fundament ist ein Klappmechanismus zu sehen, dessen Funktion aber weder erklärt wird noch auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Etwas Wichtiges haben wir noch vergessen: Im Film entgeht Carl der Einweisung ins Altersheim, indem er ein riesiges Ballonbündel in den Himmel aufsteigen lässt. In der Geschichte ist der Auftrieb so stark, dass sich sein Häuschen in die Lüfte erhebt. Daran dachte natürlich auch Yang Yang und wählte – soweit wir das anhand der Bilder einschätzen können – dafür vier weiße Panel 10x10x12 Quarter Dome. Durch die leichte Öffnung sieht es so aus, als hätte Carl gerade eben den Startmechanismus ausgelöst.
An dieser Stelle möchten wir euch darauf hinweisen, dass uns anhand der Bilder nicht ganz klar ist, wie diese Konstruktion auf dem Hausdach befestigt werden soll. Hinzu kommt, dass die Quarter-Dome-Elemente laut BrickLink zuletzt 1996 von LEGO verbaut wurden. Die Farbe weiß kennt der Teilekatalog bisher gar nicht.
Das schreckte die Ideas-Fans jedoch nicht ab. Sie stimmten die rührselige Story innerhalb von 388 Tagen in das Review.
Wie schon erwähnt, basiert die Ideas-Entwurf auf den Film „Oben“ (Originaltitel: „Up“), der im Jahr 2009 erschien und der erste 3D-Film der Pixar-Studios war. In der Geschichte wurde der 78-jährige Carl entmündigt und soll in ein Altersheim eingewiesen werden. Sein Haus soll nach den Plänen einer Wohnungsgesellschaft abgerissen werden und einem Neubau weichen. Um dem Altersheim zu entkommen, flieht er mit seinem Haus, das von einem riesigen Ballonbündel getragen wird. Mit dieser Aktion beginnt eine aufregende Reise. Damit ihr euch einen Eindruck machen könnt, haben wir für euch den deutschen Trailer und die Ballon-Szene (englisch) herausgesucht. Die Handlung beruht auf einer realen Geschichte, die im Jahr 2008 in Seattle (USA) die Gemüter bewegte.
Für die Pixar-Studios, die mittlerweile zum Disney-Konzern gehören, war das erste 3D-Projekt ein Wagnis. Die Produktionskosten schlugen mit stattlichen 175 Mio. US-Dollar zu Buche. Zum Glück kam der Film beim Publikum an und bescherte weltweite Einnahmen von ca. 735 Mio. US-Dollar. Carl und seine Wegbegleiter konnten aber auch das Fachpublikum überzeugen: 2010 wurde der Streifen mit den Golden Globe und den Oscar in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ ausgezeichnet und gehört bis heute zu den TOP-10 der erfolgreichsten Animationsfilme.
Ein kleiner Funfact zum Schluss: Nachdem der Film so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, beschäftigten sich einige mit der Frage, ob es tatsächlich möglich sei, ein Haus mit Ballons in einen Schwebe- oder Flugzustand zu kriegen und ob die im Film beschriebene Flugroute überhaupt möglich sei. Wir haben auch dazu ein Video gefunden, das sich mit dieser Fragestellung beschäftigt.
Die weiteren Detailbilder seht ihr in unserer Galerie:
Alle Entwürfe des 2. Reviews 2021 in der Übersicht:
Nr. | Bild | Entwurf | Fan-Designer | Tage bis 10.000 | Lizenz |
---|---|---|---|---|---|
1 | Imperial Island Fortess | Brick Hammer | 349 | Nein | |
2 | Movie Set | Castor-Troy | 63 | Nein | |
3 | Lifeguard´s Shack | adwind | 724 | Nein | |
4 | A-Frame Cabin | Norton74 | 41 | Nein | |
5 | Spaceballs | Bricktory Lab | 270 | Ja | |
6 | Costume Shop | Bricky_Brick | 165 | Nein | |
7 | BTS Dynamite | JBBrickFanatic | 30 | Ja | |
8 | Boston Dynamics Spot | WalkCrawlRun | 127 | Ja | |
9 | Medieval Tavern | LEt.sGO | 64 | Nein | |
10 | Tavern Under Snow | Lego_Is_Art | 166 | Nein | |
11 | Women of Computing | 20tauri | 70 | Nein | |
12 | Working Minigolf Course | LEGO Paradise | 42 | Nein | |
13 | Brick Walk | leprapego | 416 | Nein | |
14 | Medieval Harbor | Namirob | 747 | Nein | |
15 | Floating Island | Seb_E | 427 | Nein | |
16 | Scooby Doo Mystery Machine | Let Them Fly | 194 | Ja | |
17 | Aircraft Engine Workshop | Stephanix | 132 | Nein | |
18 | Airport Firetruck | redera00 | 438 | Ja | |
19 | Gamestop Classic Store | MCHLN | 3 | Ja | |
20 | Traditional German Cottage | sNICKers77 | 104 | Nein | |
21 | Outer Solar System Expansion | Geroditus | 469 | Nein | |
22 | Knight Rider: Kitt and the Flag Mobile Commad Unit | HenkvdL05 | 39 | Ja | |
23 | Jaws | Diving Faces | 249 | Ja | |
24 | Nyhavn Copenhagen | Mathias Julin | 546 | Ja | |
25 | Basement & Sewerage | MOCingbird | 330 | Nein | |
26 | Johns Medieval Watermill | Mind the Brick | 78 | Nein | |
27 | Carls House | Yang Yang | 388 | Ja | |
28 | The Nanny | Castor-Troy | 321 | Ja | |
29 | Minas Tirith | GJC15344 | 531 | Ja | |
30 | The Apartement | Bricky_Brick | 640 | Nein | |
31 | The Medieval Fortress (Castle) | LEt.sGO | 54 | Nein | |
32 | House of Time | KevinTimeHouse | 282 | Nein | |
33 | The A-Team: Van and Crew | HenkvdL05 | 57 | Ja | |
34 | Log Cabin | Galaxy333 | 115 | Nein |
Ich bin zwar bisher noch nicht dazu gekommen, den Film in ganzer Länge zu sehen, trotzdem spricht mich die Story irgendwie an. Beim ersten Hinsehen gefällt mir der Entwurf. Ich finde, die freundlichen Farben der Hausfassade erwecken eine fröhliche Grundstimmung. Bei genauer Betrachtung stören mich aber einige Punkte so sehr, dass sich bei mir Ernüchterung breitmacht. Über den kargen Garten kann ich noch locker hinwegsehen, aber der unklare Schwebemechanismus und die ebenso unklare Konstruktion der großen Ballonhülle trüben meine Stimmung ganz erheblich ein.
Kommen wir zu der Frage, wie LEGO die Idee bewerten könnte. In der Ideas-Vergangenheit gab es im 2. Review 2020 bereits schon mal einen Entwurf zu Carls Haus aus „Oben“. Das Ideas-Team entschied sich allerdings gegen die Umsetzung und lehnte den Vorschlag ab. Ansonsten finden wir weder bei Ideas noch im aktuellen bzw. historischen LEGO Sortiment Anhaltspunkte.
Die Geschichte von Carl scheint offenbar gut anzukommen. Die Auszeichnungen zum besten Animationsfilm, das Einspielungsergebnis und die konstant guten Bewertungen der Merchandise-Artikel bei verschiedenen Onlinehändlern lassen diesen Schluss zu. Der Clou an der Story ist mit Sicherheit die unglaubliche Idee, ein Haus mit Luftballons zu bewegen. Aus gutem Grund gibt es genug Versuche, die das im Experiment nachstellen wollten.
Kernelement der Bauidee ist daher natürlich das riesigen Ballonbündel. Mit der schlüssigen bautechnischen Umsetzung steht und fällt das Thema. Leider bleibt im Beschreibungstext, aber auch in den Bildern die Frage offen, wie die Konstruktion auf dem Dach befestigt werden kann. Das könnte eventuell noch zu verschmerzen sein, wenn nicht für die Kuppel auf Teile zurückgegriffen wird, die seit über 20 Jahren nicht mehr von LEGO verbaut werden und in weiß noch nie produziert wurden.
Das ist meiner Meinung nach ein Problem des digitalen Bauens: Im Teilekatalog werden Möglichkeiten angeboten, die mit Problemen behaftet sind. Ich würde mir hier ein bisschen mehr Realismus wünschen. Weiterhin stellt sich natürlich auch die Frage, warum alte Teile für das digitale Bauen überhaupt zur Verfügung stehen.
Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass wir ein typisches Wohnhaus auf einer Standard-Grundplatte im Format 32×32 Noppen vorliegen haben. Ob ein Überlappungsrisiko zur Modular Building-Reihe vorliegt, überlasse ich euch. Die vorgesehenen Verbindungs-Pins könnten ein Indiz für den angedachten Einbau in eine Modular-Reihe sein.
Wie schon in meinen persönlichen Worten erwähnt, finde ich die grundsätzlich Idee echt schön. Zusätzlich zum möglichen Überlappungsrisiko enthält der Entwurf für mich zu viele Fragezeichen, sodass ich die Umsetzung für unwahrscheinlich halte.
Wie gefällt euch die Idee? Kennt ihr den Animationsfilm oder ist die Story für euch Neuland? Würdet ihr das Haus gerne in eure Stadt einbauen oder könnt ihr mit dem Gebäude nichts anfangen? Stört ihr euch an Digitalentwürfen, die nicht verfügbare Teile verwenden oder vertraut ihr auf die Fähigkeiten der LEGO Designer? Wie schätzt ihr die Chancen auf eine Umsetzung ein? Schreibt uns eure Meinungen in die Kommentare.