„Ein bisschen Geschichte kann nicht schaden“, dachten sich offenbar die Ideas-Fans und wählten den Entwurf „The Treasury – Petra“ als 34. Idee ins aktuelle Review. Ob in Billund für die anstehende Begutachtung die Forschungsarbeiten zur Ausgrabung angefordert werden, ist uns nicht bekannt. Allerdings wird LEGO ab September das Modell auf Bautechniken und Marktfähigkeit prüfen. Wir wollen euch nicht warten lassen und haben alles Wissenswerte schon mal zusammengetragen.
Den neusten Zugang zum Ideas-Review verdanken wir thepredisent, über dessen Person wir nichts in Erfahrung bringen konnten. Das Konto wurde im 10. Juli 2020 eröffnet und seitdem können wir nur diesen einen Entwurf sehen.
Das Modell wurde schon wenige Tage nach dem Beitritt der Community präsentiert. Nach fünf Wochen, Ende August 2020, waren die ersten eintausend Stimmen eingesammelt und zum Jahreswechsel 2020 ernannte das Ideas-Team das Bauwerk zum „Staff Pick“. So werden Entwürfe bezeichnet, die dem Team gut gefallen – ansonsten ist dieser Titel aber ohne Aussagekraft. Es dauerte bis Anfang November 2021, bis die Halbzeit bei 5.000 Stimmen absolviert war, und schließlich wurde kurz vor Fristablauf, nach genau 741 Tagen, die Ziellinie überschritten. Wir freuen uns mit thepredisent über den ersten Eintrag im „10k Member Club“.
Der Entwurf befasst sich mit der sagenumwobenen Stadt Petra, die in der Antike ein wichtiges Handelszentrum in Jordanien war. Eines der berühmtesten Gebäude ist das Eingangstor zum Schatzhaus des Pharao, Khazne-al-Firaun. Das Tor wurde mit 2.427 Steinen im Detail nachgebaut und ist ohne Minifigur geplant.
Das imposante Bauwerk wird uns als Display-Entwurf gezeigt, der geschätzte 31 cm breit und 38 cm hoch sein dürfte. Damit das Relief gut zur Geltung kommen kann, wurde die Tiefe auf ca. 11 cm festgelegt. Der Detailgrad ist erstaunlich hoch und kommt dem Original sehr nahe. Selbst die unterschiedlichen Verfärbungen in der Struktur wurden im Modell berücksichtigt.
Die heutige Ruinenstadt Petra liegt in Jordanien zwischen dem Roten und dem Toten Meer. Sie war zur Zeit der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Aufgrund der imposanten Grabmäler gilt das Areal als einzigartiges Kulturdenkmal und wurde am 6. Dezember 1985 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Petra liegt strategisch günstig an ehemals wichtigen Karawanen-Routen: Zum einen liegt die Stadt versteckt und gut geschützt zwischen schroffen Felswänden, zum anderen verfügte Petra über eine sichere Wasserversorgung.
Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. etablierte sich die Gegend als wichtiger Handelsplatz für Gewürze, Weihrauch und Silber und weckte bei Nachbarvölkern Begehrlichkeiten, die aufgrund der außergewöhnlichen Lage abgewehrt wurden. In der Blütezeit zwischen 300 v. Chr. und 50 n. Chr. zählte Petra etwa 35.000 Einwohner. Zu dieser Zeit entschieden sich die Herrscher für ein Bündnis gegen Rom und läuteten den schleichenden Niedergang ein. Nach schweren Erdbeben sowie aufgrund der Eroberung der Muslime im Jahr 636 verließen die meisten Einwohner die Stadt.
Das Ideas-Modell zeigt die Fassade des Khazne al-Firaun, ein Grabmal des damaligen Nabatäerkönigs Aretas IV., der im 1. Jahrhundert v. Chr. regierte. Das Bauwerk ist im Original etwa 40 Meter hoch und 25 Meter breit. Erst im 19. Jahrhundert begannen die ersten Forschungs- bzw. Ausgrabungsprojekte. Weltweite Bekanntheit erhielt Petra, als Steven Spielberg für den Film „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ die Stadt als Kulisse wählte.
Falls ihr euch näher für den geschichtlichen Hintergrund interessiert, haben wir zwei ausführliche Dokus von Terra-X (ca. 45 Min) und Arte (ca. 80 Min) herausgesucht.
Weitere Impressionen könnt ihr euch in unserer Galerie ansehen:
Diese Ideen wollen im 2. Review 2022 überzeugen:
Der Entwurf erinnert mich ein bisschen an das Kolosseum. Hier wurde ein antikes Gebäude mit hoher Präzision mit LEGO Steinen in ein Set verwandelt. Auch wenn ich mich nun recht intensiv mit der spannenden Geschichte zu diesem Ort auseinandergesetzt habe, will bei mir irgendwie kein Funke überspringen. Das liegt sicher nicht an der Umsetzung, denn diese finde ich sehr gelungen. Vielleicht stört mich, dass wir „nur“ eine Fassade sehen und keine weiteren Optionen zur Erkundung vorfinden.
Lenken wir unseren Blick lieber auf eine mögliche Bewertung durch LEGO. Dazu wollen wir nach ersten Hinweisen im Ideas-Archiv suchen. Die Stadt Petra können wir nicht entdecken, dafür aber ähnliche Modelle, die auch UNESCO-Weltkulturerbe sind. Ich denke da an Machu Picchu im 1. Review 2019, die Trulli of Alberobello oder die Forth Bridge jeweils im 1. Review 2021. Bisher würdigte Ideas keinen der Entwürfe und lehnte alle Einreichungen ab.
Im LEGO Sortiment sind große und bekannte Bauwerke häufig vertreten. Aktuell könnt ihr das LEGO 10276 Kolosseum erwerben. In der Vergangenheit konnten wir ebenfalls bei Creator Expert weitere internationals Sehenswürdigkeiten erwerben. Ich denke da an das Taj Mahal, die Londoner Tower Bridge oder den Eiffelturm. Darüber hinaus können wir weitere Bauwerke als LEGO Architecture-Set kaufen.
Wenn ihr euch mal ehrlich fragt, welche bekannten und historischen Gebäude es auf der Welt gibt, was würdet ihr antworten? Wäre Petra mit dabei? Wir wollen hier aber nicht das Bauchgefühl sprechen lassen, sondern schauen mal auf die Suchanfragen. Logischerweise kommen die Hauptanfragen aus Jordanien selbst, da man oft als Tourist vor Ort Informationen beziehen möchte. Außerhalb von Jordanien ist das Interesse relativ gering.
Interessant wird es, wenn wir mit einigen Vergleichen beginnen: So erhält das berühmte Kolosseum nur doppelt so viele Anfragen, der Eiffelturm wird etwa 4,5-mal so oft gesucht, aber Westminster in London liegt ungefähr auf dem gleichen Niveau und das Opernhaus in Sydney erhält nur ein Drittel der Aufmerksamkeit. Petra wäre in dieser Aufzählung also recht gut aufgehoben, wenn wir über die regionale Konzentration hinwegsehen.
Ich glaube, Petra wird es schwer haben. Zum einen wurden über Ideas bisher alle Baudenkmäler abgelehnt, zum anderen bedient LEGO über die Creator Expert bzw. Icons-Reihe sowie bei Architecture außergewöhnliche Bauten. Aus diesem Grund räume ich dem Entwurf bei Ideas wenig Chancen ein. Die Umsetzung würde ich als unwahrscheinlich einstufen.
Wie findet ihr das Modell? Kennt ihr Petra oder sagte euch der Name bisher nichts? Was sagt ihr zu den Details – sind sie gelungen oder würdet ihr etwas ändern? Ist die Farbwahl gut getroffen oder findet ihr das Bauwerk zu eintönig? Wünscht ihr euch mehr historische Architektur? Wie schätzt ihr die Chancen ein? Schreibt uns eure Gedanken gerne in die Kommentare.